Profilbild von Anna625

Anna625

Lesejury Star
offline

Anna625 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Anna625 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2020

Ohne Tiefgang

Miss Guggenheim
0

Während 1941 in Europa der Krieg tobt, flieht die Kunstmäzenin Peggy Guggenheim wie viele andere Künstler nach Amerika. Kurz zuvor hatte sie Max Ernst kennengelernt und zieht nun mit ihm gemeinsam nach ...

Während 1941 in Europa der Krieg tobt, flieht die Kunstmäzenin Peggy Guggenheim wie viele andere Künstler nach Amerika. Kurz zuvor hatte sie Max Ernst kennengelernt und zieht nun mit ihm gemeinsam nach New York. Auch ihre Bildersammlung wird dorthin verschifft und Peggy begibt sich auf die Suche nach geeigneten Räumen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ihr Leben in dieser Zeit ist geprägt von der kriselnden Beziehung zu Max einerseits und dem Austausch mit ihren Künstlerfreunden andererseits.


Das Hörbuch lässt sich ganz gut hören, auch wenn ich teilweise etwas Schwierigkeiten damit hatte, mich über einen längeren Zeitraum auf das Geschehen zu konzentrieren. In meinen Augen hätte etwas mehr Tiefe der Geschichte gutgetan, denn über weite Strecken dreht sich alles um die Beziehungsprobleme Peggys. Ich frage mich, ob man das nicht etwas hätte kürzen können, um den Fokus mehr auf andere Aspekte zu lenken; den neuen, ungewohnten Alltag in New York etwa, das kam mir zu kurz. Man lernt zahlreiche Künstler kennen, mit denen Peggy verkehrt, aber wie sich ihr Leben abseits der Öffentlichkeit gestaltet hat, bleibt dem Hörer nahezu vollständig verborgen.

Was mich ebenfalls irritiert hat, ist die Nebenhandlung, die im Jahr 1957 in Venedig spielt. Der Mehrwert für die Geschichte hat sich mir leider gar nicht erschlossen, denn eine wirkliche "Handlung" in dem Sinne gibt es dort nicht - vielmehr unterhält Peggy sich mit einem alten Freund über frühere Zeiten, eine Art Rückblick also auf die Phase, die zwischen den beiden Handlungssträngen liegt. Da stellt sich mir die Frage - warum nicht Seiten sparen, indem die Beschreibungen der Beziehung zu Max gekürzt werden und man sich auf die Haupthandlung beschränkt, und dafür den Zeitraum dieser vergrößern?


Mein Fazit also: Nicht schlecht, aber zu sehr auf Peggys Beziehung fokussiert. In jeder anderen Hinsicht kratzt es mir zu sehr nur an der Oberfläche, sodass es mich bis zum Ende nicht wirklich packen konnte. Schade, da wäre mehr möglich gewesen!

Veröffentlicht am 14.10.2020

Für Zwischendurch

Etta und Otto und Russell und James
0

Sehr ungewöhnlich, insbesondere von der Erzählweise her. Interessante Geschichte & Figuren, irgendetwas hat mir trotzdem gefehlt!
Man kann es ganz gut zwischendurch lesen, es hat nicht allzu viel Tiefgang, ...

Sehr ungewöhnlich, insbesondere von der Erzählweise her. Interessante Geschichte & Figuren, irgendetwas hat mir trotzdem gefehlt!
Man kann es ganz gut zwischendurch lesen, es hat nicht allzu viel Tiefgang, ist aber durchaus unterhaltsam...

Veröffentlicht am 14.10.2020

So abstrus, dass es irgendwie schon wieder gut ist

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
0

"Kommissar Aronsson stellte fest, dass er von der Entwicklung der Dinge enttäuscht war. Es wäre viel lustiger gewesen, einen Alten aus den Klauen einer kriminellen Gang zu retten, als daran zu scheitern, ...

"Kommissar Aronsson stellte fest, dass er von der Entwicklung der Dinge enttäuscht war. Es wäre viel lustiger gewesen, einen Alten aus den Klauen einer kriminellen Gang zu retten, als daran zu scheitern, die Kriminellen vor dem Alten zu retten."

Allan wird heute hundert, doch statt mit den anderen Altenheimbewohnern gemeinsam seinen Geburtstag zu feiern, wie man das als braver Hundertjähriger eben so macht, klettert er kurzerhand aus dem Fenster - es kann doch nicht sein, dass das schon sein ganzes Leben gewesen sein soll! Dabei war sein Leben wirklich alles andere als ereignislos, wie der Leser Schritt für Schritt erfährt. Allan macht sich also auf den Weg, wohin genau weiß er selbst noch nicht. Bis er, bevor er in den Bus steigt, mal eben noch schnell einen Koffer mitgehen lässt (immerhin könnte es ja sein, dass dieser Schuhe enthält - die hat Allan nämlich leider im Altenheim vergessen). Der Besitzer des Koffers ist jedoch alles andere als glücklich über dessen plötzliches Verschwinden, was kaum verwunderlich ist, wenn man denn bedenkt, dass der Koffer keinesfalls bloß Schuhe enthält... Und so kommt es, dass sich Allan, bald in Begelitung mehrerer unterwegs kennengelernter Freunde, plötzlich auf der Flucht vor einer kriminellen Bande befindet. Er selbst sieht das ganz entspannt, er hat in seinem Leben wahrlich schon Schlimmeres mitgemacht. Und so alt ist er ja eigentlich auch noch nicht. Die Polizei hingegen geht zunächst von einer Entführung aus , als Allan an seinem Geburtstag aus dem Altenheim verschwindet. Dann jedoch mehren sich die Hinweise, und als schließlich der Besitzer des Koffers für tot erklärt werden muss - nun, man hatte Allan wohl unterschätzt...

Was dieses Buch auszeichnet, ist wohl seine absolut abstruse Geschichte. Anders kann man es einfach nicht bezeichnen, denn Allan hat in seinem Leben schon so viel Unwahrscheinliches erlebt, dass die Geschichte eigentlich von vorneherein absolut unglaubwürdig sein müsste. Jedoch ist es dann schon wieder so abwegig, dass es irgendwie wieder gut ist. Insbesondere, da es sowohl so nüchtern erzählt wird, als seien die Ereignisse doch alle selbstverständlich und könnten jedem so passieren, als auch dank des sehr humorvollen Protagonisten, der sich ständig in schwierige Situationen bringt und sich jedoch meist schon wieder herausgeredet hat, bevor er überhaupt merkt, in welcher Gefahr er sich gerade befindet.

Es wird abwechselnd die Gegenwart beschrieben, also die Flucht mit dem Koffer mysteriösen Inhalts, und Allans Vergangenheit, angefangen von seiner Kindheit bis hin zu jenen Umständen, wie Allan ins Altenheim kam.

Wie bereits erwähnt ist das Buch sehr humorvoll geschrieben; an einigen Stellen wurde es mir teilwiese etwas zu viel und ich hätte das Buch niemals am Stück lesen können; es ist eben doch schon eine ziemlich ausgefallene Handlung. Aber obwohl es manchmal recht anstrengend war, ist das Buch keinesfalls schlecht; insgesamt ein klassischer Fall von irgendwo in der Mitte. Die Protagonisten waren mir alle auf ihre Art sympathisch, man bekommt nebenbei noch ein bisschen Weltgeschichte mit (wie gesagt, Allans Leben war alles andere als langweilig!) und kann sich so auf jeden Fall ein paar nette Lesestunden machen!

Veröffentlicht am 27.09.2020

Auf dem Weg zurück ins Leben

Hoffnungsleuchten
0

"Die persönlichen Probleme erwuchsen zu einem riesigen Amboss, der kurz davorstand, auf mich niederzusausen."

Alison hat es alles andere als leicht. Nicht nur, dass sie immer noch mit den psychischen ...

"Die persönlichen Probleme erwuchsen zu einem riesigen Amboss, der kurz davorstand, auf mich niederzusausen."

Alison hat es alles andere als leicht. Nicht nur, dass sie immer noch mit den psychischen Folgen ihrer einstigen Tumorerkrankung zu kämpfen hat, auch ihr Kinderwunsch will sich einfach nicht erfüllen. Nach drei Fehlgeburten bekommt die Beziehung zu ihrem langjährigen Partner Simon Risse und Alisons Stärke wird auf eine harte Probe gestellt. Wie kann sie mit all diesen Verlusten umgehen? Und was haben die seltsamen, blauen Lichtpunkte, die beinahe wie kleine Fische aussehen, mit alledem zu tun?

Sehr gefühlvoll wird hier die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die nach vielen Schicksalsschlägen ihren Weg zurück ins Leben sucht. Dabei unterstützen sie eine sich langsam und vorsichtig anbahnende Liebesgeschichte ebenso sehr, wie die Freundschaft zu ihren Arbeitskollegen, die immer für einen kleinen Spaß zu haben sind und damit so manches Mal Alisons Gedanken wieder auf weniger ernste Themen lenken können.

Der Schreibstil der Autorin ist größtenteils leicht verständlich und die Geschichte somit angenehm zu lesen, es hat mich lediglich gestört, dass auch die wörtliche Rede zwischen den Figuren häufig wie geschriebene Sprache klang.

Die Geschichte selbst ist mir zwar teilweise ein kleines bisschen zu langatmig, aber man kann sich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen und beginnt schnell, mit ihr mitzufühlen. Auch die Idee, die sich hinter den Lichtpunkten verbirgt, finde isch sehr schön.

Insgesamt also ein Buch, das es sich zu lesen lohnt!

Veröffentlicht am 13.09.2020

Lässt mich unschlüssig zurück

Volkswagen Blues
0

Als Jack Waterman, ein eher unbekannter Autor mit mäßigem Erfolg, vierzig wird, stellt er fest, dass ihm etwas in seinem Leben fehlt. Womit könnte er also besser beginnen als mit der Suche nach seinem ...

Als Jack Waterman, ein eher unbekannter Autor mit mäßigem Erfolg, vierzig wird, stellt er fest, dass ihm etwas in seinem Leben fehlt. Womit könnte er also besser beginnen als mit der Suche nach seinem Bruder Theo, von dem er seit etwa 20 Jahren nichts mehr gehört hat? Mit seinem alten Bulli macht Jack sich also auf den Weg und begegnet unterwegs Pitsémine, die in Begleitung ihres kleinen schwarzen Katers per Anhalter unterwegs ist. Schon bald stellen die beiden fest, dass sie ein gutes Team sind, und so suchen Jack und Pitsémine, die auch die "Große Heuschrecke" genannt wird, von nun an gemeinsam nach Theo. Dabei führen sie die Spuren, denen sie folgen, einmal quer durch die USA.

Das Buch hat mich etwas unschlüssig zurückgelassen. Im Großen und Ganzen hat es mir gut gefallen, Reisebücher sind toll und bei diesem hier verspürt man sofort die Lust, sich ebenfalls in einen alten Bus zu setzen und sich in Richtung Oregon Trail aufzumachen. Trotzdem haben mir verschiedene Dinge gefehlt. Zum Beispiel wurden zwar viele Orte und Schauplätze erwähnt, die Jack und die Große Heuschrecke bestaunen dürfen, mir waren da aber tatsächlich die Beschreibungen ein wenig zu knapp. Natürlich sind seitenlange Landschaftsbeschreibungen auch nicht gerade spannend, aber in den allermeisten Fällen wurde hier irgendwie vorausgesetzt, dass man im Kopf schon die passenden Bilder parat hat; was bei mir leider nicht immer der Fall war, und das hat es mir schwieriger gemacht, mich wirklich in die Umgebung hineinzufühlen. Ebenso dazu beigetragen hat der Schreibstil, der nicht schlecht ist, mich aber auch nicht überzeugen konnte. Ich konnte keine Nähe zu den Figuren aufbauen, und obwohl ich die beiden als Leser ja gewissermaßen auf ihrem Roadtrip begleitet habe, blieben sie mir merkwürdig fremd. Vielleicht hat da auch mit reingespielt, dass über Jack häufig nur als "der Mann" gesprochen wurde, und auch "Jack" ist eigentlich nur ein Pseudonym; wer er wirklich ist erfährt man nicht wirklich, auf seine Vergangenheit wird nur ganz knapp angespielt; vielleicht sollte das so, aber bei mir hat es verhindert, dass ich eine Beziehung zu den Figuren aufbauen konnte.

Pluspunkte gibt es dafür, dass Bücher eine große Rolle spielen, es werden einige Werke amerikanischer und kanadischer Autoren erwähnt, das hat mir gut gefallen. Auch, dass immer wieder über die Geschichte bzw den Untergang der Indianerstämme gesprochen wurde, war spannend.

Mein Fazit also - ich weiß nicht. Ich glaube, das Buch hätte deutlich mehr Potenzial gehabt, als hier ausgeschöpft wurde. Das Ende lässt mich unbefriedigt zurück, denn die Botschaft wurde mir einfach nicht klar, ich weiß nicht, was mir dieses Buch sagen wollte. Um ein paar Stunden mal abzuschalten und sich auf einen kleinen gedanklichen Roadtrip zu begeben, ist es dennoch gut. Man kann es lesen, muss man aber auch nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere