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Veröffentlicht am 01.09.2020

Ergreifendes Umwelt- und Generationendrama

Jahresringe
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Der Hambacher Forst, einer der ältesten deutschen Wälder und Heimatort vieler seltener Tier- und Pflanzenarten, ist zum Synonym für die deutsche Umwelt(zerstörungs)politik geworden. Andreas Wagner ...

Der Hambacher Forst, einer der ältesten deutschen Wälder und Heimatort vieler seltener Tier- und Pflanzenarten, ist zum Synonym für die deutsche Umwelt(zerstörungs)politik geworden. Andreas Wagner hat die Rodungsgeschichte dieses Waldes und die damit verbundenen menschlichen Schicksale zum Gegenstand seines Debütromans gemacht. Die Handlung wird bestimmt durch die umstrittene Thematik des Braunkohletagebaus, die mit der Abholzung von Waldgebieten, die an den Lebensraum der Romanfiguren angrenzen sowie der Zerstörung und Umsiedlung ganzer Dörfer einhergeht.

Wir alle kennen den Hambacher Forst und wissen um seine prekäre Situation. Andreas Wagner aber will mit seinem Roman genauer fokussieren: Wer sind neben der Natur die Leidtragenden der Rodung, wer die Opfer, wer die Täter, wer die Aktivisten. Natürlich sind seine Figuren fiktiv, aber so oder so ähnlich hätte es ablaufen können bzw. ist es tatsächlich abgelaufen, nur eben mit anderen (realen) Personen. Die Firma RWE, die den Braunkohleabbau in NRW betreibt, wird sogar explizit genannt und nicht etwa unter fiktivem Namen verklausuliert.

Schauplatz der Handlung von “Jahresringe” ist das kleine “Doppeldorf” Lich-Steinstraß in Nordrhein-Westfalen, das an den Hambacher Wald oder Bürgewald, wie er auch genannt wird, angrenzt. Die “Entwurzelungsgeschichte” dieses Ortes, der tatsächlich im Zuge des Braunkohle-Tagebaus umgesiedelt wurde, wird exemplarisch anhand der Familie Klimkeit erzählt, deren “Gründerin” Leonore Klimkeit ist. 1946 wird die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten Heimatvertriebene im äußersten Westen der jungen Republik “angespült”. Ein auf traditionelle rheinische Lebkuchen (“Moppen”) spezialisierter Bäcker und dessen Mutter nehmen sie bei sich auf, sie erlernt das Handwerk und wird zur Ersatztochter der Familie. Ihre Geschichte geht dem Leser (zumindest wenn ich für mich spreche) sehr nahe. Als “das Flüchtlingskind” oder “die Evangelische aus dem Osten” bleibt sie zeitlebens eine Außenseiterin der Dorfgemeinschaft, die sich trotz aller Anstrengungen als “Fremde” nie integrieren kann. Nur im Wald fühlt sie sich frei und geborgen, wie auch später ihr Sohn Paul (“Alles hier war echt. Alles war Geschichte. Alles war Natur." S.114) . Aber der Wald ist in Gefahr.

Von 1946 bis 2018 wird die Geschichte der Familie weiter verfolgt, immer vor dem Hintergrund der Abholzung des Hambacher Waldes. Von 1976-1984 steht Leonores Sohn Paul im Fokus, später dann ihre Enkelkinder.

Andreas Wagner erzählt unaufgeregt, ohne Schnörkel, aber mit großer Intensität. Sein Erzähler ist allwissend, er macht Verweise in die Zukunft. Vor allem arbeitet der Autor mit einer starken Symbolik und Elementen des magischen Realismus. Das titelgebende Maiglöckchen-Motiv zieht sich leitmotivisch durch den Roman.

Gerne hätte ich manche Figuren ausführlicher verfolgt und mehr über sie erfahren. Zum Beispiel über Pauls Vater oder Jan und Sarah. Was ist aus ihnen geworden? Wie haben sich ihre Anschauungen und Pläne angesichts der Ereignisse im Wald verändert? Schade dass das Buch dann doch ein wenig zu kurz war für einen opulenten Familienroman. Dennoch ist das für mich kein Grund, keine 5 Sterne zu geben: Ein beeindruckendes Debüt mit wichtigem Thema!




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Veröffentlicht am 05.08.2020

Epilog eines Künstlerlebens

Der letzte Satz
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Leider muss ich zugeben: “Der letzte Satz” war mein erster Seethaler. Auch mit Gustav Mahler hatte ich bislang nicht viel zu tun, außer dass ich ganz im Groben über sein Leben und Werk Bescheid ...

Leider muss ich zugeben: “Der letzte Satz” war mein erster Seethaler. Auch mit Gustav Mahler hatte ich bislang nicht viel zu tun, außer dass ich ganz im Groben über sein Leben und Werk Bescheid wusste.

Als Einstiegswerk in Seethalers Schaffen war dieser Kurzroman (nur 128 Seiten) für mich wunderbar geeignet. Man bekommt ein gutes Gefühl für den viel gerühmten Takt, den Seethaler in seiner leisen, eindringlichen Prosa anschlägt. Ja, Seethalers Schreiben ist sehr musikalisch und so passt es wunderbar, dass er sich den Weltmusiker Gustav Mahler als Protagonisten seines neuesten Werks ausgesucht hat.

Die Handlung von "Der letzte Satz" ist schnell zusammengefasst. April 1911. Gustav Mahler befindet sich auf seiner letzten Reise per Schiff von New York, wo er sein letztes Konzert gegeben hat, zurück nach Europa. Mahler weiß, dass er an einer unheilbaren Herzentzündung sterben wird. Auf der Schiffsreise, auf der ihn seine junge Frau Alma und seine kleine Tochter Anna begleiten, denkt er über sein Leben nach.

Es ist also im Wesentlichen Mahlers Innenleben, was hier beschrieben wird. Die Erinnerungen, die ihn beschäftigen und quälen und solche, die ihm teuer sind. Eine gedankliche Reise also zu den schönen und schlimmen Momenten seines Lebens. Es sind einschneidende Erlebnisse, wie der Tod seiner Tochter Maria, die Begegnung mit berühmten Menschen, seine Liebe zu Alma, natürlich seine Arbeit oder auch nur flüchtige Reflexionen über Gott und die Welt.

Wir haben außerdem ein wenig Teil am künstlerischen Schaffensprozess des Komponisten Mahler. Was inspiriert ihn, was setzt diesen komplexen gedanklichen Prozess in Gang, an dessen Ende die unvergängliche Musik steht, der man im Konzertsaal oder auf dem Tonträger lauschen darf.

Was wir hier lesen dürfen, ist ganz große Literatur, die sich an nichts weniger als an den großen klassischen Erzählern orientiert und doch ganz eigenständig und einzigartig dasteht in der Flut der belletristischen Publikationen. Dennoch werden manche sagen: zu kurz, zu oberflächlich. Aber sind nicht gerade die flüchtigen, oft nicht “fertig gedachten” Gedanken und Erinnerungen eines großes Künstlers, die wir nicht anders als in Form von Literatur kennenlernen dürfen, eine wahnsinnige Bereicherung? Für mich sind sie es jedenfalls.

Ein Buch, das man nicht nur einmal liest, sondern zu dem man immer wieder greifen wird, wenn einem der Sinn nach wehmütig schöner, erstklassiger Literatur steht.




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Veröffentlicht am 31.07.2020

Frauenpower in den Fifties

Die Wunderfrauen
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Die Zeit des sogenannten “Wirtschaftswunders” der 1950er Jahre ist eine, mit der ich mich bis auf den Geschichtsunterricht in der Schule kaum beschäftigt habe. Stephanie Schuster hat sich für ...

Die Zeit des sogenannten “Wirtschaftswunders” der 1950er Jahre ist eine, mit der ich mich bis auf den Geschichtsunterricht in der Schule kaum beschäftigt habe. Stephanie Schuster hat sich für ihre Trilogie über die vier “Wunderfrauen” genau diese Zeit als Ausgangspunkt ausgesucht (bis in die 1970er Jahre soll die Geschichte in zwei Folgebänden weitergehen) und damit erheblich zu meiner Weiterbildung beigetragen. Ihr Auftaktband spielt im Oberbayern der 1950er Jahre, wo wir vier Frauen begleiten, die den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Neuanfang der jungen Bundesrepublik mitgestalten.
Die Autorin erschafft ein wunderbares Setting, das die “Fifties” vor dem geistigen Auge der LeserInnen auferstehen lässt. Dabei gelingt ihr der Spagat zwischen ernsten Themen (traumatische Kriegserlebnisse, leider immer noch vorherrschendes braunes Gedankengut, Thema Entnazifizierung, Umgang mit den Besatzern, etc.) und einer lockeren, hoffnungsvollen Aufbruchstimmung, die diese Zeit gleichermaßen kennzeichnen. Strumpfhosen, Rock n’Roll und Kaugummi halten auch am Starnberger See Einzug. Zwischen Leutstetten und Starnberg sowie gelegentlich auch bis ins große angrenzende München bewegt sich der Radius der Handlung.
Interessant ist das damalige Frauenbild, das die Autorin anhand ihrer vier Protagonistinnen nachzeichnet. Obwohl viele Frauen während des Zweiten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit auf sich allein gestellt waren und als “Trümmerfrauen” den Wiederaufbau Deutschlands gemanagt haben, hat sich in den Fünfzigern wieder das konservative Gesellschaftssystem eingeschlichen. Die Verkrustung bricht nur langsam auf, die Emanzipation steckt noch in den Kinderschuhen.
Luise, die gebürtige Oberbayerin, wagt sich langsam aus der Deckung. Obwohl sie - aus der Landwirtschaft stammend - als Ehefrau eines Fernmeldetechnikers im geerbten Haus der Schwiegermutter als Hausfrau lebt, wagt sie den Weg in die Selbständigkeit und eröffnet einen Lebensmittelladen im Dorf.
Annabel ist als Münsteranerin eine “Zuagroaste”, die in die adelige Ärztefamilie von Thaler eingeheiratet hat. Als Hausfrau hat sie "lediglich" die Aufgabe, auf ihren Sohn im Kleinkindalter aufzupassen. Ihr Mann, Chefarzt der Starnberger Seeklinik für Frauen, ist beruflich sehr eingespannt und vernachlässigt sie zusehends.
Helga ist die Industriellentochter “aus gutem Hause” in München. Als sie durch das Abitur rasselt, beginnt sie eine Ausbildung zur Krankenschwester an der Seeklinik. Sie ist diejenige der drei Frauen, die ungezwungene amouröse Abenteuer sucht. Ihre Begegnung mit einem amerikanischen GI verändert ihr Leben nachhaltig.
Marie wuchs auf einem Gutshof in Schlesien auf. Auf der Flucht erlebt sie Traumatisches und die Bundesrepublik empfängt die Vertriebene auch nicht gerade mit offenen Armen. Auf dem Hof von Luises Bruder Martin, der mit seinem behinderten Bruder Manni zusammenlebt, findet sie temporär ein neues Zuhause.
Die Schicksale der vier Frauen, die sich zu Beginn des Romans noch nicht kannten, greifen nach und nach ineinander. Die zunehmende Verzahnung der Geschichten ist erzähltechnisch sehr gut gemacht worden. Man fiebert mit jeder der vier Frauen mit, auch wenn zunächst nicht alle gleichermaßen sympathisch sind.
Auch sprachlich hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Der Humor kommt nicht zu kurz, dort wo er passt. Auch hier schafft Stephanie Schuster es, Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit gleichermaßen zu ihrem Recht zu verhelfen. Die Erzählweise ist sehr angenehm und der Einsatz des oberbayerischen Dialekts ist auf den Punkt - gerade so viel, um das Lokalkolorit einzufangen. Die fiktiven Notiz- und Rezeptbuch-Einträge verleihen dem Buch zusätzlich eine gewisse Authentizität.
Fazit: Eine richtig unterhaltsame, überaus lesenswerte und sehr interessante Zeitreise in die 1950er Jahre! Ich bin gespannt, wie es mit den Wunderfrauen Luise, Annabel, Helga und Marie in den 1960ern weitergeht.

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Veröffentlicht am 26.07.2020

Elegisches Architekturmärchen

Das Gartenzimmer
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Man sagt, Häuser haben eine Seele, sie tragen die Erinnerungen und Schicksale der Menschen, die in ihnen gelebt haben, in sich. Kann man in einem Haus mit dunkler Vergangenheit jemals glücklich werden? ...

Man sagt, Häuser haben eine Seele, sie tragen die Erinnerungen und Schicksale der Menschen, die in ihnen gelebt haben, in sich. Kann man in einem Haus mit dunkler Vergangenheit jemals glücklich werden? Diese Frage stellt Andreas Schäfers pointierter Roman "Das Gartenzimmer". Anhand der bewegten Geschichte einer Berliner Villa zeigt er auf, welchen Einfluss die Vergangenheit auf unser Leben hat und auf die Räume, die wir uns dafür einrichten.

Die Handlung des Romans spielt auf mehreren Zeitebenen. Von 1908 bis 2013 erstreckt sich die erzählte Zeit. Die “Villa Rosen” ist das erste Projekt des jungen Architekten Max Taubert. Der Erzähler fängt die distanzierte, spröde Persönlichkeit des Architektur-Künstlers wunderbar ein. Elsa Rosen, die erste Bewohnerin des Hauses, ist begeistert von dem jungen Mann, den sie später verstoßen wird. Die charakterstarke Dame prägt das Haus mit ihren Soireen und Künstlerfesten. Später wird Hannah Lekebusch, die zweite Bewohnerin zu Beginn des 21. Jahrhunderts, versuchen, sie zu imitieren. Vergangenheit und Gegenwart spiegeln sich an vielen Stellen dieses so besonderen Romans.

Was machen “museale”, unter Denkmalschutz stehende Häuser mit ihren Bewohnern? Die Auflagen des Denkmalamts müssen erfüllt werden, aber noch schlimmer ist der unsichtbare Druck, den die Lekebuschs sich machen, vor allem Hannah. Sie lebt in einem Museum, während ihr Mann Frieder, der mit Placebos reich geworden ist, nur “etwas Echtes” erhalten möchte. Auch vor der nächsten Generation machen die Probleme nicht halt: Der Erbe der Lekebuschs, ihr Sohn Luis, kriminalisiert das Haus. Er sucht eine Zuflucht vor den Gespenstern aus Vergangenheit und Gegenwart. Wird er sie finden?

Wie bei einer Renovierung bzw. Restaurierung legt der Erzähler nach und nach eine Schicht der tiefenpsychologischen Beschaffenheit des Hauses und des Ichs aller Personen, die mit ihm zu tun haben, frei. Es ist ein ständiges Distanzieren, Definieren, Möblieren und Renovieren, was hier vor sich geht; das Haus Projektionsfläche von Wünschen, Befürchtungen und Ängsten. Das titelgebende Gartenzimmer ist das Symbol für die unheimliche Seele und verlorene Unschuld des Hauses. Sein düsterer Kern, den Hannah Lekebusch am liebsten verdrängen würde. Überhaupt ist das ganze Untergeschoss ein ihr unangenehmer Ort. Sie ist gleichsam angezogen und abgestoßen von dem monströsen Haus, in das sie viel Energie und Herzblut gesteckt hat.

Viel wird in diesem stimmungsvollen Roman nur hauchzart und behutsam angedeutet, er steckt voller Symbolik. Poetisch wunderschön und leise erzählt, mit so vielen Zwischentönen, wie es sonst nur die großen klassischen Erzähler der alten Schule können. Ich denke an Thomas Mann, Eduard von Keyserling, Robert Walser, wenn ich Andreas Schäfer lese. Es gelingt ihm wunderbar, Stimmungen in seiner vielschichtigen Prosa einzufangen und auszudrücken. Er schafft die Atmosphäre, die das Kopfkino des Lesers zum Laufen bringt. Elegisch, traurig, melancholisch - und doch so wunderschön.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Grundlagenkochbuch für die vegane Küche

Vegan! Das Goldene von GU
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Vorab: Ich bin schon seit meiner Kindheit Vegetarierin, zur vollständigen Veganerin habe ich es aber leider nie geschafft.

Zum Buch:
Sehr praktisch ist die Tatsache, dass die Herstellung bestimmter ...

Vorab: Ich bin schon seit meiner Kindheit Vegetarierin, zur vollständigen Veganerin habe ich es aber leider nie geschafft.

Zum Buch:
Sehr praktisch ist die Tatsache, dass die Herstellung bestimmter Basics wie vegane Mayonnaise, Hafersahne oder Nussmus gleich am Anfang des Buches stehen. Nachher wird in den Rezepten oftmals darauf verwiesen, wenn das Basic-Produkt, das man auch selbst herstellen kann, für ein Gericht benötigt wird. Wer also nachhaltig denkt und so etwas wie Seitan oder veganen Milchersatz nicht fertig in Plastik verpackt einkaufen möchte, ist hier schon mal gut bedient. Auf Käse-, Ei- und Fleischersatz wird in einem Infoteil hinten im Buch näher eingegangen. Die entsprechenden Rezepte folgen dann im Kapitel “Küchenklassiker Vegan”, in denen Gerichte, die normalerweise mit Fleisch, Käse oder Ei (Bolognese, Carbonara, Mozzarella, etc.) gemacht würden, “veganisiert” werden.

Die veganen Frühstücksideen und Aufstriche haben mir sehr zugesagt. Endlich mal ein ordentliches Rezept für veganes “Rührei” (Rührtofu) - gerade die “einfachen” Gerichte, auf die Veganer sonst “verzichten” müssen, sind ja oft die Besten und am meisten vermissten. Wer einen veganen Brunch mit einer vielfältigen Auswahl an “Tapas” auf den Tisch bringen möchte, findet in diesem und im nächsten Kapitel alles, was er dafür benötigt.

Reichlich originell und leicht nachzukochen ist auch das Party- bzw. Fingerfood (Kapitel: “To Go und Zwischendurch: Salate, Snacks und Fingerfood”). Grünen Spargel einzeln in Filoteig zu packen, wie im Rezept “Knusperspargel mit Bärlauch-Mayo”, finde ich eine tolle Idee und das wird bestimmt auch bei meinen Gästen einen Wow-Effekt hervorrufen. Dass man den Filoteig dabei nicht selbst machen muss, finde ich nicht schlimm, im Gegenteil. Bei manchen Komponenten hört einfach der Kochspaß auf und ich kenne eigentlich niemanden aus meiner Generation, der Blätterteig selbst herstellen kann und möchte. Sehr ansprechend finde ich auch die Salate im Glas, die als ausgewogene Power-Mahlzeiten perfekt sind, um sie z.B. unterwegs oder ins Büro mitzunehmen. Die derzeit sehr beliebten und gehypten “Bowls” dürfen natürlich auch nicht fehlen. In diesem Kapitel gibt es viele kleine Fingerfood-Gerichte bzw. “Tapas”, die zum Brunch, Abendessen oder als Vorspeise gereicht werden können.

Besonders gespannt war ich auf das “One-Pot-Seelenfutter”, also Suppen, Eintöpfe und Currys. Hier findet man Klassiker wie Kartoffelsuppe mit veganen Würstchen, Wirsing- und Linseneintopf - also wie von Oma nur eben ohne Schwein & Co.

Als passionierter Nudelesser bin ich auch von den einfallsreichen Pastarezepten sehr begeistert. Toll finde ich dass es auch ein Rezept für veganes Pesto Rosso gibt - jetzt muss ich meine Lieblings-Pastasauce nicht mehr fertig kaufen, sondern kann es ganz einfach selbst machen - ohne fiese Inhaltsstoffe, die in Fertigprodukten oft drin sind. Auch die Lasagne mit geschmorten Pilzen ist für mich ein wahr gewordener kulinarischer Traum!

Der Autorin gelingt es auch gut, dem berühmt-berüchtigten Tofu, der bei vielen wegen seines vermeintlich “faden” Geschmacks nicht besonders beliebt ist, einen interessanten Touch zu verleihen. Man muss eben nur wissen, wie man Tofu mariniert, damit er schmackhaft wird. In einem Tipp erfahren wir sogar, wie man ihn knusprig hinbekommt.

Auch achtet die Autorin darauf, ihre Gerichte ausgewogen zu gestalten und in ihnen viele Komponenten zu arbeiten, die Veganern wichtige Nährstoffe zuführen, die sie mangels tierischer Produkte ansonsten nicht konsumieren. Zum Beispiel gibt es viele Gerichte mit Linsen, Sesam, etc., die als Eisenlieferanten bekannt sind. Natürlich darf auch das Superfood Chia-Samen nicht fehlen. Wichtig sind auch die veganen Eiweißlieferanten wie Soja und Lupinenprodukte sowie Jackfruit, die in einem Infoteil ausführlich vorgestellt werden.

Es gibt auch viele exotische Gerichte, in denen orientalische Gewürze wie Harissa oder Kalak Namak verarbeitet werden. Kosmopolitisch-kulinarisch wirds zum Beispiel mit asiatischen Gemüse-Uttapams, vietnamesischen Sommerrollen, veganem japanischem Sushi und vielen anderen Gerichten mehr. Das gibt dem Kochbuch einen internationalen Touch, was ich sehr gut finde. Auch beim Essen sollte man über den Tellerrand hinaus gucken. Auch saisonal gesehen ist für jede Jahreszeit etwas dabei, auch wenn es jetzt nicht explizit erwähnt wird.

Die süßen Gerichte und Kuchen, die wunderbar ohne Ei (selbst Baisers lassen sich ohne Zusatz von Ei zaubern!) und Kuhmilch auskommen, runden das Buch ab.

Alles in allem bin ich sehr positiv überrascht von diesem Kochbuch! Es ist wirklich ein Grundlagen-Standardwerk, das sich jeder anschaffen sollte, der immer oder öfters mal vegan kochen bzw. leben möchte.


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