Die durchdringende Unschärfe dieses Romans
Die Unschärfe der WeltEin Roman über Menschen im Banat, vor allem über die deutsche Bevölkerung dort in Rumänien. Und zwar nicht vor Jahrhunderten, sondern so in etwa im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts. Eine Familiengeschichte ...
Ein Roman über Menschen im Banat, vor allem über die deutsche Bevölkerung dort in Rumänien. Und zwar nicht vor Jahrhunderten, sondern so in etwa im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts. Eine Familiengeschichte quasi, in zahlreichen ineinander greifenden Episoden erzählt. Das klingt spannend und vielversprechend, fand ich und machte mich ans Lesen.
Ich wurde zunächst reich belohnt durch die Bekanntschaft mit Pfarrer Hannes, seiner Frau Florentine und des kleinen Samuel, der bald geboren wird und im Laufe des Romans erwachsen wird. So eine lange Zeit auf so wenig Seiten? Das werden sich möglicherweise potentielle Leser fragen. Ich habe mich nicht darum geschert und vertraute auf die Ausdruckskraft und inhaltliche Schärfe der mir bislang unbekannten Autorin Iris Wolff, die selbst im Banat aufwuchs - zur selben Zeit in etwa wie Samuel.
Und ja, es ist spannend, von Iris Wolff in einer ganz eigenen, ausgesprochen poetischen und eloquenten Sprache durch das Geschehen geführt zu werden. Aber warum brauchte ich dann fast zwei Wochen zum Lesen dieses doch recht dünnen Bandes?
Ganz einfach: schon bald stieß ich auf die erste Passage, die an inhaltlicher Schärfe verlor und diese bald völlig einbüsste. Im Klartext: ich konnte der Autorin nicht mehr folgen. Auch wenn ich ein bisschen etwas weiß über die Geschichte des Banat bin ich doch alles andere als eine Expertin - mit einem Roman, der mit den Fakten spielt in dem Sinne, dass er sie nur gelegentlich benennt und anderes voraussetzt, war ich schlicht überfordert.
Denn ich bin von Haus aus Historikerin und kann, obwohl ich dieses Beruf längst nicht mehr ausübe, einfach nicht aus meiner Haut: ich will immer alles ganz genau wissen über den historischen Rahmen einer Geschichte, um sie für mich einordnen zu können und das macht mich für diese Art von Literatur wohl schlicht unbrauchbar.
Der Leser bekommt nämlich nur ab und an einen Brocken hingeworfen, danach "schwimmt" er sich wieder durch weitere Kapitel, in denen es viele Auslassungen und Lücken gibt. Aus meiner Sicht ist dieser Roman etwas für Leser, die sich bedingungslos fallen lassen können in einen derartigen Stil und fähig sind, ihn ohne Einschränkungen zu genießen. Und/oder sich im Banat bestens auskennen!