Profilbild von Bavaria123

Bavaria123

Lesejury Profi
offline

Bavaria123 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bavaria123 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2020

Fusia und ihre Dreizehn

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
0

Das Cover fällt zunächst nicht unbedingt auf. Ein wenig sparsam ist es gehalten. Ein wenig Himmel, ein Mädchen in Schwarz und der rot farbige Titel. Was mir aber sofort aufgefallen ist, ist der Zusatz ...

Das Cover fällt zunächst nicht unbedingt auf. Ein wenig sparsam ist es gehalten. Ein wenig Himmel, ein Mädchen in Schwarz und der rot farbige Titel. Was mir aber sofort aufgefallen ist, ist der Zusatz "Nach einer wahren Geschichte". So etwas macht mich immer neugierig. Und als ich die Beschreibung zum Buch gelesen hatte, war ich noch sehr viel neugieriger.

Sharon Cameron beschreibt die wahre Geschichte der Stefania Podgórska. Sie ist um 1923 geboren, ihr Vater starb früh nach einer Krankheit. Ihre Mutter, eine Hebamme, versuchte auf einem Bauernhof die acht Kinder aufzuziehen. Früh kommt Stefania, die Fusia genannt wird, nach Przemysl um dort bei der jüdischen Familie Diamant zu arbeiten und zu wohnen. Im September 1939 beginnt der zweite Weltkrieg und die Deutschen marschieren in Polen ein... das Ende der jungen Liebe zwischen Izio Diamant und Fusia. Und der Beginn einer furchtbaren Zeit...

Die Begebenheiten der Jahre zwischen 1936 und Juli 1944 wird aus der Ich - Perspektive der Protagonistin erzählt. Dadurch wird das Buch sehr persönlich, auch weil der Sprachstil eher einfach ist. So wie eben ein junges Mädchen, eine junge Frau ihre Geschichte berichten würde. Und genau das hat mich unglaublich berührt und in das Geschehen extrem hinein gezogen. Es war auch der Grund, weshalb ich manches Mal nicht so schnell weiter lesen konnte, weil mir die Ereignisse sehr nah gingen.

"Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" hat mich ausgesprochen gefesselt. Eigentlich sind es sogar zwei Mädchen, denn auch Fusias kleine Schwester Helena wird gerät im wahrsten Sinne zwischen die Fronten. Den abscheulichen Grausamkeiten, den Schrecken des Krieges und der bösen Fratze des Antisemitismus stehen extremer Mut, große Menschlichkeit und unglaubliche Leidenschaft gegenüber. Gegen die aussichtslose Situation kämpft die junge Frau ohne zu resignieren. Da ist ihre innere Kraft und ihr starker Glaube nur zu bewundern.

Das Buch wird mit einem ausführlichen Nachwort und Fotos der beteiligten Personen komplettiert. Das bringt zum einen eine weitere Nähe und zeigt zudem, wie intensiv die Autorin recherchiert hat.
Es gibt auch einen Film aus dem Jahr 1996. Kellie Martin verkörpert in "Hidden in Silence" die Fusia.

Auch wenn es eine Vielzahl von Büchern zum Thema Zweiter Weltkrieg gibt, ist dieses hier besonders und absolut lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2019

Nah und fern

Zeilen ans Meer
0

Das Buch hat mir erstmal von außen gefallen. Das Cover ist sehr schön mit seinen dezenten Farben und dem Blick auf Strand, Meer und Himmel. Da kommt man schon ein wenig ins Träumen.

Die Inhaltsangabe ...

Das Buch hat mir erstmal von außen gefallen. Das Cover ist sehr schön mit seinen dezenten Farben und dem Blick auf Strand, Meer und Himmel. Da kommt man schon ein wenig ins Träumen.

Die Inhaltsangabe fand ich interessant. Da gibt es die Anmerkung "Doch kann man sich in einen Menschen verlieben, den man noch nie gesehen oder gesprochen hat? "
Und ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass man das kann! So war ich natürlich absolut gespannt auf das Buch.

Und ich wurde in keiner Weise enttäuscht.
Sarah Fischer schreibt in einem bildlichen und sehr fesselnden Stil, der es mir arg schwer gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen. Ich mag das Gefühlvolle, das hier auch nicht in den Kitsch abdriftet.
Die Idee, ein Buch aus Briefen zusammenzustellen, ist nicht neu, bei "Zeilen ans Meer" aber wirklich gut umgesetzt.

Die Hauptperson Lena hat mir nicht nur deshalb gefallen, weil meine Tochter den selben Namen trägt. Sie wird hier als sympatische Frau und wundervolle Mutter gezeichnet.
Der Protagonist Sam ist warmherzig , mitfühlend und hat einen Hang zum Poetischen. Gerne habe ich mit den beiden gefiebert.

Ich kann diesem Buch gerne alle 5 Sterne und eine Leseempfehlung nicht nur für den nächsten Sommerurlaub geben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Stimmung
  • Figuren
Veröffentlicht am 09.07.2018

Der Countdown beginnt, Maschinen an!

Miss Gladys und ihr Astronaut
0

Mich hat das Cover angesprochen. Die Farben sind sehr schön und das Motiv schon besonders. Wenn man das Buch dann in der Hand hält fühlt es sich auch gut an. Die Buchstaben und Teile des Bildes sind erhaben ...

Mich hat das Cover angesprochen. Die Farben sind sehr schön und das Motiv schon besonders. Wenn man das Buch dann in der Hand hält fühlt es sich auch gut an. Die Buchstaben und Teile des Bildes sind erhaben und fühlen sich ganz schmeichelnd an. Die Ausstattung macht schon einen besonderen Eindruck.

Der Schreibstil gefällt mir. Der Autor schreibt so, dass man die Geschichte flüssig lesen kann. Dabei werden die Charaktere ausgesprochen bildhaft gezeichnet. Ich habe gefühlt neben Miss Gladys auf dem Sofa gesessen und bin mit Thomas Major in der kapsel zum Mars geflogen. Aufgeteilt wurde das Buch in zahlreiche nicht zu lange Kapitel, was ich als angenehm empfinde.

Die Geschichte mutet zunächst einmal skurril an. Und im Prinzip ist sie das auch. Dieser nicht gerade menschenfreundliche Thomas, der seinen Namen aufgrund des Liedes SPACE ODDITY von David Bowie trägt und die liebenswerte allmählich dement werdende 71 jährige Gladys Ormerod, die sich um ihre Enkel Ellie und James kümmert, deren Mutter gestorben ist. Zwei gegensätzliche Persönlichkeiten, die durch Zufall zueinander finden. Und sich dann helfen. Und hier schleichen sich dann diverse Themen in die Geschichte ein. Vor allem sind da grenzenlose Freundschaft und familiärer Zusammenhalt zu nennen. Und das mit viel Tiefgang, aber ohne drohenden Zeigefinger. Dafür wird dem Leser mit viel Witz und Ironie, aber nie ins Lächerliche gezogen, eine lebensbejahende Episode der beiden Protagonisten erzählt.

Ich finde das Buch bezaubernd. Es hat durchaus noch einen Nachhall, wenn die letzte Seite schon gelesen ist. Es ist ein unterhaltsames Buch für kühle Herbsttage am Kamin mit genügend Tee oder auch als Geschenk für jemanden, der sich gern auf eine Reise durch die witzigen und traurigen Aspekte einer besonderen Freundschaft begibt.

Veröffentlicht am 16.06.2024

Im Kaffeehaus und im Kopf

Seinetwegen
0

Das Cover ist sehr schlicht in blau und grau gehalten. Ein Mann auf einer Straße. Und genau dieses Cover passt zum einen zum Titel und zum anderen auch zu dem Thema des Buches.

In "Seinetwegen" erzählt ...

Das Cover ist sehr schlicht in blau und grau gehalten. Ein Mann auf einer Straße. Und genau dieses Cover passt zum einen zum Titel und zum anderen auch zu dem Thema des Buches.

In "Seinetwegen" erzählt Zora del Buono von ihrem bei einem Autounfall im heimatlichen Zürich gestorbenen Vater, den Oberarzt Manfredi del Buono. Sie war in jenem Jahr 1963 gerade mal ein paar Monate alt. Ihre Mutter hat danach nicht mehr geheiratet und ist mittlerweile an Demenz erkrankt.
60 Jahre nach dem einschneidenden Ereignis begibt sich die Autorin auf die Suche des damals 28jährigen Unfallverursachers und teilt ihre Gedanken auf 201 Seiten mit.

Mich hat die Inhaltsangabe berührt, denn ich musste als 10jähriges Kind erleben, wie meine Mutter nach einem Autounfall verstorben ist. Allerdings war es in unserem Fall so, dass auch die Verursacherin, die unter Alkohol- und Tabletteneinnahme stand, den Unfall nicht überlebt hat und es somit keinen Grund zur Suche gab.

Und das war für mich eigentlich auch eine Frage, die sich schnell auftat. Warum hat Zora del Buono 60 Jahre gewartet, bis sie sich auf die Suche gemacht nach jenem E.T. gemacht hat? Das kann nicht nur der Schmerz gewesen sein, den sie ihrer Mutter nicht antuen wollte.

Die Autorin schreibt einiges über ihre Kindheit und das Heranwachsen. Wie es ist, wenn jemand fehlt, der doch zur kleinen Familie gehört. Sie berichtet von diversen Kaffeehausbesuchen und dabei geführten tiefgründigen Gesprächen mit befreundeten Menschen. Und dann werden unter anderem noch Dudenzitate oder Aktennotizen aufgeführt.
Insgesamt kommt mir das vor, wie Gedanken, die sprunghaft ins Gedächtnis kommen und aufgezeichnet werden, vermischt mit Tatsachen und Fakten. Zudem kommen einige schwiitzerdütsche Ausdrücke vor. Es ist sprunghaft und das macht es zum Teil auch nicht gerade einfach zu lesen. Deshalb waren die nicht gerade üppigen 201 Seiten, auf denen teilweise auch Fotografien eingefügt sind, für mich nicht schnell zu lesen. Manches hat einen langen Nachhall, weil ich nach dem Tod meiner Mutter ähnliche Gedanken hatte.

Ich gebe diesem Buch, was zum einen sehr gefühlvoll und fast poetisch ist, aber auch einige ganz präzise und glasklare Abschnitte hat, vier Sterne und denke, es ist kein Buch für jeden und auch nicht um es mal so nebenbei zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2024

Ich mag es, allein zu sein

Das Licht in den Birken
0

Von Romy Fölck hatte ich "Die Rückkehr der Kraniche" gelesen und war davon sehr angetan. So habe ich mich gefreut, dass nun ein weiterer Roman abseits der Krimis, von ihr erschienen ist.

Die Geschichte ...

Von Romy Fölck hatte ich "Die Rückkehr der Kraniche" gelesen und war davon sehr angetan. So habe ich mich gefreut, dass nun ein weiterer Roman abseits der Krimis, von ihr erschienen ist.

Die Geschichte bringt uns zu Benno Findeisen und seinem hoch verschuldeten Gnadenhof der Tiere in der Lüneburger Heide. Thea, eine Frau Mitte 50, zieht mit ihren zwei Ziegen von Portugal in einer der Wohnungen auf diesem Hof. Und dann stößt noch die junge Juli dazu, die sich auf ihrer Wanderung vom Norden Richtung Amsterdam den Fuß verletzt.

Die Beschreibung der Landschaft ist äußerst gelungen, wie auf dem Cover sehe ich die Nebelschwaden am Morgen aufsteigen oder den Sternenhimmel am Abend leuchten. Der Gnadenhof gefällt mir besonders gut. Würde ich jünger sein, wäre genau das mein Traum.
Bei den Charakteren hätte ich nichts gegen etwas tiefere Ausflüge in das Seelenleben der drei Hauptfiguren gehabt.

Der Roman wird abwechselnd aus Sicht der Protagonisten verfasst. Das ist kein neuerfundener Stil, passt hier aber sehr gut, denn dadurch wird die Geschichte ausgesprochen lebendig und lässt sich flüssig lesen. Richtig weglegen mochte ich das Buch kaum.

Benno, Thea und auch Juli tragen jeweils ein familiäres Problem mit sich durchs Leben und sind sich damit ähnlicher, als sie zunächst denken. Zudem gibt es weitere Komplikationen, denen sie sich stellen müssen. Und das ist mein zweiter Kritikpunkt. Auch wenn ich mich freue, dass sie jeweils eine Lösung finden, ist der Prozess doch immer arg rasch. Und dann gibt es zudem den einen oder anderen Zufall, der schon etwas vorherzusehen ist.

Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen und fühlte mich auch gut unterhalten. Aufgrund meiner angesprochenen Kritikpunkte vergebe ich 4 Sterne und empfehle "Das Licht in den Birken" gerne als ansprechende Sommerlektüre weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere