Abenteuer
Eine Auszeit hat sich jeder von uns schon mal dringen nötig gehabt. Irgendwann kommt jeder mal an den Punkt, an dem einem einfach Alles zu viel wird und man raus muss aus dem Hamsterrad, zu dem sich der ...
Eine Auszeit hat sich jeder von uns schon mal dringen nötig gehabt. Irgendwann kommt jeder mal an den Punkt, an dem einem einfach Alles zu viel wird und man raus muss aus dem Hamsterrad, zu dem sich der Alltag manchmal unbemerkt entwickelt. Oft wird eine solche Auszeit genutzt für einen Kurzurlaub verbunden mit ein wenig Wellness, vielleicht Yoga, Ayurveda, oder auch Fasten. Sehr beliebt in den letzten Jahren ist pilgern geworden, selbst für nicht gläubige Menschen. Ich persönlich finde viele dieser Wege zur Ruhe zu kommen und zu sich selbst zu finden interessant, bin aber wohl am ehesten der Typ All Inklusive Wellnessoase. Eine schöne lange Reise wäre auch denkbar, aber ob ich da nun unbedingt an den Himalaya gedacht hätte? Wohl eher nicht. Ganz anders die Autorin dieses Buches, die Suche nach ihrem persönlichen Shangri - La führt sie nach Tibet und sie nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche und atemberaubende Reise.
Auf dem Rücken des Buches findet sich ein Zitat des Dalai Lama, dem wir im Buch öfter begegnen werden - "Besuche einmal im Jahr einen Ort, den du noch nicht kennst". Nun, Tibet kenne ich tatsächlich noch nicht und ich denke das habe ich mit vielen Lesern des Buches gemein. Es gibt einige Dinge, die einem zwar aus dem Geographieunterricht bekannt sind, man kennt verschiedenen Fakten aus den Medien und vielleicht hat man auch schon eine Dokumentation, oder auch einen Spielfilm über das Land, die Kultur, die Religion gesehen. Als Reiseziel ist das Land wohl eher bei Extremsportlern und Bergsteigern bekannt, um so mutiger finde ich die Entscheidung der Autorin das Land zusammen mit ihrer damals elfjährigen Tochter zu bereisen.
Katja Linke hat ein ganz besonderes Reisetagebuch geschrieben, wie sie selbst sagt, ein erzählendes Sachbuch. Sachbuch sicher wegen der vielen Informationen, die in das Buch eingebettet sind. Informationen über die verschiedenen Orte, die Religion, die Menschen, aber auch die politischen Hintergründe und eben auch den Dalai Lama. Diese Informationen sind im Nachhinein gut recherchiert und stimmig in die Reiseerzählung integriert. Der Leser bekommt ein sehr realistisches Bild des Landes, der Bewohner und der gegenwärtig herrschenden Umstände. Die Autorin schafft es mit einfachen Worten Atmosphäre zu erzeugen, schreibt ungekünstelt, echt, direkt, humorvoll und auch selbstironisch. Stellenweise kommt ihre Tochter zu Wort, in dem Auszüge aus ihrem Reisetagebuch eingefügt sind. Es ist sehr interessant die kindliche Sicht auf die Reise zu sehen.
Das Buch beschreibt ein wahrhaftiges Mutter-Tochter Abenteuer, eine Reise, die den Beiden einiges abverlangte, sie an ihre Grenzen gebracht hat und damit näher zueinander. Jeder hat wohl sein eigenes Shangri - La, seinen eigenen Sehnsuchtsort, Katja Linke hatte den Mut ihren zu suchen und wurde belohnt mit einzigartigen Eindrücken, an denen sie uns mit diesem Buch teilhaben lässt.