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Veröffentlicht am 27.09.2020

Familiengeschichte

Und die Welt war jung
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1950, der Beginn eines neuen Jahrzehnts. Der Krieg ist vorbei, lebt aber immer noch in den Köpfen der Menschen und bestimmt deren Alltag. In Und die Welt war jung begleiten wir 3 Familien in Köln, Hamburg ...

1950, der Beginn eines neuen Jahrzehnts. Der Krieg ist vorbei, lebt aber immer noch in den Köpfen der Menschen und bestimmt deren Alltag. In Und die Welt war jung begleiten wir 3 Familien in Köln, Hamburg und San Remo durch dieses neue Jahrzehnt. In Köln leitet Heinrich Aldenhoven eine Galerie, das Geschäft läuft aber noch nicht wieder so richtig, noch ist Kunst etwas, das sich viele nicht leisten können. Die Freunde Elisabeth, Kurt und Nina in Hamburg stehen finanziell besser da, dafür ist Ninas Mann im Krieg verschollen und die Hoffnung, ihn lebend wiederzusehen schwindet von Tag zu Tag. In San Remo lebt Heinrich Aldenhovens Schwester Margarethe mit ihrer italienischen Familie, tyrannisiert von der Schwiegermutter.

Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise, gemeinsam mit diesen drei Familien. Immer wieder kreuzen sich die Lebenswege, man besucht sich, steht sich in schwierigen Situationen bei und greift sich gegenseitig unter die Arme. Das Buch umfasst die zehn Jahre von 1950 bis 59. In dieser Zeit passiert viel in den Familien, Ehen werden geschlossen, Kinder geboren und manch menschliches Drama nimmt seinen Lauf. Schlaglichtartig wechselt die Szenerie immer zwischen den drei Städten. Die Protagonisten sind alle glaubwürdig, meist liebenswürdig und als Leser hat man schnell das Gefühl, ganz nah dabei zu sein. Unterstützt durch einheimische Ausdrücke wird der jeweilige Handlungsort unverwechselbar. Am Ende des Buches sind manche Irrungen durchgestanden, andere noch nicht gelöst. Das letzte Zuschlagen des Buches hat mich wehmütig zurückgelassen, gerne hätte ich den zweiten Band gleich im Anschluss gelesen und erfahren, wie es denn weitergeht in den folgenden Jahren.

Wer die Zeitenwende-Trilogie gerne gelesen hat, wird sich auch mit diesem Buch wohlfühlen. In Hamburg gibt es auch einen klitzekleinen Gastauftritt von Henny und Theo Unger aus dieser Reihe.

Von daher kann ich nur eine große Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen und mich auf das Erscheinen von Band 2 freuen.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

gelungener Abschluss

Träume aus Samt
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Die Meyers haben es geschafft, sie sind auf dem Weg nach Amerika. Dort angekommen lernen sie erst einmal die nicht so schönen Seiten des Lebens zu kennen, aber in Chicago angekommen geht es bergauf. Die ...

Die Meyers haben es geschafft, sie sind auf dem Weg nach Amerika. Dort angekommen lernen sie erst einmal die nicht so schönen Seiten des Lebens zu kennen, aber in Chicago angekommen geht es bergauf. Die Gompetz haben sich um eine Wohnung gekümmert und was die Meyers aus Deutschland retten konnten, ist auch fast alles schon angekommen. Nun heißt es neu anzufangen und sich in der neuen Heimat, die sich noch nicht so anfühlt, einzuleben.

Ulrike Renk schließt mit diesem Buch die Geschichte um Ruth Meyer und ihre Familie ab. Die Kernfamilie hat es geschafft und muss sich nun in Amerika ein neues Leben aufbauen. Das fällt vor allem Karl schwer, dessen Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde. Die Frauen leben sich schneller ein und gerade Ruth und Ilse werden in ihren Umkreisen gut aufgenommen und die jüdische Gemeinschaft in Chicago hält fest zusammen. Trotzdem bleibt immer die Angst im Hinterkopf, die Angst, noch einmal alles zu verlieren und um die Verwandten, die sie in Deutschland zurück lassen mussten. Auch hier wird der Leser nicht im Unklaren gelassen, auch wenn das natürlich ein schmerzhafter Abschied ist.

Das Buch war für mich sehr rund, ich war sofort wieder in der Geschichte und habe mit den Meyers mitgelitten und habe mich gefreut, dass sich doch vieles zum Besseren gewendet hat. Trotzdem gelingt es Ulrike Renk auch die negativen Seiten des neuen Lebens zu zeigen. Mit dem Eintritt der USA in den Krieg gelten die Deutschen plötzlich als Feinde, auch wenn sie Juden sind und verfolgt wurden. Aber trotz allen Hindernissen gelingt es der Familie sich ein neues Leben aufzubauen und für Ruth findet auch die Liebe einen Weg in ihr Leben.

Das Buch ist deutlich positiver als die Bücher davor, was einfach daran liegt, dass das Leben hier ein Happy End geboten hat. Es bildet einen schönen Abschluss und gerade der Epilog zeigt, wie sehr sich das Leben der Familie noch zum Guten gewendet hat.

Für mich war es ein sehr schöner und runder Abschluss der Geschichte und ich danke Ulrike Renk dafür, dass sie die Geschichte der Familie Meyer so ausführlich erzählt hat. Ein Buch hätte hier definitiv nicht gereicht.

Von mir gibt es daher eine unbedingte Leseempfehlung nicht nur für dieses Buch, sondern für die ganze Reihe. Solche Geschichten müssen erzählt werden, damit sich Geschichte nicht wiederholt!

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Veröffentlicht am 02.09.2020

toller historischer Roman

Der Turm aus Licht
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Astrid Fritz entführt uns in „Der Turm aus Licht“ in die Zeit des Baus des Freiburger Münsters. Nachdem die Baustelle lange Zeit still stand, kommt der Baumeister Gerhard mit seiner Frau Odilia im Auftrag ...

Astrid Fritz entführt uns in „Der Turm aus Licht“ in die Zeit des Baus des Freiburger Münsters. Nachdem die Baustelle lange Zeit still stand, kommt der Baumeister Gerhard mit seiner Frau Odilia im Auftrag von Graf Konrad nach Freiburg, um an der bereits begonnen Kirche weiter zu bauen. Unter Egino, Konrads Sohn, kommt es dann immer wieder zu Stillständen am Bau und Jahre später kommt Baumeister Heinrich um den wieder unterbrochenen Bau fertig zu stellen. So begleiten wir die Freiburger Bürger über 60 Jahre von 1270 bis 1330 .

Man sollte sich von dem umfangreichen Personenregister am Anfang des Buches nicht abschrecken lassen, hier werden wirklich alle namentlich auftretenden Personen aufgelistet. In der Geschichte konzentriert sich die Handlung dann aber auf deutlich weniger Hauptpersonen, die sich schnell einprägen.

Ich wollte eigentlich das Buch nur kurz anlesen und bin dann doch hängen geblieben. Dass ich die doch über 800 Seiten in knapp vier Tagen gelesen habe, spricht auch für sich. Die Geschichte ist flüssig und sehr bildhaft geschrieben, das Kopfkino läuft von der ersten Szene an. Was mir sehr gut gefallen hat war, dass es zwar Intrigen und Ränke gibt, aber eben auch erfreuliche Vorkommnisse und sich alles die Waage hält. So ist man als Leser nicht im Daueralarm und in dauerhafter Angst um die Lieblingsfiguren und kann sich auch immer wieder am normalen Leben in der Stadt erfreuen. Mir haben die Schilderungen aus den Familien der Stadt sehr gut gefallen und am Ende fiel es mir schwer, endgültig Abschied zu nehmen.

Von mir gibt es daher eine dicke Leseempfehlung für dieses wirklich schöne Buch!

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Veröffentlicht am 06.07.2020

wunderschönes Buch!

Alte Sorten
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Sally ist wütend. Auf das Leben, die Leute, die ihr sagen wollen, was richtig ist und auch auf sich selbst. Da begegnet sie Liss und das erste Mal ist da ein Mensch, der sie einfach mal machen lässt. Liss ...

Sally ist wütend. Auf das Leben, die Leute, die ihr sagen wollen, was richtig ist und auch auf sich selbst. Da begegnet sie Liss und das erste Mal ist da ein Mensch, der sie einfach mal machen lässt. Liss lebt alleine auf einem Hof und nimmt Sally bei sich auf. Nach und nach kommen sich die beiden näher und zeigen sich gegenseitig , dass sie viel mehr als dass sind, was sie selbst in sich sehen können.

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Ewald Arenz nutzt einen sehr bildhaften Schreibstil, der sich auch die jeweils handelnde Person anpasst. Gerade Sally flucht am Anfang unglaublich viel und man merkt an ihrer Ausdrucksweise, wie sie immer mehr mit sich ins Reine kommt. Bei Liss bleibt der Leser die ganze Zeit außen vor, die ist sehr verschlossen. Erst gegen Ende werden ihre Gefühle richtig greifbar.

Das Buch hat mir tolle Lesestunden beschert und mich mit einem wohligen Gefühl zurück gelassen. Von mir daher eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.06.2020

ein tolles Ende einer sehr besonderen Reihe!

Die Spiegelreisende 4 – Im Sturm der Echos
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Ophelia und Thorn versuchen auf Babel herauszufinden, was es mit Gott und dem Anderen auf sich hat. Viel Zeit bleibt ihnen nicht, immer wieder verschwinden Teile der Archen und die ihnen bekannte Welt ...

Ophelia und Thorn versuchen auf Babel herauszufinden, was es mit Gott und dem Anderen auf sich hat. Viel Zeit bleibt ihnen nicht, immer wieder verschwinden Teile der Archen und die ihnen bekannte Welt wird immer kleiner.


Wow, was für ein Ende der Saga um die Spiegelreisende Ophelia und Thorn, ihren Mann. Die beiden geben wirklich alles um das Phänomen der zerbrechenden Archen aufzuklären. Zeitweise erinnerte mich das Buch an die Bilder von Hieronymus Bosch, farbgewaltig und verstörend. Ophelias Reise und Verwandlung ist wirklich einzigartig und verlangt ihr unglaublich viel ab. Der Schreibstil ist sehr besonders und verlangt nach Aufmerksamkeit. Ein schnelles Lesen ist hier nicht möglich.


Das Buch schließt die aufgenommenen Erzählstränge der vorherigen Bände ab und führt am Ende alles zusammen. Die Autorin macht es dem Leser dabei nicht unbedingt leicht. Das Prinzip der Echos und deren Auswirkungen auf die Archen wird zwar erklärt, wer hier ab er nicht aufmerksam liest wird dem Ganzen nicht folgen können. Mich hat diese Art der Erzählung aber sehr fasziniert und für mich die ganze Reihe zu etwas wirklich besonderem gemacht. Das ist definitiv eine Reihe die man ein zweites oder auch drittes Mal lesen sollte, um alle Einzelheiten auch mitzubekommen.


Von mir daher eine dicke Leseempfehlung für dieses Buch und für die ganze Reihe, die wirklich etwas Besonderes auf dem Fantasy Markt ist.

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