Ambivalenter Krimi
Ihr KönigreichCarl Opgard kehrt mit seiner Frau Shannon auf den Berg-Hof, seinem Elternhaus, nach langen Jahren der Abwesenheit zurück. Sein älterer Bruder Roy, der den Hof nie verlassen hat, heißt ihn mit gemischten ...
Carl Opgard kehrt mit seiner Frau Shannon auf den Berg-Hof, seinem Elternhaus, nach langen Jahren der Abwesenheit zurück. Sein älterer Bruder Roy, der den Hof nie verlassen hat, heißt ihn mit gemischten Gefühlen Willkommen.
Zeitgleich beginnt wieder der Polizist Olsen mit Nachforschungen zum Unfalltod Carls und Roys Eltern sowie zu dem Verschwinden und vermeintlichen Selbstmord seines Vaters, der damals auch den Unfalltod der Eltern untersuchte.
Carl hingegen verspricht begeistert, das Dorf Os reich zum machen mit seinem geplanten Berghotel.
Ich habe mich lange gefragt, ob es sich wirklich um einen Kriminalroman handelt.
Gewiss, es geschehen einige Morde und andere Verbrechen, aber Jo Nesbo hat eine besondere Handlung und vor allem besonderes Gedankengut in diesen Roman gesteckt.
Rückblenden, Gegenwartsgeschehen und Zukunftsträume wechseln sich ab. Sie geben dem Leser einen tiefen Einblick in die Seelen geschändeter, ungeliebter oder auch unbeachteter Kinder und auch Erwachsener.
Das Geschehen um „Ihr Königreich“ wird hauptsächlich aus Roys Sicht erzählt. Objektivität ist bei dem Gefühlschaos natürlich nicht möglich. Roys Schuldgefühle führen somit zur völlig falschen Einschätzung seines Bruders. Das Beziehungsgeflecht in dem kleinen Dorf, das sich kurz vor dem Untergang wähnt, trägt ebenfalls zum gefühlten „Ritt auf der Rasierklinge“ bei.
Die Spannung resultiert nicht aus dem Ergreifen oder Ermitteln eines Täters, sondern aus der Erwartung, was jetzt geschehen wird. Jo Nesbo spielt geschickt mit unseren Gefühlen, mal ist es Überraschung, mal Abscheu, mal Mitgefühl und dann wieder Verblüffung.
Es ist ein ganz anderer Nesbo-Krimi oder vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall ist er gut und lesenswert.