Wissenschafts-Ethik für Leihen
Die Erfindung des CountdownsEs ist schier atemberaubend, was die NASA seit ihrer Gründung 1958 auf die Beine gestellt hat! Und wer begann mit der tollkühnen Idee ins Weltall, auf den Mond zu fliegen? Den vielen Nicht-Wissenschaftlern ...
Es ist schier atemberaubend, was die NASA seit ihrer Gründung 1958 auf die Beine gestellt hat! Und wer begann mit der tollkühnen Idee ins Weltall, auf den Mond zu fliegen? Den vielen Nicht-Wissenschaftlern fällt sicher gleich ein großer Name ein: Wernher von Braun, DER Raketenwissenschaftler. Aber da gab es noch einen vor ihm, der die Idee in die Welt trug, bei dem auch Wernher von Braun einst lernte, der deutsche Physiker Hermann Oberth. Eine moralisch und ethnisch sehr streitbare Person und somit der perfekte Stoff für einen Roman!
Daniel Mellem, der selbst Physiker und nun auch Literat ist, schrieb die Geschichte des Wissenschaftlers auf mit dem wunderbaren Titel: „Die Erfindung des Countdown“. Wohlbemerkt sein Debüt und schon mit dem Retzhof-Preis für junge Literatur und dem Hamburger Literaturförderpreis ausgezeichnet. Daniel Mellems Roman basiert auf der real existierenden Person Hermann Oberth, baut alle Details seines Lebens akribisch ein, aber es bleibt ein Roman! Auch merkt man, dass der Autor weiß wovon er schreibt und bringt auch die Physik mit in den Roman, aber keine Sorge es nimmt keine Überhand. Im Gegenteil, der Roman beleuchtet mehr die Person Oberth. Er lebte in unruhigen Zeiten und erlebte beide Weltkriege. Es ist fast mehr eine Fragestellung nach der Ethik der Wissenschaft. Wie weit darf man gehen als Wissenschaftler und sich noch als unpolitisch verstehen. Ein äußerst spanender Blickwinkel! Daher sollte dieser Roman in der breiten Masse gelesen werden und nicht (nur) von Naturwissenschaftlern, die ohnehin das Dilemma kennen und zu bewerten wissen.
Der Roman gliedert sich in 10 Kapitel und ist der Countdown seines Lebens. Zum Teil werden große Zeitsprünge gemacht, was ich sehr begrüßt habe, so bleibt der Roman spannend, intensiv in einzelnen Episoden und doch bekommt man ein gutes Gesamtbild.
Fazit: Für mich eine absolute Entdeckung und mit Sicherheit landet dieser Roman unter meinen persönlichen Top 10 im Jahr 2020!