Sag es mit einem Gedicht- eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte, die in Oxford spielt
Mein Jahr mit DirDie Amerikanerin Ella aus Ohio, ist hochintelligent, was sie zu einem Einzelgänger in ihrer Familie gemacht hat. Und obwohl sie so clever ist, fällt es ihr sehr schwer, Gefühle zuzulassen, seitdem sie ...
Die Amerikanerin Ella aus Ohio, ist hochintelligent, was sie zu einem Einzelgänger in ihrer Familie gemacht hat. Und obwohl sie so clever ist, fällt es ihr sehr schwer, Gefühle zuzulassen, seitdem sie einst ihren Vater durch einen Unfall verlor. So ist das Verhältnis zu ihrer Mutter leicht abgekühlt. Als Ella die Zusage bekommt, ein Jahr in Oxford studieren zu dürfen, bevor sie einen Job im Weißen Haus annimmt, ist sie überglücklich, denn das war immer schon ihr Traum. Zudem ist Ella bislang noch nie aus ihrem Heimatland herausgekommen.
Kaum angekommen in Oxford, wird sie nicht nur beinahe von einem Auto angefahren, sondern stößt beim Essen in einer kleinen Frittenbude, ausgerechnet mit einem sich sehr snobistisch verhaltenden Mann zusammen, der sich mit einer Freundin dort aufhält. In ihm erkennt Ella ausgerechnet den unglücklichen Autofahrer wieder und als er sie auch noch frech anflirtet, platzt ihr der Kragen. Sie beschimpft ihn als schwachköpfigen Schnösel und verlässt, von oben bis unten mit Essen bekleckert, das Lokal.
Und das Pech scheint auch in den nächsten Tagen an ihren Füßen zu kleben. Nicht nur, dass die Professorin ihres Literaturkurses allen verkündet, dass sie leider einen Ersatzmann stellen muss. Ellas neuer Tutor entpuppt sich ausgerechnet als kein geringerer als James Davenport, in dem sie ihren „schwachköpfigen Schnösel“ erkennt.
Und obwohl Ella den Frauenschwarm nicht mögen will, muss sie doch zugeben, dass er ein fähiger Tutor ist, der seine Materie gut und leidenschaftlich zu vermitteln weiß.
Ellas Interpretation einer vorgegebenen Aufgabe, bringt beide, nachdem sie ihre gegensätzlichen Standpunkte verdeutlicht haben, näher. Doch soll sich Ella tatsächlich mit einem Mann einlassen, über den gemunkelt wird, dass er jede Frau nur dreinmal datet? Das Jamie ein schwerwiegendes Geheimnis vor ihr verbirgt, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht…
Während einer Shoppingtour durch die Buchläden, fiel mir „Mein Jahr mit Dir“, von Julia Whelan in die Hände und das Cover suggerierte mir, dass ich es hier womöglich mit einer schönen, dramatischen Liebesromanze zu tun bekommen würde.
Nun muss ich zugeben, dass ich um Bücher oder Filme, im Stile von „P.S: Ich liebe dich“, in denen einer der Protagonisten an einer tödlichen Krankheit leidet, lieber einen großen Bogen mache, weil mich das mental zu sehr mitnimmt. Der Klappentext dieses Buches jedoch war relativ vage gehalten und ließ Spielraum für andere Interpretationen, so dass ich dennoch zugriff.
Die Autorin, die sich zudem einen Namen als Schauspielerin und Drehbuchautorin gemacht hat, weist einen locker leichten Schreibstil auf und erzählt den Roman aus Ellas Sicht, in „Ich-Form“. Obwohl ich zugeben muss, dass es mir wie einigen anderen Rezensenten ging, die die Romanheldin eher unsympathisch/ zu introvertiert beschrieben fanden, mochte ich den Roman trotzdem zwischenzeitlich nur ungern weglegen, weil sich die Story an sich unterhaltsam anließ. Zudem mochte ich die eingefügten (historischen) Gedichte, die ebenfalls einen wichtigen Platz in dieser Geschichte einnehmen und es vermögen, gewisse Stimmungen/Gefühle der Protagonisten zu verstärken.
Zugegeben, man sollte ein offenes Ohr für Lyrik besitzen, wenn man sich für diesen Roman entscheidet. Denn nur dann kann man sich noch ein Tickchen besser in das Heldenpaar hineindenken. Die Autorin hat Ella und Jamies Liebesgeschichte klar in den Fokus gestellt. Zwar führt Julia Whelan, mit Ellas Mitstudenten, ein paar Nebenfiguren ein mit denen sie sich anfreundet, doch sind diese leider nicht mehr als Staffage und bleiben völlig blass.
Ich bin ehrlich, die erste Hälfte des Romans stach nicht unbedingt aus der breiten Masse anderer Collegeromances heraus- zwar ließ sie sich gut und flüssig lesen, doch fehlte es ihr an der nötigen Tiefe und hätte ich den Roman zu diesem Zeitpunkt abgebrochen, wäre er mir nicht lange im Gedächtnis haften geblieben. Doch es kam ja noch die zweite Hälfte und die hat mich dann dermaßen geflasht, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Ab dem Moment, als Jamies Geheimnis enthüllt wird, nimmt die Story eine völlig andere Wendung und erhält dann endlich, die bislang von mir, so vermisste Tiefe.
Ella muss nun lernen, über sich hinauszuwachsen und sich ihren bislang unter Verschluss gehaltenen Ängsten zu stellen. Aber auch Jamies ambivalentes Verhältnis zu dessen Vater wird nun thematisiert und man ist plötzlich mittendrin und fiebert mit dem Heldenpaar mit.
Zwar hat sich Jamie bereits mit seiner gesundheitlichen Situation abgefunden doch muss auch er lernen, Liebe zuzulassen. Und ab diesem Moment war es dann so weit. Mir kullerten die Tränen die Wangen herunter und zwar reichlich. Daher eine Warnung für alle, ebenfalls nah am Wasser gebauten Leser, bitte lest diesen Roman nur, mit ausreichend Taschentüchern in Reitweite.
Irgendein Rezensent meinte, dieser Roman wäre schmalzig/schwülstig geraten, doch kann ich diese Meinung nicht teilen. Macht euch lieber ein eigenes Bild von der Story.
Übrigens, es geht seit langem das Gerücht um, dass „My Oxford Year“ mit „Outlander“ Sam Heughan (wieder mal als ein Jamie 😉 ) verfilmt werden soll und bislang wurde das Filmprojekt noch nicht offiziell gecancelt. Auf Moviepilot.de, wird der Film für das Jahr 2022 angekündigt.
Kurz gefasst: Sag es mit einem Gedicht- eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte, die in Oxford spielt.