Cover-Bild Der letzte Papierkranich - Eine Geschichte aus Hiroshima
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19,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Arctis ein Imprint der Atrium Verlag AG
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 24.07.2020
  • ISBN: 9783038800439
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Kerry Drewery

Der letzte Papierkranich - Eine Geschichte aus Hiroshima

Meritxell Janina Piel (Übersetzer), Natsko Seki (Illustrator)

Ichiro und sein bester Freund Hiro überleben den Atombombenabwurf auf Hiroshima. Verwundet und zerrüttet begeben sich die beiden Teenager auf die Suche nach ihren Familien. Schließlich finden sie Keiko, Hiros fünfjährige Schwester. Doch das kleine Mädchen geht in dem Chaos der völlig zerstörten Stadt verloren. Ihr Verbleib und Schicksal lässt Ichiro nicht mehr los, hatte er doch Hiro, kurz bevor dieser starb, versprochen, auf die Kleine aufzupassen. Einige Wochen später kehrt er zurück an den Ort des Grauens und begibt sich auf die Suche nach ihr. Überall hinterlässt er Origami-Papierkraniche mit seiner Adresse – in der Hoffnung, dass Keiko überlebt hat …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2020

Eine bewegende Erinnerung an die Zeit nach dem Abwurf der Atombombe von Hiroshima.

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Der Arctis Verlag überrascht mich immer wieder mit Büchern, die sowohl sehr emotional sind, als auch sehr sensible Themen ansprechen.
Besonders die Geschichten, die sich mit geschichtlichen Ereignissen ...

Der Arctis Verlag überrascht mich immer wieder mit Büchern, die sowohl sehr emotional sind, als auch sehr sensible Themen ansprechen.
Besonders die Geschichten, die sich mit geschichtlichen Ereignissen beschäftigen und diese aus einem anderen Blickwinkel betrachten, haben es mir angetan.

"Der letzte Papierkranich" von Kerry Drewery erzählt die Geschichte der Freunde Hiro und Ichiro, die in Hiroshima in Japan leben.
Es ist der 06. August 1945 kurz vor 8:16 Uhr als ein weißes Licht die Welt um Hiro und Ichiro in gleißende Helligkeit taucht.

Und die Welt für einen kurzen Moment stehen bleibt.

Und danach ist nichts mehr, wie es einmal war.
Hiroshima ist im Umkreis von 2km um den Detonationspunkt der Atombombe ausgelöscht; nur vereinzelt stechen Skelette von Betonbauten aus der Schuttwüste empor.
Wo einst Menschen saßen, erinnern nur noch Schatten an ihr Leben. Ausgelöscht von Strahlung und Hitze.
Auf die, die überlebt haben, wartet ein jahrelanger Kampf gegen die Folgen der atomaren Verstrahlung und auch noch heute, nach über 75 Jahren!, sind diese Spätfolgen z.B. in den Krebsstatistiken nachvollziehbar.

Kerry Drewery hat diesen Teil der Geschichte, der nach meinem Gefühl in Europa nicht ganz so präsent ist, mit sehr viel Sensibilität und Klarheit herübergebracht.
Das Buch weist dabei unterschiedliche Stilformen auf und ist in Prosa und Versen geschrieben.
Die japanische Illustratorin Natsko Seki lockert zusätzlich mit ihren Zeichnungen die gewichtigen, mitreißenden und sehr gefühlsträchtigen Texte auf und gibt gleichzeitig dem Grauen eine optische Stimme.

Wie ein roter Faden zieht sich der Buchtitel "Der letzte Papierkranich" durch die Geschichte.
Und während der Leser noch grübelnd über die Grausamkeit vergangener Tage nachdenkt & zweifelsohne auch über die Dummheit der Menschen, kann er sich selbst an einem Papierkranich versuchen.
Die Anleitung am Ende des Buches bringt bei entsprechender Fingerfertigkeit einen traditionellen Papierkranich zum Vorschein, der in Japan zum Symbol der internationalen Friedensbewegung und dem Widerstand gegen den Atomkrieg geworden ist.

Fazit
Eine bewegende Erinnerung & ein Mahnmal an die Zeit nach dem Abwurf der Atombombe von Hiroshima.
Eine von vielen Geschichten und Ereignissen, die NIE in Vergessenheit geraten darf!

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Fiktiver Zeitzeugen Bericht über Hiroshima

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Ich selbst habe mich vorher nie mit dem Thema und den Ereignissen in Hiroshima auseinander gesetzt. Deswegen denke ich, ist dieses Buch perfekt für Einsteiger gedacht. Auch wenn es fiktiv war, hat dir ...

Ich selbst habe mich vorher nie mit dem Thema und den Ereignissen in Hiroshima auseinander gesetzt. Deswegen denke ich, ist dieses Buch perfekt für Einsteiger gedacht. Auch wenn es fiktiv war, hat dir Autorin doch ganz gut geschichtliche Aspekte mit eingebracht. Etwa wird auf den Schwarzen Regen oder anderen Zeitzeugenberichte der Hibakusha hingewiesen und auch die Papierkraniche erzählen hier und im echten Leben eine Geschichte und sind ein Symbol des Überlebens und des Friedens.

Mich hat das Buch einfach dazu gebracht, mehr über Hiroshima und die Hibakusha zu lesen. Ich finde es zum Beispiel ganz schrecklich wie unmenschlich sie von allen behandelt wurden es es scheinbar heute noch ist, für das ganze Leid das sie ertragen mussten und doch nichts dafür konnten.

Ehrlich gesagt hatte ich mir mehr geschichtliche Fakten gewünscht. Stattdessen konnte ich über eine beeindruckende Lebensgeschichte mit eindrucksvollen Illustrationen lesen, die emotional berührt hat uns aber auch die Schrecken der Realität und Grausamkeit unserer Art zeigt. Durch solche Geschichten bleibt die Vergangenheit aber nicht mehr nur Vergangeheit. Sie wird weitergegeben und wir und zukünftige können und müssen daraus lernen. Deshalb finde ich es gut, über solch neu aufgerollten Geschichten zu stolpern und ich bereue echt nicht das Buch gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Großartiges Buch mit viel Recherche dahinter

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In “Der letzte Papierkranich” erzählt Kerry Drewery eine ergreifende Geschichte über den Atombombenabwurf auf Hiroshima. Die Autorin hat sehr viel recherchiert und das merkt man auch beim Lesen. Besonders ...

In “Der letzte Papierkranich” erzählt Kerry Drewery eine ergreifende Geschichte über den Atombombenabwurf auf Hiroshima. Die Autorin hat sehr viel recherchiert und das merkt man auch beim Lesen. Besonders toll ist die Tatsache, dass die japanische Illustratorin Natsko Seki ausgewählt wurde, um die Geschichte bildlich zu untermalen.

4,5/5

Das Buch ist in drei Teilen aufgeteilt, wobei der 1. und 3. Teil einen lyrischen Aufbau haben, was sehr interessant ist, weil dadurch andere Betonungen gesetzt werden, als wenn es ein Fließtext wäre. Anfang und Ende der Geschichte spielen in der Gegenwart und werden aus der Sicht der Enkelin Mizuki erzählt. Opa Ichiro spricht mit Mizuki über die selbst aufgebürdete Last eines nicht eingehaltenen Versprechens. Der 2. Teil offenbart den Grund für die Schuldgefühle Ichiros und bringt uns in das Jahr 1945, als die Atombombe Hiroshima traf. Ichiro und sein bester Freund Hiro überleben dieses tragische Ereignis und begeben sich auf die Suche nach Hiros fünfjährigen Schwester Keiko. Sie finden das kleine Mädchen und Ichiro verspricht Hiro, kurz bevor dieser verstarb, dass er auf Keiko aufpassen wird. Doch der Weg zum Krankenhaus ist weit und Ichiro konnte Keiko nicht länger tragen, sodass er gezwungen war sie zurückzulassen, um Hilfe zu holen. Seitdem hat er sie nie wieder gesehen. Während seiner Suche nach ihr hinterlässt er Origami-Papierkraniche mit seiner Adresse – in der Hoffnung, dass Keiko überlebt hat …

Ich muss zugeben, dass ich anfangs Vorbehalte hatte, weil eine weiße Autorin über Hiroshima aus einer japanischen Sicht schreibt. Es ist kein Own Voice Buch, aber Drewery hat das m.M.n. sehr gut gemacht, aber ich bin keine Japanerin und kann dementsprechend nicht beurteilen, wie das auf japanische Leser_innen wirkt.

Im Buch werden "Ensō" (Kreise, die mit einem Pinselschwung gemalt werden) benutzt, um Gedanken zu akzentuieren. Ensō ist insbesondere im Zen-Buddhismus ein bedeutungsvolles Symbol, das für Ästhetik, Erleuchtung, Stärke und Eleganz steht. Genauso kann es aber sowohl für das Universum als auch für die Leere stehen. Das Ensō ist der „Ausdruck des Moments“ und die Zitate darin sind es ebenso.

Es ist ein Buch mit lebendigen Charakteren und ich hatte mehrere Male Tränen in den Augen. So viele Stellen waren einfach herzzerreißend und die Illustrationen sind so ausdrucksstark und verstärken die Wirkung der Geschichte. Ich denke, Drewery hat die Emotionen, die Verzweiflung, die Angst, die Ungewissheit der Überlebenden der Atombombe großartig eingefangen.


Dennoch habe ich einige Kritikpunkte, was aber evtl. auch Haarspalterei ist. Hin und wieder werden im Buch japanische Begriffe und Phrasen verwendet, die direkt im Anschluss übersetzt werden. Deshalb frage ich mich, ob es denn überhaupt notwendig war, diese einzustreuen? Bei einigen kann ich es nachvollziehen (wie “ganbare”, weil es nicht die eine richtige Übersetzung dafür gibt), aber “tasukete” (“hilfe/hilf mir”)? Und dann wurde “shikata ga nai” (“Kann man nichts machen” / ”Es ist wie es ist”) nicht übersetzt. Es wirkt auf mich fast dekorativ. Es wurde auch der Begriff “pika” benutzt. “Pika” ist eine Abkürzung von “pikadon” (der “helle Blitz” der Atombombe) und wird häufig von Menschen verwendet, die der Bombe am nächsten waren. Beim Lesen war das für mich verwirrend, weil gesagt wurde, dass in dem Moment bzw. kurz nach dem Einschlag der Atombombe jemand mit der “pika” angezündet wurde, und ich habe nicht verstanden, inwiefern man andere mit einem Blitz anzünden sollte? Außerdem meine ich, dass der Begriff “pikadon” zu dem Zeitpunkt noch nicht verwendet und erst im Nachhinein eingeführt wurde.

Ich bin auch über den Satz “Möge Gott mit Ihnen sein” gestolpert, weil ich das mit dem Christentum verbunden habe und der Großteil der Japaner dem Shintoismus oder Buddhismus angehören. Lediglich etwa 1% der Bevölkerung gehört dem Christentum an. Außerdem wird die Reihenfolge der japanischen Namen (zuerst Nachname, dann Vorname) nicht eingehalten, was seltsam war, aber natürlich den Lesefluss nicht gestört hat. Wie gesagt, Kleinigkeiten, deshalb auch der halbe Stern Abzug, wollte das nur anmerken.

Mein Vorschlag: Glossar mit all den Hiroshima-spezifischen Begriffen bzw. allen japanischen Begriffen und Phrasen hinzufügen.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Emotional, doch ohne Tiefe

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Ich kann nicht genau sagen wieso, oder was das über mich aussagt, aber die Atombombenabwürde in Hiroshima und Nagasaki üben eine grausige Faszination auf mich aus. Vielleicht, weil es nicht in meinem Kopf ...

Ich kann nicht genau sagen wieso, oder was das über mich aussagt, aber die Atombombenabwürde in Hiroshima und Nagasaki üben eine grausige Faszination auf mich aus. Vielleicht, weil es nicht in meinem Kopf will, wie man zu diesen Waffen greifen konnte, wie man wissentlich so viel Leid und Elend verursachen konnte. Ich versuche das Schicksal dieser Menschen zu verstehen, versuche zu verstehen, was aber eigentlich nicht verstanden werden kann. Trotzdem greife ich immer wieder zu Büchern, die diese Thematik aufgreifen und so geriet auch Der letzte Papierkranich schnell in mein Blickfeld.

“Wir alle sind Geschichten”
In dem Buch haben wir zwei Handlungsstränge. Die Rahmenhandlung spielt in der Gegenwart. Mizuki macht sich Sorgen um ihren Großvater Ichiro, der zunehmend verbittert und verzweifelt wirkt. Sie möchte ihm helfen und sucht daher die Ursache für seine Traurigkeit. Schnell stößt sich auf die tragische Vergangenheit ihres Großvaters in dessen Heimatstadt Hiroshima …
Dieser Gegenwart-Teil ist komplett in Versform geschrieben, wobei der “Text” in einer freien Versform ist, während die Kapitel stets von einem Haiku eingeleitet werden. Ein Ansatz, den ich sehr interessant fand und der sich doch besser lesen ließ, als erwartet.

Schatten der Vergangenheit
zehren an seiner Seele
Was geschieht in seinem Kopf,
was ihm so zusetzt?

Was bedrückt
den Mann,
der mir einst
das Radfahren
beibrachte?

(Der letzte Papierkranich von Kerry Drewery, Arctis Verlag, 2020, S. 21.)


Wenngleich ich, nur eine Leseprobe des Originals gelesen habe und es daher nicht ganz genau sagen kann, habe ich doch das Gefühl, dass Meritxell Janina Piel als Übersetzerin hier auch einen wirklich guten Job gemacht hat. Zumindest bei den freien Versen. Die Haikus verlieren manchmal etwas von ihrer Bedeutung, aber das kreide ich ihr nicht an, denn Haikus sind halt echt schwer zu übersetzten, da man ja drauf achten muss die Silbenzahl beizubehalten.


Wenn deine Welt von einer Sekunde zur anderen explodiert
Der mittlere Teil ist wieder in Prosaform geschrieben und in dem erzähl Großvater Ichiro von seiner Vergangenheit und den Ereignissen in Hiroshima, als die Bombie fiel, wobei er mit seinen Erinnerungen unmittelbar vor dem Abwurf beginnt.

Aus dem Augenwinkel sehe ich Hiro, der zum Fenster geht.
“Ein B-29-Bomber”, stellt er fest. “Aber nur einer.”
Mein Finger liegt auf Seite dreihundertachtundvierzig und markiert das letzte Wort, das ich im “Davor” lesen werde, während ich das deutliche und vertraute Brummen des amerikanischen Flugzeugs höre. Hiro dreht sich zu mir um. “Da ist irgendwas …”
Der Rest seines Satzes verbrennt im alles verschlingenden Weiß.

(Der letzte Papierkranich von Kerry Drewery, Arctis Verlag, 2020, S. 32f..)


Als Leser/in begleiten wir Ichiro und seinen Freund Hiro auf ihrer Suche nach Keiko durch das bis zur blanken Erde zerstörtem Hiroshima. Leider kann man sich eigentlich, wenn man den online genutzten Inhaltstext durchgelesen hat, diesen Teil fast sparen, da der Inhaltstext aber auch wirklich ALLES vorwegnimmt, was in Anbetracht der Kürze des Buches nicht nur ärgerlich, sondern schlichtweg untragbar ist.

Hat man nur den Klapptext auf der Rückseite des Buches gelesen (den ich auch oben verwende) ist man besser dran und ist das Schicksal von Ichiro und Keiko in Hiroshima deutlich emotionaler, wenngleich, und das ist mein großer Kritikpunkt an diesem Buch, alles trotzdem sehr oberflächlich bleibt. Das Buch ist im Grunde viel zu kurz, um die Emotionen wirklich zu übermitteln, die es den/die Leser*in fühlen lassen will. Die Handlung fliegt dahin, Figuren bleiben blass, für tiefgründige Auseinandersetzungen mit dem Grauen fehlt die Zeit. Die Geschichte ist dramatisch, keine Frage, doch es ist Schrecken, erzählt im Eiltempo, weshalb es viel von seiner Eindringlichkeit verliert. Auch das Ende der Rahmenhandlung fand ich viel zu schnell erzählt und in meinen Augen auch etwas zu kitschig. Zumindest letzteres ist jedoch eher Geschmackssache. Ein bisschen hatte ich auch das Gefühl, dass die Autorin ihre Ideen aus Die letzten Glühwürmchen und Sadako will leben zusammengemischt hat, aber das nur mein Gefühl, ich will der Autorin da nichts unterstellen und lasse diesen Punkt auch nicht in meiner Bewertung einfließen.

Fazit:


Das Buch ist für Jugendliche als Einstieg in dieses Thema sicher nicht verkehrt. Es ist ein kurzes, aber einnehmend erzähltes Einzelschicksal, dass ohne zu verstören versucht, dieses katastrophale Ereignis abzubilden. Um wirklich nachhaltig bewegend zu sein, fehlt es jedoch deutlich an Tiefe, denn ein sensibles Thema allein, macht noch kein tiefgründiges Buch.

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