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Veröffentlicht am 17.01.2021

Heißes Klima - kalte Menschen

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
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In der Antarktis bricht ein riesiger Gletscher ab, mit ihm versinkt die deutsche Forschungsstation Neumeyer III samt dem Glaziologen Jakob Richter. Eine unvermeidbare Katastrophe? Vor seinem Tod kann Richter ...

In der Antarktis bricht ein riesiger Gletscher ab, mit ihm versinkt die deutsche Forschungsstation Neumeyer III samt dem Glaziologen Jakob Richter. Eine unvermeidbare Katastrophe? Vor seinem Tod kann Richter noch Daten an seine Verlobte Leela senden, mit denen sie gegen Konzerne und mächtige Regierungen vorgehen soll. Doch schneller als sie ahnt, gerät sie ins Blickfeld ihrer Gegner und in Todesgefahr. Ein ungleicher Kampf, ein Wettlauf um die Klimarettung, ein einzig erkennbarer Ausweg bahnen sich an.

Vor einem sehr real anmutenden Hintergrund spielt Noah Richters Katastrophenszenario, nie dagewesenes Hochwasser, anhaltende Hitze, grausame Stürme, immer größer werdende Flächen der Erde werden unbewohnbar, Menschen begeben sich auf die Flucht, gekämpft wird um die letzte Ernte.

Die Hauptgeschichte dreht sich um Leela und ihren Willen, die Welt zu retten, den Großkonzernen die Stirn zu bieten. Jakob sendet ihr noch in seinem letzten Mail Kontakte, die ihr helfen sollen. Darum herum wechseln einander andere Handlungsstränge ab und lenken die Sicht auf unterschiedlichste Problemfelder, die die Menschen in dieser herausfordernden Zeit beschäftigen. Die wechselnden Perspektiven sind natürlich interessant und bergen Spannung, allerdings führen die Inhalte teilweise sehr weit vom ursprünglichen Thema weg und ufern zu sehr aus. Auch der flotte Erzählstil vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass einiges Überflüssige in die Geschichte verpackt ist und zuweilen langatmig werden lässt. Das Ende ist dafür eine sehr konsequente Sache, die kontrovers diskutiert werden kann, aber optimal zur vorangegangenen Handlung passt.

Alles in allem ein spannendes Thema, bei dem sich dieser Roman aber nur einreiht in einen von vielen.

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Das Spiel hat begonnen

Frostgrab
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Nach 10 Jahren werden Milla und ihre Snowboardfreunde bzw. - konkurrenten von früher auf eine Lodge am Gletscher von Le Rocher in den französischen Alpen eingeladen. Ein vermeintliches Wiedersehen und ...

Nach 10 Jahren werden Milla und ihre Snowboardfreunde bzw. - konkurrenten von früher auf eine Lodge am Gletscher von Le Rocher in den französischen Alpen eingeladen. Ein vermeintliches Wiedersehen und Austauschen entpuppt sich bald als unglaubliche Intrige: Handys verschwinden, die Seilbahn steht still, keiner kann den anderen noch vertrauen. Wird der Berggipfel das frostige Grab für alle? Holt die Vergangenheit nun alle ein?

Der Prolog und das erste Kapitel im Jetzt versprechen ein spannendes Buch, auch die regelmäßig eingearbeiteten Kapitel, die das Geschehen zehn Jahre zuvor beleuchten, lassen die Sache interessant werden und den Leser Schritt für Schritt nähere Informationen ausgraben. Übersichtlich aufgebaut und flüssig zu lesen befindet man sich also schnell am schneebedeckten, eisigen Berg wieder und fiebert aufregenden Stunden entgegen. Soweit, so gut.

Allerdings verliert sich Reynolds immer wieder in vielen klitzekleinen Details rund ums Snowboarden, beschreibt dieselben Sprünge und Trickfiguren immer wieder, was zwar gut zum Thema passt und Kennern etwas sagt, für andere jedoch eher langweilig wirkt und das Ganze unnötig in die Länge zieht. Die Figuren selbst zeichnen sich durch unermüdlichen sportlichen Ehrgeiz aus und teilweise auch durch unsportliche Handlungen, um besser dazustehen als die Konkurrenz. Genau das passt recht gut zum Teil in der Gegenwart: wem traut man Hinterhältigkeit, Verrat, ja gar einen Mord zu?

Insgesamt betrachtet bietet dieser Thriller eine interessante Handlung, die in angenehm zu lesendem Stil erzählt wird, aber aufgrund des großzügigen Klappentextes bereits sehr vorhersehbar ist und auch – speziell im Mittelteil – nur wenig an Spannung bietet.

Daher von mir ausbaufähige drei Sterne.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Original oder Kopie?

Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers
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Ein Sommermorgen in Süd-London: an mehreren Orten werden Leichenteile gefunden, das SCU, die Spezialeinheit für Serienmorde, ermittelt. Das Problem bei der Sache: es gab vor einigen Jahren bereits ähnliche ...

Ein Sommermorgen in Süd-London: an mehreren Orten werden Leichenteile gefunden, das SCU, die Spezialeinheit für Serienmorde, ermittelt. Das Problem bei der Sache: es gab vor einigen Jahren bereits ähnliche Fälle, der Mörder sitzt allerdings hinter Schloss und Riegel. Handelt es sich um einen Nachahmungstäter? Oder gibt es einen Komplizen? Wer könnte hinter den neuen Anschlägen stecken und vor allem, warum?

DI Anjelica Henley und der ihr zur Ausbildung zugeteilte Salim Ramouter stellen die Hauptpersonen dar bei den Ermittlungen, unterstützt werden sie aber noch von etlichen anderen Personen (Kriminalisten, Tatortermittlern, Pathologen, Schreibkräften,…) deren Fülle an Namen zugleich mit der Vorstellung von Zeugen und privaten Familienmitgliedern anfangs fast ein wenig für Verwirrung sorgen.

Alle wichtigen Figuren werden gut beschrieben, wobei allerdings Details zu früheren Ereignissen immer wieder angedeutet, jedoch lange nicht konkret beleuchtet werden. Auch persönliche und familiäre Einzelheiten fließen ins Geschehen mit ein, sollen die Figuren lebendig und authentisch gestalten. Leider handelt es sich dabei um mehrfache Wiederholungen ähnlicher Szenen, die eher vom echten Fall ablenken und die Handlung unnötig in die Länge ziehen. Die Spannung, die – für einen Thriller – ohnehin nicht allzu hoch ist, wird dadurch immer wieder unterbrochen.

Die Idee zum Jigsaw Man und den neuen Mordfällen ist grundsätzlich eine interessante und der Aufbau, beginnend mitten im Geschehen, mit langsamem Herantasten an Motive und Verdächtige, ist gut gewählt. Nadine Mathesons Thriller liest sich vom Schreibstil her angenehm und flüssig, logische Erkenntnisse führen die Fäden zusammen und zu einem fulminanten Schluss. Dennoch ist einiges an unnötigen und abschweifenden Elementen mit hineingepackt, sodass der durchgehende Spannungsbogen leider fehlt.

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Veröffentlicht am 29.01.2020

Verbindungen?

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Er lauert den Frauen in den frühen Morgenstunden auf, er vergewaltigt sie, etliche ermordet er. Wer ist dieser Unhold, dieses Monster? Aufgrund von Spuren an einem Tatort könnten diese Gräueltaten mit ...

Er lauert den Frauen in den frühen Morgenstunden auf, er vergewaltigt sie, etliche ermordet er. Wer ist dieser Unhold, dieses Monster? Aufgrund von Spuren an einem Tatort könnten diese Gräueltaten mit einem alten Vermisstenfall zusammenhängen – Cold Case-Expertin Tess Hjalmarsson übernimmt die Ermittlungen. Allerdings muss sie sich beeilen. Alles deutet darauf hin, dass der Täter bald wieder zuschlagen wird.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit Orkantief Rut und der jungen Mutter Linnea Hakansson, die allein zu Hause ist. Von der ersten Seite weg packt die Autorin den Leser mit ihrem Schreibstil, ihrer zur Stimmung passenden Sprachmelodie und fesselt einen an die Handlung. Spürbar knistert die Atmosphäre, Linneas Unruhe greift über.

Doch kaum ist dieser erste Abschnitt vorüber, wandelt sich das Bild, verliert die Sprache an Lebendigkeit, zu viel ablenkendes Privatleben der Kommissare fließt in die Geschichte mit ein. In unzähligen Details verzettelt sich die Autorin, weder fördern sie das Verständnis für den Verlauf der Erhebungen, noch steigern sie die Spannung. Im Gegenteil flachen die dramatischeren Szenen immer wieder ab, kleine Unstimmigkeiten stören mitunter das Lesevergnügen.
Leider bringt auch die Verbindung der Kriminalfälle nicht wirklich Pfiff ins Geschehen, sodass das Ganze immer wieder seitenweise so dahinplätschert und eher langatmigen Krimi als spannungsgeladenen Thriller darstellt. Viele Personen befinden sich im Team der Polizei, wobei nur wenige klare Konturen bekommen, aber das ist vielleicht Thema vom Folgeband? Leider bleiben auch andere Figuren in diesem Buch farblos und distanziert, sodass man ihre Handlungen teilweise nicht nachvollziehen kann.
Zum Schluss werden zwar die Verbrechen gelöst und etliche Fragen beantwortet, warum dazu jedoch so viele Jahre nötig waren, erschließt sich mir nicht, wo doch plötzlich alles so klar und einfach war.

Auf einer recht soliden Grundidee ist diese Geschichte aufgebaut, jedoch fehlt es an prickelnden Thrillerelementen, die Gänsehaut verursachen. Es bleibt aber noch die Hoffnung auf Steigerung beim nächsten Fall von Tess.

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Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein Psychogramm

An Tagen im Juli
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Hinter einem schlichten Titelbild verbirgt sich die unglaubliche Geschichte der Schriftstellerin Sibylle Uhlen.


Nach dem Verschwinden zweier Grundschulmädchen und dem Auftauchen eines unnahbaren Feriengastes ...

Hinter einem schlichten Titelbild verbirgt sich die unglaubliche Geschichte der Schriftstellerin Sibylle Uhlen.


Nach dem Verschwinden zweier Grundschulmädchen und dem Auftauchen eines unnahbaren Feriengastes beginnt sie nach und nach, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit zu befassen, wobei ungeahnte Wahrheiten ans Licht kommen.

Autorin Paula Bersdorf zeichnet in ihrer Beschreibung ein idyllisches Dorf. Die Wolken inspirieren zum Träumen und Fantasieren, nichts scheint das Glück trüben zu können. Über der ganzen Geschichte liegt so eine Trägheit, eine Verborgenheit, Verdrängung. Der Schreibstil im Präsens passt da sehr gut dazu. Der Leser wartet förmlich darauf, wann die reglos auf der Stromleitung sitzenden Vögel aufflattern, die ölglatte Oberfläche des Sees sich zu kräuseln beginnt.

Der Roman ist in einzelne Tage gegliedert anstelle von Kapiteln, Sibylles Notizblock dient als Vorlage. So wird das Geschehen auch direkt aus ihrer Sicht in der Ich-Form erzählt. Während die Natur in aller Ausführlichkeit mit vielen winzigen Details beschrieben wird, nehmen sich manche Dialoge fast wie im Telegrammstil notiert aus.

Ähnlich verhält es sich mit Sibylle: einerseits erleben wir ihre tiefe und innige Beziehung zum Großvater und einigen sehr engen Freunden, andererseits nimmt sie manchem Dorfnachbarn gegenüber eine recht distanzierte, ja beinahe feindselige Haltung ein. Lange spürt der Leser, dass sie irgendwie in sich selbst gefangen ist, sich mit ihrem teils ruppigen Ton vor irgendetwas schützen möchte, aber es braucht etliche Tage im Juli, bis sich alles klar herauskristallisiert, die Vergangenheit an die Oberfläche sickert, (Tag)Träume Vernetzungen schaffen.

Dazwischen eingestreut finden sich Passagen, die ich persönlich als unnötige Länge empfinde: Filmausschnitte, deren Inhalte und Schauspieler ich nicht kenne und wodurch ich auch Sibylles momentane Gefühle nicht besser einordnen kann, Abschweifungen und Einzelheiten, die weit weg führen vom tatsächlichen Geschehen und den Fluss der Handlung immer wieder unterbrechen. Womöglich braucht es aber genau diese Pausen, damit das Erlebte verarbeitet werden kann? Ich bevorzuge die Kürze und Prägnanz, andere Leser mögen das anders sehen und mit diesen Informationen näher in den Lauf der Dinge eintauchen können.

Je weiter der Juli voranschreitet, umso unglaubwürdiger finde ich so manches Ereignis, die Handlung wirkt auf mich immer wieder dubios und konstruiert. Zuletzt gipfelt die Geschichte in einem unerwarteten, jedoch passenden Ende.

Zweifelsohne handelt es sich bei diesem Kriminalroman um eine sehr ungewöhnliche, aber besondere Geschichte, die durchaus in etlichen Abschnitten durch ihren Sprachstil besticht. Die Art, wie aktuelle Handlung, Vergangenheit und Bilder aus Sibylles Gedankenwelt ineinander fließen, ist wirklich interessant gelöst. Den Inhalt und die Entwicklungen rund um die Hauptfigur Sibylle jedoch finde ich eher eigenwillig. Aber genau das ist ja auch das Schöne an einem Buch – jeder Leser entwickelt wohl einen ganz persönlichen Blickwinkel und so wird bestimmt der eine oder andere Leser neugierig geworden sein…