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Veröffentlicht am 17.09.2020

Was passiert, wenn Rassisten unsere Welt beherrschen?

Nation Alpha
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Mit knapp 250 hatte ich dieses Buch in wenigen Tagen komplett ausgelesen. Aber natürlich hat sich hier nicht nur die geringe Seitenzahl, sondern auch die schriftstellerische Leistung bemerkbar gemacht.

Der ...

Mit knapp 250 hatte ich dieses Buch in wenigen Tagen komplett ausgelesen. Aber natürlich hat sich hier nicht nur die geringe Seitenzahl, sondern auch die schriftstellerische Leistung bemerkbar gemacht.

Der Autorin gelang es, auf wenigen Seiten ein spannendes Sci-Fi-Szenario zu entwickeln, dass mich eigentlich sofort in seinen Bann gezogen hat. Eine erdrückende Welt, gehalten durch Beklemmung, Angst und Gewalt. Das Gefühl der Ohnmacht war durch die Seiten nahezu spürbar. Die Protagonistin war mir sehr sympathisch. Es handelte sich um eine schwarze Sklavin, die ihr Leben lang leiden musste.

Es geht um eine Welt, in der nationalistisches, rassistisches Gedankengut zur Lebensgrundlage geworden ist. Die Frage, die sich bei diesem Gedankenspiel unwillkürlich aufdrängt: Wollen wir in so einer Welt leben?

Das Ende gibt eine Antwort darauf, wenn auch für mich keine realistische. So schön sich diese letzten Zeilen auch angefühlt haben, so empfand ich sie als zu perfekt. Nach so einem gewagten Spiel hätte es mehr Verlierer geben müssen. So nimmt das Ende den Schrecken wieder heraus; relativiert ihn, indem doch noch alles gut wird. Doch gerade dieser Schrecken macht solche Literatur für mich zu etwas Besonderem. Insbesondere wenn er sich aus einer starken Botschaft speist. Aber das ist natürlich Geschmackssache, denn manch einer mag Happy Ends wie dieses.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Stell dir vor...

Imaginate
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Stell dir vor... du fällst einfach in eine fremde Märchenwelt mit Kobolden, Elfen, Zwergen, sprechenden Katzen und fliegenden Schokovögeln. Genau das passiert Raziel, der etwas unbedarften Romanheldin.

Die ...

Stell dir vor... du fällst einfach in eine fremde Märchenwelt mit Kobolden, Elfen, Zwergen, sprechenden Katzen und fliegenden Schokovögeln. Genau das passiert Raziel, der etwas unbedarften Romanheldin.

Die Parallelen zu anderen Fantasygeschichten sind unverkennbar: Alice im Wunderland oder Narnia. Trotzdem entwirft die Autorin eine Welt, die es so wohl noch nicht gegeben hat und die an Absurdität und Irrsinn so einiges zu bieten hat. Genau diese komische verdrehte Sichtweise macht hier das Lesevergnügen aus. Es gibt keine klassischen Helden, dafür jede Menge skurrile Charaktere, abgedrehte Handlungen und Details, die mich herrlich amüsiert haben. Am ehesten lässt sich dieses Märchen mit Erzählungen wie „Klein Zaches genannt Zinnober“ (E.T.A. Hoffmann) vergleichen, wo die Fantasywelt satirisch überspitzt wird.

Allerdings habe ich noch zwei kleine Kritikpunkte: Zum einen hätte ich mir von Raziel mehr Tatendrang erhofft, sie lässt sich so durch die Geschichte treiben. Zweitens halte ich die Entscheidung der Baldenkönig zum Ende hin für absolut verantwortungslos. Die Welt wird bedroht, aber eine Theateraufführung ist wichtiger. Das war mir dann doch etwas zu viel der Absurdität. Von einer Königin erwarte ich, dass sie ihre Bürger vor der Gefahr warnt, anstatt sie dieser auszusetzen.

Kurz und bündig: anders, witzig und absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Rap-Musik, Rassismus und eine Künstlerin auf ihrem Weg nach oben

On The Come Up
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Obwohl der Schreibstil ruppig, umgangssprachlich und flapsig ist und ich mich von poetischer, metaphorischer Sprache eher angezogen fühle. Obwohl die Spannung sich gemächlich aufbaute, ohne dass die ...

Obwohl der Schreibstil ruppig, umgangssprachlich und flapsig ist und ich mich von poetischer, metaphorischer Sprache eher angezogen fühle. Obwohl die Spannung sich gemächlich aufbaute, ohne dass die Handlung einem erkennbaren größeren Ziel folgte. Obwohl ich selbst eigentlich keinen Hip Hop höre. Obwohl das alles Teil des Buches ist, hat mir Bris Geschichte sehr gut gefallen. Ich habe sie quasi in wenigen Tagen verschlungen.

Ich habe gelacht bei den vielen kleinen gegenseitigen Sticheleien zwischen Bri, ihren Freunden und ihrem Bruder. War ebenso aufgebracht, wenn sie ungerecht behandelt wurde. Und ich habe mitgefiebert, wenn sie Erfolg hatte.
Ansonsten ist natürlich positiv zu bewerten, dass Rassismus gegenüber BPOC und homosexuellen Menschen thematisiert wird. Dass es nicht in Ordnung ist, ein Mädchen mit Kabelbindern zu fesseln, um nur ein Beispiel zu nennen.

Hauptsächlicher Kritikpunkt ist für mich jedoch Bris Charakter. Bis zu einem gewissen Punkt konnte ich ihr Verhalten nachvollziehen. Da sind Trauer, Wut - jede Menge Wut in ihr. Wut, die ich selbst aufgrund meiner Privilegien nie gefühlt habe, aber die durch die Seiten beinahe lebendig wurde. In Verbindung mit jugendlichem Drang und der Unsicherheit, wer man selbst sein möchte, ergibt das eine explosive Mischung. Und dennoch verstand ich einige ihrer Entscheidungen nicht. Sie erkennt, dass es falsch ist, sie denkt minutenlang darüber nach und dann macht sie es trotzdem.

Bei dieser Talabfahrt der schlechten Entscheidungen und ihren Lügen Jay gegenüber, hätte ich sie am liebsten durchgeschüttelt. Jay macht so viel für sie, liebt sie über alles und trotzdem hintergeht sie sie. :(

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Die Wahrheit wird dich befreien (?)

Verity
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Noch alle Tassen im Schrank? Die Charaktere in Verity müssen auf jeden Fall an ihrer Küchenausstattung arbeiten.
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Das Genre würde ich als Romance-Psychothriller bezeichnen: eine originelle, wie verstörende ...

Noch alle Tassen im Schrank? Die Charaktere in Verity müssen auf jeden Fall an ihrer Küchenausstattung arbeiten.
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Das Genre würde ich als Romance-Psychothriller bezeichnen: eine originelle, wie verstörende Mischung. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon einmal ein Buch gelesen habe, dass diese Facetten so miteinander kombiniert. Diese Geschichte solltet ihr lieber nicht abends allein lesen. Sogar über die offensichtlichen Schreckensszenen hinaus haben mir Dinge Unbehagen beschert, die von der Autorin wahrscheinlich nicht als solche vorgesehen waren. Jeremy zum Beispiel, in den sich die Hauptprotagonistin verliebt, war mir von Anfang an suspekt. Eigentlich waren mir alle Charaktere im Buch irgendwie unsympathisch. Aber ich empfand die Charakterisierung dennoch als sehr gelungen.

In jedem Fall war ich froh, dass mir nur die Rolle des unbeteiligten Zuschauers zugedacht war, der getrennt durch die Scheibe aus Papier den Wahnsinn aus sicherer Entfernung miterleben durfte. Womit ich dann auch gleich die Frage beantworten kann: Ja, es ist genauso, wie alle berichten. Verstörend. Eindringlich. Surreal. Fragwürdig.
Zwischendurch gab es ein paar langweiligere Szenen und Wiederholungen, aber insgesamt war es sehr spannend. Einige Handlungen empfand ich persönlich jedoch als unsinnig. Dazu zählt auch das Ende.

In diesem Buch werden verschiedene Inhalte geschildert, die eine Trigger Warnung bedürfen: Verletzung von Kindern, sehr ausführliche Sexszenen (auf die ich durchaus hätte verzichten können), Depression und Mord. Leider löste auch die Schilderung der Liebesbeziehung zwischen Lowen und Jeremy in mir Gänsehaut aus - nicht von der guten Sorte - aber das passt dann wohl zum verstörenden Rest.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Ein kurzer Blick auf eine unbequeme Realität

Das Paradies meines Nachbarn
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Das Thema des Buches: deutsche Gesellschaft, Leben zwischen Alltag und Vergangenheit, Flucht und Krieg. Die Geschichte wird aus der Sicht dreier Iraner (einer davon mit halb-deutschen Wurzeln) geschildert. ...

Das Thema des Buches: deutsche Gesellschaft, Leben zwischen Alltag und Vergangenheit, Flucht und Krieg. Die Geschichte wird aus der Sicht dreier Iraner (einer davon mit halb-deutschen Wurzeln) geschildert. Sie sind miteinander verbunden wie drei Geraden, die im Koordinatensystem des Lebens aufeinander treffen und dann in eine ungewisse Zukunft abdriften. Es bleibt viel offen über das, was zuvor geschah, aber vor allem über den weiteren Lebensweg dieser Menschen. Was ich las, bezog sich allein auf diesen kleinen winzigen Augenblick des Zusammentreffens.

Das Buch offenbart einige unangenehme Fragen und Probleme, geht jedoch nicht sehr tief in die Thematik wie es vielleicht könnte. Ich glaube jedoch, dass ich beim zweiten oder dritten Lesen mehr versteckte Details und Hinweise herauslesen könnte. Dabei verstand ich erst im letzten Drittel des Buches, um was es wirklich ging. Ich kann immer noch nicht ganz in Worte fassen, was ich dabei fühlte.
Etwas fehlte dem Buch jedoch, aber vermutlich war dies auch nicht unbedingt der Anspruch der Autorin. Es gibt keinen richtigen Plot, der Anfang wirkt nicht wie ein Beginn und das Ende ist es ebenso wenig. Dazwischen gibt es keine Höhepunkte, alles verbleibt auf demselben Spannungsniveau. Und trotzdem wollte ich mehr wissen, mehr erfahren und weiterlesen. Ich hätte mir gewünscht, es wären mehr als 220 Seiten gewesen.

Dieses Buch war für mich sehr aufschlussreich. Es hat mich zur gleichen Zeit nachdenklich, dankbar und traurig gemacht.

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