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Veröffentlicht am 30.11.2017

Hat mich leider nicht erreicht

Grimms Morde
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Mit ihrem neuen Roman „Grimms Morde“ begibt sich Tanja Kinkel ins Genre des historischen Kriminalromans. Die Handlung spielt im Jahr 1821 zum großen Teil in und um Kassel.
Im Mittelpunkt stehen die Geschwisterpaare ...

Mit ihrem neuen Roman „Grimms Morde“ begibt sich Tanja Kinkel ins Genre des historischen Kriminalromans. Die Handlung spielt im Jahr 1821 zum großen Teil in und um Kassel.
Im Mittelpunkt stehen die Geschwisterpaare Annette und Jenny von Droste zu Hülshoff und die Brüder Wilhelm und Jacob Grimm. Annette hat zu der Märchensammlung der Gebrüder Grimm einige Geschichten beigesteuert. Unter anderem ein selber erfundenes Märchen, in dem eine Frau auf eine ganz besondere Art mittels Wachs auf ihrem Gesicht getötet wurde. Als in Kassel die ehemalige Mätresse des Kurfürsten tot aufgefunden wird, ist sehr bald klar, dass sich deren Mörder von Annettes Geschichte hat inspirieren lassen. Annette ist für die Zeit des Biedermeier eine sehr offene moderne junge Frau. Sie hat den Drang zu dichten, obwohl das Bücher schreiben eigentlich den Männern vorenthalten ist und will sich nicht in das häusliche Schema pressen lassen, wie es von jungen adligen Frauen erwartet wird. Sie sieht sich in der Pflicht, bei der Aufklärung des Mordes mitzuwirken und begibt sich mit ihrer Schwester Jenny nach Kassel.
Die Ausgangslage ist nach den ersten Kapiteln mit dem Mord an der Mätresse und einem weiteren Toten gegeben. Bis daher ist die Handlung recht flüssig zu lesen. Der Schreibstil ist der Zeit angepasst und erfordert aufgrund der recht komplexen Satzstruktur einiges an Aufmerksamkeit. Tanja Kinkel zeichnet mit ihrem Buch ein wahres Sittengemälde des frühen 19. Jahrhunderts und unterstreicht die Handlung mit zahlreichen historisch verbürgten Personen und politischen Turbulenzen. Das hat durchaus seinen Reiz. Für mich war das Buch jedoch oft zu ausschweifend und es dauerte mir zu lange, bis es im letzten Drittel wirklich zunehmend um die Aufklärung der Todesfälle ging. Dafür waren mir die Gedankengänge der Protagonisten dann wiederum fast zu schnell, so dass ich mich von dem Ende fast überfahren fühlte. Aber dennoch sind die letzten Kapitel wirklich sehr spannend geschrieben und die Auflösung ist unerwartet, aber schlüssig.
Für mich ist Lesen Entspannung vom anstrengenden Alltag. Ich liebe es, in historische Bücher so richtig einzutauchen, dass ich die Zeit fast etwas vergessen kann. Aber das gelingt mir nur, wenn mich mindestens einige der Protagonisten berühren und emotional mitnehmen. Das war hier leider nicht der Fall. Rein vom Kopf her beurteilt, ist das ein sehr gut recherchierter historischer Roman mit spannendem Krimiaufhänger. Ich bin froh, etwas aus einer mir weniger geläufigen Epoche gelesen zu haben, aber es war mir zu sehr Schullektüren Gefühl. Vom Gefühl her, bin ich leider etwas enttäuscht. Deshalb vergebe ich diesem Buch eine mittelmäßige Bewertung mit 3 Sternen.

Veröffentlicht am 06.02.2017

Schattenkiller - oder doch eher ein Thriller-Schatten

Schattenkiller
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Wir sind in einem äußerst regnerischen Spätsommer in Rom. An verschiedenen, düsteren Orten in der Nähe des Tiber wurden drei Leichen gefunden. Obwohl vordergründig kein Zusammenhang zwischen den Toten ...

Wir sind in einem äußerst regnerischen Spätsommer in Rom. An verschiedenen, düsteren Orten in der Nähe des Tiber wurden drei Leichen gefunden. Obwohl vordergründig kein Zusammenhang zwischen den Toten erkennbar ist, wird der erfolgreiche Profiler Enrico Mancini auf die Fälle angesetzt.
Mancini ist traumatisiert, weil er erst kürzlich seine geliebte Frau Marisa an eine unheilbare Krebserkrankung verloren hat und diesen Verlust noch überhaupt nicht verarbeitet hat. Das Team aus mehr oder minder begabten Ermittlern wird im Hintergrund unterstützt von Mancinis altem Mentor Professor Biga.
Für mich hatte der Thriller auf den ersten Blick alles, was ein tolles Buch braucht. Der Schauplatz Rom sagt mir sehr zu. Ich habe es in Büchern durchaus gerne auch mal etwas blutiger (obwohl ich hier schon ein paar mal über die Zeilen hinweglesen musste, weil es mir zuviel war) und ich mag besonders gerne Bezüge zu Mythologie oder Literatur, die zur Enträtselung des Falles beitragen. Eigentlich bringt dieses Buch alles das mit. Dennoch konnte es mich leider nicht überzeugen. Die Polizeiarbeit des Teams ist teilweise sehr schlampig, so dass der Fall dadurch unnötig in die Länge gezogen wird. Möglicherweise hätte das Spannung erzeugen sollen, mich hat es nur gelangweilt.
Die Figuren finden im Laufe der Geschichte durchaus als Team zusammen, so dass man sich eine Fortsetzung vorstellen kann. Mir war die Hintergrundsgeschichte, vor allem von Mancini teilweise einfach zu viel. Bei manchen Ausschweifungen in die Vergangenheit der Figuren, konnte ich überhaupt keinen Zusammenhang mit der Handlung sehen.
Ich kann diesen Thriller leider nicht wirklich empfehlen, obwohl sich der Verlag bei der Gestaltung des Covers wirklich viel Mühe gegeben hat. Das Buch ist lesbar, auch nicht gänzlich unspannend, aber für mich war es kein Lesevergnügen, wie ich es von einem Thriller erwarte.
Ich würde dem Buch gerne 2,5 Sterne vergeben, da wo das nicht geht, runde ich auf 3 Sterne auf.

Veröffentlicht am 01.10.2016

Ein paar spannende Szenen machen noch keinen Thriller

Asphaltseele
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Entweder man mag ihn oder man kann ihn nicht ausstehen. Ruben Rubeck, der polarisierende Protagonist in Gregor Webers Erstlingswerk „Asphaltseele“. Rubeck ist Kriminalkommissar in Frankfurt. Er tut nur ...

Entweder man mag ihn oder man kann ihn nicht ausstehen. Ruben Rubeck, der polarisierende Protagonist in Gregor Webers Erstlingswerk „Asphaltseele“. Rubeck ist Kriminalkommissar in Frankfurt. Er tut nur das absolute Minimum, um körperlich ausreichend fit für den Job zu sein. Daneben raucht und säuft er und verbringt seine Freizeit auch mal im Rotlichtviertel. Also alles andere als für mich als weibliche Leserin als Identifikationsfigur dienen zu können. Aber etwas Abstand kann ja nicht schaden. Rubeck trägt ein ganzes Bündel an unverarbeiteten Problemen mit sich herum. Er ist stark geprägt von der Zeit, in der er als Angehöriger der KFOR Truppe nach dem Kosovo-Krieg in Pristina Dienst geleistet hat.
Der Thriller setzt ein, als Rubeck seinen Feierabend in der Frankfurter Bahnhofsstraße verbringen will und in eine Schießerei gerät. Ein Bodyguard eines albanischen Gangsterbosses wird dabei getötet und der Gangsterboss bleibt verletzt liegen. Im Rahmen eines Spezialeinsatzes beginnt Rubeck zu ermitteln.
Wie eingangs angetönt, stellt Rubeck für mich nicht gerade ein Charmebolzen dar. Seine Ermittlungsmethoden sind gewöhnungsbedürftig. Er übertritt alle möglichen Gesetze und hält sich nicht an vorgeschriebene Arbeitsabläufe. Das ist nicht wirklich etwas Neues in Krimis oder Thrillern, aber ich mag in der Regel etwas abgehalfterte Ermittler durchaus.
Der Roman ist in der Ich-Perspektive von Rubeck verfasst, womit ich mich etwas schwer tat. Gerade seine Ausflüge in den Alkoholrausch, die seitenweise als innerer Monolog beschrieben werden, konnten mich nicht begeistern. In die Ermittlung eingestreut sind Abschnitte, die in der dritten Person verfasst sind und 1999 in Pristina spielen. Sie erzählen einen KFOR-Einsatz, der ausgesprochen spannend und vermutlich sehr authentisch beschrieben ist. Diese Passagen sowie Stellen, wo es zu Schießereien oder Verfolgungsjagden kommt, sind sehr spannend erzählt, so dass man das Buch zeitweise kaum weglegen mag.
Wenn man die ausufernden inneren Monologe von Rubeck während den Ermittlungen und in seinem Alltag weglässt oder zumindest auf ein vertretbares Maß kürzt, ist die Handlung für meine Ansprüche einfach zu dünn. Einige Szenen sind wirklich sehr eingängig und gelungen geschrieben, und auch die Thematik der Folgen des Kosovokrieges finde ich sehr interessant, aber insgesamt ist das Buch als Thriller nicht ausgereift genug. Für mich müssen Bücher nicht zwangsweise Hunderte von Seiten haben, aber dieser Thriller wirkt auf mich nicht wirklich ausgewachsen.
Von mir erhält dieses Buch 3 Sterne und eine verhaltene Empfehlung.

Veröffentlicht am 01.10.2016

Viele Rückblenden mit Längen

Irgendwo im Glück
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Maisie Bean lebt mit ihrer Familie in Dublin. Nach einer kurzen, von Gewalt geprägten Ehe mit Danny Fox ist Maisie mit ihren Kindern Jeremy und Valerie zu ihrer Mutter Bridie gezogen. Maisie ist eine sehr ...

Maisie Bean lebt mit ihrer Familie in Dublin. Nach einer kurzen, von Gewalt geprägten Ehe mit Danny Fox ist Maisie mit ihren Kindern Jeremy und Valerie zu ihrer Mutter Bridie gezogen. Maisie ist eine sehr engagierte Mutter, die ihren Kindern eine sehr sozial ausgerichtete Erziehung angedeihen lässt und gleichzeitig mit zwei Jobs die Familie finanziell über Wasser hält. Mit den Jahren erkrankt Bridie an Demenz. Vor allem der ältere Jeremy unterstützt Maisie tatkräftig in der Betreuung seiner dementen „Grammy“.
Kurz nach Neujahr 1995, gerade als sich Maisie nach lahrelanger Pause wieder zu verlieben beginnt, verschwindet Jeremy.
Der Roman ist aus einer rückblickenden Perspektive geschrieben. Aus dem Prolog erfährt man, dass Maisie gestärkt aus der schweren Zeit hervorgegangen ist und ihre Erlebnisse in einem Buch verarbeitet hat. Die Rückblicke sind jeweils aus der Sicht von verschiedenen beteiligten Figuren verfasst, von Familienangehörigen sowie Freunden, die dann teilweise auch an dem fiktiven Buch mitgewirkt haben.
Den Aufbau des Roman finde ich sehr raffiniert. Man wird in der ersten Hälfte mit der Lebenswahrheit von Maisies Familie vertraut gemacht und in der zweiten spürt man Schritt für Schritt auf welches Anliegen die Autorin als Botschaft dieses Buches abzielt.
Leider empfand ich die ersten zwei Drittel des Romans als recht langatmig. Die vielen Rückblenden haben mich nicht selten gelangweilt und die Handlung konnte mich nur selten wirklich emotional abholen. Erschwerend kam für mich dazu, dass die Sprache eine sehr einfache ist, gespickt mit vielen Kraftausdrücken, was dem Roman durchaus an Authenzität verleiht. Meinen Geschmack trifft das leider nicht. Dafür habe ich viel zu wenig erfahren über das Leben in Dublin, über Irland, über das Milieu, in dem die Handlung spielt. Die Geschichte ist abgesehen von wenigen Ausnahmen, einfach nicht vor meinem inneren Auge erwacht. Die Handlung hätte irgendwo stattfinden können, was im Prinzip nicht schlecht sein muss, da es der Autorin wahrscheinlich mehr um ihre Botschaft ging, die das Buch vermittelt. Da diese ohnehin meinem persönlichen Selbstverständnis entspricht, war das jetzt auch nichts Neues für mich. Für einmal wäre vermutlich das Hörbuch in gekürzter Lesung für mich besser gewesen.
Ich vergebe dem Buch 3 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine brutale Welt

Der Junge, der Träume schenkte
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Die junge Cetta, die in Süditalien in armen Verhältnissen groß wird, will ihrem Sohn Natale eine bessere Zukunft ermöglichen. Sie wandert mit ihm nach Amerika aus. Da man mit dem Namen Natale in New York ...

Die junge Cetta, die in Süditalien in armen Verhältnissen groß wird, will ihrem Sohn Natale eine bessere Zukunft ermöglichen. Sie wandert mit ihm nach Amerika aus. Da man mit dem Namen Natale in New York nicht viel anfangen kann, wird er von der Einwanderungsbehörde kurzerhand mit Christmas übersetzt und so heißt der Junge fortan, der mit Cetta im ärmlichen New Yorker East End aufwächst. Cetta muss sich prostituieren, um sich un ihren Jungen zu ernähren. Christmas erlebt viel Schweres und begreift, dass die wahre Macht der Straße in den Gangs liegt. So gründet er seine eigene Gang, die Diamond Dogs und mogelt sich mit an Hochstapelei grenzenden Lügengeschichten durchs Leben.
Ein anderer Erzählstrang handelt von der jungen Ruth, die in einer wohlhabenden jüdischen Familie aufwächst. Eines Tages wird sie misshandelt und vergewaltigt, was ihr fortwährendes Leben auf Jahre hinaus überschattet.
Ich habe diese Geschichte als Hörbuch in einer gekürzten Lesung gehört. Ich habe anfangs sehr schnell in die Geschichte hineingefunden und Cetta und ihren kleinen Natale liebgewonnen. Dass das Leben Christmas, wie er fortan genannt wird in die brutale Welt der Gangs führt, war vom Klappentext her klar. Dennoch hatte ich etwas zu kämpfen mit den teilweise sehr brutalen Vergewaltigungsszenen. Die warmherzigeren Szenen, die zwischendrin bei Christmas wie bei Ruth eingestreut waren, habe ich sehr genossen. Aber insgesamt konnte mich das Hörbuch nicht so wirklich mitnehmen, wie ich es erwartet hätte. Von Cetta und den Problemen, die sie beim Einleben in Amerika hatten, habe ich kaum was erfahren. Dafür haben mich die Ausflüge in die Gangsterwelt nicht so wirklich interessiert. Interessant fand die mediengeschichtlichen Aspekte, die Entwicklung des Radios und Films zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Ich vermute, dass dieses Hörbuch Männern recht gut gefällt, weil es sich nicht mit ellenlangen Beschreibungen und gefühlvollen Schilderungen von Beziehungen aufhält. Möglicherweise wird das Hörbuch infolge der Kürzungen dem Roman nicht wirklich gerecht. Ich würde gerne 3,5 Sterne vergeben, da es aber zu einem 4 Sterne Buch doch noch einiges an Luft hat erhält dieses Hörbuch 3 Sterne mit einer verhaltenen Empfehlung.

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