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Veröffentlicht am 09.09.2020

Ein kriminalistischer Spaß

Mord in Highgate
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Der britische Schriftsteller Anthony Horowitz bringt in seinem zweite Roman um den Privatdetektiv Daniel Hawthorne amüsanterweise Fiktion und Realität zusammen, indem der Autor selbst als Hauptfigur auftritt. ...

Der britische Schriftsteller Anthony Horowitz bringt in seinem zweite Roman um den Privatdetektiv Daniel Hawthorne amüsanterweise Fiktion und Realität zusammen, indem der Autor selbst als Hauptfigur auftritt. Ein Buch hat er (sowphl die reale wie fiktive Person) schon über Hawthorne geschrieben, dies soll der zweite werden. Dazu muss der Detektiv begleiten.
Der Fall ist der Mord an dem Scheidungsanwalt Richard Pryce.
London als Schauplatz verleiht der Handlung Atmosphäre.

Anthony Horowith schreibt auch Drehbücher, daher erstaunt es nicht, das filmische Aspekte relativ oft reflektiert werden, z.B. trägt da ein Mann eine braune Lederjacke „wie eine Erinnerung an die alte Fernsehserie Starsky & Hutch, es gibt Poster von Matrix und Star Wars und Filmstars wie Tom Cruise oder Meryl Streep werden erwähnt.
Zu den Running Gags gehört, dass viele Werke von Horowitz immer wieder erwähnt werden, z.B. Alec Rider, wobei der Name immer wieder falsch genannt wird und das Hawthorne ihn immer wieder jovial „Sportsfreund“ nennt.

Ich finde übrigens, dass Mord in Highgate nicht verfilmbar ist, weil dann der literarische Witz weg wäre. Aber wer weiß, Horowitz traue ich zu, dass er Lösungen findet.

Ich mag die Lässigkeit im Stil des Autors, gepaart mit viel Ironie.

Ich habe aber auch Kritikpunkte. Den Fall fand ich relativ langweilig und der angeblich geniale Detektiv Daniel Hawthorne ist eine zeitgemäße Mischung aus Hercule Poirot und Sherlock Holmes. Als Figur beeindruckt er mich nicht.
Das muss aber vielleicht auch nicht sein. Er dient Horowitz mehr als Verneigung an die klassischen Kriminalroman-Autoren Conan Doyle und A.Christie.

Und es ist spürbar, was für Spaß dem Autor das Buch gemacht hat und das überträgt sich auf den Leser.

Veröffentlicht am 09.09.2020

Tod und Trauer

Sterben im Sommer
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Zsuzsa Bank erzählt in ihrem autobiografischen Bericht vom Sterben ihres Vaters. Er stammte aus Ungarn, war ein 56ziger, der beim Aufstand in den Westen flüchten musste. Trotzdem war der Balaton immer ...

Zsuzsa Bank erzählt in ihrem autobiografischen Bericht vom Sterben ihres Vaters. Er stammte aus Ungarn, war ein 56ziger, der beim Aufstand in den Westen flüchten musste. Trotzdem war der Balaton immer ein Stück von ihm.

Es wird ein langer schwerer Abschied. Die Autorin schreibt ausführlich über die Details, die dazu gehören, z.B. bei den Klinikaufenthalten, später auch über die Trauer.
Obwohl das Buch teilweise wirklich schmerzhaft ist, bereue ich nicht, es gelesen zu haben. Zsuzsa Bank überzeugt einmal mehr mit ihrer sprachlichen Qualität.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Donald und der Hüter der Lady Liberty

Das Ding – Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl
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Ein anscheinend teilweise autobiografischer Roman, herrlich ironisch überspitzt von und mit Jürgen Neffe, der tatsächlich Donald Trump getroffen hatte.
Beim Lesen hat man das Gefühl, dass der Autor viel ...

Ein anscheinend teilweise autobiografischer Roman, herrlich ironisch überspitzt von und mit Jürgen Neffe, der tatsächlich Donald Trump getroffen hatte.
Beim Lesen hat man das Gefühl, dass der Autor viel Spaß mit seinem Buch hatte.
Jürgen Neffe flog in die USA und wird da bei der Einreise festgehalten. Diese Verhöre nehmen einen zentralen Raum im Buch ein, für meinen Geschmack zu viel.
Aber die Interview-Passagen mit Donald Trump sind brillant.

Dem Trump-Szenen setzt Jürgen Neffe aber noch ein Porträt eines einfachen amerikanischen Mannes entgegen. Charlie DeLeo. Sohn italienischer Einwanderer und er kümmert sich als Teil des Wartungspersonal um die Freiheitsstatue. Seine Bescheidenheit ist ein Gegensatz zum Aufschneider Trump. Keine Frage, wenn man mehr mag und wenn man lieber treffen möchte.

Das Buch ist im Europa-Verlag erschienen und ich gebe gerne 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Eindringlich

Der Mann im Strom
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Der Mann im Strom kennt wohl fast jeder. Zwei mal wurde der Roman richtig groß verfilmt.
Ich mag Siegfried Lenz ruhigen, gelassenen Stil sehr. Gepaart ist er stets mit inneren Konflikten seiner Figuren.
Überraschenderweise ...

Der Mann im Strom kennt wohl fast jeder. Zwei mal wurde der Roman richtig groß verfilmt.
Ich mag Siegfried Lenz ruhigen, gelassenen Stil sehr. Gepaart ist er stets mit inneren Konflikten seiner Figuren.
Überraschenderweise hatte ich das Buch aber nie gelesen und bin froh, mit dieser Neuauflage bei Atlantik jetzt die Chance zu haben.

Der Plot ist bekannt, darauf muss ich wohl nicht mehr im Detail eingehen.
Lenz hatte einen moralischen Ansatz, aber keinen moralinsauren. Im Gegenteil kann man sich mit seinem Protagonisten, der aus Not mit seinem Alter schummelt, gut identifizieren. Obwohl der Stoff aus den fünfziger Jahren stammt, sind die Probleme in der Arbeitswelt auch heute keineswegs verschwunden. Aber so eindringlich und doch mit Ruhe wie Lenz wird das kaum von jemanden thematisiert. Dazu kommen so einige Szenen, die durchaus spannend sind.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Im einsatz

Schockraum
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Das Buch handelt von einem Notfallsanitäter und ist aus seiner Perspektive heraus erzählt. Obwohl das Buch ein ernstes Thema hat, ist das erste Kapitel wirklich amüsant. Eine gewisse Selbstironie behält ...

Das Buch handelt von einem Notfallsanitäter und ist aus seiner Perspektive heraus erzählt. Obwohl das Buch ein ernstes Thema hat, ist das erste Kapitel wirklich amüsant. Eine gewisse Selbstironie behält der Sanitäter Kim auch das Buch hindurch. Es wird aber schon bald dramatischer.

Die Beschreibungen der Einsätze und Kims Erleben darauf finde ich sehr glaubwürdig und realistisch. Man begleitet ihn als Leser bei den Einsätzen und da es viele sind, wird man selbst fast ein Profi dabei. Aber jeder Einsatz ist anders.
Für Kim wird es immer stressiger und belastender. Der Grund für seine posttraumatische Belastungsstörung ist offenbar ein besonders schlimmer Einsatz, der zwischendurch immer wieder mal angedeutet, aber zunächst nicht auserzählt wird. Das traumatisierte Kim und verfolgt ihn bis in die Träume, lässt auch sein Privatleben scheitern.

Tobias Schlegl hat nicht nur einen spannenden Roman geschrieben, er hat auch den Anspruch, die Situation des Gesundheitswesen und Rettungsdienstes zu zeigen und die Probleme zu thematisieren.

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