1835 Leipzig. Clara Wieck wird seit dem 5. Lebensjahr von ihrem Vater Friedrich, einem Musiklehrer, gedrillt, eine erfolgreiche Pianistin zu sein, der das Publikum zu Füßen liegt. Was niemand ahnt, sind die unnachgiebige Haltung und die ständige Kontrolle ihres Vaters, denen Clara während der Konzertreisen ständig ausgesetzt ist und zur schlechten Beziehung der beiden beiträgt. Clara ist für ihn der Goldesel, der auf jeden Fall gemolken werden soll. Als Clara sich in den Komponisten Robert Schumann verliebt, will ihr Vater diese Beziehung auf keinen Fall tolerieren und setzt alles daran, Clara diese Liebe auszureden. Doch Friedrich Wieck hat 15 Jahre lang das Leben von Clara bestimmt, in diesem Punkt macht sie keine Zugeständnisse, führt einen regen Briefwechsel und eine Fernbeziehung zu Schumann. Um Robert zu heiraten, kommt es zum Bruch zwischen Clara und ihrem Vater zum Bruch. Doch die Ehe an Roberts Seite öffnet Clara langsam die Augen, denn neben einem eintönigen Eheleben übt auch ihr Ehemann Kontrolle über sie aus und steht ihrer Karriere als Pianistin im Wege. Was für Clara romantisch begann, bricht ihr am Ende das Herz…
Beate Rygiert hat mit „Die Pianistin“ einen interessanten historischen Roman mit biografischen Zügen vorgelegt, der sich dem Leben von Clara Schumann, geborene Wieck annimmt. Der flüssige und bildhafte Erzählstiel transportiert den Leser per Zeitreise an die Seite von Clara, um dort ihr Leben als Künstlerin, die Dispute mit ihrem Vater und die Ehe mit Robert Schumann mitzuerleben. Obwohl die Autorin gut recherchier t hat, war es diesmal kein dankbares Thema, dass sie sich ausgesucht hat, dauerte es doch eine Weile, bis sich etwas Spannung einstellte, denn fast die Hälfte des Romans wurde von Claras Konzertreisen und dem ständigen Disput mit ihrem Vater in Beschlag genommen, was sehr langatmig war. Äußerst interessant zu beobachten ist, dass Clara nach der Abnabelung von ihrem übermächtigen und kontrollsüchtigen Vater bei einem Ehemann gelandet ist, der kein Deut besser war und ihr ein Kind nach dem anderen anhängte. Erst Roberts früher Tod hat ihr letztendlich die Freiheit geschenkt, wenn sie auch einen hohen Preis dafür bezahlt hat. Bewundernswert allerdings ist die Tatsache, dass Clara sich nochmals aufgerafft und einen Neuanfang gewagt hat, indem sie erneut einige Konzerte gab und Reisen unternahm. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut mit ihrer Handlung verwoben, so dass der Leser einen Eindruck gewinnt, wie beschwerlich diese Reisen damals gewesen sind.
Die Charaktere sind lebendig und realistisch gezeichnet, sie passen gut in den vorgesehen Zeitrahmen und wirken authentisch. Der Leser darf sich unsichtbar an ihre Fersen heften und ihr Leben mitverfolgen. Clara ist eine überaus ehrgeizige und begabte Frau, die in ihrer Musik aufgeht und das Klavierspiel genießt. Sie sieht die Dinge leider manchmal etwas naiv und verklärt, jedoch ist der Widerstand ihrem Vater gegenüber durchaus berechtigt, der sie regelrecht einengt und als sein Eigentum betrachtet. Friedrich Wieck ist ein Mann ohne Toleranz, der seine Tochter wie einen Goldesel betrachtet. Robert Schumann ist ein begabter Komponist, gleichzeitig aber auch ein Mann seiner Zeit, der selbst im Mittelpunkt stehen möchte. Zudem ist er Alkoholiker und leidet unter depressiven Stimmungsschwankungen, die die Beziehung zu Clara mehr und mehr vergiften.
„Die Pianistin“ ist ein historischer Roman mit biografischen Zügen, der informative Einblicke in das Leben der Künstlerin Clara Schumann gibt. Etwas gestraffter und ausgewogener wäre es eine absolute Leseempfehlung geworden, so leider nur eine verdiente!