Mut zu Veränderung!
Schon lange treibt die 57-jährige Fanny, stellvertretende Abteilungsleiterin in einem kleinen Supermarkt auf dem Land und verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder, ziellos in einem von außen betrachtet ...
Schon lange treibt die 57-jährige Fanny, stellvertretende Abteilungsleiterin in einem kleinen Supermarkt auf dem Land und verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder, ziellos in einem von außen betrachtet komfortablen Leben dahin.
Sie fühlt sich im langweiligen Alltagstrott neben ihrem von Migräne geplagten Mann, der zufrieden seinem Ruhestand entgegenarbeitet, gefangen und hat das Gefühl, nur noch zu funktionieren und in einer Zwangsjacke zu stecken.
Der Tod einer Freundin rüttelt Fanny wach und bringt ihr inneres Gleichgewicht massiv ins Wanken.
Anstatt den Termin für ein psychotherapeutisches Erstgespräch wahrzunehmen, um in der Folge eine Psychotherapie zu beginnen, flüchtet sie spontan mit ihrem alten Auto.
Sie fährt einfach an der Ausfahrt vorbei und weiter Richtung Hütte in den Bergen.
Sie läuft schlicht und ergreifend davon, stellt ihre Familie vor vollendete Tatsachen und kehrt dem Rohbau den Rücken.
Auf ihrem Trip in die Freiheit und ihrer Reise zu sich selbst, erleidet sie Panikattacken und begegnet sie diversen Menschen, mit denen sie letztlich eine bunte Wohngemeinschaft auf der Pinzgauer Alm, der Hütte ihrer Eltern gründet.
Fanni, ihre Jugendliebe Ernst, die Ärztin Tippi, Berlin, das Ehepaar Ohnezweifel, Marek und der Biker Velten verschreiben sich einer Mission, der sie gemeinsam folgen. Sie wollen als Aussteiger-Clique einen Gegenentwurf zum konventionellen, normierten und durchdigitalisierten Routinealltag leben.
Karin Peschka stellt uns in ihrem rasanten und mitreißenden Roman, der etwas märchenhaftes hat, eine Art Road-Novel ist und mit etwas Phantasie auch als Heimatroman durchgehen kann, originelle und eigenwillige Menschen vor und erzählt mit Humor, Sprachwitz, Ironie und Intensität eine Geschichte, in der es um den Mut zur Veränderung, um unkonventionelle Lebensmodelle, um Freundschaft und um den Umgang mit Verlusten geht.
Außerdem wird en passant das brandaktuelle Thema der fortschreitenden Digitalisierung gestreift, was zwangsläufig ein Nachdenken und eine Auseinandersetzung mit den Themen Datenspeicherung, Privatsphäre und gläserner Mensch nach sich zieht.
„Putzt euch, tanzt, lacht“ ist eine feinfühlig und unaufgeregt erzählte Geschichte, die Hoffnung gibt, den Leser häufig zum Schmunzeln bringt und gleichzeitig ernsthafte und basale Themen anschneidet, über die es sich nachzudenken lohnt. Es geht um existentielle Fragestellungen, die sich nicht selten um die Lebensmitte herum stellen.
Karin Peschka ermuntert mit ihrem Roman zur Introspektion, zu mehr Spontaneität und dazu, eingefahrene und ausgetretene Wege auch mal zu verlassen.
Es geht um Leben nicht nur um Rationalität und Sicherheit, sondern es ist wichtig, in sich hinein zu horchen, seine Gefühle ernst zu nehmen und ihnen zu folgen.
Auch, wenn es Mut erfordert und Risiken birgt.
Sehr lesenswert!