Wie wurde der Wolf zum Hund?
Der Hund und sein MenschJeder weiß, dass der Hund ein Nachfahre des Wolfes ist. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass unsere heutigen Hunde nicht mehr wie einst in Rudeln durch die Wälder streifen und gemeinsam von der Jagd leben? ...
Jeder weiß, dass der Hund ein Nachfahre des Wolfes ist. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass unsere heutigen Hunde nicht mehr wie einst in Rudeln durch die Wälder streifen und gemeinsam von der Jagd leben? Wann wurde der Wolf "zahm" und weshalb lässt er sich heute vergleichsweise einfach dressieren und trainieren?
Auf diese und viele weitere Fragen wird in diesem Buch eingegangen. Dabei wird die Geschichte des Hundes und des Wolfes nacherzählt, der Leser begleitet den Wolf durch die Eiszeit bis heute und schaut dabei auch auf die Entwicklungsgeschichte des Homo Sapiens, die eng mit der Hundwerdung zusammenhängt. Dabei werden verschiedene Hypothesen beleuchtet - hat der Mensch irgendwann Wolfswelpen adoptiert und aufgezogen und so die Entwicklung zum Hund in Gang gesetzt? Das scheint bei genauerer Betrachtung unplausibel, und so widmet sich der Großteil des Buches einer sehr viel wahrscheinlicheren These: der Selbstdomestikation der Hunde. Denn das Zusammenleben von Wolf und Mensch bot für alle Beteiligten viele Vorteile, auf die im Buch ausführlich eingegangen wird und die eine solche Annahme sehr wahrscheinlich machen.
Neben dem Wolf wird auch auf viele andere Tierarten innerhalb der Hundeartigen und auch der Katzenartigen eingegangen. Im Fokus liegt zunächst Afrika, denn von dort kam Homo Sapiens auf den eurasichen Kontinent, doch auch die Entwicklungen etwa in Australien, das sich lange Zeit sehr isoliert von der restlichen Welt entwickelt hat, werden näher betrachtet.
Im zweiten Teil des Buches zieht der Autor seinen eigenen Hund Branko als Fallbeispiel heran und geht an dessen Entwicklung und Eigenarten näher auf die Verhaltensweisen von Hunden ein. Selbstverständlich muss, wie Reichholf auch selbst betont, bedacht werden, dass jeder Hund verschieden ist und sich die Beobachtungen eines einzelnen Individuums keinesfalls auf die Gesamtheit, sehr wahrscheinlich nichteinmal auf die Mehrheit aller Hunde übertragen lässt.
Dennoch hat mir auch dieser Teil sehr gut gefallen, wie auch schon der erste Teil, der sehr informativ gestaltet und auch gut verständlich geschrieben war. Interessante Fakten, die sich nicht nur auf die Hundwerdung allein beziehen, sondern etwa auch auf das große Massenaussterben von Arten gegen Ende der Eiszeit, werden gut und nachvollziehbar dargestellt.
Einzig regelmäßige Verweise à la "Darauf gehe ich später ein", "...wie wir gleich sehen werden" oder "...worauf ich an anderer Stelle zurückkommen werde" haben mich nach einer Weile etwas gestört, da solche Formulierungen sich doch ziemlich gehäuft haben. Nicht dramatisch, aber schöner hätte ich es gefunden, wenn stattdessen ein solcher Satz einfach weggelassen worden wäre, denn meistens hat es mich gar nicht gestört, dass auf einen bestimmten Punkt nicht sofort näher eingegangen wird - eher haben diese Formulierungen den Fokus unnötig darauf gelenkt. Teilweise hatte es etwas von dem Versuch, den Leser zu beschwichtigen und sich zu entschuldigen für etwas, was ohne eben diese Entschuldigung gar nicht aufgefallen wäre. Wie gesagt, nur ein kleiner Kritikpunkt und nichts Dramatisches, es hat mich bloß einfach ein bisschen gestört.
Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen und es hat mir insgesamt gut gefallen. Es ist sicherlich lesenswert für alle Hundebesitzer und alle, die sich für die Entwicklung von Arten bis zur heutigen Zeit hin interessieren!