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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2020

Schwierige Lebensphase

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
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Für die meisten Heranwachsenden bedeutet die Pubertät eine überaus komplizierte Phase ihres Lebens. Nicht mehr naives Kind, aber auch noch nicht erfahren genug; körperlich und seelisch im Wandel oder "nicht ...

Für die meisten Heranwachsenden bedeutet die Pubertät eine überaus komplizierte Phase ihres Lebens. Nicht mehr naives Kind, aber auch noch nicht erfahren genug; körperlich und seelisch im Wandel oder "nicht Fisch noch Fleisch", wie man landläufig sagt: Genauso ergeht es der dreizehnjährigen Giovanna. Kein Wunder, dass die – zufällig mitgehörte - Aussage ihres geliebten Vaters, sie sei hässlich und werde ihrer Tante Vittoria ähnlich, das Mädchen zutiefst verstört.Nun setzt sie alles daran, diese Tante kennen zu lernen, deren Existenz ihr bislang verschwiegen worden ist.
Elena Ferrante lässt ihre Leser auch in ihrem neuen Roman hautnah an dem pulsierenden Leben Neapels teilnehmen. Gemeinsam mit Giovanna entdecken wir nach und nach die Doppelmoral des Vaters, der (selbst im Wohlstand lebend) mit Intellektuellen über soziale Veränderungen diskutiert, seine von Armut geprägte Vergangenheit jedoch gern verschweigt; der seiner Schwester ein ehebrecherisches Verhältnis zum Vorwurf macht, selbst aber über viele Jahre hinweg eine heimliche Beziehung unterhält. Zwiespältige, oft quälende Gedanken und Gefühle der pubertierenden Giannì, das in dieser Zeit besonders wichtige Thema Sexualität, ihre langsame Ablösung von den Eltern - all das versteht Ferrante gut beobachtet und durchaus nachvollziehbar zu transportieren. Wir begleiten den Reifeprozess des jungen Mädchens bis zu ihrem 16. Geburtstag, an dem ihre Suche nach sich selbst noch lange nicht beendet ist. Ferrante setzt keinen endgültigen Schlusspunkt; ganz bewusst lässt sie das Ende des Romans offen und gibt dem Leser Gelegenheit, über Giovannas Zukunft zu spekulieren. Ob es eine Fortsetzung ihrer Erzählung geben wird?

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Von Wölfen, Hundwölfen und Haushunden

Der Hund und sein Mensch
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Kam dereinst der Mensch zum Hund - oder der Hund zum Menschen? Das ist eine Frage, die nicht nur Hundebesitzer interessiert. Inzwischen existieren mehrere unterschiedliche Theorien, warum sich einst ...

Kam dereinst der Mensch zum Hund - oder der Hund zum Menschen? Das ist eine Frage, die nicht nur Hundebesitzer interessiert. Inzwischen existieren mehrere unterschiedliche Theorien, warum sich einst wildlebendeWölfe Menschengruppen anschlossen und wie sie sich im Laufe von Zehntausenden Jahren verändert haben, bis hin schließlich zur gezielten Züchtung bestimmter Hunderassen durch den Menschen. Der Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf geht diesen Themen nach und führt uns dabei tief in die letzte Eiszeit. Er wendet sich in ersterLinie an Leser, die mit den Gebieten Archäologie und Paläontologie nicht allzu vertraut sind, und schildert entsprechend verständlich das Leben unserer Vorfahren, wie es nach heutigem Stand der Forschungen rekonstruiert werden kann. Kurz, aber recht anschaulich gibt er einen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der klimatischen Bedingungen jener Zeiten, über Flora und Fauna. Durchaus einsichtig sind seine Erklärungen, warum es gerade Wölfe waren, die sich dem Leben der Menschen so gut anpassen konnten.
An diesen wissenschaftlichen Exkurs schließt sich ein persönlich gehaltener Teil über die Hund-Mensch-Beziehung an, in dem Reichholf über Wahrnehmungen und Erfahrungen mit seinem eigenen Hund Branco berichtet: Vielleicht ein Anstoß für viele Hundebesitzer, ihr Tier intensiver zu beobachten und noch besser zu verstehen. Reichholfs Buch ist eine Lektüre, die nicht nur Hundebesitzer interessieren könnte!

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Unverblümt

Omama
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So brav und harmonisch das geblümte Buchcover auf den ersten Blick wirken mag - der Roman ist alles andere als das; denn kuschelig ist es sicher nicht, was Lisa Eckart aus dem Leben ihrer Großmutter ...

So brav und harmonisch das geblümte Buchcover auf den ersten Blick wirken mag - der Roman ist alles andere als das; denn kuschelig ist es sicher nicht, was Lisa Eckart aus dem Leben ihrer Großmutter und dem Verhältnis Oma-Enkelin erzählt. Ganz unverblümt und sarkastisch schildert die Kabarettistin lustige, aber auch bittere Szenen aus dem Leben, räsoniert über Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten und geht dabei bis an die Schmerzgrenze. Gern nutzt sie dabei die Oma-Figur, um weit darüber hinausgehend ganz allgemein Vorurteile anzuprangern. Hat der Leser soeben noch geschmunzelt, so bleibt ihm beim nächsten Seitenhieb womöglich doch das Lachen im Halse stecken. „Omama“ kennt keine Tabus. Schonungslos offen, wie aus Eckarts Kabarettprogrammen gewohnt, hält sie ihrer Klientel einen Spiegel vor.
Ihr Schreibstil erscheint so leicht und locker, doch es ist schon kunstvoll und genau kalkuliert, wie Lisa Eckhart (oder besser Lisa Lasselsberger, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt) mit den Worten spielt und mit Sätzen jongliert. Dabei muss sich der Leser gut konzentrieren, um die geschickt verpackten Botschaften zu entschlüsseln. Meine Meinung: Ein wirklich gelungenes Debüt!

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Episodenhaft und pointiert

Der letzte Satz
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„Ich sollte noch ein bisschen bleiben“, resümiert Robert Seethalers Protagonist, kurz bevor er auf dem Sonnendeck des Überseeschiffs „Amerika“ zusammenbricht. Krank und fiebrig befindet sich der Komponist ...

„Ich sollte noch ein bisschen bleiben“, resümiert Robert Seethalers Protagonist, kurz bevor er auf dem Sonnendeck des Überseeschiffs „Amerika“ zusammenbricht. Krank und fiebrig befindet sich der Komponist Gustav Mahler auf seiner letzten Fahrt von New York nach Europa im Jahre 1911. In Gedanken lässt er wichtige Momente seines Lebens Revue passieren; er sinniert über seine großen beruflichen Erfolge, aber auch die privaten Schicksalsschläge. Die innere Rückschau des Künstlers wirkt episodenhaft kurz, aber pointiert, in Seethalers typischem, verknappten Schreibstil. Kurz angestrahlt blitzen Erinnerungen auf an vergangene Ereignisse und rufen vielfältige Gefühle in ihm wach, die Liebe zu seiner Ehefrau Alma und Tochter Anna, vor allem aber seine Liebe zur Musik. Der Autor lässt deutlich spüren, wie besessen Mahler gearbeitet hat und wie schwer es ihm nun fällt, seine krankheitsbedingte Schwäche zu akzeptieren.
In seinem neuen Roman ist es einmal kein unbekannter Protagonist, dessen Schicksal die Leser nachdenklich werden lässt, sondern das eines berühmten Genies. Was mag Gustav Mahler in seinen letzten Lebenswochen durch den Kopf gegangen sein? Wieviel hätte er noch komponieren können? Seethaler wagt einen Versuch, sich in Mahlers Gedankenwelt zu versetzen.

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Übersichtlich und praxisorientiert

Plant Love
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Eine Menge Wissen und Praxis zur Pflanzenpflege hat Alys Fowler in ihrem neuen Buch zusammengestellt. In komprimierter Form informiert sie über die sehr unterschiedlichen Ansprüche unserer beliebtesten ...

Eine Menge Wissen und Praxis zur Pflanzenpflege hat Alys Fowler in ihrem neuen Buch zusammengestellt. In komprimierter Form informiert sie über die sehr unterschiedlichen Ansprüche unserer beliebtesten Zimmerpflanzen und entsprechende Pflegemaßnahmen, klar und gut verständlich.
Wichtig sind natürlich die „Basics“: so erläutert die Autorin auch zunächst grundlegende Maßnahmen wie Düngen und Umtopfen und gibt Tipps zu eventuell auftretenden Schäden bzw. Schädlingen. Auch auf die Vermehrung durch Teilung, Stecklinge oder Schößlinge geht sie ein. Mir erscheint jedoch am wichtigsten ihr ausführlicher Ratgeber zum Gießen und zur Platzierung diverser Gewächse in der Wohnung. Da die Autorin kurz auf deren jeweilige Herkunft eingeht, erklärt sich schließlich von selbst, warum einige Blumen heller platziert werden sollten als andere und manche einen größeren Wasser- oder Wärmebedarf haben. Zahlreiche attraktive Illustrationen veranschaulichen Fowlers Text und geben vor allem den Pflanzenporträts ein hübsches „Gesicht“. Hier beschreibt Fowler eine Auswahl an Pflanzen und die richtige Pflege im Detail, schildert den bevorzugten Standort und berät bei möglichen Problemen.
Sehr übersichtlich gestaltet, ist Fowlers Buch ein Ratgeber, in dem der Zimmergärtner immer wieder einmal nachschlagen kann.

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