Was macht eine Autorin, die eine Idee für ihren neuen Roman sucht? Sie kauft auf dem Flohmarkt eine alte Grubenlampe, weil in der Schachtel ein geheimnisvoller, über 100 Jahre alter Brief liegt, der einen ...
Was macht eine Autorin, die eine Idee für ihren neuen Roman sucht? Sie kauft auf dem Flohmarkt eine alte Grubenlampe, weil in der Schachtel ein geheimnisvoller, über 100 Jahre alter Brief liegt, der einen Schatz erwähnt …
„Der Schatz im Schacht“ von Grit Aurich ist Mischung aus historischem Krimi und Roman, gewürzt mit einem kleinen Exkurs zur Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge mit besonderem Augenmerk auf dem Bergbaumuseum Oelsnitz. Außerdem werden einige typische Begriffe erklärt, die mich zum Schmunzeln gebracht haben – aber das Büchlein ist nicht nur für Bergbau-Fans interessant.
Sehr lehrreich, spannend, überraschend und garantiert in nur 15 min bei einem hoffentlich (ent)spannenden Wannenbad gelesen.
Honkong 1953: Joy ist Engländerin und lebt mit ihren Eltern in Honkong. Sie soll endlich heiraten, aber ihre ganze Leidenschaft gilt dem Reitsport. Die Ehe ihrer Eltern ein abschreckendes Vorbild, das ...
Honkong 1953: Joy ist Engländerin und lebt mit ihren Eltern in Honkong. Sie soll endlich heiraten, aber ihre ganze Leidenschaft gilt dem Reitsport. Die Ehe ihrer Eltern ein abschreckendes Vorbild, das lieblose Zusammenleben und die schlecht bis gar nicht getarnten Affären ekeln sie an. So will sie auf keinen Fall werden. „Es muss einfach noch mehr geben im Leben. Willst Du nicht irgendwann nach England? Oder nach Amerika? Die Welt bereisen?“ (S. 13) Bei einer Cocktailparty lernt sie Edward kennen, der so ganz anders ist. Zum ersten Mal fühlt sie sich wohl in Gegenwart eines Mannes, ernst genommen und verstanden. Allerdings reist er schon 2 Tage später weiter nach Korea …
London 1997: Kates Vater ist sehr krank, doch statt selber nach Irland zu fahren, schickt sie ihre 16jährige Tochter Sabine. Die hat ihre Großeltern bisher nur zweimal im Leben getroffen und ist entsetzt, als sie das Anwesen zum ersten Mal sieht. „Offenkundig war es früher ein prachtvolles Haus gewesen, prächtiger als jedes andere, in dem sie je gewesen war. Aber es wirkte irgendwie erschöpft, im Niedergang, wie ein Mensch, der sich um nichts mehr gekümmert und nur noch auf eine Gelegenheit wartete, sich zu verabschieden. Es sieht aus, wie ich mich fühle, dachte Sabine.“ (S. 52 / 53) Nicht nur das Anwesen, die ganze Familie scheint dem Verfall geweiht zu sein.
„Die Frauen von Kilcarrion“ ist eine Neuübersetzung von Jojo Moyes Debütroman, eine Geschichte über Mütter und Töchter, über anscheinend unerfüllbare Erwartungen und die Sehnsucht nach Akzeptanz und Anerkennung.
Kate hatte genau wie ihre Mutter Joy das Gefühl, es ihren Eltern nie rechtmachen zu können. Sie hat sich nie für Pferde interessiert und ist schon mit 18 ungewollt und unverheiratet Mutter geworden. Inzwischen ist sie Mitte 30 und hat gerade wieder einmal einen Mann verlassen, der nächste steht schon in den Startlöchern. Ihre Eltern hingegen scheinen auch nach Jahrzehnten noch eine perfekte, liebevolle Beziehung zu führen. Wie machen die das nur?
Sabine fühlt sich von ihrer Mutter unverstanden und abgeschoben, aber auch in Kilcarrion unwillkommen. Ihre Großmutter kümmert sich mehr um ihr Lieblingspferd als um ihren todkranken Mann, der sein Zimmer kaum noch verlässt. Sie leitet das Anwesen mit harter Hand, ist den ganzen Tag unterwegs. Es gibt einen strengen Tagesablauf und Regeln, an die sie sich halten muss, dabei ist sie sehr frei aufgewachsen. Zum Glück nehmen die Haushälterin und deren Tochter sie unter ihre Fittiche. Erst bei ihnen lernt sie ein intaktes Familienleben kennen. „Als Einzelkind einer zeitweise alleinerziehenden Mutter war das die erste richtige Familie, die sie erlebte.“ (S. 195) Doch auch dort stimmt nicht alles …
Jojo Moyes gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen anscheinend heiler Familien, erzählt von den Ängsten, Sehnsüchten, Albträumen und Komplexen der Menschen. Fast alle Frauen in dieser Geschichte haben ein gut gehütetes Geheimnis, ob nun bewusst oder unbewusst, das zum Zerwürfnis mit dem Rest der Familie führt. Es sind starke Frauen, die ziemlich viel aushalten können, aber eben nicht alles. Außerdem geht es darum, sich mit sich selbst und anderen zwar auseinanderzusetzen, aber nicht, sich zu messen oder zu vergleichen. Jeder ist individuell. Das Glück liegt oft so nah, man muss nur auf sein Herz hören.
Eine Geschichte über das Erwachsenwerden, Abschiede und Neuanfänge. Sehr spannend und ergreifend geschrieben.
Stuttgart 1514: Franziska Hochperger lebt nach der Hinrichtung ihres Vaters und ihres Verlobten verkleidet als junger Mann bei ihrem Kinderfreund Jakob. Sie sinnt auf Rache für den Tod ihrer Lieben, glaubt ...
Stuttgart 1514: Franziska Hochperger lebt nach der Hinrichtung ihres Vaters und ihres Verlobten verkleidet als junger Mann bei ihrem Kinderfreund Jakob. Sie sinnt auf Rache für den Tod ihrer Lieben, glaubt zu wissen, dass Herzog Ulrich von Württemberg dahintersteckt. Darum schließt sie sich dem „Armen Konrad“ an, einem Bündnis von Städtern und Bauern, die Ulrich dazu zwingen wollen, die gerade neu eingeführten Steuern und Gewichte wieder abzuschaffen. Franzi aber will noch mehr – Ulrichs Tod! Mit diesem Wunsch ist sie nicht allein, auch Herzogin Sabina, Ulrichs Frau, würde ihn lieber heute als morgen loswerden und unterstützt den „Armen Konrad“ darum im Geheimen.
„Tribut der Schande“ ist der zweite Band der Trilogie um Franziska und die Bauernaufstände. Sie wird von ihrer Kanzlei (der Begriff ist am besten mit einer Art Ortsgruppe der Aufständischen zu vergleichen) ausgewählt, Nachrichten an Gleichgesinnte auszutragen und neue Verbündete zu gewinnen. Jakob, der heimlich in sie verliebt ist, begleitet sie stets dabei. Bereits bei ihrem ersten Auftrag lernen sie den Gaißpeter kennen, einen gewitzten Bauern, der die neu eingeführten Gewichte des Herzogs einem Gottesurteil unterzieht und damit die ersten Kämpfe anzettelt. Franzi ist sofort klar, dass er damit den Zorn des Herzogs auf sie alle zieht: „Ich dachte, wir reiten hier her, um Verbündete zu suchen, und plötzlich stecken wir mitten in etwas, was wir erst noch planen wollten.“ (S. 60). Jakob und sie entgehen der Verhaftung nur knapp …
Auch in diesem Buch verbindet Silvia Stolzenburg wieder Geschichte und Geschichten perfekt. Zum einen erfährt man, wie es mit Franziska weitergeht, sie sich immer mehr emanzipiert und sich nicht mehr nur in ihren Hass verrennt. Sie erschien mir zum Teil sogar vernünftiger als Jakob, der sich in die Kämpfe gegen Ulrich verbeißt. Zwischen ihr und Jakob knistert es, aber sie ist der Meinung, dass sie wegen dem, was ihr im ersten Band passiert ist, kein Glück mehr verdient. Mir hat ihr Mut und ihre Durchsetzungskraft imponiert, da sie trotz ihrer Angst nicht aufgibt.
Aber ich habe Franzi diesmal zum Teil nur als Rahmenhandlung für die Aufstände rund um den „Armen Konrad“ und Ulrichs politische Ränkespiele empfunden. Silvia Stolzenburg beschreibt diese sehr detailliert und bringt dem Leser damit ein historisches Ereignis nahe, von dem ich bisher noch nichts gehört hatte. Sie macht Geschichte wieder lebendig, interessant und spannend!
Ich bin schon sehr gespannt, wie es im nächsten Band „Tribut der Rache“ weitergeht, da die Handlung mit einem Cliffhanger endet.
„Der einzige Mensch auf dieser Welt, zu dem sie gehören könnte, wollte sie nicht haben.“ (S. 77/78) Antonia ist 15, als ihre Mutter bei einem Unfall stirbt. Da sie keine Angehörigen mehr hat, wird sie ...
„Der einzige Mensch auf dieser Welt, zu dem sie gehören könnte, wollte sie nicht haben.“ (S. 77/78) Antonia ist 15, als ihre Mutter bei einem Unfall stirbt. Da sie keine Angehörigen mehr hat, wird sie in einer WG des Jugendamtes untergebracht. Ihre beste Freundin versteht sie nicht mehr, ihr Leben fühlt sich plötzlich fremd an. Als sie erfährt, dass man ihren Großvater Otto ausfindig gemacht hat, schöpft sie neue Hoffnung. Sie hat zwar noch nie von ihm gehört, aber: „Er wäre jemand, zu dem ich gehören könnte. … Er wäre so etwas wie Familie.“ (S. 50)
Doch auch Otto wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass er eine Tochter und eine Enkelin hatte. Er ist ein einsamer alter Mann in einem winzigen Dorf, ein echter Griesgram. Was soll er mir einem Teenager?! Ihn interessiert nur seine Scheune mit dem historischen Karussell, dass sein Großvater hatte bauen lassen und mit dem sie bis zum Krieg als fahrende Familie auf den Jahrmärkten unterwegs waren. „Hier kam er zur Ruhe. An diesem Ort, der für ihn mit so vielen Erinnerungen verbunden war.“ (S. 35) Als Antonia es entdeckt, ist sie davon ganz verzaubert ...
„Das Winterkarussell“ von Anna Liebig (dem Pseudonym von Nicole Steyer) ist eine zauberhafte, fast schon altmodische Weihnachtsgeschichte mit viel Herz und Gefühl. Mir finde es toll, dass sie den Roman 1990 spielen lässt, zu einer Zeit, als es noch keine Handys und Internet gab und das Leben noch deutlich ruhiger verlief.
Antonia hofft, dass sie und Otto eine Familie werden können, doch er ist ein wirklich schwieriger Charakter. Bis zum 2. Weltkrieg ist er mit seinem Vater und seinem Bruder mit dem Karussell von Markt zu Markt getingelt, sie waren Fahrende ohne feste Heimat. Er hat den Krieg als einziger von ihnen überlebt, versteckt seitdem sich in einem Dorf und das Karussell in einer Scheune. Das ist für ihn kein lebloses Ding, sondern „sein altes Mädchen“ – eine Erinnerung an die gute alte Zeit, als er noch eine Familie und Hoffnung hatte. Durch Antonia bricht jetzt alles wieder auf, „Die Erinnerung brachte den Schmerz zurück. Das, wovor er sich so sehr gefürchtet, wovor er sich all die Jahre versteckt hatte.“ (S. 241)
Mir hat gut gefallen, wie die vorsichtige Annäherung von Antonia und Otto beschrieben wird, wie dieses Mädchen es schafft, die raue Schale ihres Großvaters aufzubrechen.
Noch besser fand ich allerdings Ottos Erlebnisse 1938 auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt, als er zum ersten Mal in seinem Leben richtig verliebt war und sich sogar vorstellen konnte, sein Leben deswegen grundlegend zu ändern. Ich habe mit ihm und seiner Angebeteten mitgefiebert, ihre Geschichte ging mir sehr zu Herzen.
Als besonderes Gimmick habe ich dabei den Leierkastenmann mit dem Esel empfunden, den die Fans von Nicole Steyer bereits aus dem Roman „Für immer Weihnachten“ kennen, der unter ihrem Pseudonym „Linda Winterberg“ erschienen ist.
Eine wunderbar warmherzige und heimelig Geschichte die zu Herzen geht und die Sehnsucht nach Weihnachten und der guten alten Zeit weckt. Man bekommt sofort Lust auf den Besuch eines verschneiten Weihnachtsmarktes inkl. Karussellfahrt und heißem Apfelwein.
„… das Ritz … lässt einen alles vergessen, was man gesehen hat, bevor man in seine Pracht und Herrlichkeit trat – selbst wenn man das Schlimmste gesehen hat, wozu Menschen fähig sind. Das Ritz spendet ...
„… das Ritz … lässt einen alles vergessen, was man gesehen hat, bevor man in seine Pracht und Herrlichkeit trat – selbst wenn man das Schlimmste gesehen hat, wozu Menschen fähig sind. Das Ritz spendet Trost, bietet Zerstreuung und den besten Champagner, um die Galle herunterzuspülen, die weichsten Handtücher, um die Verzweiflung aufzusaugen.“ (S. 372)
Eine Ménage-á-trois findet man normalerweise zwischen 3 Menschen, doch bei Blanche und Claude Auzello ist „Das Ritz“ der dritte Eckpfeiler ihrer Beziehung. Seit Claude der Direktor des Hotels ist, nimmt dies stets die erste Stelle in seinem Leben ein. Er flüchtet sogar nachts aus Blanches` Bett, wenn ein Anruf kommt. Aber sind es immer die Belange der Gäste, denen er dann nachgeht, oder bestellt ihn seine aktuelle Geliebte zu sich? Blanche kann sich nie sicher sein, egal was er beteuert.
In „Die Königin des Ritz“ erzählt Melanie Benjamin die Geschichte des Hotelier-Ehepaars Auzello, die das Luxushotel während des 2. Weltkrieges leiteten.
Bei der Besetzung von Paris und damit auch des besten Hotels der Stadt sind sie bereits 17 Jahren verheiratet, aber die Ehe ist nicht glücklich und kinderlos. Es gibt zu viele Differenzen und unerfüllte Träume, vor allem auf Blanches Seite. Sie ist 1923 aus Amerika nach Paris gekommen, um Filmstar zu werden und hat ihr Herz an Claude und die Stadt verloren. Sie haben zu schnell geheiratet, ohne sich richtig zu kennen, und ihre unterschiedlichen Erwartungen und Vorstellungen sorgen immer wieder für Zündstoff. Claude hatte mit einer braven französischen Ehefrau gerechnet, die kocht, den Haushalt führt und eine Geliebte klaglos akzeptiert. Doch Blanche kann nicht kochen oder putzen, stattdessen bringt sie seine Karriere voran. Sie ist viel zielstrebiger und geschäftsorientierter als er, hält im Salon des Ritz Hof und scharrt ihre amerikanischen Freunde und Berühmtheiten um sich, lockt Kundschaft an. Wenn sie schon keine Schauspielerin sein kann, dann spielt sie eben die Rolle als seine Ehefrau und Direktorin.
Mit dem Einzug der Deutschen ändert sich alles. Die jüdischen Angestellten verschwinden, die jüdischen Gäste haben sich längst in Sicherheit gebracht und auch die reichen Amerikaner und französischen Künstler, wie Hemingway oder Picasso, bleiben dem Hotel fern. Und während Claude vor den Deutschen kratzbuckelt und versucht, jeden ihrer Wünsche zu erfüllen um ja nicht in Ungnade zu fallen, spielt Blanche die Femme fatal – die Königin des Ritz. Das Ehepaar entfernen sich immer weiter voneinander und verheimlicht sich, dass sie längst beide für die Résistance arbeiten ... Es gibt Dinge, die du besser nicht weißt. Zu deinem eigenen Besten.“ (S. 21)
Ich hatte nach dem Klappentext erwartet, dass es vor allem um Blanches und Claudes Kampf gegen die Nazis und ihre Tätigkeit in der Résistance gehen würde, aber die Autorin hat sich auf die Geschehnisse im Hotel konzentriert und alles andere (leider) nur angedeutet. Allerdings hat mir sehr gut gefallen, wie sie dabei den Mikrokosmos des Hotels als Spiegel der Situation im Land und den Umgang der Menschen untereinander nutzt. So stellt vor allem Blanche schnell fest, dass nicht alle deutschen Soldaten Nazis sind, sondern ganz normale Menschen mit Sorgen und Problemen, die auch nur ihren Job machen. Unter Claudes wachsamen Augen freundet sie sich mit dem Feind an, aber „Wann werden Besatzer zu Gästen? Wann wird der Feind zum Freund?“ (S. 114)
Und während mir in der ersten Hälfte des Buches leider etwas Spannung fehlte, hatte ich in der zweiten Hälfte mit meinen Gefühlen zu kämpfen. Ein wichtiges Buch #gegendasvergessen.