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Veröffentlicht am 20.09.2020

Spannend bis zum Schluss

Das Erbe der Päpstin
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Gisla lebt mit ihren Töchtern Freya und Anna als Sklavin in Dänemark. Nachdem sie ermordet wurde, fliehen die beiden Kinder unter Lebensgefahr über die Grenze in Richtung Italien. Freya möchte zu ihrem ...

Gisla lebt mit ihren Töchtern Freya und Anna als Sklavin in Dänemark. Nachdem sie ermordet wurde, fliehen die beiden Kinder unter Lebensgefahr über die Grenze in Richtung Italien. Freya möchte zu ihrem Großvater, der ein enger Vertrauter und Mitglied der Garde des Papstes ist. Als auch Papst sowie Großvater ermordet werden, beginnt für Freya eine turbulente Zeit und sie muss mehr als einmal um ihr Leben fürchten.

„Das Erbe der Päpstin“ ist keine Fortsetzung und ist eigenständig zu lesen. Ich kenne das Buch „Die Päpstin“ nicht und empfand es nicht als Nachteil. Temporeich und immer wieder spannend, so präsentiert sich der Roman. Die Brutalität der Dänen kommt zum Ausdruck und auch die Mauer um Paris ist historisch verbrieft. Immer wieder gibt es Verrat und nur wenige Menschen haben das Prädikat „Freund“ verdient. Immer mal wieder verkleidet Freya sich als Mann und kann auf diese Weise ihr Leben retten. Aber auch die Tatsache, dass sie lesen kann, verhilft ihr zum Überleben. Sie lernt einiges über die Heilung und interessant fand ich dabei die Zitate aus sehr alten Schriften. Wie schon damals die Ärzte mit ihren bescheidenen Mitteln den Kranken halfen, das ist zu bewundern.

Einige Fragen bleiben offen oder die Ereignisse werden nicht bis zum Ende erzählt. Das gefiel mir nicht so gut aber vielleicht gibt es ja auch noch eine Fortsetzung von „Das Erbe der Päpstin“. Die Autorin weist am Ende des Buches darauf hin, welche Tatsachen sie im Roman verarbeitete. Es gibt einige Akteure, die in historischen Aufzeichnungen vorkommen und dazu zählt auch der brutale Krieger aus Dänemark. Was hingegen ihrer dichterischen Freiheit zu verdanken ist, das erwähnt sie ebenfalls. Ich gebe vier Sterne und empfehle das Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Vom Sebi und seinen Brüdern

Der Halbbart
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Ist „Der Halbbart“ tatsächlich ein Roman? Im Jahr 1313 dürfen wir das harte Leben der Dorfbevölkerung in der Schweiz kennenlernen. Und hier genau den Eusebius, genannt Sebi. Er lebt mit Mutter und zwei ...

Ist „Der Halbbart“ tatsächlich ein Roman? Im Jahr 1313 dürfen wir das harte Leben der Dorfbevölkerung in der Schweiz kennenlernen. Und hier genau den Eusebius, genannt Sebi. Er lebt mit Mutter und zwei Brüdern in einem kleinen Dorf und dort hat sich ebenfalls der Halbbart häuslich niedergelassen. Nein, nicht in einem Haus, eher an einem Unterstellplatz. Warum nennen ihn die Leute so? Alle haben hier einen Spitznamen. So heißt ein Mann Bruchi, weil er sich beide Beine brach. Aber noch einmal zum Sebi. Der erzählt gerne und viel und nicht nur das Kloster Einsiedeln kommt in seinen Geschichten vor.

Zitat aus dem Buch und ein Gedanke Sebis: „Wenn die Knochen der Heiligen derart durcheinander kommen, wie soll das bei der Auferstehung werden? Wenn eine Hand am falschen Arm ist, oder eine Rippe da, wo sie nicht hingehört?“

Der Autor nutzte für sein Buch eine Sprache der alten Zeit. Viele Ausdrücke gehören zum Schwyzer-deutsch, sind aber im Zusammenhang gut zu verstehen. Warum der Verlag diesen Titel wählte, das kann ich nicht nachvollziehen. Ist doch die Hauptperson der junge Eusebius. Er schreibt von den Mönchen und den Äbten und wie sie das Volk unterdrückten. Wie Kräuterfrauen den Menschen bei Erkrankungen zur Seite standen und der Totengräber viele Kinder begraben musste. Es war ein schweres und karges Leben damals, aber die Menschen waren zufrieden. Sie kannten es nicht anders.

Wer ohne Buch, Radio oder Fernsehen leben muss, der hört gerne den Geschichtenerzählern zu. Die kamen immer im Winter, da die Dorfbewohner im Sommer keine Zeit zum Zuhören hatten. Wahrscheinlich hat der Sebi deshalb auch so gerne Geschichten erzählt, weil er seine Familie und Freunde unterhalten wollte. „Der Halbbart“ ist keine Zusammenhängende Story, die hier wiedergegeben wird. Viel mehr eine Aneinanderreihung vieler kleiner Aufzeichnungen, die teils brutal und teils amüsant sind. Schön fand ich, wie der Autor es schaffte, die damalige Atmosphäre so genau darzustellen. Mein Kopfkino funktionierte sehr gut. Vier Sterne und eine Empfehlung gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Ein Debüt mit Mehrwert

1000 Serpentinen Angst
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„1000 Serpentinen Angst“ steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2020. Hier berichtet die Ich-Erzählerin, deren Namen der Leser nie erfährt, von ihrem Leben. Von ihren Angstzuständen und den Schwierigkeiten ...

„1000 Serpentinen Angst“ steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2020. Hier berichtet die Ich-Erzählerin, deren Namen der Leser nie erfährt, von ihrem Leben. Von ihren Angstzuständen und den Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten. Ihre Hautfarbe macht sie zu einem Individuum. Sie wächst in einem kleinen Ort in der DDR auf und hat schon früh unter Neonazis zu leiden. Ihre Mutter war 19 als sie die Zwillinge entband. Der Zwillingsbruder starb schon mit 17 und der Vater ging zurück nach Angola, bevor die beiden Kinder geboren wurden. Eigentlich wollte die Mutter mit ausreisen, die Mächtigen der DDR verweigerten ihr das aber trotz Ausreisegenehmigung.

Es war für mich nicht leicht, den vielen verschiedenen Handlungssträngen zu folgen. Jedoch wurde ich durch die schöne Sprache entschädigt. Zitat: „Was sagt es über ein Land, wenn es mehrheitlich ekelhafte Lappen wie Mario Barth gut findet?“ Die Autorin schreibt über Kindheit und Jugend und der Zugehörigkeit zur FDJ und SED. Das mit der SED war die Großmutter. Die Mutter war Punk und das kam in der Dorfgemeinschaft nicht gut an. Später dann versucht die Tochter sich zu befreien. Von dem „Manko“ eine „Schwarze“ zu sein und immer und überall aufzufallen. Stets fallen dumme Bemerkungen darüber. Sie besucht New York und Hanoi und lebt zeitweilig in Berlin oder in Thüringen. Eine bunte Mischung aus Interview und Biographie verfasste die Autorin mit dem Buch. Es war anstrengend zu lesen aber auch mitreißend geschrieben. Daher gebe ich vier Sterne und empfehle es vornehmlich jungen Lesern. Vielleicht bin ich zu alt für diesen Schreibstil.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Tolle Charakterstudie von Preußen und Bayern

Der falsche Preuße
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Sehr interessant zu lesen, wie eine völlig neue Sparte in der Wissenschaft langsam bekannt wurde: die Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht auch aus dem Grund von Berlin nach Bayern. Er ...

Sehr interessant zu lesen, wie eine völlig neue Sparte in der Wissenschaft langsam bekannt wurde: die Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht auch aus dem Grund von Berlin nach Bayern. Er ist ein Pionier auf dem Gebiet und soll die Erkenntnisse seines Lehrers Hans Groß zum Lösen von Kriminalfällen nutzen. Aber auch dafür sorgen, dass seine Gehilfen darin geschult werden. Fingerabdruck und Spurensicherung ist für jene noch ein Buch mit sieben Siegeln und sie sind bestrebt, mehr darüber zu erfahren. Das können sie auch bei diesem Fall. Ein Bierbrauer wird tot aufgefunden und ist mit einem Mantel aus Federn gekleidet. Ein verzwickter Fall, der dem Freiherrn vor nahezu unlösbare Probleme stellt.

„Der falsche Preuße“ ist eine Mischung aus Humoreske, historischem Roman und Krimi. Der Stil ist locker und mit viel bayerischer „Logik“ gewürzt. Oft musste ich schmunzeln. Die Autorin hat einige Klischees bedient, welche den Preußen und den Münchnern auch heute noch zugeschrieben werden. Die lebendige Beschreibung der Lebensart zur damaligen Zeit versetzte mich förmlich dorthin. Auch die Spannung kam nicht zu kurz und bis zum Schluss hatte ich keine Ahnung, wer der Täter tatsächlich ist. Zumal der Mord nicht das einzige Verbrechen war, das in dem Buch eine Rolle spielte.

Vor jedem Kapitel steht ein Zitat aus dem Buch von Hans Groß, aus der ersten Auflage des Jahres 1893. Es ist schon erstaunlich, wie die Ermittler zu der Zeit arbeiteten und welche Hilfsmittel sie hatten. Wenn man bedenkt, was ihnen heute zur Verfügung steht, dann ist das ein gewaltiger Unterschied und eigentlich sollte kein Verbrechen mehr ungeklärt sein. Zum Schluss klärt die Autorin auf, welche hier geschilderten Ereignisse und Personen historisch belegt und welche ihrer dichterischen Freiheit entsprangen. Vier Sterne und eine Leseempfehlung für dieses interessante Buch.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Ein wertvolles Buch gegen das Vergessen

Das Verschwinden des Josef Mengele
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Es gibt Zeitzeugen und etliche Bücher, die das Wirken dieses Unmenschen beschreiben. Auch das Buch „Das Verschwinden des Josef Mengele“ gehört dazu. Nach dem Ende des Krieges und Hitlers Suizid floh er ...

Es gibt Zeitzeugen und etliche Bücher, die das Wirken dieses Unmenschen beschreiben. Auch das Buch „Das Verschwinden des Josef Mengele“ gehört dazu. Nach dem Ende des Krieges und Hitlers Suizid floh er nach Argentinien. Das war nur möglich, weil er viel Anhänger und Unterstützer hatte. Womit er nicht rechnete, dass auch Nazijäger auf seiner Spur waren. Dazu gehörte der bekannte und geschätzte Simon Wiesenthal und geschulte Mitarbeiter des Mossad. Mengele musst immer wieder flüchten und trotzdem konnten ihn die Verfolger nie dingfest machen. Er hatte schlicht und einfach zu viele Helfer. Er starb bei einem Badeunfall und konnte nie für seine Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden.

Das Buch ist mit Sicherheit gut recherchiert und faktenreich geschrieben. Mir gefiel der Sprecher dabei überhaupt nicht. Für mich leierte die Seiten herunter und das ohne Punkt und Komma. Also ohne Wechsel der Stimmlage bei den unterschiedlichen Akteuren. Schade, aber ich werde mir das Buch kaufen und es lesen. Die historisch belegten Hintergründe interessieren mich sehr. Auch die Tatsache, wie Frau und Sohn auf die Anschuldigungen gegenüber Mengele reagierten sind anschaulich wiedergegeben. Für die Arbeit des Autors gebe ich gerne vier Sterne, für den Sprecher aber nur drei.

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