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Veröffentlicht am 28.05.2021

Was für ein grandioser Roman, der zum Nachdenken anregt

Wie du mich siehst
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„Mit dem Kopftuch habe ich die Kontrolle, verstehst du? Ich kann bestimmen, wer mich sieht. Wie andere mich sehen. Ich glaube nicht, dass es was für jeden ist“, sagte ich achselzuckend. „Ich kenne Mädchen, ...

„Mit dem Kopftuch habe ich die Kontrolle, verstehst du? Ich kann bestimmen, wer mich sieht. Wie andere mich sehen. Ich glaube nicht, dass es was für jeden ist“, sagte ich achselzuckend. „Ich kenne Mädchen, die gezwungen werden, Kopftuch zu tragen, und es hassen. Das ist total schlimm. Natürlich bin ich nicht der Meinung, dass Mädchen oder Frauen, die es nicht wollen, mit Kopftuch rumlaufen sollten. Aber ich persönlich finde es gut“, sagte ich.

Tahereh Mafi kannte ich bereits von dem Roman „Shatter Me“ und muss ganz ehrlich zugeben, dass mir diese Geschichte nicht zugesagt hat. Bei diesem Roman war ich allerdings bereits bei dem ersten Kapitel überrascht, dass mich der Schreibstil in Bann gezogen hat. Die Autorin beschreibt hier mit sehr viel Feingefühl wie es für eine junge Muslima ist in Amerika aufzuwachen. Im Nachwort steht, dass die Autorin hier einige autobiographische Erlebnisse schildert und die Authentizität habe ich eindeutig gemerkt.

Die Hauptperson des Romans ist Shirin. Sie ist in Amerika geboren und somit eindeutig Amerikanerin. Ihre Eltern kommen allerdings aus dem Iran und sind Muslime. Shirin hat selbst die Entscheidung getroffen ein Kopftuch zu tragen, was ihr den Alltag eindeutig erschwert. In der Schule nimmt sie niemand wirklich war. Alle sehen nur ihr Kopftuch und die Bedrohung, die davon ausgeht. Der einzige, der sie wirklich zu sehen scheint, ist ihr Laborpartner im Biologieunterricht Ocean.

Mit der „Black Lives Matter“ Bewegung sind noch einmal viele Anzeichen von Rassismus diskutiert worden. So muss sich wahrscheinlich jeder an die eigene Nase packen, dass er oder sie auch einmal rassistische Gedanken oder Äußerungen hatte. In diesem Roman finde ich sehr gut, dass er ein Einzelschicksal beschreibt und dabei aufzeigt, dass es auf beiden Seiten Vorurteile geben kann. In einer weißen Welt gibt es viele Vorurteile vor Frauen, die ein Kopftuch haben und hier wird deutlich, dass jede Frau individuelle Gründe haben kann dieses zu tragen. Auf der anderen Seite kann es genauso Vorurteile geben, wenn unterstellt wird, dass wir einem Kopftuch mit negativen Gefühlen begegnen. Shirin muss sich selbst einmal eingestehen, dass andere sie zwar nicht wirklich wahrnehmen, aber sie die anderen Mitschüler dafür auch nur als weiße Masse sieht.

Neben den Gedanken zu Rassismus wird in dem Roman allerdings primär eine wunderschöne Liebesgeschichte erzählt. Eine Liebesgeschichte, die viele Hürden überwinden muss und immer wieder an der Realität zu scheitern scheint. Ich mochte diese realistische Darstellung und dass hier nichts durch eine rosarote Brille erzählt wird. Es werden hier viele Gegensetzte dargestellt, von denen die Handlung eindeutig lebt.

Wenn jetzt hier der Eindruck entsteht, dass das Buch schwerfällig zu lesen ist, dann ist dieser falsch. Durch den angenehmen Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin. Außerdem hat Shirin auch sehr lockere Seiten. Sie liebt Mode und schneidert sich ihre eigenen Klamotten. In ihrer Freizeit übt sie Breakdance und mit ihrem Vater probiert sie ein Do-It-Yourself Projekt nach dem anderen aus. Trotz Vorurteile und Kopftuch ist sie letztendlich eine ganz normale Jugendliche.

Mich hat das Buch begeistert und ich hatte es innerhalb eines Tages ausgelesen. Auch wenn ich das Gefühl habe, aufgeklärt und belesen zu sein, habe ich hier noch ein paar neue Gedankenansätze zum Thema Rassismus für mich mitgenommen. Ich denke, dass ich hier noch einige Tage drüber nachdenken werde. Von mir gibt es hier eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.10.2020

Ein Fantasy-Roman der anderen Art

Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht
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Es ist immer ein spannendes Experiment, wenn ein Autor aus seiner Komfortzone herauskommt und einmal ein Buch in einem anderen (Sub-)Genre schreibt. Ich glaube, ich habe mittlerweile jedes Buch von Sarah ...

Es ist immer ein spannendes Experiment, wenn ein Autor aus seiner Komfortzone herauskommt und einmal ein Buch in einem anderen (Sub-)Genre schreibt. Ich glaube, ich habe mittlerweile jedes Buch von Sarah J. Maas gelesen und sie gehört für mich definitiv zu den besten High Fantasy Autoren überhaupt. Da war es keine Frage, dass ich dieses Buch auch lesen wollte. Crescent City ist kein High Fantasy Roman, sondern ein Urban Fantasy. Außergewöhnlich an diesem Buch ist jedoch, dass es hier sehr viele Krimielemente gibt. So eine Kombination habe ich bis dato noch nicht gelesen und ich mochte sie sehr.

Bryce ist im ersten Moment keine Hauptperson, die der Leser direkt sympathisch findet. Sie ist ein echtes Partygirl, trinkt zu viel, lehnt Drogen nicht ab und scheint keinen wahren Plan für ihr Lesen zu haben. Das alles ändert sich, als ihre beste Freundin stirbt. Es lässt sie in ein großes Loch fallen, aus dem sie sich erst einmal wieder herausarbeiten muss. Als Halb-Fae hat sie es zudem schwer, da sie nicht mit wahrer Macht geboren wurde und damit gesellschaftlich auch zu einer Randgruppe gehört. Damit ist sie in jedem Fall komplex gestaltet und bringt viele spannende Themen in die Geschichte hinein.

In die Geschichte kommt der Leser eigentlich gut hinein. Es gibt zunächst viele Namen und Orte, die der Leser auseinander halten muss und es werden auch direkt viele Aspekte dieser Welt vorgestellt. Das musste ich zwar erst einmal alles in meinem Kopf sortieren, aber das ist mir nicht allzu schwer gefallen. Danach wird das Buch aber mit jedem Kapitel besser. Das erste Drittel ist noch eher etwas ruhiger gestaltet, aber danach nimmt die Handlung immer mehr an Fahrt auf. Selbst als ich dachte, dass es jetzt nicht noch spannender werden konnte, hat die Autorin noch eine Schippe drauf geschlagen. Es gibt wieder ein episches Finale und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung (ich gehe zumindest davon aus, dass es hier noch einen weiteren Teil geben wird oder es ist nur eine Hoffnung).

Ein paar Worte möchte ich auch gerne noch auf die optische Gestaltung verwenden. Natürlich sagt ein Buchcover nichts über den Inhalt aus, aber dieses Buch ist einfach auch noch optisch ein Highlight. Es gibt nicht nur einen farbigen Buchschnitt, sondern auch noch einen kreativ gestalteten Buchschnitt, der die Frau vom Cover aufgreift. Das in rot gestaltete Cover findet der Leser im Bucheinband auch noch einmal bunt gestaltet wieder. Ich habe selten so ein schönes Buch gesehen und bin hier unheimlich froh, dass ich es mir nicht als eBook gekauft haben und es so jetzt im Regal bewundern kann.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Wenn man keine große Erwartungen hat und von einem Jahreshighlight überrascht wird

Celestial City - Akademie der Engel
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Wie leider so häufig ist der Klappentext zu „Celestial City“ nicht sonderlich aussagekräftig. Ich hatte Lust noch einmal ein Urban Fantasyroman zu lese und dachte mir mehr oder weniger nur, warum nicht ...

Wie leider so häufig ist der Klappentext zu „Celestial City“ nicht sonderlich aussagekräftig. Ich hatte Lust noch einmal ein Urban Fantasyroman zu lese und dachte mir mehr oder weniger nur, warum nicht dieser. Wirkliche Erwartungen hatte ich nicht an dieses Buch und habe nur auf eine nette Lektüre gehofft. Ich bin sehr selten so positiv von einem Buch überrascht worden. Von der ersten Seite an war diese Geschichte spannend sowie äußerst fesselnd. Innerhalb eines Tages hatte ich es beendet.

Der Leser taucht ein in eine Welt, in der es Engel und Dämonen gibt. Mit der Volljährigkeit wird jeder Jugendlicher einem Test unterzogen, zu welcher Gruppe er gehört und welche Ausbildung er beginnen darf. Obwohl Brielle einem Dämon versprochen ist und pechschwarze Flügel hat, darf sie an der Akademie der Engel ihre Ausbildung beginnen. Als Außenseiterin ist dies ein härteres Leben als gedacht. Vor allem als immer wieder Attentate geschehen und Brielle immer wieder zwischen die Fronten von Hell und Dunkel gerät.

Bei dem Buch hat mir besonders gut gefallen, dass der Leser direkt in die Geschichte eintaucht. Von dem ersten Kapitel an ist die Handlung spannend und ich wollte immer wissen, wie es weiter geht. Für mich war die Handlung nicht vorhersehbar und ich bin ein paar Mal sehr überrascht worden. Es ist immer wieder schön, wenn der Aufbau eines Buches nicht zu gradlinig ist.

Außerdem bin ich ein großer Fan von Brielle geworden. Sie ist ein schlüssiger Charakter, der trotzdem interessant ist. Sie ist aufopferungsvoll, realistisch, taff und auch lustig. Alles schöne, abwechslungsreiche Eigenschaften. Abgerundet wird dies durch ein paar Schwächen, die Brielle realistisch wirken lassen. Neben ihr gibt es eine Hand voll Nebenfiguren, die ebenso stark skizziert werden. Besonders Brielles beste Freundin ist mir ans Herz gewachsen. Ihre offene, draufgängerische Art hat die Geschichte aufgelockert. Von ihrer Sorte sollte es in jedem Fall mehr Menschen geben.

Mein Loblied auf dieses Buch könnte ich noch lange fortsetzen. Es ist genial geschrieben, außergewöhnlich und ein wahrer Pageturner. Ich freue mich tierisch, dass es noch mindestens drei weitere Teile dieser Reihe geben wird und ich wünsche mir ganz dolle, dass die anderen Bände genauso gut sind.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Bitte mehr davon!

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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„Alles, was ich über das Leben wusste, hatte ich von Harry Potter gelernt. Ich nannte ihn den besten Lehrer in allen Lebenslagen und schwor, dass er mir schon unzählige Male das Leben gerettet hatte. Jedes ...

„Alles, was ich über das Leben wusste, hatte ich von Harry Potter gelernt. Ich nannte ihn den besten Lehrer in allen Lebenslagen und schwor, dass er mir schon unzählige Male das Leben gerettet hatte. Jedes Mal, wenn mich etwas belastete, schrieb ich Zaubersprüche, um Menschen in Ratten, Schnecken oder Kröten zu verwandeln.“

Wie bei so ziemlich allen Büchern von Brittainy C. Cherry verrät der Klappentext nicht sonderlich viel über die eigentliche Handlung. Wenn ich mir die Zusammenfassung durchlese, dann könnte diese auch zu einem 0-8-15 Liebesroman führen, aber das ist irreführend. Zwischen den Buchdeckeln verbirgt sich eine sehr tiefgründige und bewegende Geschichte über Vertrauen, Trauer und die Familie.

Die Geschichte startet während Ellies und Greysons Jugend, sodass der Leser hautnah dabei ist, als die beiden sich kennenlernen. Ich mag es sehr, dass so die gesamte Vorgeschichte bekannt ist – bevor Ellie Nanny bei Greysons Kindern wird. Die Welt sieht hier ganz anders aus und Greyson ist überhaupt nicht mehr der vertrauensselige, glückliche Jugendliche.

Besonders gut gefällt mir bei diesem Buch die liebevolle, sprachliche Gestaltung. Hier werden viele kleine Details und auch eine Art „Running Gags“ eingebaut, sodass ich schnell das Gefühl hatte in die Geschichte hineinzufinden, aber auch die Charaktere zu kennen. Wer hätte vorher gedacht, dass man auch die Hauptfiguren eines Buches vorstellen kann, indem erwähnt wird, zu welchem Hogwart‘s Haus sie gehören würden? Ich mag immer noch, dass Ellie eine typische Hufflepuff ist.

Wie nah das Buch mir geht, ist mir das erste Mal nach etwa einem Viertel der Handlung bewusst geworden, als mir Tränen über die Wange gelaufen sind und ich das Buch einfach nicht mehr weglegen konnte. Ich hoffe es ist kein Spoiler, wenn ich sage, dass ich noch mehrfach Taschentücher gebraucht habe. Es ist ein Buch, das mich innerlich zerrissen hat und dann wieder stückweise zusammengesetzt hat.

Wie bis jetzt bei jedem anderen Buch der Autorin gibt es von mir eine eindeutige Leseempfehlung für „Wie die Ruhe vor dem Sturm“. Wer mit der Geschichte anfängt, sollte sich an dem Tag nicht mehr allzu viel anderes vornehmen, da er / sie das Buch danach wahrscheinlich nicht mehr so schnell beiseitelegt.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Selten gibt es so eine starke Charakterentwicklung in einem Roman

Forever Free - San Teresa University
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„Freiheit. Sie schmeckt wie Vanilleeis und Eiskaffee. Sie klingt nach Wellenrauschen und wildem Stimmengewirr. Sie fühlt sich wie warmes Sonnenlicht auf meiner Haut an, das mich mit einem schmerzhaften ...

„Freiheit. Sie schmeckt wie Vanilleeis und Eiskaffee. Sie klingt nach Wellenrauschen und wildem Stimmengewirr. Sie fühlt sich wie warmes Sonnenlicht auf meiner Haut an, das mich mit einem schmerzhaften Ziehen vor dem kommenden Sonnenbrand warnt. Und sie riecht nach Meersalz und ein wenig nach Streetfood. Aber das Wichtigste ist, dass sie sich fantastisch anfühlt.“

Forever Free wird wie so viele andere College-New Adult Romane vorgestellt und in gewisser Weise ist er es ja auch was. Was diesen Roman jedoch so besonders macht sind die Charaktere und ihre Entwicklung. Direkt mit dem ersten Kapitel lernt der Leser Raelyn und ihren Wunsch nach Freiheit kennen. Sie wirkt extremst schüchtern, unbeholfen und vielleicht ein bisschen naiv. Es fällt ihr äußerst schwer in der Universität Anschluss zu finden, sodass ihr Start nicht leicht ist. Ich kann hier jeden Leser verstehen, der Raelyn unsympathisch und zu naiv findet. Im ersten Moment habe ich mich hier auch gefragt, ob sie ihr bisheriges Leben hinter dem Mond gelebt hat, aber ihr Verhalten wird nach und nach immer besser erklärt, sodass es auf mich authentisch gewirkt hat. Hier empfehle ich offen zu sein und einfach abzuwarten.

Raelyn ist für mich ein sehr starker Charakter und ihr wird sehr viel Raum in der Geschichte eingeräumt. Das Buch ist kein klassischer Liebesroman, in dem die Paarbeziehung im Vordergrund steht, sondern es geht vor allem um ihre Entwicklung und die Gründe hinter ihrem Freiheitsdrang. Fast die gesamte erste Hälfte dreht sich ausschließlich um sie. Wer hier viel Action erwartet, kommt wahrscheinlich zu kurz, dafür kann ich eine realistische Entwicklung und einen wundervollen Schreibstil mit einer Liebe zum Detail versprechen.

Ein Teil des Buches ist auch aus Hunters Sicht geschrieben. Er ist auch ziemlich komplex, aber ihm wird nicht ganz so viel Platz eingeräumt. Mich hätte hier auch noch mehr sein familiärer Hintergrund interessiert, aber ich kann auch verstehen, dass hier nicht jeder Charakter bis in das kleinste Detail durchleuchtet werden kann. Er war mir auch sehr sympathisch und hatte ein paar schöne, menschliche Makel.

Mit dem Buch wird ein kleiner Freundeskreis vorgestellt. Raelyn findet in zwei Studentinnen April und Kate wirklich gute Freundinnen. Als Leser habe ich hier schon einen Eindruck bekommen, dass auch in April und Kates Leben nicht alles rund läuft. Ich freue mich somit sehr in dem zweiten und dritten Teil ihre Geschichte kennenzulernen und hoffentlich auf ebenso komplexe Charaktere zu stoßen.

Auch wenn es eine eher ruhige Geschichte war, hat sie mich vollkommen mitgerissen. Es werden hier viele alltägliche Themen, aber auch komplexe Probleme wie ein Kontrollzwang oder eine extreme Unsicherheit vorgestellt. Hier gab es einen gute Mischung zwischen lockeren Unterhaltungen und tiefgründigen Gedanken. Auch wenn es viele College-Romane gibt, hat mich dieser besonders begeistert. Von mir gibt es hier eine eindeutige, uneingeschränkte Leseempfehlung.

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