Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2020

Sapnnendes Debüt

Frostgrab
0

Milla trifft in den französischen Alpen auf ihre alten Snowboard-Freunde, die sie vor 10 Jahren zum letzten Mal gesehen hat. Damals endete ihre gemeinsame Zeit tragisch und auch dieses Mal zeigt sich schnell, ...

Milla trifft in den französischen Alpen auf ihre alten Snowboard-Freunde, die sie vor 10 Jahren zum letzten Mal gesehen hat. Damals endete ihre gemeinsame Zeit tragisch und auch dieses Mal zeigt sich schnell, dass es wohl kaum ein harmonisches Zusammentreffen wird…
Snowboarden hat mich bisher so gar nicht interessiert. Gelegentlich habe ich mal irgendwo waghalsige Manöver gesehen, aber das war es dann auch schon, daher hatte ich leise Zweifel, ob ich einen Zugang zur Geschichte finde und ich musste zu Beginn auch ein wenig Durchhaltevermögen aufbringen, da mir die Schilderungen der Sprünge so gar nichts sagten, aber zum Glück kann man sich ja mittlerweile so einiges im Internet zusammensuchen und genau das habe ich getan. Dabei habe ich durch dieses Buch tatsächlich Interesse an diesem Sport entwickelt – wenn auch nur in der Theorie, denn mir sind meine unversehrten Knochen heilig
Doch selbst wenn man sich überhaupt nicht mit dem Sport anfreunden kann, so ist das Buch trotzdem ein echter Gewinn, denn es zeigt die Geschichte einer Truppe Leistungssportler, ihre Freund- und Feindschaften, wie sie wohl in allen Sportarten zu finden sind. Da gibt es jene, die um jeden Preis gewinnen wollen – seien die Mittel noch so unfair – und jene, die sich gegenseitig unterstützen wo es nur geht. Zumindest war das in der Geschichte vor 10 Jahren der Fall, als Erzählerin Milla endlich ihren Durchbruch erzielen will und sich nach und nach eine Zuspitzung der Ereignisse ergibt, die gefährlich endet. In der Gegenwart treffen sich die Übriggebliebenen zum Gedenken – so glaubt es zumindest die Gruppe, bis sie dann völlig von der Außenwelt abgeschottet ist und das Misstrauen die Runde macht. Damit nicht genug, geschehen noch andere Dinge und es wird deutlich, dass jeder ein Geheimnis hat und manche davon können tödlich enden… Die Angst der Freunde und das Misstrauen sind deutlich zu spüren.
Das Setting/ die Grundidee mag nicht unbedingt sehr innovativ sein, aber das Rad muss ja auch nicht immer neu erfunden werden. Dafür hat die Autorin in ihrem Debüt mit dem Schreibstil und der Erzählweise bei mir auf ganzer Linie gepunktet, denn die Spannung knistert…. Die recht kurzen Kapitel im Wechsel die Gegenwart und die Vergangenheit haben die Geschichte und ihre Abgründe erst nach und nach offenbart. Manches hat man in gewisser Weise erwartet, anderes hat mich völlig verblüfft und überrascht.
Die Auflösung fand ich ein bisschen vorhersehbar, aber dennoch gelungen, nur den Epilog hätte sich die Autorin schenken können.

Veröffentlicht am 04.11.2020

Fesselnde Geschichte, die bis auf den Schluss überzeugt

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
0

997, England. Die Dänen fallen immer wieder in Küstenorten Englands ein, rauben und töten erbarmungslos, so auch in Combe. Edgar, ein junger Bootsbauer wollte sich mit seiner großen Liebe absetzen, doch ...

997, England. Die Dänen fallen immer wieder in Küstenorten Englands ein, rauben und töten erbarmungslos, so auch in Combe. Edgar, ein junger Bootsbauer wollte sich mit seiner großen Liebe absetzen, doch dann fallen die Dänen ein und zerstören neben der Lebensgrundlage seiner Familie auch all seine Träume. Doch die Familie bekommt einen Ausweg geboten und zieht nach Dreng´s Ferry. Ihr Land ist schlecht und in dem kleinen Ort scheint so manches nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Eine weitere zentrale Figur ist Ragna, eine normannische Adelstochter, die der Liebe wegen die Normandie verlässt und in England den Aldermann Wilf heiratet. Die starke, junge Frau heiratet gegen den Willen ihrer Eltern und auch in England erwarten sie einige Überraschungen…

Die Geschichte zur Entstehung von Kingsbridge ist eine Reise in die „Dark Ages“, die Follett vortrefflich in Szene setzt. Der Leser verfolgt in dem über 1000-Seiten starken Buch die Geschehnisse über ein Jahrzehnt aus allen möglichen gesellschaftlichen Schichten Englands. Schon zu Beginn hatte mich der Autor mit einem seiner Protagonisten und dem Drama, das den Beginn markiert und den Ausgangspunkt für alles Folgende legt, voll für sich eingenommen. Davon sollten noch viele weitere Aspekte folgen.

Der Schreibstil ist fesselnd und Follett schreibt sehr leicht nachvollziehbar, sodass selbst Leser ohne tiefe historische Vorkenntnisse folgen können und auch die Personen sind – wenngleich es schon einige sind- gut auseinander zu halten. Die Abenteuer und Erlebnisse der Protagonisten sind vielseitig, zum einen gibt es Einblicke in das einfache Leben, aber auch in das des Adels. Mittels Nebencharakteren werden auch die Lebenswelten von Sklaven oder Erzbischöfen verdeutlicht. Schnell zeigt sich: In allen gesellschaftlichen Schichten gibt es Verrat, Missgunst und Machtgier. Das führt nicht selten zu Verbrechen, die aus heutiger Sicht einfach unglaublich sind, damals wohl aber eine gewisse Normalität darstellten. Doch nicht nur die vielen Personen, sondern auch die vielen Handlungsstränge, die nach und nach zusammenfinden, sind nachvollziehbar

Das England, welches Follett hier entwickelt hat, erscheint mir sehr authentisch. Ob es so war? Das weiß niemand mangels historischer Belege, aber selbst für den Fall, dass Follett danebenliegen sollte, so hat er doch ein starkes und überzeugendes Bild gezeichnet.

Auch wenn mir das Buch insgesamt sehr zugesagt und mich über mindestens Dreiviertel sehr gut unterhalten hat, habe ich auch einige Kritikpunkte. Zum einen sind die Personen zu sehr gut oder böse. Es fehlen fast vollständig die Abstufungen, kaum einer fällt mal aus der Rolle und das Ende ist zu sehr Happy End. Ich werde nicht ins Detail gehen, um nicht zu spoilern, aber einiges war einfach ziemlich vorhersehbar und ein bisschen zu märchen- und klischeehaft. Zudem hat mich am Ende gestört, dass mich das Gefühl beschlich, dass das Buch schnell zu Ende gebracht werden muss. Und trotzdem: Es hat insgesamt den Lesegenuss in Summe nicht geschmälert. Über weite Strecken hat mich das Geschehen, auch wenn es teils abscheulich und brutal war, so gefesselt, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte und völlig die Zeit vergessen habe.

Die gesamte Aufmachung des Buches hat mich sehr überzeugt, aber das darf man bei dem recht stolzen Preis von 36 Euro für das HC wohl auch erwarten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 21.09.2020

Eigenständiger historischer Roman

Das Erbe der Päpstin
0

Gisla fristet im frühen Mittelalter mit ihren Töchtern ein trauriges Leben als Sklavin in Dänemark. Eines Tages spitzen sich die Ereignisse zu und Gisla wird ermordet. Freya, die jüngere, aber deutlich ...

Gisla fristet im frühen Mittelalter mit ihren Töchtern ein trauriges Leben als Sklavin in Dänemark. Eines Tages spitzen sich die Ereignisse zu und Gisla wird ermordet. Freya, die jüngere, aber deutlich raffinierte Schwester tötet ihren Widersacher und nimmt mit ihrer Schwester Reißaus. Sie suchen nach ihrem Großvater, trennen sich nach gewisser Zeit und Freya geht ihren Weg. Ein sehr turbulenter und spannender Weg, der immer wieder blutige Spuren hinterlässt…

Auch ohne „Die Päpstin“ zu kennen, lässt sich dieses Buch sehr gut lesen, denn die Päpstin ist zwar Thema und spielt in einigen Szenen eine Rolle, jedoch ist es nicht erforderlich das berühmte Buch zu kennen. Ich zumindest kenne „Die Päpstin“ nicht und habe keinerlei Wissenslücken bemerkt. Die Geschichte der tapferen Freya, die als Sklavin in Dänemark mit ihrer Schwester und Mutter ein trostloses Dasein führte, ist eigenständig. Freyas temporeicher, spannender Weg führt sie, oft in Gestalt eines Jungen/Mannes, unter anderem nach Rom, zur Päpstin und ihrem Großvater – doch sie scheint das Unglück anzuziehen und so wird der Leser mit auf eine Reise genommen, die es in sich hat, zahllose Überraschungen bietet, Intrigen, Machtspielchen und dramatische Ereignisse nach sich zieht. Nachdem sie Rom überhastet mit einem Kind verlassen muss und ihre Liebe Aristid ermordet zurücklassen muss, führt ihr Weg die beiden ins Kloster am Chiemsee, wo sie ihre medizinischen Kenntnisse vertieft. Nicht alles läuft glatt, doch dramatisch wird es als ein Widersacher auftaucht, der immer wieder versucht sie zu töten, und auch die Dänen erscheinen immer wieder und verüben Anschläge. Die Frage, wie es Freya ergeht, treibt den Leser um. Es ist ein gelungener historischer Roman, der manchmal überrascht, in einigen Belangen aber auch das Erwartete bietet. Toll fand ich die historischen Personen, die real existierten und auch den meist kurzweiligen Schreibstil, der mich mitten ins Mittelalter versetzte.

In Summe war die Geschichte kurzweilig und trotzdem: Zwischendurch hatte ich ab und an – zumindest wenn Schwester Asta mit von der Partie war – Hänger gehabt. Ihr Verhalten war mir zu extrem, wenn es auch ganz bestimmt nicht wenige dieser Fälle zu jener Zeit gab. Zudem gab es noch das eine oder andere was ich nicht ganz aufgelöst fand, entsprechend gibt es nur vier von fünf Sternen und trotzdem eine Leseempfehlung für diesen spannenden Roman.

Veröffentlicht am 13.09.2020

Genial - wäre das Ende nicht...

Raum der Angst
0

Eine Gruppe sich unbekannter Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten wird in einen Escape-Room eingesperrt. Gemeinsam müssen sie die Lösung des Rätsels entdecken. Alles scheint in Ordnung – zumal noch wissenschaftlich ...

Eine Gruppe sich unbekannter Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten wird in einen Escape-Room eingesperrt. Gemeinsam müssen sie die Lösung des Rätsels entdecken. Alles scheint in Ordnung – zumal noch wissenschaftlich begleitet, doch schnell zeigt sich, dass es überhaupt nicht so läuft, wie sich das die Teilnehmer vorgestellt haben. Mit blutigen Konsequenzen…

Das Grundkonzept des Buches hatte mich sehr angesprochen und dann ging es auch schon los. Zunächst lernt man Protagonistin Hannah kennen, die Psychologie-Studentin, die nach ihrem Job in einer Bar entführt wird – was soll das mit einem Escape-Room zu tun haben? Sehr viel, wie sich schon nach wenigen Seiten zeigt. Sofort ist man mitten im Geschehen und lernt die verschiedenen Charaktere kennen. So richtig traut man den meisten nicht über den Weg. In der bunt zusammengestellten Gruppe – so weiß der Leser – kann es ja nicht mit rechten Dingen zugehen oder sind doch alle nur Opfer in einem Spiel um Leben und Tod? Auch der Leser ist hier einfach überfragt. Gleiches gilt auch für die Polizisten, die hier immer wieder mal Einblicke in den aktuellen Stand der Ermittlungen bieten und nach und nach die Tathintergründe offenlegen. Trotz zahlreicher Akteure, Szenenwechsel und Erzählperspektiven ist es spielend leicht der Geschichte zu folgen. Der Leser rätselt automatisch mit und feuert die Teilnehmer regelrecht an. Das Buch hat dank zahlreicher überraschender Wendungen und außergewöhnlicher „Spielarten“ enormen Thrill und ist dazu in einem extrem flüssigen und leichtgängigen Schreibstil verfasst, sodass der Leser mit den Akteuren durch das Buch hetzen kann. Überhaupt hält das Buch alles, was es auf den ersten Anschein verspricht und fast alles ist einfach genial umgesetzt.

Ich war zuvor nie in einem Escape Room, aber jetzt hätte ich mal so richtig Lust darauf. Für Zartbesaitete ist das Buch allerdings so gar nicht geeignet, denn es tun sich nicht nur menschliche Abgründe auf und wird sehr blutig, sondern teilweise auch wirklich nur martialisch – genau wie man es einem zwiegespaltenen „Gott“ wie Janus eben zutraut.

Einzig das Ende hat mich gar nicht überzeugt, nicht nur blieb eine zentrale Frage offen, sondern es ist so zwanghaft ausgelegt schon Appetit auf mindestens einen weiteren Band zu machen, dass es einen faden Beigeschmack hat. Daher ein Stern Abzug und trotzdem werde ich den Nachfolger sicher auch lesen.

Veröffentlicht am 13.09.2020

Die menschliche Seite einer brillanten Wissenschaftlerin

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
0

Marie Curie hat mich schon immer fasziniert, trotzdem habe ich bisher zu ihrem Werdegang kaum mehr gelesen, als in der Schule erfordert – das musste ich nun dringend nachholen. Der Mensch hinter der fantastischen ...

Marie Curie hat mich schon immer fasziniert, trotzdem habe ich bisher zu ihrem Werdegang kaum mehr gelesen, als in der Schule erfordert – das musste ich nun dringend nachholen. Der Mensch hinter der fantastischen Wissenschaftlerin steht hier im Fokus und genau das fand ich besonders gelungen. Wer war die Frau, die in Polen ihre Liebe zur Wissenschaft entdeckte und in Frankreich auslebte? Welche Herausforderungen musste sie bewältigen und wie vereinbarte sie Familie und Wissenschaft? Man lernt zunächst die junge Mania kennen, ihren Hass auf die russischen Besetzer, die allen Polen ihre Identität versagen. Außerdem ihre Familie, die nicht unter der Herrschaft der Russen, sondern auch von Krankheiten gebeutelt wird. Frauen war es in Polen nicht erlaubt zu studieren und die Mittel im Ausland zu studieren hatte nicht jeder….auch die Manias Familie nicht. Doch Mania wäre nicht sie, hätte sie nicht auch dafür einen Weg gefunden; nicht nur für sich, sondern auch für ihre Schwester Bronia. Als es dann auch Mania möglich ist nach Paris zu reisen, benennt sie sich in „Marie“ um. Sie lernt nicht nur glaublich viel an der Universität, sondern auch ihren späteren Mann, Pierre Curie kennen und lieben. Privat und beruflich passen die beiden einfach perfekt zusammen, sie arbeiten Hand in Hand und unbeirrt – trotz aller Widrigkeiten und das waren nicht nur die gesundheitlichen Probleme, die durch die radioaktive Strahlung entstanden oder das jahrelange Ignorieren der Leistungen Marie Curies (ihr Mann hat ihren Anteil an den Forschungen immer sehr in den Fokus gerückt).

Die Autorin hat einen interessanten Weg gefunden Marie Curie selbst erzählen zu lassen. Die Erzählerin hat immer wieder gezeigt, wie wissbegierig sie war und unter welchen emotionalen Schwierigkeiten sie all das erreichte, was sie berühmt gemacht hat. Nicht immer war sie obenauf, ganz im Gegenteil, viele Hürden waren fast zu hoch für Mania/Marie und trotzdem hat sie an ihren Träumen festgehalten. Die Marie Curie, die ich vor Augen hatte, war eine schüchterne Wissenschaftlerin durch und durch – an sich ja nichts schlimmes, aber hier wird deutlich, dass sie auch eine liebende Mutter und Frau, aber auch Schwester und Freundin war. Ängste, Nöte und Sorgen kennt jeder – auch eine so brillante und hartnäckige Wissenschaftlerin wie Curie.

Insgesamt ein unterhaltsames Buch, welches mir diese Wissenschaftlerin und ihre anderen Facetten deutlich näher gebracht hat. Der Schreibstil ist ansprechend, sodass ich durch die Geschichte in ihren verschiedenen Zeitebenen nur so durchgerauscht bin. Natürlich sollte man bei all dem nicht vergessen, dass es sich um einen Roman handelt und nicht um eine Biografie – entsprechend ist manches vielleicht ein wenig oberflächlich, aber einen guten Überblick bekommt man auch so.