Cover-Bild Tage ohne Ende
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Steidl Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 17.12.2018
  • ISBN: 9783958295186
Sebastian Barry

Tage ohne Ende

Hans-Christian Oeser (Übersetzer)

Thomas McNulty und sein Freund John Cole sind gerade 17 Jahre alt, als ihre Karriere als Tanzmädchen in einem Saloon für Bergarbeiter ein natürliches Ende findet. Für den 'miesesten Lohn aller miesesten Löhne' verdingen sie sich bei der Armee und sind fortan unzertrennlich in Kriegsgeschäften unterwegs. Angst kennen beide nicht, dafür haben sie schon zu viel erlebt. Sie wissen: 'wenn’s um Gemetzel und Hungersnot geht, darum, ob wir leben oder sterben sollen, schert das die Welt nicht im Geringsten. Bei so vielen Menschen hat die Welt es nicht nötig.' Thomas ist vor dem 'Großen Hunger' aus Irland geflohen, hat die Überfahrt und die Fieberhütten in Kanada überlebt, sich bis nach Missouri durchgeschlagen. Wie ein irischer Simplicissimus stolpert er durch das Grauen der Feldzüge gegen die Indianer und des amerikanischen Bürgerkriegs – davon und von seiner großen Liebe erzählt er mit unerhörter Selbstverständlichkeit und berührender Offenheit. In all dem Horror findet Thomas mit John und seiner Adoptivtochter Winona sein Glück. Er bleibt ein Optimist, ganz gleich unter welchen Umständen.

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Lesejury-Facts

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  • Dajobama hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2020

Überleben im Wilden Westen

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Tage ohne Ende - Sebastian Barry

Dieser Western-Roman hat mir beinahe den letzten Nerv geraubt. Er ist sperrig geschrieben, die Erzählweise oft abgehakt, die Figuren sind nur am Fluchen. Mehr als einmal ...

Tage ohne Ende - Sebastian Barry

Dieser Western-Roman hat mir beinahe den letzten Nerv geraubt. Er ist sperrig geschrieben, die Erzählweise oft abgehakt, die Figuren sind nur am Fluchen. Mehr als einmal tat ich mich schwer damit, wieder in die Geschichte zurückzufinden. Trotzdem habe ich diesem Roman 5 Sterne gegeben. Warum?

Allein schon die Handlung ist etwas Besonderes, beschreibt sie doch die turbulente Zeit der Indianerkriege. Ein Thema, das ich noch nicht oft literarisch verarbeitet gelesen habe. Der Ire Thomas McNulty erzählt Jahre nach den geschilderten Ereignissen aus der Ich-Perspektive. Bereits als Kind in der irischen Heimat vom Hungertod bedroht, besteigt er als einziger Überlebender seiner Familie ein Schiff nach Amerika. Auch dort schlägt er sich mehr schlecht als recht durch, bis er schließlich mit seinem Freund und Liebhaber John Cole bei der Armee landet. Dort kämpfen sie Seite an Seite, egal wo und gegen wen. Oft wissen sie nicht mal, worum es überhaupt geht. Sie haben bereits zu viel Leid gesehen, als dass ihnen Blutvergießen und Gemetzel etwas anhaben könnten. Entsprechend lakonisch ist der Erzählton.
„Wenn’s um Gemetzel und Hungersnot geht, darum, ob wir leben oder sterben sollen, schert das die Welt nicht im Geringsten. Bei so vielen Menschen hat die Welt es nicht nötig.“ (Klappentext)
Trotzdem oder gerade deshalb kriecht dem Leser das nackte Entsetzen in die Glieder.
"Dann standen wir alle keuchend da, kalter Schweiß strömte über erschöpfte Gesichter, unsere Augen glitzerten, unsere Beine zitterten, so wie man's bei Hunden sieht, wenn sie Lämmer gerissen haben." Seite 39

Man leidet mit den Soldaten mit, die teils unter menschenunwürdigen Bedingungen hausen, ohne Rücksicht auf Verluste. Noch mehr fühlt man mit den dahingemetzelten Indianern, liest von dem fürchterlichen Kreislauf aus Rache und Vergeltung, der kein Ende zu nehmen scheint. Dabei hat jede Partei Anteil an der Schuld. Barry erzählt relativ wertungsfrei.

Immer wieder entwickelt sich ganz tolles Kopfkino, wie ein guter Western eben. Aber ohne jede Beschönigung. Die Sprache ist wie die Handlung derb, es gibt Flüche am laufenden Band. Daran sollte man sich nicht stören, es ist auf jeden Fall sehr passend und authentisch. Nur gut, dass sich hinter vielen dieser grausamen Krieger durchaus sanfte Kerle verbergen. Auch sie sind Opfer der Umstände und kämpfen ihrerseits täglich ums Überleben. Der unerschütterliche Optimismus des Protagonisten macht die Schilderungen erst erträglich.

Meine Begeisterung hat sich tatsächlich erst im Nachgang eingestellt. Ein sehr besonderer, lesenswerter Roman, der neben all den Gräueln auch eine Portion Wildwest-Romantik bietet. Leider hat dieses Werk bisher viel zu wenig Beachtung gefunden. Auch deshalb von mir 5 Sterne.

Gerade eben habe ich festgestellt, dass offenbar bereits eine Fortsetzung „Tausend Monde“ bei Steidl erhältlich ist. Wandert gleich mal auf die Wunschliste!


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