Roman über ein vielschichtiges Jahrzehnt
Und die Welt war jung"Und die Welt war jung" beginnt mit dem 01.01.1950. Drei Familien, die miteinander bekannt bis verwandt sind, beginnen in drei Städten das neue Jahrzehnt: In Hamburg geht es Elisabeth und Kurt eigentlich ...
"Und die Welt war jung" beginnt mit dem 01.01.1950. Drei Familien, die miteinander bekannt bis verwandt sind, beginnen in drei Städten das neue Jahrzehnt: In Hamburg geht es Elisabeth und Kurt eigentlich gar nicht schlecht - wäre da nicht Joachim, ihr Schwiegersohn, der noch immer nicht aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist. In Köln vermissen Elisabeths beste Freundin Gerda und ihr Mann Heinrich zwar kein Familienmitglied, allerdings merken sie, dass die Menschen gerade andere Sorgen haben, als ihr Geld in ihrer Kunstgalerie auszugeben. Heinrichs Schwester Margarethe ist mit ihrem Mann nach San Remo gezogen. Dort geht es ihnen zwar nicht schlecht, allerdings wohnen sie mit Margarethes Schwiegermutter in einem Haus, was das Leben auch nicht unbedingt einfacher macht.
Diese drei Familien begleitet man im Roman durch ein Jahrzehnt. Es ist eine Zeit des Aufbruchs, was das Cover des Buches auch gut wiederspiegelt. Auch die Grundstimmung des Buches ist positiv und die meiste Zeit sehr lebensbejahend. Gleichzeitig wird immer wieder deutlich, dass alle Beteiligten den 2. Weltkrieg erlebt haben und jede*r sein Päckchen oder Paket daraus mitgenommen hat. Ich fand es sehr spannend, diese Zeit einmal näher beleuchtet zu haben und die Diskrepanz zu erleben, wie der Krieg an vielen Stellen doch noch präsent ist und gleichzeitig Gerda an einer Stelle feststellt, dass der Krieg nun in immer weitere Ferne rückt.
"Und die Welt war jung" liest sich sehr flüssig. Man nimmt Anteil am Leben der Figuren, hofft auf Klarheiten, freut sich mit ihnen und wandert mit ihnen durch Städte, die zum Teil noch Ruinen sind, in denen aber vieles in Bewegung ist. Gleichzeitig wird durch die Tatsache, dass auf rund 635 Seiten ein ganzes Jahrzehnt anhand von drei Familien dargestellt wird klar, dass es immer wieder Sprünge über einige Monate gibt. So gibt es immer wieder Dinge, die sich andeuten, die man aber nicht selbst erlebt, sondern von denen man im Nachhinein erfährt. Carmen Korn hat das an vielen Stellen gut gelöst, es gab aber auch die eine oder andere Stelle, an der ich gerne mehr gewusst hätte oder "dabei gewesen" wäre. Meiner Ansicht nach hätte ein solches Werk auch gerne ein paar Seiten mehr haben können - aber darüber kann man vermutlich streiten.
Dazu kommt, dass das Ende sehr abrupt kommt. Natürlich gibt dies einen Hinweis, wohin es mit der Fortsetzung vermutlich gehen wird, gleichzeitig stelle ich mir die Frage, ob dieses Buch wirklich einer Fortsetzung bedarf oder ob nicht ein paar Seiten mehr womöglich besser gewesen wären. Auch wenn mir alle Beteiligten sehr ans Herz gewachsen sind und ich mich auch freue, über einige von ihnen noch ein bisschen mehr erfahren zu dürfen.
Fazit: Ein spannendes Buch über die 50er Jahre, gerade auch für die zu empfehlen, die (wie ich) lange nach dieser Zeit geboren wurden.