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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2020

Schuldig auf Verdacht

In der Hitze eines Sommers
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Es ist 1965 in den USA und das Frauenbild der Gesellschaft vorgeprägt. Daher ist die zweifache Mutter Ruth Malone, die von ihrem Mann getrennt lebt und wechselnde Männerbekanntschaften hat, als Femme ...


Es ist 1965 in den USA und das Frauenbild der Gesellschaft vorgeprägt. Daher ist die zweifache Mutter Ruth Malone, die von ihrem Mann getrennt lebt und wechselnde Männerbekanntschaften hat, als Femme Fatal gebrandmarkt.
Als ihre kleinen Kinder verschwinden, gerät sie unter Verdacht. Ihre vierjährige Tochter wird tot aufgefunden, der Junge bleibt verschwunden.
Detective-Sergant Devlin ermittelt gegen sie.
Auch von der Presse wird sie im „Malone-Fall“ vorverurteilt.
Der noch unerfahrene Reporter Pete Wonicke arbeitet für den Herald und er ist der einzige, der an Ruth Unschuld glaubt.

Emma Flint lässt die schwelende Spannung immer mehr glimmen. Ein Touch von Real Crime ist enthalten. Tatsächlich ist der Stoff von einem realen Fall inspiriert.

Die beschriebenen Abläufe bei der Polizei- wie Journallisten-Arbeit sind glaubwürdig geschildert. Das gilt auch für die Gerichtsverhandlung, die das Finale des Romans bildet.

Das ist ein ganz geschickt gemachter Roman, der den Themen Doppelmoral und Vorverurteilung auf die Spur kommt.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Die Gangster von Guam tragen keine Anzüge

Heißes Blut
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Der erste Roman von Un-Su Kim, der ins Deutsche übertragen wurde, hieß Die Plotter. Das war ein koreanischer Thriller, der knallhart war. So zynisch, rasant und wild hat es kaum einen vor ihm gegeben. ...

Der erste Roman von Un-Su Kim, der ins Deutsche übertragen wurde, hieß Die Plotter. Das war ein koreanischer Thriller, der knallhart war. So zynisch, rasant und wild hat es kaum einen vor ihm gegeben. Heißes Blut geht in die gleiche Richtung, ist aber nicht ganz so explosiv und betont das ironisch-spöttische sowie das Schicksalhafte der Figuren noch mehr.

Es ist ganz und gar eine Geschichte im Gangstermilieu, deswegen kann man die Figuren auch nicht verurteilen. Sie sind in das Milieu hineingeboren, schon ihre Väter haben hier gelebt. Und sie haben keine Wahl. Das gilt auch für den Protagonisten Huisu. Und auch seine Freundin Insuk kann sich dem Schicksal als Prostituierte nicht entziehen.

Un-Su Kim nutzt die Ästhetik des Gangsterfilms der neunziger Jahre um seinen Roman entsprechend zu gestalten.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Das abgemagerte Rhinozeros

Inniger Schiffbruch
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Ausgehend von einem Traum über das Haus seiner vor 2 Jahren verstorbenen Eltern durchdenkt der Autor Frank Witzel verschiedene Erinnerungen und Reflexionen über die Familie. In den Kindheitserinnerungen ...

Ausgehend von einem Traum über das Haus seiner vor 2 Jahren verstorbenen Eltern durchdenkt der Autor Frank Witzel verschiedene Erinnerungen und Reflexionen über die Familie. In den Kindheitserinnerungen entsteht ein Bild der vergangenen Zeit mit all seinen Merkmalen.
Dabei gibt es einige wirklich gute Formulierungen, auch originelle literarische und philosophische Bezüge, z.B. Proust, Barthes, Thomas Bernhard, Walter Benjamin, Imre Kertész, Adorno.
Hinzu kommen psychotherapeutische Einsprengsel.
Ich habe das mit Interesse gelesen.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Mit Witz und Elan geschrieben

Rules For Being A Girl
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Mit den amerikanischen Schriftstellerinnen Candace Bushnell und Katie Cotugno ist es ein Autorinnen-Team, die einen lebhaften Young-Adult-Roman geschrieben haben. Erzählt wird Witz und Elan, das gefällt ...

Mit den amerikanischen Schriftstellerinnen Candace Bushnell und Katie Cotugno ist es ein Autorinnen-Team, die einen lebhaften Young-Adult-Roman geschrieben haben. Erzählt wird Witz und Elan, das gefällt mir sehr gut.

Marin ist eine gute Schülerin, die für die Schülerzeitung schreibt und den Literaturunterricht liebt. Toll findet sie auch den beliebten Lehrer Bex, weil er sich stets klug, cool und lässig gibt und sich um Marin kümmert. Doch eines Tages nimmt er sie mit in seine Wohnung und küsst sie.
Marin ist perplex. Dieser ungewollte Vorfall bringt sie ins Nachdenken, auch über die Rolle, die Mädchen in der Gesellschaft einnehmen sollen.

Ich denke, dass Buch ist für Jugendliche gut geeignet, weil Marins emotionaler Zustand kontinuierlich beschrieben wird und somit Identifikationspotenzial bietet.

Marin wird aktiv und tritt für sich selbst und andere junge Frauen ein, indem sie einen entsprechenden Artikel mit dem Titel Rules for being a girl schreibt und einen feministischen Buchclub gründet. Sie trennt sich auch von ihrem Chauvi-Boyfriend Jacob.

So weit so gut, aber den Artikel selbst finde ich nicht so überzeugend und kann nicht recht glauben, das er Aufsehen an der Schule erregt. Außerdem ist Marins Verhalten immer wieder schwankend, gegen Ende auch nicht so souverän. Ihre Lovestory mit ihrem neuen Freund Gray halt ich für schwach. Gray soll eine Art Badboy sein, ist aber so was von verständnisvoll. Das ist ein gängiges Klischee im Genre, das ich wirklich nicht mehr lesen will. Übrigens nicht das einzige Klischee im Buch.

Lehrer kommen nicht besonders gut weg im Buch, und dabei spreche ich nicht vom Täter.

Spürbar ist der Roman vom meToo-Movement inspiriert.
Es ist ein gut lesbares Buch, mit ein paar Schwächen.
Man darf gespannt sein, ob Candace Bushnell und Katie Cotugno ihre Zusammenarbeit fortsetzen werden. Ich hoffe darauf!

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Abwechslungsreich

Setze keinen Punkt an die Stelle, an die Gott ein Komma gesetzt hat
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Der koreanische Autor Shiva Ryu ist, glaube ich, eine Neuentdeckung im deutschsprachigen Raum.
Etwas anmaßend wird das Buch im Untertitel Weisheitsgeschichten genannt.
Das Thema Weisheit zu erlangen ...



Der koreanische Autor Shiva Ryu ist, glaube ich, eine Neuentdeckung im deutschsprachigen Raum.
Etwas anmaßend wird das Buch im Untertitel Weisheitsgeschichten genannt.
Das Thema Weisheit zu erlangen ist aber sicher zentral in diesen buddhistisch inspirierten Geschichten und manche gefallen mir ganz gut.
Nennen möchte ich z.B. schon den Prolog vom Gott Shiva, der auf einem tibetischen Gipfel lebt und seiner Frau einzigartige Geschichten erzählt und dabei belauscht wird.
Einige Geschichten haben offenbar autobiografische Bezüge. Die Studenten-Szenen sind interessante Stellen im Buch. Gelegentlich werden auch andere Schriftsteller, überwiegend westliche genannt, wie Paul Coelho, Mark Twain, Haruki Murakami, Patrick Modiano, Charles Bukowski, Hesse, Borges und andere.

Viele der folgenden Geschichten von Menschen, die in eine Krise geraten und eine Lösung finden müssen. Und manchmal kann die Lösung aus einfachen Mitteln bestehen. z.B. Häng die Sache nicht so hoch. Auch mit Mantras kann man sich selbst von positiven Dingen überzeugen.
Es gibt auch ein paar schöne Gleichnisse. Manches lernt der Autor auf seinen Reisen in Indien kennen.

Es gibt Kapitel, die sich wie Essays lesen, so etwa „Ein einziger wahrer Satz“ über Ernest Hemingway in Paris. Für mich ein Höhepunkt im Buch.
Ein weiterer Höhepunkt die Geschichte des Dichters über seine Vater.

Es gibt auch Abschnitte, mit denen ich weniger anfangen konnte, z.B. die Jung und Freud-Bezüge oder der Frage Wer bin ich.

Das Buch ist ziemlich abwechslungsreich.

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