Leichtes, spaßiges Sommerbuch mit Botschaft.
Fleishman steckt in SchwierigkeitenDas war ein ziemlicher Lesespaß - genau die Art, die vor allem unterhält, aber dennoch mit einer Botschaft aufwartet. Ein Roman, der sowohl lustig als auch melancholisch ist, der sowohl Augenrollen als ...
Das war ein ziemlicher Lesespaß - genau die Art, die vor allem unterhält, aber dennoch mit einer Botschaft aufwartet. Ein Roman, der sowohl lustig als auch melancholisch ist, der sowohl Augenrollen als auch Mitgefühl hervorruft.
Der Fleishman, auf den sich schon der Titel bezieht, ist Toby (nur: ist er das wirlkich?), ein Ü40-Vater von zwei Kindern, frisch getrennt von seiner Gattin - jetzt ist er bereit, das Leben als Single in einer Welt voller Dating-Apps und unverfänglichem Sex zu erkunden. Aber gerade, als Toby seine kleine Midlifekrise voll auskosten will, verschwindet seine Noch-Gattin und überlasst ihm die elterlichen Pflichten... mal wieder.
Eigentlich geht es hier also um first world problems "de luxe" - die Story spielt nicht nur im New York der Reichen, sondern der Superreichen und Ultrareichen. Als Arzt, der "gerade mal" 280.000 Dollar pro Jahr mit nach Hause bringt (herrje...) steht Toby in dieser extrem priveligierten Hackordnung ziemlich weit unten. Seine Bald-Ex Rachel, die sich aus eigener Kraft ganz nach oben gearbeitet hat und eine berühmte Promiagentin wurde (und die auf dem Weg dorthin ihre Familie augenscheinlich vernachlässigt hat, herrje, herrje...), verdient locker das Fünfzehnfache - und selbst das sind noch Peanuts im Vergleich zu dem Wohlstand der Familien, zu denen Rachel so gerne dazugehören möchte.
Warum sollte man so ein Buch über Luxuprobleme lesen, die auf der Midlifekrise eines Mannes basiert, der sich in seiner Rolle als jammernder Vater mit zu viel "Familienpflichten" vielleicht auch ganz wohl fühlt - kann er doch weiter jammern und Mitleid erhaschen?
Zwei Gründe: Zum einen macht Taffy Brodesser-Akner's Schreibe richtig Spaß. Zweitens: Die ganze Geschichte wird, auf der coole und pfiffige Weise, von einem trojanischen Pferd infiltriert. Erzählerin der Geschichte ist nämlich Libby, eine alte Studienfreundin von Toby. Sie ist - das Alter Ego der Autorin lässt grüßen - eine Magazonjournalistin, bekannt für ihre Porträts über Männer, die ihr eigentlich dazu dienen, über Frauen zu schreiben:
"They [the men] said all the things I wasn't allowed to say aloud without fear of appearing grandiose or self-centered or conceited or naricissistic. I imposed my narrative onto theirs [...]. I wrote about my problems through them."
Also - wessen Geschichte lesen wir hier, und wie (ver)ändert das die Eindrücke der Lesenden? Genau diese Frage macht, abgesehen von einigen äußerst unterhaltsamen Nebenplots (wie die Geschichten der Frauen, die Toby trifft oder die Probleme seiner Kinder), dieses Buch durchaus lesenswert. Es regt zum Nachdenken an, öffnet Raum für Diskussionen, beginnend bei den Charakteren und ob sie liebenswert sind - ich bin da zu keiner abschließenden Meinung gekommen ;) Dafür weiß ich dies: Mit gefällt dieser Roman, so, wie er ist: Ein leichtes, spaßiges Sommerbuch mit Botschaft.