Mitreißend, authentisch und wahnsinnig spannend!
An verschiedenen deutschen Flughäfen kommt es innerhalb kürzester Zeit zu mehreren Morden. Allen gemein ist ihre unglaubliche Brutalität, darüber hinaus kann das Team des LKA rund um die zuständige Ermittlerin ...
An verschiedenen deutschen Flughäfen kommt es innerhalb kürzester Zeit zu mehreren Morden. Allen gemein ist ihre unglaubliche Brutalität, darüber hinaus kann das Team des LKA rund um die zuständige Ermittlerin Nadine Adler keinerlei Verbindung oder Motiv feststellen. Um den Täter psychologisch besser einordnen zu können wendet sich das LKA an Falk Hagedorn, seines Zeichens ehemaliger Polizist und einer der besten Profiler des Landes. Eigentlich möchte der eigenbrötlerische Hagedorn nach vergangenen Vorfällen nichts mehr mit der Polizei zu tun haben, lässt sich aber doch überzeugen, eine Täteranalyse vorzunehmen. Doch dann ergibt sich mit einem neuen Mord auch eine neue Spur: Die an den Tatorten gefundenen Spuren lassen auf eine weibliche Täterin schließen! Und das genetische Material legt nahe, dass diese Frau Falk Hagedorn gut bekannt ist…
„Schrei nach Rache“ ist der zweite Band von Matthias Bürgels Thriller-Reihe rund um den knorrigen Profiler Falk Hagedorn, der sich aber problemlos ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen lässt. Sämtliche Hintergrundinformationen aus dem ersten Band werden kurz und prägnant dargestellt, so dass der Leser über alle notwendigen Informationen zum Verständnis der Geschehnisse verfügt. Bereits das Cover von „Schrei nach Rache" wirkt gruselig und spannend - wir befinden uns auf einer Gangway ins Flugzeug, welche aber eher wie ein Gang ins Ungewisse und Böse wirkt. Ein sehr interessantes Cover, das in Verbindung mit dem aufregenden Titel sofort neugierig macht.
Ebenfalls meine Neugier geweckt hat Matthias Bürgel als Autor selbst: Er ist seit dreißig Jahren als Polizist und inzwischen als leitender Kriminalhauptkommissar tätig. Authentischer kann ein Autor gar nicht sein! Als Leser spürt man in jeder Zeile, dass hier jemand vom Fach schreibt, die polizeiliche Ermittlungsarbeit ist durchdacht und voller Fachwissen. Meine hohen Erwartungen an diesen Aspekt wurden mehr als erfüllt! Klasse, dass jemand, der täglich so eine wichtige Arbeit zu unserem Schutz leistet, auch noch „nebenher“ Thriller schreibt und somit etwas Realitätssinn in die häufig (v.a. im TV) überzogen dargestellte Arbeitsweise der Polizei bringt. Meine absolute Hochachtung!
„Schrei nach Rache“ ist somit nicht nur ein sehr realitätsnahes, sondern zudem wahnsinnig spannendes Buch geworden: Von der ersten Zeile an ist man als Leser gefesselt und fiebert mit. Die eher kurz gehaltenen Kapitel erhöhen zusätzlich das Lesetempo und die Spannungskurve wächst ins Unermessliche. Insgesamt ist der Aufbau des Buches sehr durchdacht gewählt, auch wenn man als Leser zunächst etwas verwirrt sein mag, da es verschiedene Handlungsstränge umfasst, die erst spät zusammenlaufen. Der Anfang kommt sehr plötzlich, man ist mitten im Geschehen und kann zunächst nicht einordnen, wo man sich befindet – dieser Prolog wird erst sehr viel später in der Geschichte wieder aufgegriffen. Es folgt eine Nebenhandlung mit Banküberfall, welche ich lange Zeit nicht greifen konnte und die bei mir irgendwann sogar in Vergessenheit geraten ist. Meiner Meinung nach hätte es diese Nebenhandlung nicht unbedingt gebraucht, sie hat aber am Ende doch noch einmal für zusätzliche Aufregung gesorgt: Der Showdown war hochdramatisch und hat mein Herz zum Rasen gebracht. Zwar war mir relativ früh klar, wer der Täter sein muss, aber erst beim Epilog konnten dann endgültig alle Zusammenhänge herstellt werden. Der Abschluss der Geschichte als Ganzes war dementsprechend schlüssig, auch wenn das erhoffte Happy End ausblieb.
Den Plot des Buches empfinde ich als sehr interessant, was psychische Krankheiten und Ausnahmesituationen in Menschen auslösen können ist immer wieder faszinierend. Auch zwischenmenschliche Beziehungen und seelische Abgründe wurden stimmig und nachvollziehbar dargestellt. Insgesamt hat Matthias Bürgel sein Buch in einem sehr anschaulichen, temporeichen Schreibstil verfasst: Es gibt sowohl brutale Szenen, als auch emotionale und traurige Aspekte. Als Leser konnte man dem Geschehen gut folgen und hatte klare Bilder vor Augen. Dies liegt sicherlich auch an den detailreichen Beschreibungen, welche auf eine aufwendige Hintergrundrecherche schließen lassen. Ebenfalls genossen habe ich das auftretende Lokalkolorit, was aber sicherlich auch an meinem persönlichen Bezug zu sämtlichen erwähnten Orten liegen mag.
Falk Hagedorn ist ein sehr spezieller Protagonist, den man aber trotz seiner eher mürrischen Art schnell zu schätzen lernt. Dass unter der harten Schale doch ein weicher Kern verborgen ist blitzt immer mal wieder durch und macht ihn sehr sympathisch. Er lässt sich von seiner Behinderung nicht unterkriegen und geht trotzdem mit großer Tatkraft und Selbstbewusstsein durchs Leben. Auch ist er fachlich ein absoluter Ermittlungsprofi, wenn auch kein einfacher Kollege. Auch die Nebenfiguren wie Bannert, Adler, Nita und Karina sind facettenreich ausgearbeitet und werden dem Leser authentisch nahe gebracht.
Fazit:
„Schrei nach Rache“ ist ein absoluter Pageturner! Hochspannend, dramatisch und aufregend ab Seite eins. Der Background des Autors gibt dem Buch ein Maximum an Authentizität. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der actionreiche, komplexe und gut durchdachte Thriller mag.