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Veröffentlicht am 05.09.2020

Lustig und Fragwürdig zugleich

Ein ganz alter Trick
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Pascal ist meistens unterschwellig wütend. Sein Vater hat die Familie verlassen, der neue Freund der Mutter führte zu seiner Abschiebung vor zwei Jahren ins Internat, damit die Beiden ungestört Reisen ...

Pascal ist meistens unterschwellig wütend. Sein Vater hat die Familie verlassen, der neue Freund der Mutter führte zu seiner Abschiebung vor zwei Jahren ins Internat, damit die Beiden ungestört Reisen und Leben können. Sogar in den Sommerferien bleibt er im Internat. Das ist traurig. Seine meist lustigen Streiche bleiben stets ohne Konsequenzen. Daran hat sich der Junge so gewöhnt, dass er es nicht fassen kann, das er für vier Wochen vormittags im Altenheim aushelfen soll, nachdem er den Rollator einer Seniorin im Teich versenkt hat. So hat er sich seine Ferien nicht vorgestellt.
Im Altenheim trifft er auf die geschädigte Seniorin. Ingelotte ist keine typische „Alte“ und setzt ihm weitere Flausen in den Kopf. Die Arbeitseinsätze im Altenheim finden eigentlich nicht wirklich statt, Pascal bleibt unbegleitet, trickst herum oder verbringt die Zeit mit Ingelotte. Schließlich spannt sie ihn für einen Einbruch in ihre ehemalige Villa ein, um einen Schatz zu bergen. Ihr Enkel Jonathan und der Hilfsarbeiter Talal des Heims sind mit von der Partie, letzterer eigentlich nur den Kindern zu Liebe, denn als Asylant ist er froh hier zu sein und will nicht straffällig werden. Die Aktionen sind nicht ganz durchdacht und führen daher zu Situationskomik. Das Ende fällt dann auch nicht so wie erwartet aus.

Die Geschichte ist sehr lustig geschrieben, vordergründig kann man hier lachen und Spaß haben. Die Charaktere sind nett angelegt und hätten gerne noch ein wenig Tiefe vertragen. Es ist schön, das Pascal in Jonathan, Talal und Ingelotte eine Ersatzfamilie gefunden hat, aber letztlich macht er keine entscheidende Entwicklung durch, die er gut vertragen hätte.
Durch die lustige Art bleibt das Unrechtsbewusstsein weitgehend auf der Strecke. Auch die Rekrutierung Talals gegen seinen Willen ist nicht in Ordnung, er hat hier wirklich etwas zu verlieren. Die Ausgangslage der Jungen, aber auch die Talals und Ingelottes hätten deutlich besser gelöst werden können, da sie schon zur Sprache kommen. Bei begleitetem Lesen findet man hier gute Gesprächsansätze.
Wer sich lustig unterhalten lassen möchte, ohne die Vorkommnisse zu hinterfragen, ist hier gut aufgehoben. Von uns gibt es gute drei von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

deutsche Geschichte von 1960-90

Margos Töchter
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Cora Stephan arbeitet in ihrem Roman „Margos Töchter“ ein Stück deutsche Geschichte (60er -90er Jahre) über fiktive Charaktere auf. Zu diesem Buch gibt es bereits einen Vorgängerband, diesen habe ich nicht ...

Cora Stephan arbeitet in ihrem Roman „Margos Töchter“ ein Stück deutsche Geschichte (60er -90er Jahre) über fiktive Charaktere auf. Zu diesem Buch gibt es bereits einen Vorgängerband, diesen habe ich nicht gelesen, hatte aber auch nicht das Gefühl, dass dies für das Verständnis notwendig war.

Jana, Leonore und Clara sind über ihre Geschichte miteinander verbunden. Erzählt wird jeweils aus wechselnden Perspektiven und in verschiedenen Zeitebenen, normalerweise macht dies ein Buch interessant und belebt den Erzählstil, doch bei dieser Lektüre blieb ich dauerhaft auf Distanz. Aufgrund des starken Fokus auf die politischen Ereignisse und Hintergründe blieben mir die einzelnen Personen fern, hier hätte ich mir mehr Ausgewogenheit gewünscht. Die Familiengeschichte hätte mit mehr Raum einfach besser gewirkt, so hatte ich lange Zeit das Gefühl ein Sachbuch zu lesen. Dennoch lohnt sich dieses Buch, die geschichtlichen Hintergründe wurden gut recherchiert. Insgesamt kann ich aber nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen, da wurde leider Potential verschenkt.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Prozess der kleinen Schritte

Kaizen
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Das Cover verweist in seiner schlichten Gestaltung direkt auf ein fernöstliches Thema, Optik und Haptik des kleinen Ratgebers sind sehr ansprechend. Die liebevolle Innengestaltung mit den schönen Bildern ...

Das Cover verweist in seiner schlichten Gestaltung direkt auf ein fernöstliches Thema, Optik und Haptik des kleinen Ratgebers sind sehr ansprechend. Die liebevolle Innengestaltung mit den schönen Bildern und der übersichtlichen klaren Gliederungen in kurze Abschnitte ist gelungen. Schon auf den ersten Blick wirkt das kleine Büchlein sehr wertig.

Kaizen ist ein Weg gute Veränderungen / Verbesserungen zu erreichen. Es beschreibt wie man sein angestrebtes Ziel in vielen kleinen Schritten erreicht und die Motivation behält, in dem man seinen kleinen Zwischenerfolge würdigt. Es ist geeignet für alle, die ihre Routinen ändern wollen, aus denen man so schwer ausbrechen kann, weil man aus Bequemlichkeit und Gewohnheit einfach schnell wieder in alte Muster verfällt. Hier kann man lernen einen Schritt zurückzutreten, zu betrachten und zu analysieren. Die Methode ist für viele Lebensbereiche anwendbar und gratis noch dazu.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich vieles in dem Buch zu oft wiederholt. Die Methode ändert sich nicht, wenn man sie in einem anderen Bereich anwendet, die einzelnen Kapitel hätte man zusammenfassen oder stark straffen können.
Wenn man sich mit Kaizen noch gar nicht auskennt (viele Betriebe wenden das Konzept ja bereits erfolgreich an) und Interesse an den Veränderungsprozessen einer anderen Kultur hat, bietet das Buch aber einen schönen Überblick.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

deutsche Torten erobern Italien

Kann Gelato Sünde sein?
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Emilia ist eine einsame Rentnerin, das Highlight der Woche ist der Kaffeeklatsch mit den Freundinnen. Sie vermisst ihre Tochter Julia, die in Italien studiert. Kurzerhand entschließt sie sich zu einem ...

Emilia ist eine einsame Rentnerin, das Highlight der Woche ist der Kaffeeklatsch mit den Freundinnen. Sie vermisst ihre Tochter Julia, die in Italien studiert. Kurzerhand entschließt sie sich zu einem Überraschungsbesuch. Jedoch findet sie Julia nicht an der Universität oder im Wohnheim vor. Zwei Studentinnen können ihr aber mit der Adresse des Liebhabers weiterhelfen. Emilia schwant Böses, sie hat schließlich eine Vergangenheit, in der sie genügend schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat.
Julia hat ihren Ausbildungsvertrag aufgelöst und das Geld in den Aufbau eines kleinen Pensionsbetriebes gesteckt, den sie mit ihrem Freund Francesco betreiben möchte. Ihre Mutter kontaktiert sie bewusst selten, da sie so verschiedene Ansichten haben.

Emilia findet Julia und kommt in der kleinen Pension unter. Im nahegelegenen Ort verliebt sie sich in eine lange leerstehende Bäckerei. Diese würde sie zu gerne mit einem Cafe wieder neu beleben, beim Backen macht ihr schließlich keiner was vor.
Francescos Vater, der Bürgermeister des Ortes, will die Pläne vereiteln, da er Kuchen für ungesund hält. Die Alten sollen lieber Sport treiben und gesund essen. Er boykottiert das Unterfangen mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, klischeemäßig sind diese in Italien nicht immer ganz legal.
Emilia möchte aber ihren Traum verwirklichen, sie erhält tatkräftige Hilfe vom Bestatter des Ortes, ihrer Tochter und von deren Freund, lernt aber auch viele neue nette Menschen kennen.
Das amüsante Gegeneinander kann man nett mal nebenbei lesen. Die Thematik ist wie erwartet leicht, ich hatte es mit im Vorfeld aber noch lustiger vorgestellt. Die Charaktere sind recht eindimensional, aber sympathisch angelegt. Die einfache Sprache lässt einen durch die Seiten huschen. Hier werden viele Klischees bedient, Korruption, Muttersöhnchen, Vorurteile – alles dabei.
Fazit: Eine nette leichte Unterhaltung für zwischendurch, die gut unterhält, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Reihenauftakt um einen Bro-Buchclub

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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Profisportler Gavin Scott ist zu Hause ausgezogen, weil seine Ehe in der Krise steckt. Allerdings bereut er diesen Schritt schon bald, denn er will seine Frau unbedingt zurück. Thea ist seine große Liebe ...

Profisportler Gavin Scott ist zu Hause ausgezogen, weil seine Ehe in der Krise steckt. Allerdings bereut er diesen Schritt schon bald, denn er will seine Frau unbedingt zurück. Thea ist seine große Liebe und auch auf seine süßen Zwillingsmädels möchte er nicht verzichten. Gavin und Thea geben einander die Schuld, wie es so oft bei Streitigkeiten ist. Der eigentliche Auslöser, der die Probleme zutage fördert, ist eigentlich banal, aber häufig reicht ja ein Tropfen, um das Fass zum überlaufen zu bringen.
Gavins Freunde versuchen ihn aufzurichten und nehmen ihn in ihren geheimen Buchclub auf. Die Männer lesen Liebesroman, um die Frauen besser verstehen zu können, so haben sie wohl schon einige Beziehungen gerettet bzw. neu belebt.
Nach und nach lässt Gavin sich auf die Sache ein und versucht seine Frau neu zu umwerben, um sie zurückzubekommen.
Der Liebesroman, den er dabei vom Club bekommt und auch häufig zu Rate zieht, entwickelt sich parallel zu seiner Ehe und kann durch die eingefügten Ausdrucke mitgelesen werden.

Eigentlich lese ich nicht gerne Liebesromane, aber hier hat mich die Idee des Männerbuchclubs tatsächlich sehr neugierig gemacht. Dieser Club ist tatsächlich zum Schmunzeln, gerne hätte ich mehr von ihm gelesen, aber er kommt eher am Rande vor.

Im Fokus der Geschichte stehen Gavin, seine Frau Thea und ihre Schwester Liv, um die es im nächsten Teil gehen wird. Alle Protagonisten wurden gut entworfen, man konnte sie sich gut vorstellen und hatte einen Eindruck von ihrer Persönlichkeit, das galt auch für die wichtigeren Nebencharaktere. Thea und Liv fand ich leider zunehmend anstrengend, geprägt durch die Eheprobleme ihrer Eltern haben sie diverse Male einfach überreagiert. Die kleinen Zwillinge wirkten viel reifer, als sie alt waren, das war nicht sehr realistisch.
Gavin gibt sich wirklich viel Mühe und versucht viel, um seine Familie zurück zu bekommen, seinen Charakter und seinen Weg fand ich am nachvollziehbarsten und sympathischsten. Das Eheproblem an sich fand ich tatsächlich eher banal, eigentlich kein Grund für eine Scheidung, aber die Menschen sind bei ihren Lösungswegen halt sehr unterschiedlich.

Kurze Kapitel, breite Ränder und eine einfache Sprache lassen die Seiten schnell dahinschwinden. Eine nette Unterhaltung für zwischendurch ist dies Buch allemal. Meiner Meinung nach hätte man aus der Geschichte mehr machen können, hätte der Fokus auf dem Club gelegen.

Für mich ein typischer Liebesroman, mit kleinen Schwächen.

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