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Veröffentlicht am 14.07.2022

Spannende Erzählung über eine Pandemie im Gruselgewand

Lonsky und die Herren
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In "Lonsky und die Herren" von Dietrich Pietsch streift ein Mann mit dem seltsamen Namen Lonsky durch ein Land, welches durch eine schreckliche Seuche nahezu entvölkert wurde. Lonsky will nur überleben ...

In "Lonsky und die Herren" von Dietrich Pietsch streift ein Mann mit dem seltsamen Namen Lonsky durch ein Land, welches durch eine schreckliche Seuche nahezu entvölkert wurde. Lonsky will nur überleben und ist daher ständig auf der Suche nach etwas Essbarem und einem Schlafplatz. In einer kleinen Stadt findet er überraschend eine Bleibe in einem Hotel, das von einer Frau mit dem Namen Daria geleitet wird. Er bekommt einen Job in einem Krankenhaus, bei dem ihm Karl, ein Freund von Daria, zur Seite steht. Diesen Job sollen die beiden für die "Herren" erledigen, die auch Gäste im Hotel sind.

Wird Lonsky der Seuche weiterhin entkommen können? Wird er mit Karl die Aufgabe der Herren meistern? Und wer und wo sind diese Herren?

Dietrich Pietsch greift in seinem Debütroman ein sehr aktuelles Thema auf, das die Leser/innen sogleich in seinen Bann zieht. Lonsky, als einsam umherstreifender Wolf gewinnt sofort die Sympathien und man leidet und freut sich gleichermaßen mit ihm, egal ob er über geliebte verlorene Menschen trauert oder die, wenn auch sehr einfache, aber warme Geborgenheit genießt.

Dem Autor gelingt es sehr geschickt, unterschwellig durch bildhafte Wortwahl Ängste, Spannung und Grusel bei seinen Leser/innen zu erzeugen, die sie durch den kompletten Roman begleiten. Die Bilder sind so überzeugend, dass man das Gefühl bekommt, die Straßen selber entlangzulaufen oder mit dem Motorrad zu befahren. Immer mit der Angst im Nacken, selber an der Seuche zu erkranken.

Fazit:

Ein sehr gelungener Debütroman, der aufgrund der aktuellen Pandemiesituation die Leser/innen sehr nachdenklich zurück lässt. Neben den Spannungs- und Gruselmomenten weiß der Roman auch durch sehr liebevoll gezeichnete Gefühlssequenzen zu überzeugen.

Einziger Wermutstropfen sind für mich die unglaublich zahlreichen Rechtschreibfehler, die mich tatsächlich im Lesefluss zu häufig unterbrochen haben. Hier hätten die Lektoren erheblich besser arbeiten müssen.

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Biographie eines Widerstandkämpfers erzählt von der Enkelin

Der Rote Drache oder Die Frau am Klavier
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Die inzwischen zweite Auflage der Biographie "Der rote Drache oder die Frau am Klavier" von Charlotte von Bieberstein beschreibt die Lebensabschnitte und den Werdegang von Walther Hultsch, dem Großvater ...

Die inzwischen zweite Auflage der Biographie "Der rote Drache oder die Frau am Klavier" von Charlotte von Bieberstein beschreibt die Lebensabschnitte und den Werdegang von Walther Hultsch, dem Großvater der Autorin.

Walther Hultsch wird 1890 in Auerbach im Vogtland geboren, besucht die Schule und das Gymnasium und erlebt schon im Kindesalter geschichtsträchtige Ereignisse wie den Tod von Otto von Bismarck und die Ermordung von Kaiserin Elisabeth (Sissi) von Österreich. Er gehört zu der Generation, die beide Weltkriege erlebt hat. Kriege, die ihn sehr geprägt haben und einen überzeugten Kriegsgegner und Widerstandskämpfer aus ihm machten.

Charlotte von Bieberstein läßt uns Leser am Leben ihres Großvaters hautnah teilhaben. Sie stellt uns die Lebensgefährten, Studienkollegen, Professoren während des Jurastudiums, seine Frau, Hildegard Wolff, und natürlich auch die Zeitzeugen der Kriege vor. Weiterhin dürfen wir die vielen Städte und Landschaften und Länder auf Walther Hultsch Weg kennenlernen.

Die Biographie ist sehr flüssig zu lesen und das Leben von Walther Hultsch ist so ereignisreich und bewegend, dass das Buch von Anfang bis Ende spannend zu lesen ist

Leider hat der Seitenaufbau der zweiten Auflage bei seiner Entstehung gelitten. Die Silbentrennung ist oft nicht korrekt bzw voraussichtlich aus der ersten Auflage falsch übernommen worden. Hervorzuheben sind dagegen die zahlreichen Bild- und Schriftdokumente, die den Lesern(-innen) Walther Hultsch Lebensstationen auch noch graphisch vor Augen führen.

Allen geschichtsinteressierten Lesern, insbesondere der deutschen Geschichte, kann ich diese Biographie wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Falk, der Reporter mit dem feinen Riecher für das Brisante im Fußball

Bayern Insider
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Christian Falk enthüllt in seinem Buch "Bayern Insider" sehr interessante Geschichten rund um den Fußballclub Bayern München. Dabei ist es egal, ob es ihm um den jeweiligen gerade aktiven Trainer des Vereines, ...

Christian Falk enthüllt in seinem Buch "Bayern Insider" sehr interessante Geschichten rund um den Fußballclub Bayern München. Dabei ist es egal, ob es ihm um den jeweiligen gerade aktiven Trainer des Vereines, dem Spielerpersonal oder gar dem Vorstand geht. Er ist bereits so lange schon im Geschäft, dass er bei den Sportaktiven sehr wohl ein bekanntes Gesicht ist. Ob dabei geliebt, nur aufgrund seines Könnens respektiert oder aber auch gehasst, sei hier mal dahin gestellt.

Fakt ist: Christian Falk schreibt in "Bayern Insider" über Storys, Geheimnisse und Einzelheiten, die wir so als Fußball-Interessierte und Fans nie erfahren hätten. Das für mich Bemerkenswerte dabei ist, dass die erwähnten Fußballidole, Trainer und Prominente sehr authentisch und "normal" dargestellt werden. An dieser Stelle sei insbesondere der stets humorvolle Thomas Müller erwähnt. Ein Mann, der bei aller Härte und Konkurrenz im Leistungssport nie seinen uns bekannten bayerischen Humor und Dialekt abgelegt hat, sondern der geblieben ist, der er stets war.

Für alle Bayern München Fans kann ich hier eine klare Leseempfehlung aussprechen. Liebhaber anderer Vereine wird dieses Buch wohl eher nicht ansprechen.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Rasanter und spannender Thriller mit ernüchterndem Ende!

Hexenjäger
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"Hexenjäger" ist mein erster Thriller von dem Autor Max Seeck.
In Finnland werden Menschen nach Büchern aus einer Trilogie des Autors Roger Koponen ermordet.
Das Ermittlerteam um Erne Mikson und Kriminalhauptmeisterin ...

"Hexenjäger" ist mein erster Thriller von dem Autor Max Seeck.
In Finnland werden Menschen nach Büchern aus einer Trilogie des Autors Roger Koponen ermordet.
Das Ermittlerteam um Erne Mikson und Kriminalhauptmeisterin Jessica Niemi versucht verzweifelt und hilflos den Mörder oder die Mörder zu fassen. Die einzigen Spuren, die sie anfangs haben, sind die Gemeinsamkeiten mit den Morden aus den Büchern von Koponen, ein schwarzes Abendkleid und rituelle Formeln aus Zeiten der Inquisition und Hexenjagd.
Können sie den oder die Täter stoppen und die Morde beenden?
Gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zu Koponens Trilogie?

Max Seeck gelingt es durch kurze Kapitel und einen direkten, unverblümten Schreibstil von Anfang an ein hohes Tempo aufzunehmen, der den Leser sofort mitreisst und ihn über die Seiten geradezu rasen lässt. Die atemberaubende Lektüre erhält dann jedoch Erholungspausen durch einen zweiten Handlungsstrang, in dem Jessicas Zeit in Venedig ausführlich zwischen den Fahndungskapiteln beschrieben wird.
Es braucht eine gewisse Zeit, bis man realisiert, was es mit diesem Aufenthalt in Venedig auf sich hat.
Der Spannungsbogen steigt trotz dieser Unterbrechungen dann ins Unermessliche.
Leider ist das Finale dann doch eher zu schnell erzählt und lässt den überraschten Leser mit zu vielen Fragen und Verständnisproblemen zurück.

Mit "Hexenjäger" hat es Max Seeck bedauerlicherweise nicht über die komplette Dauer des Thrillers geschafft, ein sehr spannendes Konzept mit einem interessanten historischen Bezug in ein logisch auflösendes und nachvollziehbares Finale gipfeln zu lassen.
Sehr schade, da der Thriller ansonsten vollkommen zu überzeugen weiß und neben der spannenden Grundidee der unterschiedlichen Morde auch außergewöhnliche und neugierig machende Charaktere aufweist.

Aufgrund der sich stets steigernden Spannung und des immens hohen Tempos, kann ich den Thriller trotz meiner Kritik das Ende betreffend sehr empfehlen.
Über den Schluss des Buches möge sich jede(r) Leser(in) ihr/ sein eigenes Urteil bilden.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Spannende Spurensuche in der Vergangenheit

Die Tote von Dresden
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In dem ersten Fall der Kommissare Anna Slakow und Frank Haberking des Autors Julius Kron werden diese nach ihren Fehlverhalten in die Provinz nahe Dresden strafversetzt, um einen 10 Jahre alten nie gelösten ...

In dem ersten Fall der Kommissare Anna Slakow und Frank Haberking des Autors Julius Kron werden diese nach ihren Fehlverhalten in die Provinz nahe Dresden strafversetzt, um einen 10 Jahre alten nie gelösten Todesfall der Familienrichterin Jennie Flagant zu lösen.
Jennie Flagant wurde in die Prostitution gezwungen und ist seinerzeit daran zerbrochen.
Slakow und Haberking gehen der Sache nun nach und entdecken nach und nach die interessantesten Verbindungen und Verstrickungen in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ebenen.

Julius Kron startet seinen ersten Krimi mit den beiden Kommissaren sehr geschickt und schafft es auch durch Rückblenden, in denen er das Schicksal von Jennie Flagant Revue passieren lässt, den Leser an der Ermittlung hautnah teilnehmen zu lassen.
Ungefähr ab Mitte des Buches fängt jedoch leider der Spannungsbogen an zu stagnieren und der ambitionierte Autor beginnt sich in Ungereimtheiten und den zeitlich fragwürdigen Abläufen zu verstricken.

Zum Ende des Krimis nimmt dieser dann auf jeden Fall noch einmal richtig Fahrt auf, reißt den Leser erneut mit. In einem atemlosen Tempo drängen die beiden Kommissare auf das Ende ihrer auch nicht ganz ungefährlichen Ermittlungsarbeit, lassen den Leser aber doch mit einigen offenen Fragen zurück.

Mein Fazit:
Julius Kron hat sich für seinen ersten Krimi mit den Protagonisten Slakow und Haberking, die anfangs kaum unterschiedlicher sein könnten, einen sehr interessanten und spannenden Plot überlegt.
Sein Schreibstil ist sehr bildhaft, milieugetreu und intensiv und lässt den Leser immer sehr nah am Geschehen teilnehmen. Leider wird dieser hohe Anspruch, den der Krimi anfangs aufzubauen beginnt, nicht bis ins Finale aufrechterhalten, was sehr bedauerlich ist, denn in der Idee von Julius Kron wäre ein echtes Krimi-Highlight drin gewesen.

Da ich das Buch nichtsdestotrotz für lesenswert halte, vergebe ich noch 3,5 Sterne.

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