Erwachsen-werden ist nicht leicht
Das lügenhafte Leben der ErwachsenenKlappentext:
„Neapel in den Neunzigern, Giovanna ist dreizehn Jahre alt, die Vorzeigetochter kultivierter Mittelschichtseltern, eine strebsame Schülerin. Doch plötzlich verändert sich alles, ihr Körper, ...
Klappentext:
„Neapel in den Neunzigern, Giovanna ist dreizehn Jahre alt, die Vorzeigetochter kultivierter Mittelschichtseltern, eine strebsame Schülerin. Doch plötzlich verändert sich alles, ihr Körper, ihre Stimmung, die Noten brechen ein, und immer öfter gerät sie mit ihren Eltern aneinander. Zufällig kommt Giovanna der Vorgeschichte ihres Vaters auf die Spur, der aus einem ganz anderen Neapel stammt, einem leidenschaftlichen, vulgären Neapel. Dort treibt sie sich herum, aber die Geheimnisse, auf die sie da stößt, verstören sie. Und als sie bei einem Abendessen bemerkt, wie ein Freund der Familie unterm Esstisch zärtlich die Füße ihrer Mutter streift, verliert sie vollends die Fassung. Denn wem kann sie überhaupt noch trauen? Und was soll ihr Halt geben? Oder ist sie selber bereits unrettbar verwoben in dieses lügenhafte Leben der Erwachsenen?“
Was soll man zu diesem Buch von Elena Ferrante wieder sagen? Sie kann es einfach und zwar so dermaßen gut, dass man ihr verfällt.
Protagonistin Giovanna ist ihr so perfekt gelungen, dass es einen beim lesen wirklich erschrickt, vielleicht weil man sich selbst reflektiert?! Wer weiß... Es ist so erstaunlich das eine erwachsene Frau sich so gut in die Person einer Jugendlichen hineinversetzen kann. Da stellt sich mir wieder die Fragen: Ist es autobiographisch oder einfach nur eine sehr gute Beobachtungsgabe? Egal, denn es liest sich grandios. Ferrante wählt dabei wieder ihren Schreibstil, den wir aus den anderen Büchern bereits sehr gut kennen. Sie ist hier und da frivol, vulgär....wobei mich es nicht stört, denn eigentlich spricht sie ja als „Giovanna“ und wir alle waren in diesem Alter einfach auch mal vulgär...das kann keiner leugnen. Des weiteren lässt sich ganz tief in ihre Seele blicken und es ist so dermaßen nachvollziehbar wie Giovanna die Erwachsenen sieht aber auch wie sie sich selbst entwickelt. Das ist der erste Prozess des Lernens und Entwickelns der eigenen Persönlichkeit für die spätere Zukunft, der eigenen Meinung, die gehört wird. Als erwachsene Leser lesen wir dieses Buch und ich muss wirklich sagen, das ich manchmal richtig erschrocken war über das Verhalten der Erwachsenen....teilweise war sogar ein wenig fremd-schämen dabei und wenn eine Autorin das schafft, dann hat sie Großes geleistet! Sind wir erwachsene Menschen denn wirklich so wie Ferrante uns hier darstellt? Sehen „unsere“ Kinder uns wirklich so? Jeder wird das Buch auf andere Art lesen und sich seine eigenen Fragen und Antworten geben. Das Buch hallt wieder gewaltig nach, keine Frage! Der literarische Weg nach Neapel war wieder wie ein nach-Hause kommen und hier und das sucht man natürlich Lenú, aber man vermisst sie nicht wirklich, denn Giovanna hält uns Leser gewaltig in Schach mit ihrer Denkweise...Großartig und typisch Ferrante - dieses Buch verdient seine 5 Sterne und wird das Ferrante-Fever wieder anfeuern!