Sturmzeit
Die Vögel singen auch bei RegenSchonungslos ehrlich schreibt Kea von Garnier über ihre schon seit der Kindheit bestehenden, verschiedenen psychischen Erkrankungen. Obwohl ich sehr viel über Psychologie lese, hatte ich von manchen bisher ...
Schonungslos ehrlich schreibt Kea von Garnier über ihre schon seit der Kindheit bestehenden, verschiedenen psychischen Erkrankungen. Obwohl ich sehr viel über Psychologie lese, hatte ich von manchen bisher noch gar nichts gehört. Dass die Autorin sehr sprachbegabt ist, macht den Bericht manches Mal zu einem Genuss. Dennoch muss man sagen, dass es sich um absolut keine leichte Kost handelt, die manchen Leser vielleicht sogar tief hinunterzuziehen vermag. So sind denn auch manche Kapitel sogar mit einer Triggerwarnung versehen, denn selbstverletztendes Verhalten und suizidale Tendenzen werden nicht ausgespart.
Zu lange versucht Kea, ihr Glück bei verschiedenen Männern zu finden. Das geht bis hin zur psychischen Abhängigkeit. Diese Szenen waren für mich am schwersten zu lesen, weil ich dazu keinen Zugang gefunden habe.
Keas Beeinträchtigung durch ihre Leiden gehen so weit, dass sie im Grunde kein regelmäßiges Berufsleben führen kann. Immer wieder weist sie sich selbst in stationäre Kliniken ein. Dabei fand ich es bemerkenswert, dass ihre wechselnden Therapeuten durchweg einen kompetenten, klugen Eindruck machen und in der Lage sind, hilfreich zur Seite zu stehen. Dies deckt sich nicht mit dem, was ich früher aus meinem Bekannten- oder Freundeskreis gehört habe und mich schon manches Mal hat innerlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen. Eventuell ist die Qualität hier tatsächlich erfreulicher geworden.
Das Buch hat mich durchweg gefesselt. Nur zum Ende hin hatte ich etwas Mühe, Keas krankheitsbedingt stets um sich selbst Kreisen voll zu würdigen. Dass sie dagegen zurück zum Schreiben findet und sogar an einer renommierten Schule für kreatives Schreiben angenommen wird, lässt für die Zukunft hoffen.