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Veröffentlicht am 20.09.2020

Zwei Frauen inmitten der Machtspiele rund ums größte Volksfest der Welt

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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"Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis" ist ein Roman von Petra Grill. Es ist die Geschchte von zwei jungen Frauen. Colina, die als Biermadl ihr Leben bestreiten muss und Clara, die Tochter eines Nürnberger ...

"Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis" ist ein Roman von Petra Grill. Es ist die Geschchte von zwei jungen Frauen. Colina, die als Biermadl ihr Leben bestreiten muss und Clara, die Tochter eines Nürnberger Brauereibesitzer. Als Colina ihre Arbeit verliert, versucht sie sich in dessen Haushalt als Gouvernante von Clara. Doch dies geht nicht lange gut, denn als beide heimlich auf dem Kocherlball im Englischen Garten in München sind, kommt es durch den Leichtsinn von Clara zu deren ungewollter Schwangerschaft. Ein Skandal im damaligen München, wie so manches anderes auch. Doch die örtliche Polizeigewalt in Form von Oberwachtmeister Lorenz Aulehner, der gerade zu der Kriminalabteilung der königlichen Schutzmannschaft in München aus Landshut versetzt wurde, ist fasziniert von Colina und deren Art. Jedoch Colina trägt ein Geheimnis mit sich, dass zwischen beiden steht. Und um die beiden jungen Damen herum findet das Oktoberfest 1900 statt, bei dem Brauer und Wirte sich mit aller Macht ihre Schanklizenzen und Pfründe sichern. Dafür sind alle Mittel recht, wenn es um das große Geld geht. Petra Grill führt den Leser dabei 120 Jahre zurück in ein München vor historischen Hintergrund. Die damaligen Moralvorstellungen, die Entwicklung die ein Oktoberfest schon zu jener Zeit nahm und der Stand der Frau um die Jahrhundertwende macht diesen Roman aus. Er liest sich sehr flüssig, in vielem erkannte ich meine Heimatstadt sofort wieder. Das Spiel um Macht und Geld ist dabei gut kombiniert mit der Geschichte der beiden Frauen, die durch die Ereignisse zu Freundinnen und Verbündeten werden. Obwohl vom Verlag als Frauenroman tituliert, ist er auch für männliche Leser zu empfehlen. Er enthält alles was eine gute Geschichte braucht. Lokalkolorit, Intrigen, Machtspiele, Emotionen, damalige Weltbilder, sogar Mord. Letzteren fand ich nur ein klein wenig an den Haaren herbeigezogen, es schmälert aber nicht wesentlich die eigentliche Geschichte. In Summe für mich ein gelungener Roman, der derzeit sogar als TV-Mehrteiler zu sehen ist.

Veröffentlicht am 02.09.2020

Der erste angelsächsische König der Engländer

Der erste König
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"Der erste König" ist der neue historische Roman von Sabrina Qunaj und Auftakt einer möglichen neuen Reihe. Er spielt im Zeitraum 747 - 773 a.D. und erzählt die Geschichte des jungen Offa von Mercia, dem ...

"Der erste König" ist der neue historische Roman von Sabrina Qunaj und Auftakt einer möglichen neuen Reihe. Er spielt im Zeitraum 747 - 773 a.D. und erzählt die Geschichte des jungen Offa von Mercia, dem ersten Angelsachsen der sich als König von England bezeichnete und seiner Gattin Cynethryth, kurz Drida. Dabei ist das Buch in zwei Abschnitte eingeteilt. Der kleinere beschäftigt sich mit Offa's Aufstieg zum König, der große zweite Teil mit Drida's Werdegang im Frankenland und deren schicksalshaften Weg nach Britannien an die Seite von König Offa. Ein schwerer Werdegang steht den beiden bevor, getrieben von eigenen Gefühlen, aber auch Verantwortung gegenüber dem Königreich. Es gibt viele historische Romane über England aus der Zeit von Alfred dem Großen oder später. Sabrina Qunaj greift hier aber eine Zeit in der Historie auf, über die wenig bekannt ist und ich selbst auch das erste Mal lese. Basierend auf historischen Daten erzählt sie diesen Roman und vermischt hervorragend Fiktion mit Geschichte, so dass für den Leser ein packendes Mittelalterabenteuer entstand. Zwar gibt es wenige kleinere Passagen, die mir persönlich einen kleinen Touch von Fantasy zuviel hatten, speziell Dridas Beziehung zu ihrem Wolf Luna, aber in Summe ist es stimmiger Roman. Gut gefällt mir dabei Dridas Zerrissenheit zwischen ihren alten Banden ins Frankenland, wo Karl der Große die Herrschaft an sich zog und ihrer Verbundenheit zu ihrem Gatten und ihrer neuen Aufgabe als Königin von Mercia. Als Leser kann man sehr diese Spannungen und Gefühle spüren und nachvollziehen. "Der erste König" ist weniger ein Roman der von großen Schlachten geprägt ist, aber einer der all die schwierigen Herrschaftsverhältnisse dieser Zeit gut vermittelt. Offa's Dyke ist zum Beispiel ein bis heute sichtbares Zeichen. Eine in Summe fast 129 km lange Wallanlage, die Offa damals zur Abgrenzung des angelsächsischen Königreichs Mercia zu den keltischen Fürstentümern im heutigen Wales errichtete. Diese gilt bis heute als eines der größten landschaftsprägenden und am besten erhaltenen frühmittelalterlichen Bauwerke in Westeuropa. Mir hat dieser neue historische Roman von Sabrina Qunaj gut gefallen und ich bin gespannt wie der Weg von König Offa und seinem Königreich Mercia in einem weiteren Roman hoffentlich fortgesetzt wird. Wer sich für historische Romane über England interessiert, der sollte auch zu diesem Buch greifen.

Veröffentlicht am 25.08.2020

Der unberechenbare Kaiser und der Brand von Rom

Vespasian: Das ewige Feuer
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"Das ewige Feuer" ist der achte Band aus der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri und umfasst die Jahre 63 - 67 A.D. Das Buch ist dabei wieder in vier Abschnitte geteilt. Beginnend in der Zeit als Statthalter ...

"Das ewige Feuer" ist der achte Band aus der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri und umfasst die Jahre 63 - 67 A.D. Das Buch ist dabei wieder in vier Abschnitte geteilt. Beginnend in der Zeit als Statthalter von Africa soll Vespasian 500 römische Bürger aus der Sklaverei der Garamanten befreien. Dieses Unterfangen gestaltet sich äußerst schwierig, denn auch alte Feinde erschweren ihm die Aufgabe. Im zweiten Teil ist Vespasian zurück in Rom, die Ausschweifungen Kaiser Neros werden immer mehr und dessen Verhältnis zum römischen Senat ist mehr als gespalten. Als auch noch der Brand von Rom ausbricht, ist die ganze Stadt in Angst und Schrecken. Im dritten Teil flüchtet Vespasian auf sein Landgut, auf dem ihn auf schreckliche Weise die Vergangenheit von vor über 40 Jahren einholt. Er muss einen schrecklichen Blutzoll lassen, bevor er im vierten Teil wieder nach Rom zurückkehrt. Dort ist die Zuweisung der Schuld am Brand von Rom in vollem Gange und gleichzeitig erbaut der Kaiser sein neues "Neropolis". Robert Fabbri ist mit diesem neuen Band erneut ein spannender Teil der Geschichte Vespasians gelungen. Obwohl heute bekannt ist das Nero die Brände in Rom nicht selbst gelegt hat (er weilte zu der Zeit in seiner Sommerresidenz), ist bis heute ungeklärt ob er ihn in Auftrag gegeben hat, zumal nach ersten Löscharbeiten dieser erneut durch weitere Feuer angefacht wurde. Bis heute ist das aber reine Gerüchteküche und konnte nie komplett aufgelöst werden. Um diesen Gerüchten ein Ende zu setzen brachte Nero die Sekte der Christen als Schuldige ins Spiel. Er selbst errichtete ein Flüchtlingslager und senkte die Getreidepreise. So war für das Volk alles wieder eindeutig bzgl. der Schuldfrage. Doch es kam zur Pisonischen Verschwörung gegen ihn. Auch diese baut Fabbri in seinen Roman sehr gut ein. Es war der dilettantische Versuch von Angehörigen des Senats Neros Ermordung herbeizuführen. Vespasian und sein Bruder hielten sich geschickt aus der Sache heraus. Weitere wichtige Ereignisse wie der Tod der Kaiserin Poppaea, sowie der Aufstand in Judaea fällt ebenfalls in diese Zeit und der Autor bindet sie geschickt in diesen Roman ein. Neros Dekadenz und seine spätere Tyrannei werden dabei plastisch geschildert, sein Hang zur Rolle als Darsteller. Robert Fabbri orientiert sich bei seinem fiktiven Roman dabei hauptsächlich an den Schriften von Tacitus, Sueton und Cassius Dio. Besonders gefällt dabei auch, dass der Leser auch wieder im Nachwort dazu Erläuterungen erhält. "Das ewige Feuer" ist für mich ein weiterer gelungener Band. Er beleuchtet sicherlich nicht alle Seiten Neros, aber bringt dem Leser ein fesselndes und kurzweiliges Lesevergnügen. Fiktion und Geschichte werden gut verwoben, ein weiterer Lebensabschnitt von Vespasian spannend dargestellt. Ich freue mich schon jetzt auf den im Herbst erscheinenden abschließenden neunten Band dieser Reihe, wenn Vespasians Weg als "Kaiser von Rom" endet.

Veröffentlicht am 29.07.2020

Die "weiße Maus" in der Résistance

Die Spionin
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"Die Spionin" ist ein Roman nach einer wahren Geschichte von Imogen Kealey (einem gemeinsamen Pseudonym der Autorin Imogen Robertson und des Drehbuchautors Darby Kealey). Frankreich ist 1940 im zweiten ...

"Die Spionin" ist ein Roman nach einer wahren Geschichte von Imogen Kealey (einem gemeinsamen Pseudonym der Autorin Imogen Robertson und des Drehbuchautors Darby Kealey). Frankreich ist 1940 im zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzt. Nancy Wake riskiert ihr Leben immer wieder bei Befreiungsaktionen der Résistance, man nennt sie "die weiße Maus". Die Nazis setzen ein Kopfgeld auf sie aus und machen Jagd nach dem Phantom. Als die Gestapo ihren Ehemann Henri verhaftet, entkommt Nancy nur mit knapper Not nach England, wo sie zur Geheimagentin ausgebildet wird. Per Fallschirm gelangt sie zurück in die Wälder der Auvergne und übernimmt das Kommando über die Einheit der Partisanen. An deren Seite kämpft sie gegen die Deutschen. Denn es gilt alles erdenkliche vorzubereiten für die Invasion der Alliierten und die Deutschen in ihrem Nachschub zu schwächen. Dem Autorenduo ist mit diesem Spionageroman eine fesselnde Lektüre gelungen. Eindrucksvoll wird die Person Nancy Wake dargestellt mit all ihren Facetten. Zum einen eine Frau die ihren Henri über alles liebte, aber auch während der Zeit des französischen Widerstands eiskalt töten musste. Sie muss eine sehr willensstarke Persönlichkeit gewesen sein, aber auch durchsetzungsfähig in der damals schrecklichen Kriegszeit. Und dennoch ging sie an ihre absoluten Grenzen bis zur totalen Erschöpfung. Berühmt ist dabei ihre Fahrradfahrt von ca. 500km in 72h quer durch die feindlichen Linien , um ein Funkgerät zu beschaffen und den Kontakt nach England wieder herzustellen. Manches wurde von Imogen Kealey ein wenig für die Dramaturgie des Romanes angepasst, dies erläutern sie aber dem Leser im historischen Nachwort. An der letzten Seite dieses Romans angekommen, war ich einfach nur ergriffen. Ergriffen von der Person Nancy Wake, ihren Mitstreitern im Widerstand und einer Geschichte des zweiten Weltkrieges, die als Roman fesselt aber auch sehr bewusst macht, was damals alles geschah und wieviel Leid die Menschen erlebten. Ein Roman über eine der vielen Frauen von damals, die einem nur großen Respekt abverlangen. Für mich eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 11.07.2020

Leichen auf einem fremden Grab

Mühlviertler Grab
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"Mühlviertler Grab" ist der dritte Band aus der Oskar-Stern-Reihe von Eva Reichl. Der Chefinspektor bekommt es diesmal mit zwei Morden in St. Oswald zu tun. Innerhalb kurzer Zeit werden die Leichen eines ...

"Mühlviertler Grab" ist der dritte Band aus der Oskar-Stern-Reihe von Eva Reichl. Der Chefinspektor bekommt es diesmal mit zwei Morden in St. Oswald zu tun. Innerhalb kurzer Zeit werden die Leichen eines Politiker und danach eines Landwirt jeweils auf dem Grab von Paula Eckinger abgelegt. Diese starb genau ein Jahr davor bei einem ungeklärten Verkehrsunfall. Ihr Ehemann überlebte schwerstverletzt und sitzt seitdem im Rollstuhl. Hat der damalige Unfall etwas mit den Morden zu tun? Der brummige Chefinspektor Oskar Stern und sein Team ermitteln in diesem eigenwilligen Fall. Eva Reichl kombiniert dabei wieder geschickt einen undurchsichtigen Mordfall zum einen, aber auch ein Eigenleben der handelnden Figuren andererseits. Der Leser kann eine Bandbreite von Seiten an Oskar Stern erleben, vom impulsiv und stur handelnden Ermittler, bis hin zur Person mit weichem Kern. Genau dies macht ihn für mich auch so sympatisch im Zusammenspiel mit seiner Gruppeninspektorin Mara Grünbrecht und den weiteren Protagonisten. Zugleich konstruiert die Autorin aber auch einen sehr guten Kriminalfall mitten im Mühlviertel. Denn wer denkt, die Lösung ist schnell gefunden, der irrt. Geschickt bleibt bis zum Ende alles im Dunkeln bis der wahre Täter und dessen Motiv ans Licht kommen. Die Spannung ist daher bis zum Schluss gegeben. "Mühlviertler Grab" ist eine sehr gelungene Fortsetzung der Reihe - ein österreichischer Regionalkrimi, der Vorfreude auf einen weiteren Band hinterlässt.