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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2020

Penibel recherchiert und grandios erzählt

Sturm über Hamburg
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Hamburg 1848 - die Bewohner der Hansestadt sind beunruhigt, mehren sich doch Gerüchte über blutige Revolutionen, die sich (wieder einmal) von Frankreich ausgehend, über ganz Europa ausbreiten. Noch gibt ...

Hamburg 1848 - die Bewohner der Hansestadt sind beunruhigt, mehren sich doch Gerüchte über blutige Revolutionen, die sich (wieder einmal) von Frankreich ausgehend, über ganz Europa ausbreiten. Noch gibt es Menschen, die sich an das Jahr 1789 und die nachfolgenden Napoleonischen Kriege erinnern können. Allerdings finden immer mehr Leute, vor allem Arbeiter, dass ihnen mehr Rechte zugestanden werden müssen. Zudem soll die Stadt Hamburg durch Umbauten am Hafen vor Hochwasser geschützt werden. Das gefällt nicht allen, vor allem deswegen nicht, weil dann die großen Schiffe nicht mehr in den Elbhafen einlaufen können. Tausende Menschen würden ihre Arbeit verlieren. Im Hafenbauamt gibt es ebenfalls zwei Meinungen über die Ausbaupläne des Hafens.
Ein Kurier soll Druckplatten ins Hafenbauamt bringen - extra bezahlt und heimlich bei Nacht und Nebel - und wird unversehens aus dem Fleet gefischt. Die Tasche samt Inhalt ist vorerst verschwunden. Unfall oder Mord? Das ist hier die Frage, der Polizey-Sergeant Titus Heißig nachgehen muss. Obwohl, die Polizei für Unfälle eigentlich nicht zuständig ist.

Mitten in diesen unruhigen Zeiten begegnen wir wieder dem jungen Commis Moritz Forck, der mit seiner Verlobten Jette zusammenziehen möchte. Jette, Hausmädchen im Haus des französischen Konsuls, will, angeregt durch die französische und revolutionäre gesinnte Gouvernante, der Konsulatskinder, aber eine Lehre als Schneiderin absolvieren. Wird sie ihren Traum verwirklichen können?
Daneben lernen wir auch noch Jan, Moritz‘ Bruder kennen, der offen mit den Revolutionären sympathisiert. Moritz gerät zwischen die Fronten, denn auch an seiner Arbeitsstelle, dem Kontor „Schröder & Schoemaker“ spukt der Geist der Revolution, allerdings anders, als man es vermuten würde.

Meine Meinung:

Ich habe leider den ersten Fall noch nicht gelesen (was ich aber schleunigst nachholen werde).

Der Einblick in das Hamburg um 1848 hat mir sehr gut gefallen, zumal der Schreibstil von Jürgen Rath leicht lesbar, flüssig und fesselnd ist. So sind die Charaktere gut gezeichnet und man kann ihnen ihre Absichten und Handlungen gut abnehmen.
Für die Leser, die das historische Hamburg nicht kennen, gibt es einen Stadtplan. Ein Personenregister vervollständigt das Buch und erleichtert Einstieg und Übersicht. Der Epilog ist gut gelungen, denn man erfährt, wie es den Protagonisten ergangen ist. Der Autor hat sich die Option eines dritten Bandes mit Moritz Forck, Jette und Titus Heißig offen gelassen.

Für mich als Vermesserin ist die Sequenz um die verschwundene Karte, die in Wirklichkeit ein Bauplan ist, ein wenig zu kurz gekommen. Aber, das ist bei diesem penibel recherchierten historischen Roman, Jammern auf höchstem Niveau.
Als eifrige Hamburgbesucherin habe ich mich schon mehrmals mit der Geschichte der Hansestadt auseinandergesetzt und habe mich gefreut, wieder historischen Boden zu betreten.

Der Mix aus historischem Roman und Krimi ist gut gelungen. Manchmal gerät der Mord am Kurier ins Hintertreffen, doch das soll nicht weiters stören.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem spannenden hist. Roman 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.09.2020

Beste Krimiunterhaltung

Zwei Schwestern für ein Halleluja
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Auch im 4. Krimi mit den ungleichen Zwillingsschwestern Kriemhild und Konny läuft Autorin Tatjana Kruse wieder zur Höchstform auf und beschert ihrem Lesepublikum amüsante Lesestunden.

Worum geht es diesmal?

Konny ...

Auch im 4. Krimi mit den ungleichen Zwillingsschwestern Kriemhild und Konny läuft Autorin Tatjana Kruse wieder zur Höchstform auf und beschert ihrem Lesepublikum amüsante Lesestunden.

Worum geht es diesmal?

Konny ist wieder einmal verliebt. Diesmal ist das Objekt der Begierde Pater Robert Eberhard aus dem Kloster Mistelau, ein „schmucker Priester, dessen Charakter ebenso schön war, wie sein Äußeres“, der für ein paar Tage in Konnys & Kriemhilds Pension verweilt. Doch was schon in „Dornenvögel“ nicht gut ausgeht, ist auch hier der Fall: Nach seiner Rückkehr stirbt der „Monsignore Gänswein von Mistelau“ plötzlich an einem Herzinfarkt. Zuvor hat er Konny die jüngst erworbene, antiquarische Bibel zur Aufbewahrung übergeben.

Natürlich muss Konny, begleitet von Kriemhild und Herrn Hirsch, dessen Gemahlin Fr. KHK Klum bei einem Symposion weilt, bei der Beerdigung dabei sein. Sie mimt die trauernde Witwe und erhält eine SMS vom Verstorbenen. Der Inhalt der SMS? „Ich wurde ermordet - führen Sie meinen Mörder seiner gerechten Strafe zu!“ Während die anderen Anwesenden diese Nachricht als makabren Scherz abtun, erwacht bei Konny & Kriemhild die kriminalistische Neugier. Kurzum wird der Aufenthalt im Kloster Mistelau verlängert, zumal sich einige der Bewohnerinnen seltsam benehmen. Was soll hier vertuscht werden?

Meine Meinung:

Es ist wieder ein absolutes Lesevergnügen den höchst ungleichen Schwestern beim Ermitteln über die Schulter zu schauen. Die beiden, etwas über 60 Jahre, sind vom Leben ein wenig gebeutelt und leben ihre Schrulligkeit recht formidabel aus. Dazu gehören Gummi-Gabi, Nacktkater Amenhotep und Chuck Norris, der Graupapagei, der flucht wie ein Seemann.

Geschickt und gekonnt für Tatjana Kruse die Leser an der Nase herum. Da werden Hinweise platziert, die anfangs vielversprechend klingen, uns aber anschließend in eine Sackgasse führen. Und, als wenn die SMS des Toten nicht schon mysteriös genug wäre, tauchen seltsame Gestalten auf, denen es um eine alte Bibel geht.

Allen Freunden von humorvollen Krimis kann ich diesen nur ans Herz legen. Man muss die drei Vorherigen zwar nicht zwingend lesen, empfehle es aber trotzdem. Neueinsteiger in die Reihe brächten sich sonst um humorvolle Lesestunden.

Fazit:

Diesen Krimi, der mich wieder bestens unterhalten hat, gebe ich gerne 5 Sterne. Schade, dass hier kein Extra-Sternchen möglich ist.

Veröffentlicht am 12.09.2020

Ein etwas anderer Reiseführer

Cuxland
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Dieser Reiseführer aus der Reihe „Lieblingsplätze“ ist im Gmeiner-Verlag erschienen und bringt dem interessierten Reisenden 88 Ausflugsziele zwischen Nord- und Ostsee näher.
Sei es, dass hier Naturschönheiten ...

Dieser Reiseführer aus der Reihe „Lieblingsplätze“ ist im Gmeiner-Verlag erschienen und bringt dem interessierten Reisenden 88 Ausflugsziele zwischen Nord- und Ostsee näher.
Sei es, dass hier Naturschönheiten bewundert werden können oder von Menschenhand errichtete Gebäude wie der Leuchtturm von Neuwerk, dem ältesten Gebäude Hamburgs. So mancher Besucher kann sich kreativ betätigen oder in einem der zahlreichen Museen sein Wissen ergänzen.

Zu jedem POI (Point of Interest) gibt es eine Doppelseite: links ein Foto, rechts die verbale Beschreibung. Das Buch ist handlich und hat abgerundete Ecken, die sich in einem Rucksack nicht verbiegen können.

Es macht Spaß, hier zu stöbern. Ich habe das Buch als Vorbereitung für unseren Urlaub 2020 gekauft, der leider den Reisebeschränkungen der Covid-19 Pandemie zum Opfer gefallen ist. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben - das Cuxland lockt nach wie vor.
Ich denke, dass auch Einheimische in diesem Buch Ausflugsziele entdecken werden, an die sie noch nie gedacht haben.

Fazit:

Empfehlenswert sowohl für Urlauber, die das Cuxland entdecken möchten, als auch für Einheimische, die ihre Heimat unter die Lupe nehmen möchten. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.09.2020

Ein interessantes Sachbuch

Wenn Insekten über Leichen gehen
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Dieses Sachbuch von Marcus Schwarz gibt Einblick in die Arbeit des entomologischen Forensikers abseits der beliebten TV-Serien wie „Bones“ oder „CSI“. Allerdings haben diese TV-Krimis den Stellenwert des ...

Dieses Sachbuch von Marcus Schwarz gibt Einblick in die Arbeit des entomologischen Forensikers abseits der beliebten TV-Serien wie „Bones“ oder „CSI“. Allerdings haben diese TV-Krimis den Stellenwert des Insektenforschers bzw. Die Rolle, die Fliegen & Co. in der Kriminalistik erhöht.

Wer Krabbeltiere wie Fliegen, Asseln sowie deren Maden nicht mag, wird mit diesem Buch wenig Freude haben, denn um genau dieses „Viecherzeug“ geht es hier. Denn anhand der unterschiedlichen Lebensformen eines Insekts von der Eiablage über die diversen Larvenstadien bis hin wieder zum Tier selbst, kann die Liegezeit einer Leiche ziemlich genau bestimmt werden.

Marcus Schwarz erzählt aus seiner langjährigen Praxis. Ohne Schnörkel und ohne Sensationslust am Grauen, sondern sachlich, wissenschaftlich, denn der Autor wahrt Respekt und Achtung vor den Verstorbenen.

Hin und wieder, wenn er erwähnt, dass der Anruf, sich an einem Ort eines Leichenfundes einzufinden, ihn am Sonntagnachmittag oder unter der Dusche ereilt, blitzt ein wenig Humor durch. Während in den USA sogenannte „Bodyfarms“ gibt, in denen mit menschlichen Leichen und Insekten experimentiert werden darf, ist dies in Deutschland verboten. Daher musste für Schwarz‘ Masterarbeit ein Schweinekadaver für Versuche herhalten.
"Da es in Deutschland für Wissenschaftler nicht möglich ist, menschliche Leichen in die Natur zu bringen ... bedient man sich bei heimischen Freilandexperimenten der Schweine." (S. 62)

Einige seiner „Fälle“ haben auch natürliche Todesursachen, wenn der eine oder andere Nachbar so gar nicht vermisst wird und dessen Leiche erst nach Wochen, Monaten oder gar Jahren gefunden wird. Meist ist das vermehrte Auftreten von Fliegen oder Käfern das erste Indiz, dass eine Leiche zu finden sein könnte.

Fazit:

Ein interessantes Buch über die Zusammenarbeit mit der Polizei und Gerichtsmedizin zur Aufklärung von Todesfällen. Es muss ja nicht immer ein Verbrechen vorliegen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.09.2020

Hat mich gut unterhalten

Mordsmäßig versaut
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Obwohl diesmal nicht Lou Manu eine Leiche findet, sondern Trudi, ist Lou, entgegen ihrer festen Vorsätze, sich nicht in Ermittlungen einmischen zu wollen, gleich wieder mitten drin. Der Schauplatz ist ...

Obwohl diesmal nicht Lou Manu eine Leiche findet, sondern Trudi, ist Lou, entgegen ihrer festen Vorsätze, sich nicht in Ermittlungen einmischen zu wollen, gleich wieder mitten drin. Der Schauplatz ist diesmal eine Seniorenresidenz, deren Bewohner sich nicht mit Bridge oder anderen üblichen altersgerechten (??) Hobbys beschäftigen, sondern im Keller Pornos drehen.

Der Fall ist tricky, denn viele der Beteiligten haben etwas zu verbergen. Lous Einmischung ist Freund und Kriminalhauptkommissar Josh Rispo natürlich genauso wenig recht, wie die fünf Bände zuvor, aber was soll er denn machen? Zumal Lou den einen oder anderen (Zufalls)Treffer landet.

Mit von der Partie sind natürlich die anderen Rispo-Brüder, die sich in Sturheit nichts nachstehen und auch Lous Schwester Emmy, die eigentlich Finn Rispo heiraten wollte und plötzlich eiskalte Füße bekommen hat.

Meine Meinung:

Auch der 6. Fall mit Lou Manu und Josh Rispo hat mich bestens unterhalten.
Herrlich ist die Beschreibung von Joshs Gesichtszügen, wenn er knapp vor dem Explodieren ist, weil ihm schon wieder einer seiner Brüder (diesmal hauptsächlich Moritz „Mo“) oder eben Lou in die Quere kommen.
Die Beziehung zwischen Josh und Lou scheint sich langsam zu verändern. Die beiden sind nun in Joshs Wohnung, unter strengen Auflagen (nicht mehr als 5 Pflanzen) zusammengezogen und versuchen den Alltag zu meistern. Gelingt nicht immer, da entweder ein Mord passiert oder ein Rispo-Bruder seelischen Beistand braucht.
Es scheint, als ob sich Josh diesmal zur alles entscheidenden Frage durchgerungen hat, als es plötzlich an der Tür läutet und Mo mit einer Info hereinplatzt, die alles andere in den Hintergrund treten lässt. Also, ein echt fieser Cliffhanger! Ich kann nur hoffen, dass die werte Frau Autorin den 7. Band schon (fast) fertig hat, sodass ich nicht allzu lange warten muss.

Fazit:

Beste Krimi-Unterhaltung, der ich gerne 5 Sterne gebe.