Der jüdische Junge Ariel (hebräisch „Löwe Gottes“) ist 1939 geboren.
Seine Eltern sind wohlhabend und die drei ziehen während der Nazidiktatur um und durch die Welt.
Ariels Vater arbeitet für den britischen ...
Der jüdische Junge Ariel (hebräisch „Löwe Gottes“) ist 1939 geboren.
Seine Eltern sind wohlhabend und die drei ziehen während der Nazidiktatur um und durch die Welt.
Ariels Vater arbeitet für den britischen Geheimdienst.
Bei einem Einsatz kommt er ums Leben.
Der Sohn will seinen Vater rächen.
Er wird seinem Namen gerecht.
Er wird zum Zornesengel.
Er wird zum Bestrafer der Dämonen.
Er wird zum Nazijäger.
Er wird aber auch ein Liebender.
Ein Liebender, der seine Liebe verliert.
Mehr Worte möchte ich über den Inhalt nicht verlieren, weil das Buch recht schmal ist.
Ich würde Spannung und Lesevergnügen vorwegnehmen.
Dieser Kurzroman ist außergewöhnlich und seltsam. Gleichermaßen schön wie bedrückend.
Er stimmt nachdenklich.
Es ist ein Roman, in dem es um Rache, Vergeltung, Liebe, Verrat und Tod geht.
Ist Rache moralisch akzeptabel? Nachvollziehbar? Verständlich? Menschlich?
Welche Möglichkeiten der Rache sind annehmbar?
Führt Rache zu anhaltendem Wohlbefinden bei dem, der sich rächt?
Oder nur zu vorübergehender Genugtuung?
Wird die Welt durch Rache besser?
Iris Wolff erzählt feinfühlig und mit brillanter Sprache die Geschichte einer Familie aus dem Banat, einer historischen Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt.
Wir ...
Iris Wolff erzählt feinfühlig und mit brillanter Sprache die Geschichte einer Familie aus dem Banat, einer historischen Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt.
Wir begleiten die vier Generationen von der Zeit der Monarchie bis zum Ende der rumänische Revolution von 1989.
Im Verlauf des Romans lernen wir schwerpunktmäßig sieben Personen kennen, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist.
Diese Personen stehen miteinander in Verbindung und am Ende schließt sich der Kreis.
Mit Aufschlagen des Buches werden wir in eine mitreißende und packende Situation in die rückständig wirkende Zeit der 1960-er Jahre hineinkatapultiert: die Geburt von Samuel, der in jedem der sieben Kapitel eine zentrale Rolle spielt.
Er ist der einzige Sohn von Florentine und dem deutschstämmigen Pfarrer Hannes.
Florentine ist eine introvertierte Frau mit einer Leidenschaft für Bücher und Poesie.
Sie kümmert sich um die Familie ihrer bei einer illegalen Abtreibung verstorbenen Freundin Nika und um die Gäste, die ins Pfarrhaus kommen.
Auch Benedikt und Lothar aus der DDR gehören zu diesen Besuchern. Sie scheinen etwas im Schilde zu führen und nutzen die Gastfreundschaft von Florentine und Hannes ungewöhnlich lange aus.
Auch Samuel hat seinen besten Freund verloren: Echo wird er genannt, bevor er starb.
Dann ist da noch Karline. Sie ist die Mutter von Pfarrer Hannes, die aus einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie stammt und von besseren Zeiten träumt: von der vergangenen Monarchie.
Und auch Konstanty, der gewalttätige Ehemann von Florentibes slowakischer Freundin Malva, soll hier noch kurz erwähnt werden. Er ist ein Gegenspieler bzw. Unruhestifter in dieser dörflichen Welt im Banat. Er ist ein überzeugter Kommunist und Anhänger Ceausescus und die Pfarrersfamilie hat ihre liebe Not mit ihm.
Wir können uns die Charaktere, deren Umfeld und die Umstände, in denen sie leben, unschwer vorstellen, weil die Autorin sie uns unaufgeregt, empathisch und in wundervoller Sprache mit beeindruckenden Bildern nahebringt.
Die Figuren werden authentisch skizziert und dabei glaubhaft und undramatisch miteinander verbunden.
In dem Roman werden viele Themen gestreift:
Bedeutung von Familie und Freundschaften, Verlässlichkeit innerhalb der Familie, Identitäts- und Sinnsuche, Liebe, glückliche Umstände versus Fügung bzw. Zufall versus Schicksal.
Es geht auch um Zusammenhalt, Einsamkeit, Heimat und Sprache.
Eingebettet sind all diese Themen in eine unterhaltsame und fesselnde Familiengeschichte, deren Rahmen politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschehnisse sind.
Ich empfehle diese spannende und berührende Familiengeschichte, deren melodische und poetische Sprache und originelle Bilder ein Genuss sind, sehr gerne weiter.
Iris Wolf ist eine Sprachkünstlerin mit einem ausgeprägtem Sprachgefühl.
Für mich ist der 216-seitige Roman ein Highlight.
Ein literarisches Sahnestückchen. Ruhig und gleichzeitig bewegend.
In diesem Erzählband finden sich 13 tiefsinnige und facettenreiche Familiengeschichten, denen Biographisches zugrunde liegt und deren Rahmen politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschehnisse bilden.
Autobiographisches ...
In diesem Erzählband finden sich 13 tiefsinnige und facettenreiche Familiengeschichten, denen Biographisches zugrunde liegt und deren Rahmen politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschehnisse bilden.
Autobiographisches und Reales in Fiktion eingebettet.
Es geht „im Kleinen“ immer um die zwischenmenschlichen Beziehungen und Verwicklungen innerhalb des familiären Netzes und dabei im Besonderen um Familiengeheimnisse, Familienkonflikte, Lügen, Verrat, Grenzüberschreitungen, Krisen, Brüche, Heimat, Herkunft und Sehnsucht.
Aber auch berufliche Schwierigkeiten und die Liebe kommen nicht zu kurz.
- das alltägliche Leben eben. Gleichermaßen unspektakulär wie außergewöhnlich.
„Im Großen“ spielen politische Ereignisse wie Judenverfolgung, Holocaust und Prager Frühling eine nicht unbedeutende Rolle.
Feinfühlig und mit knappen und präzisen Worten gelingt es Maxim Biller jeweils in Windeseile, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen.
Er präsentiert mit seinen z. T. skurrilen und selbstironischen jüdisch-russischen Familiengeschichten ausgewogene und unterhaltsame Mischungen zwischen Handlung und Reflexion sowie Witz und Provokation und vermittelt die jeweilige Atmosphäre gekonnt und im Handumdrehen.
Die Geschichten kommen sehr unterschiedlich daher.
Mal wuchtig, mal unaufgeregt.
Mal emotionaler, mal sachlicher. Mal weitschweifiger, mal knapper.
Ich empfehle diesen kurzweiligen und abwechslungsreichen Erzählband des scharfsinnigen Beobachters und brillanten Sprachkünstlers sehr gerne.
Spreewald, Berlin und polnisches Randgebiet ... das ist das Setting des Thrillers.
Als ich mir die Vorankündigung zu diesem Buch durchlas, stieß ich auf folgende interessante Legende, die sich um die ...
Spreewald, Berlin und polnisches Randgebiet ... das ist das Setting des Thrillers.
Als ich mir die Vorankündigung zu diesem Buch durchlas, stieß ich auf folgende interessante Legende, die sich um die Entstehung des Spreewaldes dreht und die ebenfalls ihren Weg in den Text gefunden hat:
Der Sage nach hat der Teufel höchstpersönlich den Spreewald erschaffen, indem er zwei Höllenochsen vor einen Pflug spannte.
Doch die Tiere gingen ihm durch und rannten unkontrollierbar los, wobei der Pflug Tausende von tiefen Furchen hinterließ, die sich mit Wasser füllten und so bis heute die zahllosen Spreewaldkanäle bilden.
Als Jugendliche wird Nadja, die eine schwere Kindheit in Polen erlebte, für ein grausames Verbrechen verurteilt.
Nachdem sie nach sechs Jahren aus der Haft entlassen wird, ist es ihr nachvollziehbarer Wunsch und ihr Ziel, ein normales Leben zu führen.
Sie findet einen Job in Berlin als Assistentin in einer Anwaltskanzlei. Es sieht gut aus.
Dann geschieht ein Mord und Nadja gerät in Verdacht.
Einmal Mörder, immer Mörder?
Zwei zunächst voneinander unabhängige Handlungsstränge streben aufeinander zu und treffen sich schließlich.
Im einen lernen wir das graue Mäusschen Nadja kennen, die ihrer Freundin Laura bei einem gravierenden Problem helfen möchte und dabei in Lebensgefahr und Schusslinie gerät.
In anderen geht es um Nelly, die im Hotel ihrer Eltern arbeitet und die Geliebte eines Gastes wird.
„Marta schläft“ ist ein spannender und kurzweiliger Psychothriller, der Gänsehaut verursacht und die Frage aufwirft, ob ein Täter den Stempel des Täters jemals wieder loswerden kann?
Die Ich-Perspektive zieht den Leser in die Geschichte und die bildhafte Sprache lässt das Geschehen wie einen Film vor dem inneren Auge erscheinen.
Die eingestreuten Briefe bringen Abwechslung und die Rückblicke in die Vergsngenheit sind interessant.
Die Autorin ist eine genaue Beobachterin und verwendet eine schöne Sprache.
Die Charaktere sind interessant und werden in ihrer Komplexität gezeichnet; der Thriller liest sich leicht und flüssig.
„Marta schläft“ ist ein gelungener und außergewöhnlicher Thriller mit überraschenden und raffinierten Wendungen und einem wunderbaren Ende.
Man muss aufmerksam lesen, sich darauf einlassen und erst einmal aushalten, dass man durch den undurchsichtigen, etwas bruchstückhaften und wenig fassbaren Beginn der Geschichte verwirrt und ratlos ist.
Aber letztlich löst sich das Chaos auf, alles ergibt Sinn und alles passt zusammen.
Wir begeben uns mit Beginn der Lektüre in irgendein unbenanntes Land, in dem bis vor kurzem Bürgerkrieg herrschte und wir befinden uns in der Gegenwart.
Auch die Protagonisten, zwei Straßenbauer, sind ...
Wir begeben uns mit Beginn der Lektüre in irgendein unbenanntes Land, in dem bis vor kurzem Bürgerkrieg herrschte und wir befinden uns in der Gegenwart.
Auch die Protagonisten, zwei Straßenbauer, sind namenlos.
Sie heißen „vier“ und „neun“.
Sie müssen eine 230 km lange Straße, die von einer lebendigen Hauptstadt im Norden zum ländlich geprägten und ärmlichen Süden führt, asphaltieren und linieren.
Diese Aufgabe muss in zwölf Tagen erledigt sein, denn anschließend soll gerade auf dieser Straße mit einer Militärparade der noch junge Frieden gefeiert werden.
Die beiden Männer grundverschieden.
Vier ist ein erfahrener Tiefbauarbeiter. Verantwortungsbewusst, zuverlässig, diszipliniert, schnell und korrekt erledigt er, was man ihm aufträgt. Er hält sich strikt an die Regeln, will einfach nur seinen Job erledigen und bald wieder nach Hause.
Neun ist unerfahren, aber abenteuerlustig und neugierig.
Er ist interessiert an Land und Leuten und offen für alles, was sich am Straßenrand abspielt.
Er sucht Kontakt zu den Einheimischen und interessiert sich für deren Kultur.
All das ist gegen die Regeln.
Er sorgt mit seiner Lebensfreude und Menschenfreundlichkeit für Ärger.
Die genannten Unterschiede führen zu Konflikten und als einer der beiden ernsthaft erkrankt, wird es dramatisch.
Beide kommen an ihre Grenzen, beidehinterfragen ihre Aufgabe
„Die Parade“ ist eine fesselnde, spannende und intelligente Parabel, die nachdenklich stimmt.
Es ist ein außergewöhnliches und besonderes, psychologisches und politisches Werk, das inhaltlich und sprachlich interessant ist und einen unerwarteten Ausgang hat.
Außerdem ist es hochaktuell und gleichermaßen realistisch wie verstörend.
Der Autor wählt seine Worte ganz gezielt. Er erzählt scharfsinnig, knapp und verdichtet.
Durch sein ruhiges und unaufgeregtes Erzählen kann die spannungs- und wendungsreiche Handlung umso deutlicher in den Vordergrund rücken.
Eggers beobachtet und erzählt recht nüchtern und schnörkellos und minimalistisch. Er moralisiert nicht.