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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2020

Packender Historienschmöker

Das Erbe der Päpstin
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Vermutlich bin ich eine der Wenigen, an der sowohl das Buch als auch der Film „Die Päpstin“ unbeachtet vorübergingen. Insofern las ich das vorliegende Buch völlig unbefangen. Ich wollte es lesen, weil ...


Vermutlich bin ich eine der Wenigen, an der sowohl das Buch als auch der Film „Die Päpstin“ unbeachtet vorübergingen. Insofern las ich das vorliegende Buch völlig unbefangen. Ich wollte es lesen, weil ich bislang noch keinen historischen Roman aus dem ganz frühen Mittelalter gelesen hatte und vor allen Dingen, weil mich die Leseprobe sehr angesprochen hatte.
Die Handlung ist kurz umrissen: Die junge Freya wird Zeugin am Mord ihrer Mutter. Sie flieht nach Süden, ihr Großvater Gerold lebt in Rom als Schutzherr des Papstes oder richtiger gesagt als Geliebter der Päpstin. In Männerkleidern gelangt Freya in die Heilige Stadt und muss den Mord sowohl von Gerold als auch von Johanna, der Päpstin, miterleben. Als Freya herausfinden will, wer hinter den Morden steckt, gerät Freya selbst in allergrößte Gefahr.
Für mich war das Buch von Helga Glaesener ein richtig packender Historien-Schmöker, der mich von Anfang bis Ende richtig gut unterhalten hat. Die Autorin erzählt farbig, atmosphärisch dicht, lebendig und immer kurzweilig. Ich habe es genossen, mich in die Geschichte von Freya ganz hineinfallen zu lassen und mich hineinzufühlen in eine Zeit, die von Grausamkeit, sexueller Gewalt, Intrigen und Aberglauben diktiert ist. Dass Freya zwar eine willensstarke, mutige Protagonistin ist, aber im Roman nicht zur absoluten Superheldin hochstilisiert wurde, gefiel mir sehr. Sehr, sehr spannend geschrieben! Deshalb absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Kunstvoll in Szene gesetztes Familiendrama

Ihr Königreich
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„Wenn du bis zum Hals in der Scheiße steckst, ist es gut, den Kopf nicht hängen zu lassen.“ Dieser Satz trifft das Buch auf den Punkt. 600 Seiten, deren Inhalt man auf wenige Sätze reduzieren könnte. ...


„Wenn du bis zum Hals in der Scheiße steckst, ist es gut, den Kopf nicht hängen zu lassen.“ Dieser Satz trifft das Buch auf den Punkt. 600 Seiten, deren Inhalt man auf wenige Sätze reduzieren könnte. Ein friedliches Leben führt Roy in den norwegischen Bergen, bescheiden, im Gleichmaß. Bis sein Bruder Carl nach Jahren der Abwesenheit in die Heimat zurückkehrt, in Begleitung seiner schönen Frau. Carl, der jüngere, der charmantere, der scheinbar erfolgreichere Bruder, von Kindheit an von Roy beschützt. Wo Carl auftaucht, gerät das Leben von Roy und so manch anderer Menschen im Ort gewaltig in Bewegung.
Jo Nesbo hat einen Kriminalroman geschrieben. So steht es auf dem Cover. Aber vielleicht ist das Buch eher ein Familiendrama. Oder das Psychogramm von Menschen, denen in früher Kindheit Schreckliches widerfahren ist. Oder die verquere Moralanalyse, wie Menschen, selbst wenn sie morden, sich als Opfer der Umstände sehen. Doch egal, welchem Genre man das Buch zuordnen möchte – es ist so gut geschrieben, dass die 600 Seiten an keiner Stelle, trotz der teilweise ausufernden Erzählweise, mühsam oder langweilig zu lesen sind. Im Gegenteil! Es gibt unglaublich schöne bildstarke Textpassagen, fast lyrisch schön, wie zum Beispiel zum Goldregenpfeifer, dem „einsamsten und ernstesten Vogel“. Und es gibt entsetzliche, unerträglich grausame Textpassagen, deren Inhalt ich hier nicht wiederholen möchte. Jo Nesbo beherrscht die gesamte Klaviatur der Schreibkunst perfekt. Und so ist auch der Aufbau des Buches ein schriftstellerischer Kunstgriff der besonderen Art. Denn es wird nicht wirklich chronologisch erzählt, sondern eher in Kreisen, erst in großen weiten Bögen, dann enger werdend, dabei mehr und mehr offenbarend, wann immer man wieder an die gleichen Geschehnisse herankommt. Bei jeder Kreisumrundung wird deutlicher, was die beiden Brüder verbindet oder trennt. Bei jeder weiteren Drehung tun sich mehr Untiefen auf, Strudel, die den Leser immer weiter hinein ziehen in eine schier ausweglose Geschichte, dramatisch und spannend.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Ein hinreißendes Gesamtkunstwerk

Einstein
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Die digitale Version des Bilderbuches hatte mich vor einige Herausforderungen gestellt. Entweder war die Seite im Ganzen sichtbar, aber die Schrift zum Lesen zu klein. Oder ich konnte den Text lesen, ...


Die digitale Version des Bilderbuches hatte mich vor einige Herausforderungen gestellt. Entweder war die Seite im Ganzen sichtbar, aber die Schrift zum Lesen zu klein. Oder ich konnte den Text lesen, aber die Zeichnungen nur stückweise betrachten. Dass mich das Buch trotz der technischen Ärgernisse über die Maßen begeisterte, spricht für die außergewöhnliche und ganz und gar hinreißende, beeindruckend gelungene Gesamtgestaltung dieses Bilderbuches.
Die kleine Maus hatte zwar fleißig Kalenderblätter abgerissen, um das große Käsefest in Bern nicht zu verpassen, aber dann kam sie doch um einen Tag zu spät in Bern an. Wie schrecklich! Was tun? Ob es vielleicht möglich wäre, die Zeit um einen Tag zurückzustellen? Oder kann man überhaupt die Zeit anhalten? Die kluge Maus stellt allerlei Versuche an, aber nichts gelingt. Bis sie die Aufzeichnungen eines gewissen Albert Einstein findet und sich in seine Berechnungen hineinvertieft. Da schafft sie doch tatsächlich nach vielem Rechnen und Aufschreiben die Zeitreise. Aber sie hatte sich wohl ein wenig verrechnet, denn sie landet nicht um einen Tag, sondern um 80 Jahre zurück. Doch genau dieser Rechenfehler wird zum großen Glück war für die kleine Maus, denn eine unerwartete Begegnung hilft ihr auf ungeahnte Weise weiter…
Wie Einsteins Relativitätstheorie kindgerecht in eine spannende Geschichte umgesetzt und aus Mäuseperspektive verstehbar gemacht wurde, ist allein schon eine riesengroße Leistung. Was aber das Buch zum Gesamtkunstwerk macht, sind die genial gelungenen Zeichnungen, die das Spiel mit Raum und Zeit in Szene setzen. Die Feinheit des Zeichenstiftes, die ungewöhnlichen Blickwinkel, die Detailverliebtheit – mir fällt dazu nur das Wort „meisterhaft“ ein. Torben Kuhlmann hat ein hinreißendes, ein faszinierendes Gesamtkunstwerk geschaffen, das für Kinder und Erwachsene gleichermaßen einen besonderen Schatz im Bücherschrank darstellt.

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Veröffentlicht am 27.08.2020

Schräg und urkomisch

Onkel Stan und Dan und das ungeheuerlich ungewöhnliche Abenteuer
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Die Vorgängerbände kannte ich nicht. Deshalb schlug ich das vorliegende Buch völlig unbedarft auf. Und schon war es bereits auf Seite 7 um mich geschehen: Dachs Dan, der gern mit den Zehen wackelt und ...


Die Vorgängerbände kannte ich nicht. Deshalb schlug ich das vorliegende Buch völlig unbedarft auf. Und schon war es bereits auf Seite 7 um mich geschehen: Dachs Dan, der gern mit den Zehen wackelt und heiße Schokolade und eingelegte Schnecken mag, hatte da bereits mein Herz erobert.
Die eigentliche Handlung ist vielleicht gar nicht so wichtig, doch in Kürze zusammengefasst erfahren wir, wie der oberfiese Dr. Sylvester Perlenkralle mit Hilfe der Lamakumpels vertrieben wird, wie Dan sich unsterblich verliebt in eine geheimnisvolle rosa Dachsdame und aus seinem Liebestaumel schmerzhaft geweckt wird. Und dann ist da noch der Mond, bei dem auch nicht alles in Ordnung ist.
Noch nie habe ich ein solches Kinderbuch gelesen (und angeschaut) wie dieses hier. Die völlig abgedrehte Handlung, die völlig abgedrehten Freunde und Feinde, mit denen wir es zu tun haben, werden so urkomisch erzählt, dass man sie sich Satz für Satz mit Genuss einverleibt und vor Lachen gar nicht vorankommt. Der Humor ist von der schwarzen, skurrilen Sorte, wie es wohl nur Engländer beherrschen, und er trifft mich mitten hinein in mein innerstes Humorzentrum, wobei ich mich beim Lesen ständig fragte, wie man nur auf solche Ideen kommen kann. Ein Buch, in dem eine Dächsin so „schön wie eine Fernbusfahrerin“ geschildert wird, in dem es schüchterne Milchmondmotten gibt und Ginalollobrigida Lama gerne Schminke benutzt und trotzdem einen Nasenpickel bekommt – solch ein an schrägen Ideen überquellendes Buch wird von Kindern geliebt, dessen bin ich mir sicher. Aber der Text allein ist noch nicht alles: Ich liebe die unglaublichen Zeichnungen von Gemma Correll, die naiv und gleichzeitig urkomisch sind und perfekt zum Buch passen.

Fazit: Ein außergewöhnliches, total schräges und urkomisches Kinderbuch.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Zauberhaft, einfach nur zauberhaft

Rille: Die Dschungelfreunde sind los!
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Ein junger Berggorilla (Rille), der einen Kuschelaffen (Mr. Gibbs) als Gesprächspartner besitzt und Puzzles liebt, der so laut brüllen kann, dass der Urwald wackelt, aber Angst hat vor allem Unbekannten ...


Ein junger Berggorilla (Rille), der einen Kuschelaffen (Mr. Gibbs) als Gesprächspartner besitzt und Puzzles liebt, der so laut brüllen kann, dass der Urwald wackelt, aber Angst hat vor allem Unbekannten - den kann man doch nur liebhaben, oder?
Rille soll von seinem Heimatzoo in Leipzig in einen Zoo in Buenos Aires gebracht werden. Doch das Flugzeug muss mitten im brasilianischen Regenwald notlanden und Rille, in eine enge Kiste eingesperrt, landet mit einem schmerzhaften Plumps irgendwo im Nirgendwo. Wie er aus der Kiste befreit wird, sich in der Fremde nach und nach zurechtfindet, wie er ganz viel neue Freunde kennenlernt und nicht verhungert ohne regelmäßige Fütterung wie bisher im Zoo – dies alles und noch viel mehr wird uns in diesem wunderbaren Buch erzählt.
Die einzelnen Kapitel lassen sich jeweils als separate Episoden aus dem aufregenden Leben von Rille lesen bzw. vorlesen. Die Geschichten sind so warmherzig, so liebenswert, so humorvoll und so spannend geschrieben, wie es besser gar nicht geht. Die viele wörtliche Rede lädt den Vorleser ein, sich als Stimmenimitator zu erproben, um die einzelnen Dschungelbewohner lebendig werden zu lassen. Welch ein Spaß! Und es gibt viele Themen, die kindgerecht in Szene gesetzt sind: Eigene Stärken zu entdecken, Mut und Selbstvertrauen zu gewinnen zum Beispiel. Aber dass es auch in Ordnung ist, wenn man mal ängstlich ist oder traurig oder wütend. Und vor allen Dingen, wie wichtig Freundschaft ist, weil man gemeinsam viele tolle Unternehmungen machen kann und viel stärker ist als allein, aber dass man für seine Freunde auch da sein muss, wenn sie einen brauchen. Meine besondere Begeisterung gilt den hinreißenden, humorvoll-fröhlichen Zeichnungen von Nikolai Renger, der die Dschungelbewohner ausdrucksstark, originell, witzig und liebevoll in Szene gesetzt hat.
Fazit: Ein sowohl von der Gestaltung als auch vom Inhalt her großartig gelungenes Vorlesebuch, dessen Geschichten so manches Thema aus dem kindlichen Alltag auf herzerwärmende Art behandeln.

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