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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2022

Billige Kopie eines Bestsellers

Weil ich dich liebe, deine Annie
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Annie und Sam sind ein glückliches Paar und ihrer beider Namen werden in einem Atemzug genannt. Das gemeinsame Geschäft läuft gut, aber so ganz vollkommen ist das Glück dann doch nicht. Annie erhält eine ...

Annie und Sam sind ein glückliches Paar und ihrer beider Namen werden in einem Atemzug genannt. Das gemeinsame Geschäft läuft gut, aber so ganz vollkommen ist das Glück dann doch nicht. Annie erhält eine schockierende Diagnose und macht sich Sorgen, wie Sam ohne sie weiterleben soll. Aus der anfänglichen Schockstarre wächst die Idee, Sam eine Art Handbuch zu schreiben, um ihm das Leben ohne Annie erträglich und voller lebenswerter Momente zu machen...


"Weil ich die liebe, deine Annie" ist eine unglaublich schlechte Kopie von "PS. Ich liebe dich" und zeigt, dass gute Ideen von Bestsellern doch auch bitte dort bleiben sollen.

Annie ist eine sehr selbstgefällige Person, deren Universum nur aus ihrem eigenen Planeten besteht und ich glaube, dieses schlechte Eigenart hat von ihrer Mutter Ursula abgefärbt. Beide Frauen schenken sich in punkto Egoismus und Egozentrik wirklich nichts. Ihr Gehabe ist enervierend und lässt die Leser:innen mehr als einmal mit den Augen rollen.

Die Handlung ist von der ersten bis zur letzten Seite unglaubwürdig und sehr auf Effekt- und Emotionshascherei bedacht - Annies Leidensgeschichte kennt keine Grenzen und gipfelt in Spontanheilung und einem nahezu medizinischen Wunder. Auch wird aus der mehr als belasteten Mutter-Tochter-Beziehung urplötzlich eine Meine-Mutter-ist-meine-beste-Freundin-Geschichte und diese Gesinnungsplumperei sorgt für Stirnrunzeln.

Das Verfassen des Leitfadens für Sam gerät immer mehr in den Hintergrund, miteinander reden wäre an so vielen Stellen eine hilfreiche Option gewesen, aber hier läuft alles aus dem Ruder.

Es gibt einige wenige Ansätze, die ich schön und lesenswert finde, aber im Großen und Ganzen kann ich dieses Buch leider nicht empfehlen, daher nur 1,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Undurchsichtiges Verwirrspiel

Aibohphobia
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In "Aibophobia" lässt Autor Kurt Fleisch seine Leser:innen an einem regen Briefkontakt teilhaben, der zwischen einem praktizierenden Psychiater, Dr. H, und seinem Patienten Herr S. floriert.

S. verliert ...

In "Aibophobia" lässt Autor Kurt Fleisch seine Leser:innen an einem regen Briefkontakt teilhaben, der zwischen einem praktizierenden Psychiater, Dr. H, und seinem Patienten Herr S. floriert.

S. verliert sich zunehmend in Zwangsneurosen und eine generalisierte Angststörung kann sich ungehindert ausbreiten. Er entwickelt immer mehr Wahnvorstellungen und verliert dadurch den Bezug zur Realität. Dr. H sieht seine Zeit gekommen, um an eben jenem Patienten seine medizinischen Forschungen zu betreiben zu können, um den Beweis zu erbringen, dass seine Erklärungen zum Auftreten von psychischen Erkrankungen belegbar sind.

Da aber der Briefwechsel immer nur aus der Sicht des Behandelnden geschildert wird, ist es schwierig, hier klar und deutlich zu erkennen, wie sich die paranoide Schizophrenie von Patient auf Psychiater überträgt und quasi von ihm Besitz ergreift.

Vielmehr verliert sich der Autor in kafkaesken Schilderungen, die dermaßen ineinander verknotet und wirr sind, dass die Leser:innen schon bald den Durchblick verlieren und aufstecken. Wirre Gedankengänge, Missbrauch von Psychopharmaka und dubiose Behandlungen geben sich die Klinke in die Hand und zeigen eigentlich nur eines auf - die Grenze zwischen Behandelndem und Patient verschwimmt zu einer grotesken Aneinanderreihung von somatischem Wahn und bipolarer Störung. Es entsteht ein undurchsichtiges Verwirrspiel, dem ich nicht mehr folgen kann.


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Veröffentlicht am 05.11.2020

Wieviel Neugier ist erlaubt ?

Und das Meer vor uns
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Caja ist in einer Sackgasse gestrandet und weiß nicht mehr, wie sie ihrem Leben wieder mehr Pep verpassen soll. Normalerweise schwingt sie den Pinsel als Künstlerin, aber der ruht schon länger unbeachtet ...

Caja ist in einer Sackgasse gestrandet und weiß nicht mehr, wie sie ihrem Leben wieder mehr Pep verpassen soll. Normalerweise schwingt sie den Pinsel als Künstlerin, aber der ruht schon länger unbeachtet an seinem Platz, stattdessen schwingt sie Buntstifte und Fasermaler als Illustratorin. Erfüllend ist das nicht. Genauso wenig wie ihre Beziehung mit Ben, die auch nur noch vor sich hindümpelt und eher am seidenen Faden hängt, anstatt ihr ein sicherer Halt und Rückzugsort zu sein. Doch hält die Aufregung Einzug in Cajas Leben, denn sie findet das Smartphone einer Fremden und nach ein bisschen hin und her überlegen knackt sie den Code, taucht ein in das Leben der anderen und nimmt ihr eigenes selbst in die Hand....



Franziska Fischer gibt am Ende ihres Romans freimütig zu, dass sie während des Schreibens eine Flaute gehabt hat und sie der Meinung gewesen ist, dass sie bereits alles erzählt hat, was es zu erzählen gibt. Und genau diesen Leerlauf spürt der Leser hier im Roman, denn so richtig will hier keine Idee der Autorin zünden.

Mal ganz abgesehen davon, ob man soweit gehen kann/darf/soll und in einem Handy eines Fremden herumzuschnüffeln (das käme mir nie in den Sinn) , kostet einem Caja wirklich viel an Nerven, weil sie einfach nur antriebslos und träge ist. Sie hat es sich aber auch gar zu bequem in ihrer Schublade für Loser eingerichtet und ihre Missstimmung und das ständige Suhlen in Selbstmitleid sorgen dafür, dass meine Antipathie mit einer großen Gießkanne über ihr ausgeschüttet wird. Kaum zu glauben, dass diese Frau erwachsen sein und auf eigenen Füßen stehen soll. Ich frage mich die ganze Zeit, wie sie ihr Leben bis dahin gemeistert hat, ohne an ihren dunklen Gedanken zu ersticken.

Der Roadtrip ans Meer und die damit verbundene Erkenntnisse sind zwar ganz nett erzählt, aber der zündende Funke will einfach nicht überspringen. Ich lese die Seiten einfach so runter, ohne wirklichen Bezug zum Roman und seinen Figuren herzustellen und am Ende bin ich einfach nur froh, dass ich den letzten Buchstaben gelesen habe und das ganze Dilemma beendet ist.

Ein paar hübsche Bilder vom Meer können das Buch nicht retten und so kann ich dem Selbstfindungstrip leider nur 1,5 Sternchen verpassen.

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Apocalypse now ?

Restposten
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Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, stellt sich mir die Frage, ob wir gerade vor dem beruflichen Untergang stehen und es demnächst keine Jobs mehr gibt, für die es sich lohnt, als Mensch und Individuum ...

Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, stellt sich mir die Frage, ob wir gerade vor dem beruflichen Untergang stehen und es demnächst keine Jobs mehr gibt, für die es sich lohnt, als Mensch und Individuum in Lohn und Brot zu stehen und es bloß keiner bemerkt hat.

Ja, die Arbeitswelt hat sich im Verlauf der Jahrhunderte immer mehr verändert und wird sich auch weiterhin verändern, denn die Digitalisierung schreitet immer mehr voran und nimmt sich ein Vorrecht darauf, bestimmte Abläufe zu vereinfachen und dadurch den Menschen als Arbeitskraft zu ersetzen und menschliche Fehlerquellen auszuschalten. Auch wird die weltweite Wirtschaftskrise, verursacht durch die Corona- Pandemie sicherlich Auswirkungen auf die Arbeitswelten der Zukunft haben.

Wenn man aber dieses Buch liest fühlt es sich so an, als würde der Mensch als Arbeitskraft einfach abgeschafft werden und sich der Arbeitsmarkt dahingehend verändern, dass es nur noch automatisierte, digitalisierte und autonome Arbeitswelten gibt, in denen der Mensch als solches nichts mehr verloren hat - ein gespenstisches Bild, was hier der Autor skizziert und somit für noch mehr Verunsicherung sorgt. Anstatt sich wirklich mit der Thematik auseinanderzusetzen, wirkt es auf mich so, als würde hier der berühmte apokalyptische Reiter durch das Buch fegen und für Unsicherheit und Panik bei den Lesern sorgen, anstatt wohlwollend auf die Veränderung eizugehen, positive Beispiele zu nennen und so den Nutzen mit einem optimistischen Blick auf die Zukunft zu verdeutlichen.

Das hätte ich von einem Wirtschaftsexperten nicht gedacht, dass er solche düsteren Zukunftsszenarien erschafft und somit noch mehr Zweifel, Sorgen, Ängste und Ungewissheit sät , anstatt die Chance zu nutzen und aufzuzeigen, welche Möglichkeiten mit positiven Effekten in der Veränderung tatsächlich steckt.

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Wenig Flair, dafür viel Alkohol und Drogen

Limonenküsse - Herzklopfen auf Italienisch
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Bella, 23 und noch ungeküsst, reist mit ihrer besten Freundin Jazz nach Ischia. Alle Phobien dieser Welt reisen bei Bella mit im Gepäck und so fällt es ihr schwer, sich auf einen relaxten Urlaub einzulassen. ...

Bella, 23 und noch ungeküsst, reist mit ihrer besten Freundin Jazz nach Ischia. Alle Phobien dieser Welt reisen bei Bella mit im Gepäck und so fällt es ihr schwer, sich auf einen relaxten Urlaub einzulassen. Als ihr der gutaussehende Davide über den Weg läuft, ändert sich Bellas Verhalten schlagartig, denn Davide ist ein Adrenalinjunkie, wie er im Buche steht. Doch dann werden die sonnigen Tage jäh getrübt, als das Schicksal zuschlägt...



Wenn man das Cover betrachtet und den Klappentext liest, fühlt man sich gleich in Urlaubsstimmung versetzt und möchte am liebsten sofort nach Bella Italia reisen, den Blick über das glitzernde Meer schweifen lassen und La Dolce Vita in vollen Zügen genießen.

Doch je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr verliert die wunderschöne Urlaubsstimmung ihren Reiz. Sind Bellas Phobien zu Beginn des Buches noch recht amüsant und mit einem Schmunzeln zu lesen, so werden ihre Ängste und Wahnvorstellungen langsam aber sicher anstrengend und nervig. Diese Frau kann nichts genießen, steht sich selbst im Weg und der einzige Ausweg aus dieser Misere scheint nur mit ordentlich viel Alkohol- und Drogenkonsum möglich zu sein.

Mir ist es unbegreiflich, wie man solche Mengen an Alkohol zu sich nehmen muss, um in Stimmung zu kommen - Ischia hat doch wahrhaftig so viel Schönes für Herz und Seele zu bieten, das muss man sich nicht erst schön trinken.

Die Charaktere sind eher unterkühlt und reißbrettartig dargestellt, sodass für mich kein echter Bezug zu ihnen möglich ist und so verläuft die Lovestory auch eher mau, anstatt mich mit Kribbeln im Bauch, Kloß im Hals und zarter Röte auf den Wangen zu begeistern. Die Läuterung von Bella von der Duckmäuserin zum abenteuerlustigen, aufreizenden Vamp ist ebenfalls wenig glaubhaft dargestellt. Manchmal lässt die Ausdrucksweise der Figuren sehr zu wünschen übrig und ich fühle mich ab und zu wie im falschen Roman- das hatte ich mir anders vorgestellt.

Leider ein Reinfall.

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