„BookLess – Wörter durchfluten die Zeit“ von Marah Woolf stand schon lange auf meiner Wunschliste. Diese Reihe hatte in der Vergangenheit unglaublich viele Leser begeistert und mit der Neuauflage des Oetinger Verlags hat der erste Band dann auch seinen Weg in mein Regal gefunden. Die Geschichte ist sehr ruhig, konnte mich aber trotzdem in ihren Bann gezogen. Ich mag Geschichten über Bücher unheimlich gerne, daher hat „BookLess“ mir einige schöne Lesestunden beschert.
Lucy steht zum ersten Mal in ihrem Leben auf eigenen Beinen. Sie kehrt dem Leben im Waisenhaus den Rücken zu und nimmt einen Job in der Londoner Nationalbibliothek an. Lucy liebt es im Archiv zu arbeiten, in dem viele wertvolle Bücher lagern. Doch ihre Freude währt nicht lange. Seltsame Dinge geschehen und Lucy scheint die einzige zu sein, die es bemerkt. Bedeutende Werke der Literatur verschwinden einfach. Zuerst ist es nur die schwindende Schrift in den Büchern, von Tag zu Tag lösen sich mehr Wörter in Luft auf. Am Ende existiert nur noch eine leere Hülle, die Bücher zerfallen zu Staub und niemand erinnert sich mehr an die zerstörten Werke. Selbst im Internet scheinen die betroffenen Bücher komplett verschwunden zu sein. Zur gleichen Zeit lernt Lucy Nathan kennen, der sich in der Londoner Nationalbibliothek mehrfach ein bedeutendes Werk ausleiht, um den Einband zu kopieren. Trotz seines kühlen und distanzierten Verhaltens fasst Lucy Vertrauen zu ihm. Nathan hingegen verfolgt seine ganz eigenen Ziele und ist nicht der, für den Lucy ihn hält.
Der Einstieg in das Buch ist mir dank des angenehmen Schreibstils von Marah Woolf sehr leicht gefallen. Passend zur Zielgruppe von ab 14 Jahren ist der Schreibstil sehr einfach und flüssig zu lesen. Lucy ist ein liebes, offenherziges Mädchen. Sie steht zum ersten Mal auf eigenen Beinen und wirkt in manchen Situationen noch recht naiv, was aber an ihrer mangelnden Erfahrung liegt. Dank ihrer sympathischen Art und ihrer Liebe zu Büchern habe ich sie schnell ins Herz geschlossen. Nathan hingegen wirkt etwas blass. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass dies auch beabsichtigt war, damit Nathan weiterhin undurchschaubar wirkt. Lange Zeit weiß man nicht, woran man bei ihm ist. Erst am Ende des Buches bezieht er klar Stellung. Auch Nathans Großvater ist ein überaus interessanter Charakter. Willensstark und einflussreich stellt er einen perfekten Gegenspieler dar.
Wir erleben in diesem Buch einem Kampf Gut gegen Böse, der schon seit Jahrhunderten geführt wird. Lucy steht für das Gute, Nathan und sein Großvater symbolisieren das Böse. Passend zu seiner Rolle trägt Nathan am liebsten Schwarz und wirkt undurchschaubar. Interessanterweise hält sich die dunkle Seite nicht für die Bösen in diesem Kampf. Nathan ist voll und ganz überzeugt von seiner Aufgabe, das gesammelte Wissen der Zeit vor den Menschen zu schützen, während Lucy den Menschen niemals Wissen vorenthalten würde. Alles dreht sich um die Frage, ob man zum Schutz der Menschheit Wissen stehlen darf, bzw. ob man es den Menschen vorenthalten darf. Mich hat das zu der Frage geführt, welches Wissen ein Buch wie Alice im Wunderland enthält, dass es für den Rat von so großer Wichtigkeit ist. Aus dieser Perspektive betrachtet wirkt der Rat einfach nur verrückt, da es keine vernünftige Erklärung dafür gibt, den Menschen bedeutende literarische Werke vorzuenthalten. Immerhin handelt es sich nicht um die Anleitung zum Bau einer Atombombe. Sehr gut gefallen hat mir die Welt der Bücher. Die Vorstellung, dass Bücher wie durch Magie zum Leben erweckt werden, fand ich sehr schön. Insgesamt verläuft die Geschichte sehr lange eher ruhig. Trotzdem konnte Marah Woolf mich von der ersten Seite an in ihren Bann ziehen. Zum Ende hin wird es spannender und die letzten Seiten lassen auf eine temporeiche Fortsetzung hoffen.
Fazit: Die Idee hinter dem Buch „BookLess – Wörter durchfluten die Zeit“ von Marah Woolf hat mir sehr gut gefallen. Jüngere Leseratten werden viel Freude mit diesem Buch haben, das eine kurzweilige und leichte Lektüre für schöne Lesestunden bietet. Die Geschichte kommt ohne viel Action und überraschende Wendungen aus, überzeugt aber durch die interessante Grundidee. Das Ende ist offen und gipfelt in einem fiesen Cliffhanger, wodurch man am liebsten direkt zur Fortsetzung greifen möchte.