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Veröffentlicht am 19.09.2020

Platten-Jäger

Murder Swing
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Er besitzt eine kleine Wohnstätte in London, die er Bungalow nennt, in einem Zweifamilienhaus. In der unmittelbaren Umgebung ist das Kloster, in dem sich die Reichen und Schönen sich verwöhnen lassen. ...

Er besitzt eine kleine Wohnstätte in London, die er Bungalow nennt, in einem Zweifamilienhaus. In der unmittelbaren Umgebung ist das Kloster, in dem sich die Reichen und Schönen sich verwöhnen lassen. Und er kämpft mit der Reparatur des Warmwasserspeichers. Viel lieber würde er sich mit seinen Platten beschäftigen. Auf seinen Streifzügen durch die Secondhandläden findet er eine Platte, die er online gut verkaufen kann. Damit sind erstmal die wichtigsten Kosten gedeckt. Als jedoch eine geheimnisvolle Schöne bei ihm anfragt, ob er eine bestimmte Platte finden könnte, sagt er sofort zu. Den Lohn kann er gut gebrauchen.

Es ist der erste Fall für den Katzenliebhaber und Schallplatten-Jäger. Und nachdem er von der attraktiven N. Warren engagiert wird, macht er sich mit Feuereifer auf die Suche. Hinter dem gesuchten Objekt scheint mehr zu stecken, es gilt nicht nur eine seltene Schallplatte zu entdecken, sondern auch die Geschichte, die mit der Originalaufnahme im Zusammenhang steht. Doch zunächst hat Ms Warren etwas zu lernen, nämlich dass es unter den gebrauchten Dingen durchaus tolle Stücke zu entdecken gibt, die auch in ihrem ausgewählten Kleiderschrank gut machen. Ordentlichen Kaffee muss sie auch noch kennenlernen, nur die Katzen mag sie schon. Eigentlich will er es nicht gleich wahrhaben, aber sie ist die ideale Partnerin für einen wie ihn.

Es ist nicht immer ganz optimal, wenn man ein anderes, aber doch ähnliches Thema vor kurzem schon erlesen hat. Da fehlt dann ein wenig die Neuigkeit, auch wenn man sich keine Gedanken gemacht hat, welches Buch zuerst da war. Hier geht es ums zuerst gelesen. Und so hat der Vinyl-Detektiv einen erschwerten Start. Dagegen macht er sich aber ganz gut. Er und seine Mitstreiter müssen sich zunächst mal finden, sind aber durchweg sympathisch auch mit ihren Schrullen. Die Suche nach der Platte ist alles andere als einfach und wird sogar gefährlich. Je weiter sich die Geschichte entfaltet, desto spannender wird es. Auch wenn das Angebot an Detektiven schier unerschöpflich und auch schwer überschaubar ist, dieser Platten-Jäger hat sich für weitere Lektüre empfohlen.

Veröffentlicht am 14.09.2020

Ohne Moral

Nacht über dem Bayou
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Detective Dave Robicheaux wird beauftragt, sich einen alten Fall anzuschauen. Ein schwarzer Bürgerrechtlicher wurde vor langen Jahren umgebracht und der mutmaßliche Mörfer Aaron Crown verurteilt. Dieser ...

Detective Dave Robicheaux wird beauftragt, sich einen alten Fall anzuschauen. Ein schwarzer Bürgerrechtlicher wurde vor langen Jahren umgebracht und der mutmaßliche Mörfer Aaron Crown verurteilt. Dieser behauptet nun, er sei es nicht gewesen. Obwohl es kaum Hoffnung für eine Wiederaufrollung des Falles gibt, geht Dave einigen Hinweisen nach. Seltsam kommt ihm allerdings vor, dass sich der künftige Gouverneur Burford LaRose für die Sache interessiert. Und nicht lange danach wird ein Filmreporter tot aufgefunden. Irgendetwas geht da nicht mit rechten Dingen zu und Robicheaux wird herausfinden, wie die Dinge zusammenhängen.

Man könnte meinen, in New Iberia, wo Dave Robicheaux bei der Polizei tätig ist, habe sich sämtlicher white Trash aus ganz Louisiana versammelt. Und Dave bekommt im Laufe seiner Ermittlungen vermeintlich mit jedem davon zu tun. Und diese Leute haben keine Hemmungen, ihren Mitmenschen ganz absonderliche Dinge anzutun. Oder ihr Verhalten ist meist hinterhältig und gemein. Man kann Daves Wunsch, als Privatdetektiv in einer Nachbarstadt zu arbeiten, gut verstehen. Die Frage ist nur, ob es dort besser ist. Möglicherweise kennt er dort die Menschen nicht so gut. Aber ist nicht gerade das auch hilfreich bei den Ermittlungen? Wenn man sich gut auskennt, kann man die Menschen auch besser einschätzen.

Dieser Band ist der neunte Band in einer Reihe von bisher 23 Büchern. Zum einen sind die Bücher des Autors immer irgendwie gut, zum anderen allerdings wirkt es doch etwas aus dem Zusammenhang gerissen, wenn man einfach einen Band herausgreift. Auch führt der Autor immer wieder Personen ein, deren Namen einen Südstaaten-Klang haben und die sich damit so ähneln, dass man überlegt, wer war das nochmal. Der Bodensatz der Menschlichen Art, der sich hier trifft, sucht schon seinesgleichen. Dennoch ist das Buch spannend und auch, wenn man meint, gewisse Leute fallen immer auf die Füße, so gibt es doch eine ausgleichende Gerechtigkeit. Und Dave Robicheaux und seine Familie freuen sich auf Weihnachten.

Veröffentlicht am 29.08.2020

Die Lektorin

Die Kunst, Schluss zu machen
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Eva Elliot arbeitet in einem kleinen Verlag, der Liebesromane veröffentlicht. Ihr Freund Luke ist vor kurzem bei ihr eingezogen. Sie harmonieren ganz gut, wenigstens beim Scrabble. Doch wenn es bei Eva ...

Eva Elliot arbeitet in einem kleinen Verlag, der Liebesromane veröffentlicht. Ihr Freund Luke ist vor kurzem bei ihr eingezogen. Sie harmonieren ganz gut, wenigstens beim Scrabble. Doch wenn es bei Eva und ihrem Freund läuft, drängt sich bei der jungen Frau der Gedanke an Trennung auf. Schon mehrere Beziehungen hat Eva beendet. Sollte nun auch die zu Luke dran sein? Luke, der manchmal in unmögliche Situationen gerät, ist er erst kürzlich mit mit einer blutenden Lippe angekommen. Dabei ist er als Jurist ein sehr fleißiger und gewissenhafter Arbeiter. Wer allerdings ist Grace, die in letzter Zeit immer wieder in der Nähe des jungen Paares auftaucht?

Jeder wird wissen, dass eine Beziehung auch mal auseinandergehen kann. Und wenn es soweit ist, dann fühlt sich der eine halt wohler, wenn er sich trennt und dem nächsten bekommt es besser, wenn der Partner Schluss macht. Sicher gibt es auch Liebespaare, die den Entschluss gemeinsam treffen. Eva ist lieber diejenige, die aktiv wird. Und so hat sie ihre Liebschaften meist beendet, wenn ihr Partner am wenigsten damit gerechnet hat. Auch bei Luke hat sie schon mit dem Gedanken gespielt, die Sache zu beenden. Doch mit Grace betritt plötzlich eine Konkurrentin die Bühne.

Man fragt sich, wieso Eva sich nicht so auf ihre Beziehungen einlassen kann. Oder ist ihre Definition von Einlassen einfach anders? Wenn sie sich trennt, wirken ihre Partner verletzt und überrascht. Grace scheint ganz eigene Probleme zu haben, die sich in ihrem exzentrischen Verhalten äußern. Und Luke hat weniger Probleme, sich einzulassen. Dafür hat er ein Geschick darin entwickelt, Informationen für sich zu behalten. Auch wenn einem keiner der Protagonisten besonders sympathisch wird, erfährt man doch mit Interesse von den Lebenswegen der drei Hauptpersonen. Die Geschichte ist ausgeklügelt und wartet mit Überraschungen auf, die die Lektüre spannend machen. Nachdem der Aufbau etwas langatmig erscheint, spitzen sich die Ereignisse dann so zu, dass man am Ball bleibt.

Veröffentlicht am 04.08.2020

Der magische Koffer

Tante Poldi und der schöne Antonio
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Diesmal ist Tante Poldi wirklich in Gefahr und nicht nur sie, auch ihr Neffe und Chronist bangt um sein Leben. Wie konnte es nur dazu kommen. Dazu muss man wissen, dass am Schluss des vorherigen Teil plötzlich ...

Diesmal ist Tante Poldi wirklich in Gefahr und nicht nur sie, auch ihr Neffe und Chronist bangt um sein Leben. Wie konnte es nur dazu kommen. Dazu muss man wissen, dass am Schluss des vorherigen Teil plötzlich John aus Tansania vor der Tür stand. Poldi war sich nicht so sicher, ob sie sich freuen sollte. Schließlich hatte John sie nicht sehr gut behandelt. Und Montana war fein ausgedrückt gerade da und hat so von dem ungewöhnlichen Besuch erfahren. John sucht seinen Halbbruder Thomas, der einem afrikanischen Boss den Koffer geklaut hat. Dessen Spur verliert sich auf Sizilien.

Der dritte Teil dieser Cozy Crime Reihe läßt Einblicke in Poldis bewegtes Leben zu. Natürlich bleiben immer noch Geheimnisse. Doch der Neffe und Chronist, der hoffentlich auch irgendwann einen Namen bekommt, fängt so langsam an, einige von Poldis erstaunlichen Erzählungen besser zu verstehen. Auf der Suche nach dem ominösen Koffer kommt es schließlich zu einer Art Roadtrip über die sizilianische Insel. Tante Poldi muss alle ihre Fähigkeiten bemühen, um ihre Familie zu schützen, denn immer mehr Parteien sind hinter dem Koffer her und Poldi hat ihrem Montana essentielle Informationen vorenthalten. Dass etliche der Personen, denen sie begegnen, mit dem schönen Namen Antonio geschmückt sind, lässt schmunzeln.

Hat man die ersten Bände gehört, lohnt sich ein Versuch mit dem Buch. Auch geschrieben kommt Poldis Sprache sehr direkt rüber und man kann sie sich in ihrem gute Laune Kleid sehr gut vorstellen. Die Geschichte um den Koffer beginnt sehr interessant und auch die Suche nach dem verschwundenen Thomas ist sehr spannend. Dann jedoch driftet die Story etwas in eine Richtung, die nur noch mit der Magie des Koffers zu erklären ist. Da wird es etwas schwierig, der Geschichte noch alles Wohlwollen entgegen zu bringen. Zum Glück kriegt Poldi doch noch recht elegant die Kurve und der Neffe die Gelegenheit, seinen Chronistenpflichten nachzukommen.

Veröffentlicht am 23.07.2020

Tante Poldi und Dings

Tante Poldi und die Früchte des Herrn
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Es ist Ruhe eingekehrt, fast schon zu viel Ruhe für Tante Poldi. Die Schwermut, die sie und ihre Familie schon überwunden glaubten, ist dabei zurückzukommen. Die Bekanntschaft mit dem feschen Winzer Avola ...

Es ist Ruhe eingekehrt, fast schon zu viel Ruhe für Tante Poldi. Die Schwermut, die sie und ihre Familie schon überwunden glaubten, ist dabei zurückzukommen. Die Bekanntschaft mit dem feschen Winzer Avola wirkt ungemein stimmungsaufhellend. Dass Poldi so in ihren nächsten Fall stolpert, kann sie nicht ahnen. Allerdings nach einer interessanten Nacht, die etwas im Nebel liegt, wird in Avolas Weinberg eine Tote gefunden. Genauer gesagt, Poldi findet sie bei ihrem Morgenspaziergang. Entsetzt muss Poldi feststellen, dass es sich um die sympathische Wahrsagerin Giuliana handelt, welche Poldi erst kurz vorher aus der Hand gelesen hat.

Wie auch im ersten Band fungiert Poldis Neffe, der aus München anreist, als Poldis Chronist. Eigentlich möchte er einen großen Familienroman verfassen, aber Poldi meint, dass er sich viel besser eignet, ihre Fälle aufzuzeichnen. Und so erzählt sie ihm haarklein, wie es diesmal wieder anfing. Wie ihr zwei Todesfälle unterkamen, denen sie unbedingt auf den Grund gehen wollte. Und was mit Kommissar Montana war und dem Dings. Und dass, sie sich an Avola, den mit den Unterarmen, und das Dings nicht so richtig erinnern kann. Der Neffe muss mal wieder über seinen Schatten springen.

Von Phillip Moog hervorragend interpretiert läuft Tante Poldi zu bester Form auf. Vor ihrer exzentrischen Persönlichkeit, der sie mit deutlichen Worten und Schimpfworten Ausdruck verleiht, muss der Fall schon fast in den Hintergrund treten. Und doch kann sie nicht vermeiden, dass sie über Spuren oder Tote stolpert. Der Winzer Avola bietet eine Verlockung, die sie auf Abwege bringen könnte. Ob Montana damit einverstanden sein kann? Oder hängt alles irgendwie ganz anders zusammen. Tante Poldi, die sowohl dem Detektiv spielen und dem Dings nicht abgeneigt ist, stiftet auch andere zum Schnüffeln an und kommt schließlich auf den größeren Zusammenhang. Dabei reißt sie zwar alles an sich, überstrahlt aber auch alles irgendwie. Da muss der Neffe relativ anonym und im Hintergrund bleiben. Ein unterhaltsames Hörbuch, das besonders von der tollen Interpretation des Vorlesers lebt.