Super spannend, erschreckend, temporeich und faszinierend
Marc Elsberg – Zero
In Zeiten der kompletten Datenüberwachung gibt es eine kleine Gruppe von Internet-Aktivisten, die auf dieses Problem aufmerksam machen und deswegen gejagt werden: Zero.
Was alles ...
Marc Elsberg – Zero
In Zeiten der kompletten Datenüberwachung gibt es eine kleine Gruppe von Internet-Aktivisten, die auf dieses Problem aufmerksam machen und deswegen gejagt werden: Zero.
Was alles möglich ist präsentieren sie mit einem Kamera-Drohnenangriff auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten, der die höchsten Sicherheitsstandards genießt. Doch jeder kann und wird überwacht. Alle Daten werden über jeden gesammelt. Diese Daten werden ausgewertet und in einer Liste eingefügt um zu sehen welcher Bürger der Beliebteste, Reichste, Schönste ist.
Um selbst über seine Daten bestimmen zu können wirbt die Pattform „Freemee“ mit Eigenkontrolle und bezahlt seine Kunden sogar dafür, ihre gesamten Daten einzustellen. Unter dem Deckmantel „man kann selbst bestimmen wieviel andere über mich erfahren“ wird jede Person noch durchsichtiger.
Neue Techniken, wie Datenbrillen mit ihren Apps, lassen sich hervorragend dazu eignen noch mehr Daten zu sammeln, und so gibt es in jeder dieser Brillen eine Gesichtserkennung, macht das Telefonieren oder den Zugang zum Internet noch einfacher.
Als die Journalisten Cynthia Bonsant ihre Datenbrille ihrer technikbegeisterten Tochter Viola leiht um damit herum zu experimentieren, kommen sie und ihre Freunde einem Mörder auf der Spur und einer der jugendlichen muss sein Leben lassen.
Von der Trauer überwältigt und angestachelt den Schuldigen zu finden begibt sich Cynthia auf die Suche nach Informationen und wird in ein Spiel aus Korruption, Verrat und vielen Geheimnissen herein gezogen, die noch weitere Todesopfer fordert.
Als sie plötzlich unerwartete Hilfe bekommt, wird ihr Leben noch komplizierter und gerät in Lebensgefahr...
Wow!
Ich kannte bisher noch kein Buch von Marc Elsberg aber nach diesem Buch werde ich mir auf jeden Fall auch seine anderen Bücher (Black out und Helix) kaufen.
Ich habe selten eine Geschichte gelesen die so geschickt mit Fakten und Fiktion spielt wie hier. Die Story, die hier locker, flüssig und temporeich dargestellt wird, konnte mich sehr schnell für sich einnehmen und auch wenn ich anfänglich dachte, mich könnte dieses „Technikzeugs“ langweilen, hat der Autor für eine durchgängige Spannung auf hohem Niveau gesorgt.
Die Thematik die Marc Elsberg aufgegriffen hat ist sehr spannend, aber noch um vieles erschreckender. Einige Wenige haben die Macht die Menschheit so zu manipulieren, dass man glaubt es sei der eigene Wille. Das wir alle durch diverse Apps, Paybackkarten und Internetseiten gläsern sind, ist ja allseits bekannt, aber welche Ausmaße das annimmt... furchtbar erschreckend.
Auch Tage nach dem ich das Buch gelesen habe, überkommt mich immer noch ein leichter Grusel, wenn ich mein Handy in die Hand nehme oder ich im Internet recherchiere. Natürlich handelt es sich bei dem Roman um Fiktion, und der Autor spielt gekonnt mit den Ängsten der Leser, aber er öffnet auch das Bewusstsein, sensibler mit seinen eigenen Daten umzugehen.
Die verschiedenen Handlungsorte sind bildhaft beschrieben und auch die Charaktere werden hier sehr detailliert und lebendig in all ihren Facetten dargestellt.
Cynthia Bonsant ist im Gegensatz zu ihrer Tochter Vi eher nicht so begeistert von der gesamten Technik, ja als Journalisten verweigert sie sich sogar ein wenig dem Fortschritt der Technik. Als die Arbeit sie mehr oder weniger dazu zwingt, etwas fortschrittlicher zu werden, kommen auch schon die ersten Zweifel. Aber die kinderleichte Bedienung machen es ihr natürlich einfach und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Ich hab sie als eine eher zurückhaltende, aber dennoch toughe, kluge Frau erlebt, die einen hohen Gerechtigkeitssinn hat. Ich mochte sie von Anfang an sehr gerne und habe ich Gefühlsachterbahn gut miterleben können. Hier hat der Autor eine sehr interessante Figur in den Mittelpunkt gestellt, die viele Schwächen und Stärken in sich vereint.
Edward Brickle, einer der Jugendlichen, hat mir hier besonders gut gefallen, sympathisch und intelligent, muss er sich seinem Schicksal stellen, er ist es, der Cynthia auf eine interessante Spur bringt und dabei alles riskiert.
Cynthias Chef Anthony Heast ist nur ein Negativ-Beispiel eines Karrierebessenen, machthungrigen Mitspielers in diesem Roman. Eine Antipathie wird hier schnell aufgebaut und man hofft vielleicht sogar ein bisschen, dass es den „Richtigen“ erwischt, doch wie im wahren Leben auch, Menschen Macht kann man nur wenig anheben und dieser Kandidat hat wirklich sämtliche Selbstbeherrschung in mir aufbieten müssen, so unfassbar arrogant und korrupt ist dieser Kerl.
Das spricht aber nur für den Autor, der hier eine wahrlich gekonnte Charakterzeichnung seiner Figuren auf den Weg bringt und mich tief in seine Geschichte gezogen hat, die nicht spannender und nervenzerreißender hätte sein können.
Ich kann das Buch jedem Thriller-Leser empfehlen, der auf durchgängige Spannung, ein gute Balance zwischen Fakten und Fiktion, ein Touch Politisches, ein wenig Technik und vor allem auch eine Breite von Charakteren mit diversen menschlichen Abgründen, gut findet. Ich bin auf jeden Fall begeistert und kann das Buch weiter empfehlen.
Das Cover ist auf dem ersten Blick minimalistisch gehalten, erscheint grau mit blauer und weißer Schrift, bei näherer Betrachtung sieht man aber das in dem Grau auch noch viele 1 und 0 versteckt sind, was das Cover zu einem Blickfang macht.
Fazit: Super spannend, erschreckend, temporeich und faszinierend. 5 Sterne.