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Veröffentlicht am 09.09.2020

Tod und Trauer

Sterben im Sommer
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Zsuzsa Bank erzählt in ihrem autobiografischen Bericht vom Sterben ihres Vaters. Er stammte aus Ungarn, war ein 56ziger, der beim Aufstand in den Westen flüchten musste. Trotzdem war der Balaton immer ...

Zsuzsa Bank erzählt in ihrem autobiografischen Bericht vom Sterben ihres Vaters. Er stammte aus Ungarn, war ein 56ziger, der beim Aufstand in den Westen flüchten musste. Trotzdem war der Balaton immer ein Stück von ihm.

Es wird ein langer schwerer Abschied. Die Autorin schreibt ausführlich über die Details, die dazu gehören, z.B. bei den Klinikaufenthalten, später auch über die Trauer.
Obwohl das Buch teilweise wirklich schmerzhaft ist, bereue ich nicht, es gelesen zu haben. Zsuzsa Bank überzeugt einmal mehr mit ihrer sprachlichen Qualität.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Donald und der Hüter der Lady Liberty

Das Ding – Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl
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Ein anscheinend teilweise autobiografischer Roman, herrlich ironisch überspitzt von und mit Jürgen Neffe, der tatsächlich Donald Trump getroffen hatte.
Beim Lesen hat man das Gefühl, dass der Autor viel ...

Ein anscheinend teilweise autobiografischer Roman, herrlich ironisch überspitzt von und mit Jürgen Neffe, der tatsächlich Donald Trump getroffen hatte.
Beim Lesen hat man das Gefühl, dass der Autor viel Spaß mit seinem Buch hatte.
Jürgen Neffe flog in die USA und wird da bei der Einreise festgehalten. Diese Verhöre nehmen einen zentralen Raum im Buch ein, für meinen Geschmack zu viel.
Aber die Interview-Passagen mit Donald Trump sind brillant.

Dem Trump-Szenen setzt Jürgen Neffe aber noch ein Porträt eines einfachen amerikanischen Mannes entgegen. Charlie DeLeo. Sohn italienischer Einwanderer und er kümmert sich als Teil des Wartungspersonal um die Freiheitsstatue. Seine Bescheidenheit ist ein Gegensatz zum Aufschneider Trump. Keine Frage, wenn man mehr mag und wenn man lieber treffen möchte.

Das Buch ist im Europa-Verlag erschienen und ich gebe gerne 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Eindringlich

Der Mann im Strom
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Der Mann im Strom kennt wohl fast jeder. Zwei mal wurde der Roman richtig groß verfilmt.
Ich mag Siegfried Lenz ruhigen, gelassenen Stil sehr. Gepaart ist er stets mit inneren Konflikten seiner Figuren.
Überraschenderweise ...

Der Mann im Strom kennt wohl fast jeder. Zwei mal wurde der Roman richtig groß verfilmt.
Ich mag Siegfried Lenz ruhigen, gelassenen Stil sehr. Gepaart ist er stets mit inneren Konflikten seiner Figuren.
Überraschenderweise hatte ich das Buch aber nie gelesen und bin froh, mit dieser Neuauflage bei Atlantik jetzt die Chance zu haben.

Der Plot ist bekannt, darauf muss ich wohl nicht mehr im Detail eingehen.
Lenz hatte einen moralischen Ansatz, aber keinen moralinsauren. Im Gegenteil kann man sich mit seinem Protagonisten, der aus Not mit seinem Alter schummelt, gut identifizieren. Obwohl der Stoff aus den fünfziger Jahren stammt, sind die Probleme in der Arbeitswelt auch heute keineswegs verschwunden. Aber so eindringlich und doch mit Ruhe wie Lenz wird das kaum von jemanden thematisiert. Dazu kommen so einige Szenen, die durchaus spannend sind.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Im einsatz

Schockraum
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Das Buch handelt von einem Notfallsanitäter und ist aus seiner Perspektive heraus erzählt. Obwohl das Buch ein ernstes Thema hat, ist das erste Kapitel wirklich amüsant. Eine gewisse Selbstironie behält ...

Das Buch handelt von einem Notfallsanitäter und ist aus seiner Perspektive heraus erzählt. Obwohl das Buch ein ernstes Thema hat, ist das erste Kapitel wirklich amüsant. Eine gewisse Selbstironie behält der Sanitäter Kim auch das Buch hindurch. Es wird aber schon bald dramatischer.

Die Beschreibungen der Einsätze und Kims Erleben darauf finde ich sehr glaubwürdig und realistisch. Man begleitet ihn als Leser bei den Einsätzen und da es viele sind, wird man selbst fast ein Profi dabei. Aber jeder Einsatz ist anders.
Für Kim wird es immer stressiger und belastender. Der Grund für seine posttraumatische Belastungsstörung ist offenbar ein besonders schlimmer Einsatz, der zwischendurch immer wieder mal angedeutet, aber zunächst nicht auserzählt wird. Das traumatisierte Kim und verfolgt ihn bis in die Träume, lässt auch sein Privatleben scheitern.

Tobias Schlegl hat nicht nur einen spannenden Roman geschrieben, er hat auch den Anspruch, die Situation des Gesundheitswesen und Rettungsdienstes zu zeigen und die Probleme zu thematisieren.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Auf der Longlist des Deutschen Buchpreis

Triceratops
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Triceratops, dieses urzeitliche Nashorn, der letzte Dinosaurier, ist Sinnbild und titelgebend für diesen Roman, der von einem Jungen in einer dysfunktionalen Familie erzählt.
Der Großvater, ehemaliger ...



Triceratops, dieses urzeitliche Nashorn, der letzte Dinosaurier, ist Sinnbild und titelgebend für diesen Roman, der von einem Jungen in einer dysfunktionalen Familie erzählt.
Der Großvater, ehemaliger Kriegsteilnehmer, hat sich erhängt, der Vater sitzt stoisch trinkend und teilnahmslos meistens vor dem Fernseher und die labile Mutter ist ständig auf dem Weg aus der Psychiatrie und wieder rein. Das lässt den Jungen und seine Schwester in eine schwierige Situation zurück und er spricht konsequent immer von einen wir um das alleinsein zu überwinden.

Auch die Schwester wird mit dem Leben nicht fertig und folgt den Weg der Mutter.
Eine tragische Geschichte, unbarmherzig erzählt.

Literaturkritiker Jörg Magenau bringt den Vergleich mit Das große Heft von Agota Kristof ins Spiel. Das finde ich etwas hoch gegriffen, aber die Richtung stimmt.

Die sprachlichen Mittel des österreichischen Autors Stephan Roiss sind radikal.

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