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Veröffentlicht am 02.11.2020

Zum mehr (Schicksals)Gedanken machen

Nur eine Ewigkeit mit Dir.
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Fand ich diesen Roman nun gut oder doch eher so mittel? Ich schwanke und entscheide mich schließlich für 3,8*, die ich dann eben doch in der Gesamtwertung zu 4 Sternchen hochrechne.

Mit Lilly und Jonas ...

Fand ich diesen Roman nun gut oder doch eher so mittel? Ich schwanke und entscheide mich schließlich für 3,8*, die ich dann eben doch in der Gesamtwertung zu 4 Sternchen hochrechne.

Mit Lilly und Jonas steht hier ein Figurenpaar im Vordergrund, das sich bereits aus einem früheren Leben kennt, was allerdings von vornherein nur Jonas bewusst ist, der aktuell keine irdische Existenz innehat – und der er Lilly, nachdem diese sich von einer Brücke in den Tod stürzen wollte, Einblick in ihr betreffendes früheres Leben bietet, welches sich wie eine Geschichte in Traum- und vor Allem Tagebuchform sich immer weiter vor Lilly auszubreiten beginnt. Zugleich entspinnt sich zwischen Lilly und Jonas ein immer fester gewebtes Band der Vertrautheit; insgesamt spielt „Nur eine Ewigkeit mit dir“ da sehr mit den Themen Vorherbestimmung bzw. Schicksal, Reinkarnation und Schutzengel.

Lilly und Jonas treten abwechselnd als personaler Erzähler auf; man weiß also grad über Jonas immer etwas mehr als Lilly; und die Grundidee der Geschichte hat mir sehr gut gefallen; zuweilen klangen auch deutliche poetisch-philosophische Töne durch, die ich teils sehr bewegend und als zum Nachdenken anregend empfunden habe. Für mich ist es einfach ein schöner Roman gewesen, um auch das eigene Leben mal zu reflektieren zu beginnen und sich ggf. mit eigenen vergrabenen/verdrängten Gefühlen auseinanderzusetzen. Da ist „Nur eine Ewigkeit“ mit dir einer der wenigen Liebesromane, denen man tatsächlich Tiefgründigkeit unterstellen kann.

Was mir jedoch ein wenig Lesefrust bereitet hat, war, dass ich fand, dass die Handlung zuweilen auf der Stelle trat und sich da arg in die Länge zog, dass ich irgendwann nur um des Schreibstils willen weitergelesen habe und weil ich neugierig war, welchen Input die Handlung womöglich noch liefern würde.
Auch das Ende hat mir nicht ganz so zugesagt; mir blieb es ein wenig zu offen und ich habe auch gar nicht verstanden, wie das nun überhaupt funktionieren können sollte. Dazu hätte ich mir dann doch noch ein paar deutlichere Worte gewünscht, aber wie gesagt: zumindest für die Gedankenanstöße, die die Handlung vorbereitet hat, habe ich mich definitiv begeistern können und kann dies Buch auch durchaus jenen empfehlen, die beim Lesen auch mal in philosophischere Gedankenwelten abschweifen wollen.

Veröffentlicht am 30.09.2020

Wahnsinnig oder wahnsinnig smart?

Die Stimme
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Tremayne und ich sind uns häufig nicht so richtig grasgrün, sondern oftmals eher so blassmint: Einerseits lese ich seine Thriller recht gerne, andererseits hasse ich es, dass seine Bücher zum Schluss hin ...

Tremayne und ich sind uns häufig nicht so richtig grasgrün, sondern oftmals eher so blassmint: Einerseits lese ich seine Thriller recht gerne, andererseits hasse ich es, dass seine Bücher zum Schluss hin auch mal einen völlig unsinnigen Schwenk hin zum Paranormalen machen. „Die Stimme“ sprach mich nun auf Anhieb an; nach dem Lesen der ersten paar Seiten wollte ich auch unbedingt erfahren, wie sich diese Geschichte fortsetzt – und hatte dabei doch ständig die Befürchtung im Hinterkopf, dass letztlich weder nur Schizophrenie oder Angriff zum Tragen kommen, sondern noch eine Geistererscheinung auftreten könnte, die einem bis dahin guten und glaubhaftem Thriller doch noch einen lächerlichen Anstrich verleihen würde. Aber nein, das ist nicht passiert. ;)

„Die Stimme“ erzählt eine Geschichte, von der man sich vorstellen kann, dass sie in nur wenigen Jahren tatsächlich so passieren könnte, wenn Wohnungen/Häuser immer smarter ausgestattet werden: Die Protagonistin Jo, freie Journalistin auf beruflicher sowie privater Durststrecke, lebt quasi als Untermieterin ohne Zahlungsverpflichtungen in der Luxuswohnung ihrer elitären Freundin Tabitha, die ständig unterwegs ist, um irgendwelche Naturdokus zu drehen (und dabei gar nicht sonderlich engagiert in Sachen Natur- und Tierwelt wirkt). Dabei ist die Butze mit zig verschiedenen Home Assistants ausgestattet (dass man sich zuweilen schon fast wundern kann, dass es nicht ständig zu Ausfällen kommt, weil sich diese smarten Assistenten ständig gegenseitig in die Quere kommen) – die plötzlich ein skurriles bis morbides Eigenleben entwickeln, Jo auf dunkle Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit ansprechen, eigenmächtig eMails in Jos Namen versenden, heimliche Videoaufzeichnungen aus Jos Leben abspielen und keinen Hehl daraus machen, dass ihr Endziel Jos Tod ist. Allerdings hat sich Jos Vater einst das Leben genommen, nachdem seine Schizophrenie ihn mehr und mehr wahnsinnig machte; seine Diagnose war aufgefallen, nachdem er meinte, der Fernseher würde mit ihm reden – bei Jo sind es nun also die Smart Assistants, die sich nur zu Wort melden, wenn Jo alleine ist, so dass Jo einerseits verzweifelt versucht, diesem Treiben ein Ende zu bereiten und zumindest Zeugen für diese immer gehäufter auftretenden Vorfälle zu finden, und andererseits fast schon überzeugt ist, die Schizophrenie ihres Vaters geerbt zu haben, und daran verzweifelt, die Symptome in den Griff zu bekommen.
Spannend wird das Ganze dadurch, dass Jo natürlich mutmaßt, wer aus ihrem Umfeld das technische Knowhow besitzt (überraschend viele, denn Jo scheint sich, von Tabitha abgesehen, hauptsächlich mit den totalen Cracks der digitalen Boheme abzugeben) und noch dazu sooooooo viele Dinge über sie weiß (kaum jemand, und davon wissen generell alle aber auch nicht alles, was die Home Assistents jedoch so preisgeben). Da konnte ich mit Jo doch sehr gut mitfühlen und mitverdächtigen bzw. immer wieder überzeugt sein, dass sie definitiv einen herben schizophrenen Schub erlitt.

Wo Tremayne mir auch in „Die Stimme“ sehr grün ist: Jo ist nicht sonderlich sympathisch, ohnehin gibt es bei den Figuren nicht den Prototyp des allseits perfekten, allseits beliebten Menschen; die Figuren haben definitiv ihre Makel. Das mag ich, auch wenn ich es manchmal schon herausfordernd finde, wenn ich hier allenfalls mal eine Nebenfigur richtig toll finden kann (in diesem Fall z.B. den Obdachlosen „Autos“), und die hauptsächlich behandelten Figuren in einer oberflächlichen Blase versumpfen. „Versumpft“ wurde hier ohnehin ständig: Jede Menge in London spielender Romane haben mich zur Überzeugung kommen lassen, dass dort allabendliche Wein-Trinkgelage stattfinden (aber nur Rotwein!) und Pärchen in ihren 30 ebenso regelmäßig Swingerpartys besuchen oder wenigstens Dreier haben wie sie Wein trinken.
Hier passte Jos Darstellung für mich aber sehr: Irgendwie war sie noch sympathisch genug als dass ich es unerträglich fand, die Angriffe auf ihre gesamte Existenz zu beobachten, aber sie war mir auch noch unsympathisch genug als dass es mich nicht tieftraurig stimmte, dass sie nun womöglich in der geschlossenen Psychiatrie enden oder Suizid begehen würde. Sie war halt nicht der Typ Mensch, bei dem es einen tief erschüttert, wenn er schlimm erkrankt. Klingt zwar gemein, aber ich dachte definitiv die ganze Zeit während des Lesens, dass ich mich mit einer schizophrenen Jo sehr gut arrangieren könnte – und hoffte teils auch irgendwann, dass das letztlich des Rätsels Lösung sein würde, weil die (potentiellen) Wahnvorstellungen das Thema „Schizophrenie“ und was die Krankheit bei Betroffenen auszulösen vermag sehr gut in Szene setzten, dass man dann doch wieder dachte, das durchmachen zu müssen wünsche man niemandem, auch der unsympathischen Jo nicht.

Das Ende, in welche Richtung es auch gegangen sein mag, war dann auch schlüssig; man hat es als Leser gut verstehen können, wenn es mir da auch ein wenig zu holterdipolter ging, grad dafür, dass sich die ganze Situation zuvor mehr und mehr dramatisch zugespitzt hatte. Das hätte mir etwas entzerrter wohl doch auch noch ein Stück besser gefallen.
Letztlich bleibt in jedem Fall die Frage an den Leser, wie sehr künstliche Intelligenzen, erst recht zukünftig, das menschliche Leben beeinflussen können und da ist „Die Stimme“ definitiv ein sehr drastischer Gedankenanstoß, weil es sich hier eben voll und ganz darum dreht, ob Jo einfach krank ist oder ob sich die smarten Haushaltshelfer tatsächlich selbst zu manipulativen Psychopathen entwickeln können oder wie sehr von Dritten in ihre Prozesse eingegriffen werden kann – und alle drei Optionen scheinen in „Die Stimme“ ähnlich wahrscheinlich zu sein, was dann unsere echten, existenten Digitallösungen doch ein wenig sehr gruselig wirken lässt.

Veröffentlicht am 18.09.2020

Keine ganze Moral von der Geschicht'

Ein ganz alter Trick
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Pascal, Protagonist dieses Romans, lebt seit zwei Jahren im Internat, seitdem die Mutter einen neuen Partner hat, zu welchem Pascal aber keine besondere Beziehung unterhält, und ständig mit diesem auf ...

Pascal, Protagonist dieses Romans, lebt seit zwei Jahren im Internat, seitdem die Mutter einen neuen Partner hat, zu welchem Pascal aber keine besondere Beziehung unterhält, und ständig mit diesem auf Reisen ist. Pascal, der seinen Stiefvater nur mit männlichen Personalpronomen bezeichnet, lässt unterschwellig dabei durchklingen, dass er eine unbändige Wut verspürt; gegenüber der alten Ingelotte gibt er das auch freimütig zu; und es ist zu vermuten, dass er vor Allem dem Neuen seiner Mutter die Schuld an seiner Situation gibt. Die Sommerferien verbringt Pascal seither auf dem Internatsgelände; irgendwann wird erwähnt, dass er in den (im Vergleich kurzen) Herbstferien zwar zu seiner Mutter fährt, aber besonders erpicht scheint er nicht darauf zu sein. Generell ist Pascal auch kein großer Sympath: Im Allgemeinen gibt er sich eher passiv-aggressiv, im Internat ist er eher sowas wie der Schulclown, der mit seinen Streichen auch mal zu weit geht – weswegen er nun zur Strafe vier Wochen lang einige Stunden täglich in der Seniorenresidenz aushelfen soll. Dabei nimmt ihn Ingelotte, ursprüngliches Opfer seines letzten Streichs, prompt unter ihre Fittiche, wobei auch Ingelotte es eher faustdick hinter den Ohren hat und nun plant, mit Pascals Hilfe einen zurückgelassenen und nicht weiter benannten Schatz aus ihrem früheren Zuhause zu retten.
Das ist einerseits recht unterhaltsam und andererseits ist es schön zu erkennen, wie Pascal in Ingelotte und deren Enkel, der da auch gleich mit von der Partie ist und der zu den wenigen Verwandten Ingelottes zählt, auf die jene Wert legt; denn auch in deren Familie ist nicht alles Gold, was glänzt; nebst Talal, dem Hilfsarbeiter des Heims, der als Flüchtling ins Land gekommen ist, eine Art kleiner Ersatzfamilie findet, die fest zusammenhält. Das zu lesen hat wirklich Spaß gemacht und letztlich war die Geschichte so schnell zu Ende, dass man sich zudem nach dem Ende auch wünschte, man könne künftig noch mehr Erzählungen rund um dieses kleine Team lesen. Meiner Meinung nach schrie „Ein ganz alter Trick“ da definitiv danach, fortgesetzt zu werden.

Aber der Tenor, der hier herrschte, klang nicht immer nach etwas, das man Kindern unbedingt vermitteln wollte (Achtung, es folgen ein paar erklärende Spoiler): Pascals Streiche haben letztlich wenig Konsequenzen bzw. daraus, dass er Ingelottes Rollator im See versenkt hat, ergibt sich für ihn letztlich mehr Abenteuerlust und Spaß als dass er jemals eine Bestrafung erleiden oder zumindest wirklich Reue zeigen würde. Auch vor den Aufgaben, mit denen man ihn im Altenheim betraut hat, drückt er sich zumeist sehr geschickt; als er einen Zaun streichen soll, manipuliert er letztlich einen Senior und eine Seniorin, dass letztlich diese Beiden den Zaun streichen – und sich später noch bei ihm bedanken, weil sie darüber hinaus daraufhin zart miteinander angebändelt haben. Es ist zwar schön, dass er den beiden Alten da eine von diesen wohl gern erledigte Beschäftigung gegeben hat, aber dass er die Beiden nichtmals weiter während des Streichens unterstützt (wobei ja eigentlich sie ihm geholfen hätten), sondern sich abgesetzt hat, war dann doch etwas arg dreist.
Später ist Talal zunächst entsetzt, als man ihn um Mithilfe bei der „Schatzbergung“ (auf gut Deutsch: einen geplanten Einbruch in Ingelottes ehemaliges Zuhause) bittet, weil ihn nur schon das Wissen darum in die Bredouille bringen könnte, was eine potentielle Abschiebung angeht – er entscheidet sich dann zwar selbst, den Anderen doch zu helfen, aber ich war überrascht, dass da echt keiner sagte: „Nee, Talal, für dich steht hier echt zu viel auf dem Spiel. Halt dich hierbei lieber fern von uns.“

Grundsätzlich bietet „Ein ganz alter Trick“ also schon noch Diskussionsstoff an. Positiv aufgefallen ist mir übrigens, dass Ingelottes altes Zuhause nun von einem schwulen Pärchen bewohnt wird, ohne dass darum in der Geschichte noch ein großes Trara gemacht wird. Wenn man dazu nimmt, dass Pascal einen Stiefvater hat, mit dem er nicht klarkommt, und in Ingelottes Familie auch nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, plus Talals Herkunft, ist schnell ersichtlich, dass „Ein ganz alter Trick“ eine alltägliche Personenkombi darstellt und sich nicht auf das altgewohnte „Vater, Mutter, zwei Kinder und alle sind glücklich“-Familienbild beschränkt. Das fand ich echt gut und wie gesagt, die Geschichte ruft in meinen Augen sehr nach einem nächsten Band (auch wenn sie in Sachen Schatzsuche durchaus abgeschlossen ist); ich würde mir für einen eventuellen Nachfolgeband aber definitiv etwas mehr Lerneffekt herbeiwünschen.


[Ein Rezensionsexemplar war mir, via Vorablesen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Veröffentlicht am 12.09.2020

Beeindruckend bedrückend

Kalmann
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Kalmann, Ich-Erzähler dieses Romans und laut eigener Aussage gemäß anderer Aussagen auf dem geistigen Niveau eines Erstklässlers geblieben, obschon er inzwischen tatsächlich eher Mitte als Anfang 30 ist, ...

Kalmann, Ich-Erzähler dieses Romans und laut eigener Aussage gemäß anderer Aussagen auf dem geistigen Niveau eines Erstklässlers geblieben, obschon er inzwischen tatsächlich eher Mitte als Anfang 30 ist, und im Verlauf des Romans von Kindern des Dorfes als „Downi“ verspottet, während seine definitive geistige Beeinträchtigung aber unklar bleibt, schwankt in seinem Status irgendwo zwischen „Dorftrottel“ und „wunderlicher Eigenbrötler“ – tatsächlich fantasiert er von einem Leben als „ganz normaler“ Erwachsener, er weiß, wie (das) Leben im Durchschnitt funktioniert, und ist zuweilen sehr verblüfft, dass es bei ihm irgendwie doch nicht so funktioniert, und das, obschon er doch jetzt bereits „alt“ ist bzw. so alt, dass selbst wenige Jahre jüngere, ehemalige MitschülerInnen inzwischen längst Nachwuchs im schulfähigen Alter haben, während er noch nie Sex gehabt hat. Er ist mitunter sehr schrullig, und auch bockig – oftmals erinnerte er mich an ein Kind in einer Trotzphase, nur dass Kalmann mir weitaus anstrengender erschien, wenn es eben auch das Kindliche war, das ihn als erzählende Hauptfigur letztlich sehr sympathisch machte, wobei er definitiv ein Protagonist ist, mit dem man sich erst anfreunden muss.

Mittig in der Erzählung hatte ich einen kurzen Durchhänger, da ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte auf der Stelle trat, wobei sich hierin für mich auch die karge Ödnis der abgelegenen Szenerie widerspiegelte. Nachdem dieser eben kleine Durchhänger überwunden war, kam dafür mehr und mehr in mir ein Verdacht bezüglich der echten Umstände von Róberts Verschwinden auf, wobei dieser Verdacht am Schluss zum Teil bestätigt wurde, zum Teil aber doch verblüffend anders war, wobei mich insbesondere Letzteres sehr positiv überraschte, da es die vermeintliche, zumindest für mich, Vorhersehbarkeit eben völlig zunichtemachte.

Insgesamt hat mir „Kalmann“ sehr gut gefallen; ich bin froh, ihn während einiger bereits etwas herbstlich anmutenderer Spätsommertage gelesen zu haben: Für die große Hitzewelle wäre er mir vermutlich ein zu karger Begleiter gewesen und für eisige Wintertage würde mir die eher einsame (obschon Kalmann in seiner Sonderlichkeit auffallend gut im Dorf eingebunden ist) Stimmung im Buch wohl zu deprimierend gewesen sein. von daher kam diese Lektüre nun grad zum rechten Zeitpunkt für mich und „Kalmann“ zählt da definitiv zu meinen bisherigen Leselieblingen 2020.


[Ein Rezensionsexemplar war mir, via Vorablesen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Veröffentlicht am 15.08.2020

Manchmal muss man halt einfach am selben Strang ziehen

Der beste Notfall der Welt
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„Der beste Notfall der Welt“ ist ein sehr spannendes Kinderbuch, das mich vor Allem durch seine Authentizität bestochen hat: Ben, der nun also zwei Wochen lang mit in Gustavs Zimmer einquartiert ist, und ...

„Der beste Notfall der Welt“ ist ein sehr spannendes Kinderbuch, das mich vor Allem durch seine Authentizität bestochen hat: Ben, der nun also zwei Wochen lang mit in Gustavs Zimmer einquartiert ist, und Gustav sind sich also im besten Fall reichlich egal, oder in diesem Buch doch eher einfach grundsätzlich unsympathisch, ohne dass je ein Grund dafür angeführt wird. Sie mögen sich halt einfach nicht, basta. In der Geschichte ist da nun auch nicht plötzlich alles Friede, Freude, Eierkuchen, sondern die Jungs arrangieren sich zunächst einfach irgendwie miteinander und entwickeln allenfalls die ersten zarten Bande einer Freundschaft, als sie sich zusammen um die geheimnisvolle Maus, die auch gar nicht wie eine typische Maus aussieht, kümmern und in diesem Zusammenhang auch noch Bekanntschaft mit einem echten, im wahrsten Sinne des Wortes, Fabel-Wesen machen. „Der beste Notfall der Welt“ ist also zwar authentisch und glaubwürdig, hat aber dennoch einen fantastischen, märchenhaften Nebenstrang, der nicht aus dieser (Menschen)Welt zu sein scheint.

Ich habe zunächst überlegt, ob es dieses, mehr oder minder, Abenteuerbuch nicht ein wenig albern wirken lässt, dass sich die Maus schon sehr bald tatsächlich als ganz besondere Maus entpuppte, fand diesen Hauch von Magie letztlich aber ganz passend und fand es schließlich auch ein wenig schade, dass nicht mehr auf die Hintergründe der Maus und ihres Begleiters bzw. deren Welt eingegangen wurde: „Der beste Notfall der Welt“ ist zwar in sich abgeschlossen; für mich rief das Ende nun aber trotzdem nach einer Fortsetzung, in der die unbekannten Wesen näher beleuchtet werden würden.

Empfohlen wird das Buch nun ab 9 Jahren: Ich denke, das ist allgemein sehr passend. Die Geschichte ist doch ein wenig komplexer und auch umfassender; ich würde sie zwar durchaus den 6jährigen Zwillingen der Familie bereits vorlesen, aber zum Selberlesen finde ich den „besten Notfall der Welt“ grad für Erstleser einfach noch ein wenig zu fordernd und schwierig. Ich würde es da doch definitiv erst einem Kind zum eigenen Lesen vorlegen, wenn es bereits möglichst flüssig lesen kann – sonst könnte der Lesespaß, wie ich finde, doch noch etwas getrübt ausfallen.



[Ein Rezensionsexemplar war mir, via Vorablesen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]