Nie den Humor verlieren
Die große PauseAb und zu brauche ich mal etwas leichtere Kost zwischendurch. Was bietet sich da besser an, als im Genre Humor auf die Suche zu gehen? Gerade in der aktuellen Zeit kann man den einen oder anderen Schmunzler ...
Ab und zu brauche ich mal etwas leichtere Kost zwischendurch. Was bietet sich da besser an, als im Genre Humor auf die Suche zu gehen? Gerade in der aktuellen Zeit kann man den einen oder anderen Schmunzler gut gebrauchen. So kam ich also zum neuesten Buch von Bastian Bielendorfer „Die große Pause“. (By the way: Was für ein treffender Buchtitel für den ersten Lockdown, den wir im Frühjahr erlebt haben.)
Vielleicht denkt ihr jetzt: „Oh Gott, man hört und liest doch überall etwas zur Pandemie. Wieso liest sie nun auch noch ein Buch darüber?“ Ganz einfach: Weil ich finde, man sollte auch den Lockdown von seiner lustigen Seite betrachten dürfen und nie seinen Humor verlieren. Denn sicher geht es euch da wie mir und ihr habt bestimmt auch die ein oder andere skurrile Szene erlebt. 🙃😅
Natürlich weiß ich, dass für viele Menschen der Lockdown im Frühjahr (und auch der aktuelle Lockdown light) der wirtschaftliche Supergau war (und ist).
➡️ Von der Erkrankung selber und ihrem Ausmaß möchte ich gar nicht erst anfangen.
Aber auch diese andere, ernste Seite wird hier im Buch natürlich angesprochen. Immerhin ist Bielendorfer selber Comedian und somit ein Teil der stark gebeutelten Kulturbranche.
Bielendorfer beginnt sein Corona-Tagebuch kurz vorm Lockdown. Sehr treffend beschreibt er die damalige Lage so: „Wir haben das Gefühl, dass eine Lawine bevorsteht, man hört bereits das Knacken des Eises oberhalb des Berges, aber der Schnee ist noch nicht in Bewegung geraten.“ Seite 15
Und dann ging es los: Gähnende Leere auf Berlins Straßen, tägliche Pressekonferenzen des Robert-Koch-Instituts und TV-Botschaften von Angela Merkel, Ausgangssperre in Bayern. Aber es gab auch positive Nebeneffekte: Peking ohne Smog und blaues Wasser in Venedigs Kanälen, die Natur hat definitiv von dieser Pandemie profitiert. 🌿 Und dann beschloss Bielendorfer: „Ich mache jetzt ´Home Office´, was auch immer das bei einem Komiker heißen soll.“ 😅 Seite 40
Bastian Bielendorfer beschreibt in seinem Buch einige seiner amüsantesten Lockdown-Erlebnisse: die Toilettenpapier-Hamsterkäufe, lustige Begegnungen mit den Paketboten oder auch das Eis essen mit 50 Metern Abstand zur Eisdiele. 😆🍦 Ganz besonders lachen musste ich bei seiner Heuschnupfen-Nies-Attacke in der Straßenbahn: „Als hätte ich meinen Mantel aufgeschlagen, einen Bombengürtel enthüllt und laut `Allahu Akbar` gerufen, rücken die anderen Fahrgäste von mir ab…“ Seite 209
Eine herrlich beschriebene Szene, die ich als Allergikerin nur bestätigen kann!
Bielendorfer hat einen angenehmen, unterhaltsamen Schreibstil und berichtet detailgetreu in die „Große Pause“ von seiner Zwangs-WG mit Frau, Schwiegermutter und Hund, sodass man sich vorkommt als wäre man dabei gewesen. Auch die Telefonate mit seinem Vater erinnerten mich an die alten beratungsresistenten Leutchen bei uns im Ort.
Ganz am Ende schlägt Bielendorfer dann ernste Töne an und macht darauf aufmerksam, worauf es im Leben wirklich ankommt. Da habe ich sogar ein Tränchen verdrückt. 🙈
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Buch an der einen oder anderen Stelle etwas künstlich ausgeschmückt wirkt und ein paar Sätze weniger meinen Lesefluss sicher gefördert hätten.
Ich kann das Buch trotzdem empfehlen, falls ihr gern auch mal mit einem lachenden Auge auf die Geschehnisse im Frühjahr zurückblicken wollt oder ihr allgemein gern witzige Bücher lest. Vielleicht ist es auch eine gute Geschenkidee?!
Ich hoffe auf jeden Fall, wir blicken irgendwann mit unseren Enkelkindern auf diese Zeit zurück und lachen über das Jahr 2020.