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Veröffentlicht am 09.03.2017

Burn-Out Seminare bei Oma Edith

Oma wird erwachsen
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Isabell lebt in Hamburg und hasst ihren Job als Assistentin eines unerträglichen Filmproduzenten. Sie lebt Tür an Tür mit Kalle, einem schwulen Bauarbeiter, der nun als Kosmetiker arbeitet und seine Kunden ...

Isabell lebt in Hamburg und hasst ihren Job als Assistentin eines unerträglichen Filmproduzenten. Sie lebt Tür an Tür mit Kalle, einem schwulen Bauarbeiter, der nun als Kosmetiker arbeitet und seine Kunden durch sein loses Mundwerk stets in die Flucht schlägt. So ist es kein Wunder, dass erst Kalle sowohl Wohnung als auch Kosmetikstudio verlieren soll. Als Isabells Chef ihr zuvor kommt und ihr die Kündigung präsentiert, um sie durch eine aufgetakelte Blondine auszutauschen, packt Isabell ihre Sachen und Kalle in den Wagen und düst ab an die Ostsee, wo ihre Oma Edith in einem kleinen Kaff namens Seestein allein auf einem Hof mit Tieren lebt und gerade Burn-Out diagnostiziert bekommen hat. Kein Wunder, denn Edith ist für alle im Dorf immer einsatzbereit und wird dementsprechend von den Bewohnern ausgenutzt sei es als Bedienung in der Gaststätte oder als Aushilfe in der Bäckerei. Doch damit soll Schluss sein. Kaum haben sich Isabell und Kalle bei Edith eingenistet, lernen sie erst die Hellberg-Brüder kennen, einer Therapeut, der andere Tierarzt und dann geht auch Hulle, der Dorfpolizist bei Oma ein und aus. Um dem Burn-Out ein Ende zu setzen hat Isabell die geniale Idee, auf Ediths Hof Seminare für gestresste Großstädter anzubieten. Kaum ist die Anzeige geschaltet, steht das Telefon nicht mehr still. Dann reisen die ersten buntgemischten Teilnehmer an, und ohne wirklichen Plan beginnt die Gruppe um Edith das Projekt „Burn-Out-Seminar“. Bald ist das ganze Dorf auf den Beinen, was vor allem einer kleinen Männergruppe und einem schmierigen Immobilienhändler nicht gefällt. Ob das gutgehen kann???

Liv Jansen hat mit ihrem Buch „Oma wird erwachsen“ einen sehr unterhaltsamen und humorigen Roman vorgelegt, der von der ersten bis zur letzten Seite vom Chaos beherrscht wird und eine Lachsalve nach der anderen hervorruft. Der Schreibstil ist flüssig und voller Witz. Er nimmt den Leser mit in ein idyllisches kleines Dorf an der Ostsee, wo abends die Bürgersteige hochgeklappt werden und die älteren Semester ihr Dasein „fristen“. Die Großstadtpflanzen Isabell und Kalle scheinen da erst so gar nicht hineinzupassen, doch sie fühlen sich in der beschaulichen Welt von Oma Edith schnell wohl und lassen ihre Probleme in Hamburg, während sie die Tiere füttern und sich mit Volldampf in das Projekt Seminarangebot werfen. Der Leser ist stummer Beobachter des Chaoshaufens und erlebt so manche Überraschung. Da gibt es ein Geheimnis zu lösen, einen abscheulichen Immobilienhändler abzuhängen, und es liegen sogar Leichen im Keller. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz ganz nach dem Motto „Jeder Topf braucht sein Deckelchen“.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und als bunter Haufen in Szene gesetzt. Der Leser hat jede Menge Möglichkeiten, seine Sympathien zu verteilen. Isabell hat nicht nur Pech mit ihrem schrecklichen Chef, sie ist auch von der Männerwelt enttäuscht, lieber isst sie. Aber sie ist ein sehr hilfsbereiter Mensch, die ihre Oma über alles liebt und sie natürlich nicht im Stich lässt. Alles andere ist ihr egal. Kalle ist ein witziger Typ, der nah am Wasser gebaut hat und sich nach der großen Liebe sehnt. Doch mit der Auswahl seiner Partner hat er bisher nur einen Griff ins Klo getan. Doch er ist ein lieber Kerl, der Isabell ein wirklicher Freund ist und auch keine Angst hat, sich die Hände schmutzig zu machen. Oma Edith ist eine Perle, auf die das Dorf im wahrsten Sinne des Wortes nicht verzichten kann, denn sie arbeitet kostenlos und springt immer ein. Oma kann einfach nicht nein sagen. Aber gerade das muss sie lernen. Sie ist allerdings auch eine weise Frau, die hinter die einzelnen Fassaden schaut und manche Lebenshilfe bietet, wenn man ihr genau zuhört. Auch die anderen Protagonisten sind mit ihren ganz eigenen Ecken und Kanten, Sorgen und Nöten wunderbar platziert und geben der Handlung den richtigen Pep.

„Oma wird erwachsen“ ist ein lustiger und unterhaltsamer Roman, der den Leser in eine wunderbare chaotische dörfliche Welt beamt, aus der man erst wieder auftaucht, wenn das letzte Wort gelesen ist. Eine Leseempfehlung für alle, die gern lachen und sich amüsieren möchten.

Veröffentlicht am 24.02.2017

Ein Stummfilmstar als Detektiv

Noble Gesellschaft
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1925 Berlin. Der 23-jährige Carl von Bäumer ist ein bekannter Stummfilmstar der UFA, gutaussehend und etwas eitel. Nebenbei sieht er sich als Hobbydetektiv und in direkter Konkurrenz zu seinem Lebensgefährten ...

1925 Berlin. Der 23-jährige Carl von Bäumer ist ein bekannter Stummfilmstar der UFA, gutaussehend und etwas eitel. Nebenbei sieht er sich als Hobbydetektiv und in direkter Konkurrenz zu seinem Lebensgefährten Paul Genzer, der als Kommissar für die Berliner Polizei arbeitet. Als Carl bei dem Besuch einer Wohltätigkeitsveranstaltung vom Verschwinden eines Dienstmädchens erfährt und sein Informant am nächsten Tag tot ist, weckt dies seinen Spürsinn für einen interessanten Fall, zumal Paul sich nur wenig für den Fall interessiert. Da Carl in der Welt der Schönen und Reichen ein und ausgeht, hat er jede Menge Möglichkeiten, seine eigenen Ermittlungen anzutreten und dabei jede Menge dubioser Personen auf die Füße zu treten und sich Informationen zu besorgen. Wird er den Fall lösen können?

Joan Weng hat mit ihrem Buch „Noble Gesellschaft“ den zweiten Romanband um Carl von Bäumer vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, der Leser taucht ab der ersten Seite in die bunte Zeit der vergangenen 20er Jahre ein, um Carl bei seinen Ermittlungen als stummer Beobachter zu begleiten. Die Handlung führt nicht nur durch die „noble Gesellschaft“, sondern auch alle anderen Gesellschaftsschichten sind hier vertreten, so dass man ein buntes Bild der damaligen Berliner Szene bekommt. Ebenso vermischt wie die Gesellschaft sind auch die handelnden Protagonisten, die irgendwie alle entfernt miteinander zu tun haben. Das beigefügte Personenregister zu Beginn des Buches hilft dem Leser dabei, all diese Charakteren auseinander zu halten bzw. zuzuordnen. Die Autorin weiß mit ihren wechselnden Perspektiven, Andeutungen und versteckten Hinweisen sehr gut mit dem Leser zu spielen, verwirrt ihn oftmals sogar. Dieses Buch benötigt die ganze Aufmerksamkeit, damit der Leser Carl bei der Lösung des Falls Schritt halten und alles nachvollziehen kann. Zwischen Edelsteinschmuggel und verschlungenen amourösen Beziehungen geht es auch um Drogen und Rache. Gleichzeitig erlebt der Leser die sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, wo die einen zu viel und die anderen knapp mehr als zu wenig zum Leben haben und ihr schiefes Abhängigkeitsverhältnis untereinander.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt. Leider bleiben sie dabei recht oberflächlich, es fehlt ihnen an Tiefe und der Leser hat Schwierigkeiten, sich ihnen zu nähern. Eher bekommt man den Posten des Beobachters, ohne das einem die Personen so richtig ans Herz wachsen. Carl von Bäumer ist ein attraktiver, bekannter und erfolgreicher Schauspieler, der seine Homosexualität in den eigenen vier Wänden mit Lebensgefährten Paul Genzer auslebt. Carl ist etwas zu eitel, zu spitzfindig und hat auch einen Hang zum Snobismus. Er hat ein Faible für gute Manieren und für Wagner. Paul ist das glatte Gegenteil von Carl, er ist eher ein Mann, der anpackt, ehrlich und in seinen Job kniet er sich regelrecht hinein. So unterschiedlich die beiden sind, so ergänzen sie sich doch gut, vielleicht ist dies auch eine Folge ihres doch recht verschiedenen familiären Hintergrunds.

„Noble Gesellschaft“ ist ein unterhaltsamer historischer (Kriminal-)Roman, der auf recht amüsante Weise in eine andere Zeit zu entführen weiß. Der Krimiaspekt rückt hierbei etwas in den Hintergrund, allerdings ist es sehr interessant, die einzelnen Charaktere bei ihren Unternehmungen zu begleiten. Ein kurzweiliger Roman, der gute Unterhaltung verspricht. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.02.2017

Wie Fische auf dem Trockenen

Worüber wir nicht reden
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Sowohl Daniel mit seinen Kindern Janne und Jonathan als auch Daniels Schwester Patricia statten ihrem Elternhaus für ein Familienfest einen Besuch ab, denn in Opa Winnis Garten liegt ein Riesenkürbis, ...

Sowohl Daniel mit seinen Kindern Janne und Jonathan als auch Daniels Schwester Patricia statten ihrem Elternhaus für ein Familienfest einen Besuch ab, denn in Opa Winnis Garten liegt ein Riesenkürbis, der bei der Kürbiseuropameisterschaft mit ins Rennen gehen soll. Es soll ein Familientreffen werden, allerdings gibt es innerhalb der Familie einige Dinge, die schon viel zu lange ungesagt geblieben sind und so mancher sich endlich mehr Klarheit wünscht. Daniel steht vor den Trümmern seiner Ehe, Patricia ohne Job, Mutter Seda ist schwerkrank und auch der Tod ihres Bruders Rafael ist selbst nach Jahren noch nicht verarbeitet. Und was ihren Vater betrifft, so haben sowohl Patricia als auch Daniel so ihre Schwierigkeiten mit ihm. Niemand wagt, über die wirklich wichtigen Themen zu sprechen, doch wenn alle Beteiligten auf so engem Raum zusammenhocken, dann bleibt es nicht aus, dass endlich das eine oder andere Thema auf den Tisch kommt, so unangenehm das auch sein mag. Wird die Familie zusammenhalten?

Jenny Bünnig hat mit ihrem Buch „Worüber wir nicht reden“ einen sehr berührenden und tiefsinnigen Familienroman vorgelegt, der die Problematik im Umgang mit engsten Vertrauten und Familiengeheimnissen behandelt. Der Schreibstil ist flüssig, stellenweise mit Ruhrpott-Dialekt durchzogen, und hat einen eigenen Witz und Charme, so dass der Leser sich schnell als Schatten innerhalb der Familie wiederfindet und die einzelnen Protagonisten in ihren Gedanken und Tun begleitet. Dabei spricht die Autorin einige zeitgemäße Themen wie Demenz, Krebs, Kindererziehung, Scheidung und Verlust der Arbeit an, die heutzutage jeden betreffen können. Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt, so kommen sowohl Daniel als auch Patricia zu Wort. Zudem gibt es immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit der Familie, um die gegenwärtigen Probleme besser deutlich und dem Leser verständlich zu machen. Diese sind durch einen anderen Schriftsatz gekennzeichnet, um sie besser unterscheiden zu können. Allerdings verwirren diese Rückblenden oftmals, da man sie erst nicht richtig zuordnen kann und leider auch nicht unbedingt zur Aufklärung beitrugen.

Die Charaktere sind sehr authentisch und lebensecht skizziert, sie wirken mit ihren Eigenheiten, Ecken und Kanten wie Menschen, denen man jeden Tag begegnet, ob Nachbar oder Arbeitskollege, Freunde oder entfernte Bekannte. Hinter fast jeder Familie verbergen sich ein Chaosclub oder schwarze Schafe, insofern ist alles herrlich normal. Daniel ist ein netter Mann und liebevoller Familienvater, der sich um seine Kinder kümmert und versucht, ihnen einen Weg in die Welt zu ebnen. Allerdings ist Daniel auch ein Mann, der Problemen aus dem Weg gehen möchte, immer um Harmonie bemüht ist und fast nie nein sagen kann. Er ist einfach zu nett und gerade das macht ihn in den Augen seiner Ehefrau unattraktiv, er fühlt sich als Versager. Patricia ist momentan arbeitslos, sie wirkt wie unter Strom, ständig wütend und auf Konfrontation aus, besonders ihrem Vater gegenüber. Unterschwellig wirkt es so, als würde sie ihren Vater für ihr eigenes Scheitern verantwortlich machen. Mutter Seda ist schwerkrank, sie leidet unter Demenz, und der Vater ist zwar ein netter Kerl, allerdings hat er seine Kinder wohl mit einer gewissen Härte erzogen.

„Worüber wir nicht reden“ ist ein gefühlvoller, aber auch unterhaltsamer Roman, der sich mit der Problematik innerhalb einer Familie auseinander setzt, die zwar zusammengehört, sich aber immer weiter voneinander entfernt und aufgehört hat, miteinander die wirklich wichtigen Dinge zu bereden. So wirken sie fast wie Fremde, die aufeinander treffen und nun versuchen, sich irgendwie wieder zu finden. Eine Leseempfehlung für ein nachdenklich stimmendes Buch!

Veröffentlicht am 05.02.2017

Liz Kowalskis Neustart

Mein Traummann, meine Brüder, ein Zelt und ich
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Liz Kowalski vermisst schon länger ihre chaotische große Familie und als das Heimweh zu groß wird, packt sie ihre sieben Sachen, verlässt ihren Freund und fährt mit ihrem alten Auto und ihren wenigen Habseligkeiten ...

Liz Kowalski vermisst schon länger ihre chaotische große Familie und als das Heimweh zu groß wird, packt sie ihre sieben Sachen, verlässt ihren Freund und fährt mit ihrem alten Auto und ihren wenigen Habseligkeiten zurück nach Whitford im Bundesstaat Maine, wo ihre Familie eine Lodge betreibt. Doch kurz bevor sie dort ankommt, hat sie eine Autopanne und ausgerechnet der Polizeichef Drew Miller, der beste Freund ihres ältesten Bruders Mitch, mit dem sie eine heftige Begegnung während Mitchs Hochzeit hatte, hilft ihr aus der Patsche. Er leiht ihr sogar seinen heißgeliebten Ford Mustang, bis sie sich einen neuen Wagen besorgen kann. Während Liz in ihr neues Heim zieht, einen Job bei ihrer anderen Schwägerin Paige im Diner annimmt und sich wieder im Schoß der Familie einlebt, begegnet sie Drew immer wieder und immer öfter, denn er ist der Sohn von Rosies neuem Lebenspartner. Zwischen Liz und Drew knistert es gewaltig, aber beide tragen Altlasten mit sich herum. Während Liz noch nicht weiß, was sie wirklich in ihrem Leben machen will, möchte Drew nach einer verkorksten Ehe endlich eine Familie mit Kindern. Und dann kommt noch erschwerend hinzu: Mitch ist sein bester Freund und seine Schwester eigentlich tabu. Aber in einer Kleinstadt bleibt nichts lange verborgen und bei dem Familiencampingausflug kommt es zum Showdown…

Shannon Stacy hat mit ihrem Buch „Mein Traummann, meine Brüder, ein Zelt und ich“ einen sehr unterhaltsamen und prickelnden Roman vorgelegt, der ein Bestandteil ihrer Kowalski-Serie ist. Das Buch lässt sich auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher problemlos lesen, macht aber Appetit darauf, den Rest kennenzulernen. Der Schreibstil ist locker flockig mit einer guten Portion Humor, der Leser ist ab der ersten Seite mitten im Geschehen und verfolgt das Katz und Maus-Spiel zwischen Drew und Liz und der gesamten Familie Kowalski. Oftmals verdreht man die Augen aufgrund der ständigen Ratschläge und witzigen Bemerkungen, die von dem einen oder anderen abgefeuert werden, ohne das zunächst jemand etwas genaues weiß. Das Posten von Fotos auf Facebook scheint in Whitford ein großes Hobby zu sein, um alle Welt über den neuesten Tratsch in Kenntnis zu setzen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sämtliche Protagonisten wirken authentisch und sehr lebendig, es könnten die eigenen netten Nachbarn oder Freunde sein. Liz ist eine sehr sympathische und selbstbewusste Frau, die ein gutes Verhältnis zu ihrer Familie hat und sich bei ihnen rundum wohl fühlt. Allerdings ist sie auch relativ unentschlossen, was ihr eigenes Leben betrifft. Sie trifft schnell Entscheidungen und möchte sich nach langer Zeit erst einmal wieder auf sich selbst konzentrieren und sich klar darüber werden, wohin ihr Leben eigentlich gehen soll. Da kommt ihr das Zusammentreffen mit Drew recht ungelegen, doch er geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Drew ist ein gewissenhafter und ehrlicher Kerl, der nach seiner gescheiterten Ehe endlich eine eigene Familie haben möchte. Die Begegnung mit Liz ist schicksalshaft, sie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf, allerdings macht ihnen ihre unterschiedliche Lebensplanung einen Strich durch die Rechnung. Drew neigt dazu, unbewusst in eine Ecke zu drängen, was auf Dauer nicht gutgehen kann. Auch die restlichen Familienmitglieder sorgen mit ihren Kommentaren und Einmischungen für ein buntes Potpourri an Unterhaltung und geben der Handlung zusätzlichen Pfeffer.

„Mein Traummann, meine Brüder, ein Zelt und ich“ ist ein sehr amüsanter und prickelnder Liebesroman, der wunderbar als Urlaubslektüre oder für einen verregneten Sonntagnachmittag eingeplant werden sollte. Wer kann, sollte sich alle Teile der Serie besorgen und nacheinander weglesen. Absolute Leseempfehlung für leichte Unterhaltung, die Spaß macht!

Veröffentlicht am 29.01.2017

Familiensuche und Wurzelfindung

Die Töchter des Roten Flusses
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Die 29-jährige Anwältin Tuyet wuchs mit ihrer deutschen Stiefmutter Marina und ihrem vietnamesischen Vater Phong in Frankfurt auf. Nachdem Marina an Krebs gestorben ist, findet Tuyet in deren Nachlass ...

Die 29-jährige Anwältin Tuyet wuchs mit ihrer deutschen Stiefmutter Marina und ihrem vietnamesischen Vater Phong in Frankfurt auf. Nachdem Marina an Krebs gestorben ist, findet Tuyet in deren Nachlass alte Briefe von ihrer leiblichen Mutter Hanh, die ihr offenbaren, dass ihre leibliche Mutter Hanh damals nach Hanoi zurückgekehrt ist. Tuyet ist völlig durcheinander, da sie immer gedacht hat, dass ihre leibliche Mutter sie nicht gewollt hat und macht sich kurzerhand in Begleitung ihres Freundes Alexander auf den Weg nach Vietnam, um endlich die Wahrheit zu erfahren und ihre Wurzeln zu finden. Während der Reise kühlt das Verhältnis zu Alexander merklich ab, so dass dieser bald darauf nach Deutschland zurückkehrt, während Tuyet sich immer mehr auf das Heimatland ihrer leiblichen Eltern einlässt und sich aufmacht, ihre Mutter zu finden. Was wird sie erwarten?

Beate Rösler hat mit ihrem Buch „Die Töchter des Roten Flusses“ einen sehr unterhaltsamen Gesellschafts- und Familienroman geschrieben, der über zwei Handlungsstränge erzählt wird. Der eine behandelt die Gegenwart von Tuyet, der andere erzählt in Rückblenden das Leben von Tuyets Eltern in der ehemaligen DDR in den 1970er Jahren. Der Schreibstil ist schön flüssig und nimmt den Leser sogleich gefangen. Schnell findet man sich mitten in der komplizierten Familiengeschichte wieder und verfolgt gebannt die Reise und die vielen Überraschungen, die die Hauptprotagonistin Tuyet mit dem Besuch in Vietnam erlebt. Der Autorin ist es wunderbar gelungen, ihre Liebe zu dem asiatischen Land mit schönen Reisebeschreibungen, der Landesgeschichte und dem alltäglichen Leben innerhalb der Handlung mit einzuflechten, so dass der Leser bald ebenfalls von Vietnam fasziniert ist. Auch die politischen und historischen Hintergrundinformationen über die asiatischen Studenten, die in die ehemaligen DDR gekommen sind und dort fernab der Heimat einige Jahre zugebracht haben, bevor die meisten von ihnen nach Vietnam zurückkehrten, geben der Handlung des Romans noch mehr Gewicht.

Die Charaktere sind sehr vielfältig angelegt und schön in Szene gesetzt. Wer die asiatische Zurückhaltung bereits am eigenen Leib kennengelernt hat, weiß um die meist undurchschaubaren Handlungsweisen dieser Kultur, die man erst mit Jahren dort verbrachter Zeit etwas besser zu deuten weiß. Tuyet ist eine junge Frau, die nicht nur durch den Tod ihrer Stiefmutter einen schweren Verlust erleidet, sondern fast gleichzeitig erfahren muss, dass man ihr jahrelang etwas vorgemacht hat. Ihre Reaktion ist Wut, Unsicherheit und Verzweiflung, was aufgrund der neuen Erkenntnisse ganz normale Verhaltensweisen sind, Tuyet aber zu Beginn erst einmal nicht sonderlich sympathisch erscheinen lassen. Doch je mehr sie sich auf das Land ihrer Wurzeln einlässt, umso mehr kann man ein Verständnis für ihr Verhalten und ihre Reaktionen entwickeln. Tien ist eine Schwester Tuyets, die im ersten Moment feindselig und abweisend wirkt, doch lernt der Leser sie erst besser kennen, kann man ihre Reaktion bei Tuyets Ankunft verstehen und nachvollziehen, je mehr man über sie und ihr persönliches Leben erfährt. Linh, ebenfalls Tuyets Schwester ist eine sehr angenehme und sympathische Erscheinung, die ein mitfühlendes Wesen besitzt und viel Engagement für ihre Mitmenschen mitbringt. Auch die anderen Protagonisten sind mit ihren Ecken und Kanten wunderbar in der Handlung verankert und tragen dazu bei, dass die Geschichte atmosphärisch dicht und lebendig wirkt.

„Die Töchter des Roten Flusses“ ist ein spannender Familienroman mit historischem Hintergrund und einer exotischen Kulisse, der den Leser schnell gefangen nimmt und ihn mit auf eine Reise in unbekannte Gewässer nimmt, um ein lang gehütetes Geheimnis zu offenbaren. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung und unterhaltsame Stunden.