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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2021

Leben zwischen zwei Welten

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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Der Titel ist herrlich schräg, das Cover so bunt wie der Inhalt. In sehr anschaulichem, teilweise schon fast poetischem Schreibstil schildert Angelika Jodl das Leben der angehenden Ärztin Olga. Sie möchte ...

Der Titel ist herrlich schräg, das Cover so bunt wie der Inhalt. In sehr anschaulichem, teilweise schon fast poetischem Schreibstil schildert Angelika Jodl das Leben der angehenden Ärztin Olga. Sie möchte ihre georgische Abstammung gerne vergessen, schämt sich fast ihrer Familie und versucht, ihre beiden Welten so strikt wie möglich zu trennen. Auch in ihrem Liebesleben sitzt sie zwischen den Stühlen und hat die Wahl zwischen Sekt und Selters.
Sekt – das wäre ein aufregendes, nicht planbares Leben mit Lebenskünstler Jack, den sie am Bahnhof kennen gelernt hat und der sie in Stalkermanier verfolgt. Trotz eines Uni-Abschlusses in Agrarwissenschaften schlägt er sich als Ghostwriter durchs Leben, der von allem ein bisschen was kann und kein wirkliches Ziel verfolgt.
Selters – das wäre ein Leben mit ihrem Kommilitonen und Verlobten Felix; sicher, von Ehrgeiz geprägt, arbeitsreich, durchgeplant und langweilig. Er hat einen ausgereiften Karriereplan und bereits die Immobilie für das gemeinsame Leben erworben.
Es braucht einige Irrwege und sogar eine Reise nach Tiflis, bis Olga den Mut hat, ihren eigenen Weg zu gehen.

Leider kann ich keiner der Hauptpersonen Sympathie entgegenbringen. Olga lügt und taktiert mir einfach zu viel, um ihre beiden Welten auseinander zu halten. Jacks aufdringliche Art des „Werbens“ um Olga hat mich ein paarmal fast dazu gebracht das Buch endgültig weg zu legen. Ebenso genervt war ich von Felix` Perfektionismus und Arroganz. Außerdem ist er ein Muttersöhnchen. Auch Olgas Mutter mit ihrer übergriffigen, manipulativen Art war nicht mein Liebling.

Was mich bei der Stange gehalten hat, war der ausführliche Einblick in das Leben in Georgien, ein Land mit dem ich mich noch nie beschäftigt habe. Auch Angelika Jodls einfühlsame Art, die Nöte von Migranten zu beschreiben, hat mir gut gefallen. Dadurch fand ich die Geschichte lesenswert und spannend, weil die Autorin damit uns Lesern klar macht, wie schwierig das sein kann mit der Integration wenn man hier noch nicht und dort nicht mehr zuhause ist.
Sehr gut nachvollziehbar war auch Olgas Lernprozess im Lauf der Georgien-Reise. Indem sie ihre Wurzeln kennen lernt, findet sie auch einen Weg, ihre beiden Welten zusammen zu bringen. So hat sie es auch nicht mehr nötig, ihre Familie zu belügen.

Mein Fazit: Der Roman hat einige Schwächen, trotzdem fand ich ihn lesenswert. Letztendlich war es doch interessant, Olgas Weg zu sich selbst mitzugehen.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Chraktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 07.12.2020

Journalisten leben gefährlich

Der erste Tote
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Die beiden Journalisten Carlos und Andrew entdecken auf dem Heimweg von einer Recherche in Mexiko die grausam zugerichtete Leiche des Umweltaktivisten Julian Gallardo. Sie wittern eine Story dahinter, ...

Die beiden Journalisten Carlos und Andrew entdecken auf dem Heimweg von einer Recherche in Mexiko die grausam zugerichtete Leiche des Umweltaktivisten Julian Gallardo. Sie wittern eine Story dahinter, werden jedoch von einer Polizei-Einheit vertrieben, die Julian dann auf der Ladefläche ihres Pick-Ups mitnimmt. Während Andrew Angst hat und die Geschichte auf sich beruhen lassen will, nimmt Carlos die Fährte auf. Dabei kommt er ums Leben. Andrew möchte die Hintergründe dieser grausamen Verbrechen aufdecken und gerät dabei mehrfach in große Gefahr.

Das Buch schildert ziemlich realitätsnah und schonungslos die Zustände in Mexiko. Das Land wird beherrscht von Drogenkartellen und rohstoffgierigen multinationalen Konzernen, die zur Durchsetzung ihrer Interessen über Leichen gehen. Schockierend detailliert schildert der Autor die Lebensumstände der Menschen und die täglichen Bedrohungen denen sie ausgesetzt sind.

Es war interessant über das Leben in Mexiko zu lesen, ein Land mit dem ich mich bisher nicht sehr beschäftigt habe. Unter dem Strich fand ich die Geschichte aber etwas wirr und nicht ganz ausgereift. Trotz des Wissens, dass es eine Fortsetzung geben wird, finde ich, dass zu viele offene Fragen geblieben sind, z.B. warum Andrew immer davon kommt, während andere für viel weniger grausam sterben mussten. Auch für die präsentierte Lösung des Falles gibt es meiner Meinung nach keine schlüssigen Beweise. Ich finde es immer gut, wenn jedes Buch einer Reihe auch unabhängig von den anderen stehen kann, das ist hier nicht der Fall.

Leider kann ich hier keine klare Leseempfehlung aussprechen, das Buch lässt mich ein bisschen unzufrieden zurück. Die folgenden Bände werde ich eher nicht lesen.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Der Abschluss der "Kinder der Erde"-Saga

Ayla und das Lied der Höhlen
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Ayla hat sich gut eingelebt bei Jondolars Volk, ihre Tochter wächst und gedeiht gut und sie selbst geht auf in ihrer Ausbildung zur geistlichen Betreuerin des Volkes. Dass dabei Jondolar zu kurz kommt, ...

Ayla hat sich gut eingelebt bei Jondolars Volk, ihre Tochter wächst und gedeiht gut und sie selbst geht auf in ihrer Ausbildung zur geistlichen Betreuerin des Volkes. Dass dabei Jondolar zu kurz kommt, bemerkt sie gar nicht. So kommt es beim Sommertreffen zu dramatischen Verwicklungen die sie fast ihre Liebe kosten. Erst als Ayla in große Gefahr gerät und Jondolar sie retten muss sind sie wieder in der Lage aufeinander zu zu gehen.

"Ayla und das Lied der Höhlen" ist der 6. und letzte Band der "Kinder der Erde"-Reihe von Jean M. Auel. Ich habe die vorhergehenden fünf Bände mehr als einmal gelesen, denn Aylas Geschichte hat mich sehr fasziniert. Die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und die Menschen, ihre Lebensweise und ihre Umgebung wunderbar anschaulich beschrieben. Der 6. Band hat mich ein wenig enttäuscht, er besteht im wesentlichen aus Wiederholungen. Auf ihrer Initiationsreise sucht Ayla immer wieder heilige Höhlen auf, die immer wieder sehr ausführlich beschrieben werden. Auch wird seitenweise "Das Lied der Mutter" immer wieder in aller Ausführlichkeit zitiert. Kurz gesagt erzählt mir dieser Abschlussband leider nicht viel Neues. Spannend wird es erst im letzten Viertel, als die Beziehung zwischen Ayla und Jondolar auf dem Spiel steht.

Mein Fazit: Kein absoluter Page-Turner wie die fünf Vorgänger-Bände, aber für Fans der "Kinder der Erde"-Reihe trotzdem ein Muss, um die Geschichte rund zu machen.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

Eine unfertige Geschichte

Die Gräfin
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Stimmungsvoll erzählt Irma Nelles einen Teil der Geschichte der Hallig-Gräfin Diana von Reventlow-Criminil, die zusammen mit ihrer Haustochter Meta und dem Kutscher/Hausmeister/Faktotum Maschmann ...

Stimmungsvoll erzählt Irma Nelles einen Teil der Geschichte der Hallig-Gräfin Diana von Reventlow-Criminil, die zusammen mit ihrer Haustochter Meta und dem Kutscher/Hausmeister/Faktotum Maschmann während des zweiten Weltkrieges auf einer Hallig im nordfriesischen Wattenmeer lebt. Obwohl schon über 80 arbeitet sie noch auf dem Hof mit und unterhält ein Netzwerk, das Menschen hilft, die sich vor dem unmenschlichen Nazi-Regime in Sicherheit bringen müssen. Selbstverständlich hilft sie auch dem im Wattenmeer havarierten englischen Piloten, sich vor der Gestapo zu verstecken.

Mit ihrem sehr bildhaften und einfühlsamen Schreibstil hat mir die Autorin nicht nur die wenigen handelnden Menschen nahe gebracht, sondern vor allem das von mir sehr geliebte nordfriesische Wattenmeer mit seiner unermesslichen stillen Weite vor Augen geholt. Allein dafür schon lohnt es sich, dieses Büchlein zu lesen. Das bedingungslose Vertrauen zwischen der Gräfin, Meta und Maschmann ist ebenso deutlich spürbar wie das anfängliche Misstrauen zwischen den dreien und dem Piloten, das nur langsam abgebaut wird. Besonders gut gefallen hat mir Maschmann mit seinem friesischen Dialekt und seiner unverbrüchlichen Treue zur Gräfin.
Weniger gefallen hat mir, dass die von der Gräfin erzählten Episoden weder unter sich einen Zusammenhang erkennen ließen, noch mit den Ereignissen auf der Insel. Das finde ich sehr verwirrend. Das abrupte Ende, das jede Menge Fragen offen lässt, hat mich fast ein bisschen erschreckt. Das spannende an der Geschichte ist doch die Frage, was aus den Protagonisten wird. Die bleibt leider unbeantwortet, so dass die Geschichte einfach unfertig ist und mich enttäuscht zurücklässt.

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Morden im Norden

Die Tote am Kai (WaPo Cuxhaven 2)
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Wasserschutzpolizist Ingmar wird kurz vor Schichtende an Deck des Schiffes angeschossen. Kurz darauf findet der Vater seiner Kollegin Agatha eine Tote in einem Container im Hafen. Hängen die ...

Wasserschutzpolizist Ingmar wird kurz vor Schichtende an Deck des Schiffes angeschossen. Kurz darauf findet der Vater seiner Kollegin Agatha eine Tote in einem Container im Hafen. Hängen die beiden Fälle zusammen? Agatha, die als Wasserschutzpolizistin eigentlich gar keinen Auftrag hat, mischt sich in beide Ermittlungen ein. Überhaupt ermittelt jeder ein bisschen, vom Praktikanten bis zum Leiter der Mordkommission kocht jeder sein eigenes Süppchen, der rote Faden in den Ermittlungen fehlt völlig. Trotz dieses Chaos gelingt es dem Autorenduo mit flüssigem Schreibstil und zahlreichen Perspektivwechseln eine gewisse Spannung aufzubauen. Mit den handelnden Personen konnte ich nicht so recht warm werden, am Besten gefallen mir noch Dirk und Jette. Die Herrschaften von der Polizei sind mir alle zu eigenbrötlerisch, da fehlt der Teamgedanke, das Miteinander. Auch Agatha kann ich da leider nicht ausnehmen.
Die Auflösung des Mordfalles ist schlüssig und nachvollziehbar, während im Fall des Schusses auf Ingmar die Lösung durchaus abstrus und der Umgang mit dem Ermittlungsergebnis haarsträubend ist. Von menschlicher Seite finde ich das ja noch nachvollziehbar, aber ich hoffe, dass im wahren Leben mit so etwas anders umgegangen wird!
Insgesamt finde ich diesen Krimi nicht richtig gut, aber auch nicht wirklich schlecht, deshalb drei Sterne.

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