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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2017

Ein Lesemuss Gegen das Vergessen

Wenn nachts der Ozean erzählt
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„Viele versuchten zu flüchten und wünschten sich nur Sicherheit. Versuchten, sich auf den Weg zum Frieden zu machen. Viele hatten Angst, von der Welt vergessen worden zu sein, von einer Welt, die taub ...

„Viele versuchten zu flüchten und wünschten sich nur Sicherheit. Versuchten, sich auf den Weg zum Frieden zu machen. Viele hatten Angst, von der Welt vergessen worden zu sein, von einer Welt, die taub schien für die Rufe der Bedürftigen und in der Hoffnung Mangelware war.“ (S.271)

Subhi ist ein Nirgendwo-Kind. Es ist 22 Zaunquadrate groß und 9 Jahre alt. Er ist sogar das erste Kind, das in dem Auffanglager in Australien geboren wurde, und seine Kennung lautet deswegen DAR-1.
Seine Mutter und seine Schwester sind aus Burma geflüchtet, als die Soldaten kamen und Ba, den Vater, mitgenommen haben. Doch Subhi wartet auf seinen Ba, denn er weiß, dass er kommen wird. Mit dem Nachtmeer, was nur Subhi und seine Maá hören können, schickt Ba ihm Nachrichten im Form von kleinen Geschenken, wie z.B. die Muschel, die er erst kürzlich gefunden hat.
Doch das Leben im Auffanglager ist nicht immer schön und voller Geschichten. Meistens ist es sogar ziemlich schlimm. Schlechtes, abgelaufenes Essen, zu wenig Wasser und Ärzte und Medikamente, kaputte Toiletten, Ratten, und zu viele Krankheiten und Menschen auf engstem Raum. Und die Aufpasser sind auch nicht gerade nett.
Als Subhi dann nachts auf Jimmie trifft, ein Mädchen von draußen, hat er endlich etwas, worauf er sich freuen kann.

Dieses Buch ist eine Mischung aus Märchen und der bitteren Wahrheit. Obwohl es Fiktion ist, sind es die beschriebenen Umstände in einem Auffanglager nicht. Jimmie von draußen fragt z.B., ob die Kinder wirklich alle Fahrräder haben, weil ihr das so erzählt wurde. Und Subhi ist ganz fasziniert von den Dingen, die Jimmie ihm von draußen so erzählt. Als drinnen und draußen aufeinander treffen, entsteht eine Explosion, die hoffentlich allen die Augen öffnet.

Wie Der Junge im gestreiften Pyjama ist auch Wenn nachts der Ozean erzählt ein Buch aus der Sicht eines Kindes, weil Kinder eine andere Wahrnehmung haben, alles unschuldiger sehen und so die Wirklichkeit gleich viel schlimmer wahrgenommen wird. So wirkt Subhis Auffanglager so stark an die KZs der Nazis, dass man gar nicht glauben mag, dass so etwas schon wieder geschieht, wo doch alle Welt geschworen hat, so etwas zu vermeiden. Flüchtlinge und Asylbewerber werden meist von Anfang an kriminalisiert, obwohl sie einfach nur Schutz suchen. Diese menschenunwürdige Massenhaltung bietet keinen Schutz, sondern schürt die Angst nur noch mehr, sowohl im Zaun, als auch draußen. Dieses Buch sollte jeder lesen, und hoffentlich einige Menschen aufrütteln.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Grandioses Finale einer spannenden Trilogie

Maddie - Immer das Ziel im Blick
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Achtung! Spoiler zu Band 1 und Band 2!

„Heutzutage kann man in Sekunden jede Information abrufen, aber dadurch verlernt man das Wichtigste, nämlich sich zu wundern. Das Wundern ist die Mutter der Fantasie... ...

Achtung! Spoiler zu Band 1 und Band 2!

„Heutzutage kann man in Sekunden jede Information abrufen, aber dadurch verlernt man das Wichtigste, nämlich sich zu wundern. Das Wundern ist die Mutter der Fantasie... Totale Information ist stinklangweilig. Da fehlt einfach die Spannung." (S.248)

Der Kampf um das Leben geht weiter. Nachdem Maddie aus dem Center entkommen konnte und gleich alle anderen mit befreit hat, hat sie sich entschlossen zurück nach Hause zu kehren. Einerseits möchte sie nah bei ihrer Familie sein, andererseits möchte sie auch ihren Vater auf ihre Seite ziehen und zeigen, wie gefährlich das DS-System ist. Doch nicht nur ihr Vater ist ihr Feind. Auch der Polizist Paul und der Centerleiter Richard Vaughn sind hinter ihr her. Es wird eben nie langweilig mit Maddie.

Dieses Buch ist ein würdiger Abschluss dieser Reihe. Man steckt sofort wieder im Geschehen, auch wenn der zweite Band schon eine Weile her ist. Maddie ist ein unglaublich bewundernswerter Charakter, gerade weil sie so viele Fehler macht. Das wirkt weder perfekt noch daneben, sondern einfach menschlich. Und genau darum geht es doch bei ihrer Rebellion. Die Menschlichkeit, das Offline-Leben, Live-Events, weniger Online. Die gesamte Trilogie bringt einen zum Nachdenken, ob wir uns nicht auch gefährlich nah an diese Online-Lebensweise heranwagen, bis wir irgendwann so süchtig sind, dass wir kaum noch bemerken, was im wahren Leben vor sich geht.
Ich kann diese Reihe nur empfehlen. Sie ist einfach fantastisch, mit einem mehr als befriedigenden Ende. Und das Ende wird jeden umhauen!

Veröffentlicht am 19.02.2017

lesenswert

Gläsernes Schwert (Die Farben des Blutes 2)
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Achtung! Spoiler zu Band 1, Die rote Königin.

Cal und Mare entkommen der Knochenarena und ihrer Hinrichtung nur mit Mühe, und nicht ohne Hilfe der roten Garde. Jetzt befinden sie sich auf der Flucht, ...

Achtung! Spoiler zu Band 1, Die rote Königin.

Cal und Mare entkommen der Knochenarena und ihrer Hinrichtung nur mit Mühe, und nicht ohne Hilfe der roten Garde. Jetzt befinden sie sich auf der Flucht, Cal als Gefangener, und Mare, ja als was eigentlich? Das weiß sie auch nicht genau. Sie weiß nur, sie wird Cal nicht alleine lassen. Denn er ist der verbannte Prinz, der gefallene Prinz, der einsame Prinz. Und sie ist die kleine Blitzwerferin, die den Prinzen verführt haben soll, damit er den König tötet. Doch jetzt werden sie kämpfen. Gegen Maven und Elara. Und für die rote Garde. Sie werden sich erheben, rot wie die Morgendämmerung!

Ich verstehe wirklich nicht, was alle gegen dieses Buch haben. Es ist spannend, aufreibend, fesselnd, zerstörerisch, und mit einem wirklich heftigen Ende. Klar, es hat einen etwas langen Anfang, bis es so richtig in Fahrt kommt. Aber wisst ihr, welches Buch auch so langatmig ist und am Ende richtig in Fahrt kommt und einen richtig umhaut? Harry Potter und der Orden des Phönix. Gott, wie ätzend ich dieses Buch immer fand, weil Harry immer weniger er selbst wurde. Und so ist es mit Mare auch. Sie verliert sich in ihrer Mission, verletzt alle, die sie liebt, sogar sich selbst. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und als sie schließlich auch Cal verliert, ist sie kurz vor dem Aufgeben. Doch am Ende wird alles gut, oder?
Was ich damit sagen will, ist: Lest dieses Buch. Es lohnt sich, den am Ende wird sich jeder den nächsten Teil wünschen und genau wissen, warum wir Die rote Königin so gehyped haben, warum auch dieses Buch lesenswert ist, und warum wir Cal und Mare so lieben.

Veröffentlicht am 04.02.2017

Vielversprechender Start einer Serie

Die Chroniken der Seelenwächter - Verborgene Mächte 1 - Die Suche (Bände 1 - 3)
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Ich bin total angefixt und würde am liebsten sofort weiterlesen, aber ich kann kein einziges Wort heute mehr lesen, und das macht mich echt traurig. Dieses Buch ist ein fantastischer Start einer vielversprechenden ...

Ich bin total angefixt und würde am liebsten sofort weiterlesen, aber ich kann kein einziges Wort heute mehr lesen, und das macht mich echt traurig. Dieses Buch ist ein fantastischer Start einer vielversprechenden Reihe. Es gibt genau zwei Dinge, die ich an Büchern besonders liebe: Wenn aus wechselnden Perspektiven erzählt wird, und wenn es keinen ewigen Vorlauf gibt. Nicole Böhm hat also das perfekte Buch geschrieben. Erzählt wird aus Jessamines Sicht, und aus der Sicht von Jaydee. Allein die Namen sind schon klasse. Jess ist ein interessanter Charakter, aber Jaydee noch viel mehr. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit den beiden weitergeht. Vor allem Jaydee hat mich neugierig gemacht, und über die Seelenwächter möchte ich sowieso noch mehr erfahren. Die Informationen in diesem Buch sind gerade so viel, dass sie neugierig machen, aber nicht genug um diese Neugierde zu befriedigen. Ich sag doch, perfekt!

Veröffentlicht am 03.02.2017

Ein Lesemuss Gegen das Vergessen

Elsas Stern. Ein Holocaust-Drama
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„Es gibt nicht den ewig bösen Deutschen. Es gibt den ewig bösen Nazianhänger, und da er auf der ganzen Welt vertreten ist, müssen wir dafür sorgen, dass die „Sache“ nicht vergessen wird.“ (S.272, Nachwort ...

„Es gibt nicht den ewig bösen Deutschen. Es gibt den ewig bösen Nazianhänger, und da er auf der ganzen Welt vertreten ist, müssen wir dafür sorgen, dass die „Sache“ nicht vergessen wird.“ (S.272, Nachwort der Autorin)

Bei der Flucht aus Deutschland werden Elsa und ihre Familie geschnappt und nach Auschwitz deportiert. Durch eine glückliche Fügung bleiben Elsa und ihre jüngere Schwester Hanna zusammen, doch schnell müssen sie die Wahrheit akzeptieren: Auschwitz ist kein Arbeitslager, sondern eine Todesfabrik. Und ihre Mutter ist nicht in einem Erholungslager, sondern sehr vermutlich bereits tot.
Jahrzehnte später in einem Restaurant sitzt Elsa mit ihrer Tochter, als ihr Blick auf einen Mann fällt. Als ihr klar wird, wer dieser Mann ist, erleidet sie einen Nervenzusammenbruch. Ihre Tochter Leni erfährt durch das Tagebuch ihrer Mutter, warum sie so ein Geheimnis um ihre Vergangenheit gemacht hat, und beschließt etwas zu unternehmen.

Dieses Buch ist hart. Aber das sind Bücher über Konzentrationslager immer. Es sind zwar fiktive Personen, aber reale Erlebnisse. So sind die Grausamkeiten der Nazis und in Auschwitz furchtbar real beschrieben, und Elsa wirkt durch ihre Unwissenheit anfangs naiv, doch entpuppt sie sich als sehr willensstark. Was mir sehr gefallen hat ist diese Unwissenheit bei Elsa. Sie ist sehr behütet aufgewachsen, und vor ihrer geplanten Flucht wurde sie mit ihrer Familie bei einem Freund ihres Vaters versteckt, d.h. Elsa hat nicht viel vom Krieg mitbekommen. Und als sie dann nach Auschwitz kam, konnte sie nicht so ganz glauben, dass es so gut wie nichts zu Essen und zu Trinken gibt, dass sie zu 6 auf einem Bett schlafen müssen, dass sie keine Unterwäsche und warme Kleidung kriegen, und so weiter. Erst langsam wird ihr klar, wie grausam die Realität wirklich ist. Das macht das Buch nur umso realistischer, und umso grausamer.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, es wird abwechselnd aus Lenis Sicht und aus dem Tagebuch der Mutter erzählt. Bei aller Grausamkeit in diesem Buch, gibt es doch ein Happy End. Nicht nur Familienzusammenführungen und das Treffen alter Freunde, sondern auch etwas Gerechtigkeit, indem ein Schuldiger vor Gericht gebracht wurde. Unheimlich befriedigend, auch wenn das das Leid nicht auslöscht, geschweige denn wieder gut macht. #GegendasVergessen