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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2020

Abschiedsreise

Der letzte Satz
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Gustav Mahler war ein österreichischer Komponist und zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Dirigenten und zugleich Reformer des Musiktheaters. Der Autor Robert Seethaler ...

Gustav Mahler war ein österreichischer Komponist und zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Dirigenten und zugleich Reformer des Musiktheaters. Der Autor Robert Seethaler gibt dem Leser die Möglichkeit Mahler auf seiner letzten Reise von New York nach Europa zu begleiten und mit ihm sein Leben Revue passieren zu lassen.

Aufgrund einer schweren Krankheit leidet Mahler unter Schmerzen und er hat seine Lebenslust bereits verloren. Er erinnert sich einsam an Deck des Schiffes an die prägenden Momente seines Lebens, und davon gab es sowohl gute als auch tragische. Positiv hat er natürlich seine Erfolge und Triumphe in der Musik vor Augen und die ersten Begegnungen mit seiner Frau Alma. Seine Ehe verläuft aber nach dem tragischen Verlust seiner Tochter Maria alles andere als erwünscht und trägt zur Melancholie des Komponisten bei. Der Autor Robert Seethaler erzählt die Geschichte in einem gefühlvollen und gut zu lesenden Schreibstil, bei dem jedes Wort wohlgewählt wirkt und er so sehr würdevoll das große Talent der Musik würdigt. Das Ganze wirkt aufgrund der düsteren Stimmung sehr schwer und ist als Unterhaltungsroman sicherlich ungeeignet, wirft aber einen sehr interessanten und informativen Blick auf des Werk Mahlers. Die Fakten zu seinem Leben wirken sehr gut recherchiert.

Insgesamt ist "Der letzte Satz" aus meiner Sicht ein sehr ruhiger und emotionaler Rückblick auf das Leben des prägenden Musikers Gustav Mahler. Gerade das Erzähltalent des Autors und das nachhaltige Wirken des Hauptprotagonisten machen den Roman aus. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Eskalation in den Vereinigten Staaten

Divided States of America
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Ein neuer Präsident ist gewählt, aber gleich mit seinem Amtsantritt arbeitet er massiv an der Spaltung des Landes. Er ruft zur Ausweispflicht aus, was viele seit Jahren illegal in den USA lebende Menschen ...

Ein neuer Präsident ist gewählt, aber gleich mit seinem Amtsantritt arbeitet er massiv an der Spaltung des Landes. Er ruft zur Ausweispflicht aus, was viele seit Jahren illegal in den USA lebende Menschen in Aufruhr bringt. Gleichzeitig bricht der schwelende Fremdenhass in der Öffentlichkeit aus und erste Hand-greiflichkeiten eskalieren immer weiter. Dem Präsidenten scheint die Situation aus den Händen zu gleiten und seine hilflose Situation verschlimmert sich mit jeder seiner unbedachten Entscheidungen. Am Unabhängigkeitstag kommt es zur Katatstrophe, die vielen Amerikanern das Leben kosten wird...

Das Thema könnte zur Zeit nicht brisanter sein. Die in Amerika bevorstehende Präsidentschaftswahl wirft ihre Schatten voraus und mit "Divided States of America" wirft die Autorin Claudia Kern einen düsteren Blick in die Zukunft. Der Charakter des fiktiven Präsidenten Johnson ist ähnlich gezeichnet wie der des aktuellen ersten Mannes in Amerika. Er polarisiert und treibt die Spaltung des Landes und eigentlich auch der Welt voran. Wie dieses gefährliche Spiel in einer Katastrophe enden kann, zeigt die Geschichte in diesem Buch. Die ganzen Szenarien wirken eigentlich sehr real und immer wieder fand ich beim Lesen auffällige Parallelen zu den aktuellen Geschehnissen in dem Land. Gerade diese Tatsache führt dazu, dass mich das Buch bewegt und nachdenklich zurückgelassen hat. Claudia Kern erzählt ihre Vision in einem lebendigen und temporeichen Schreibstil, der mich in den Bann ziehen konnte. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass der unglücklich agierende Präsident als Keim des Übels mehr im Fokus gestanden hätte.

Insgesamt ist "Divided States of America" ein durchaus realistischer aber zugleich unbequemer Blick in die Zukunft. Das Buch sollte den ein oder anderen Wahlberechtigten in Amerika zur Verfügung gestellt werden, eher er an die Wahlurne tritt, um sich den Folgen seiner Handelns bewusst zu machen. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Anspruchsvoll

Die Topeka Schule
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Adam Gordon geht auf die Topeka High School und ist ein sehr beliebter Schüler. Er ist sprachlich talentiert und in den Debattierwettbewerben ist ihm keiner gewachsen. Da er auch ein Herz für Außenseiter ...

Adam Gordon geht auf die Topeka High School und ist ein sehr beliebter Schüler. Er ist sprachlich talentiert und in den Debattierwettbewerben ist ihm keiner gewachsen. Da er auch ein Herz für Außenseiter hat, kümmert er sich ein wenig um Darren, ohne zu ahnen, dass dieser Patient seines Vaters ist. Seine Eltern sind Therapeuten in einer psychiatrischen Klinik und die beginnende Freundschaft von Adam und Darren birgt eine große Gefahr...

In seinem Roman "Die Topeka Schule" setzt sich der Autor Ben Lerner mit der amerikanischen Gesellschaft auseinander. Er hält ihr den Spiegel vor und übt so Kritik an der Oberflächlichkeit, die dort vorherrscht. Lerner ist Professor für Literatur am Brooklyn College, was sich aus meiner Sicht auch in seinem Schreibstil niederschlägt. Der Text liest sich sperrig und erfordert die volle Aufmerksamkeit. Gerade dieser Umstand macht den Roman für mich zu etwas Besonderem. Man muss gewillt sein, sich dem zu stellen, denn für ein entspanntes Lesen nach einem stressigen Tag halte ich das Buch für nicht geeignet. Die vielen Perspektivwechsel, mit denen der Autor arbeitet, lassen ebenfalls nur schwer einen Lesefluss aufkommen, aber das notwendige Durchhaltervermögen wird aus meiner Sicht belohnt. Obwohl das Buch in den Neunzigern spielt, wirkt es auf mich brandaktuell. Gerade die aktuelle gesellschaftliche Situation um den polarisierenden Präsidenten Trump könnte die Geschichte auf den Leib geschrieben sein.

Insgesamt war "Die Topeka Schule" für mich eine Erfahrung und ich halte es gerade aufgrund seiner Stilistik für lesenswert. Ich will aber noch einmal darauf hinweisen, dass es definitiv keine Lektüre für zwischendurch ist, in der Erwartung eines entspannten Leseabends, sollte man sich lieber einem anderen Buch zuwenden. Ich empfehle das Buch gerne weiter und bewerte es mit vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Spannender Kriminalroman

Blutmain
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Melinda trifft sich mit einem charmanten jungen Mann, in den sie sich spontan ein wenig verguckt hat. Der Abend beginnt mit einem romantischen Essen, die folgenden Stunden allerdings sind aus ihrem Gedächtnis ...

Melinda trifft sich mit einem charmanten jungen Mann, in den sie sich spontan ein wenig verguckt hat. Der Abend beginnt mit einem romantischen Essen, die folgenden Stunden allerdings sind aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Sie wacht auf einer Yacht auf, die sie mit Mühe und Not ans Ufer des Mains steuern kann. Von ihrem sympathischen Begleiter fehlt jede Spur und ihre Kleidung ist voller Blut. Was ist nur geschehen? Völlig verwirrt kehrt sie in die Wohnung ihres Begleiters zurück, wo sie aber niemanden vorfindet. Am Tag darauf stellt sich heraus, dass die Wohnung einer älteren Dame gehört, die mittlerweile tot in der Offenbacher Schleuse gefunden wurde. Hat Melinda mit dem Tod der Frau zu tun, die sie überhaupt nicht kennt? Ihre Nachbarin und Privatdetektivin Karla Senkrecht nimmt sich der Sache an und versucht die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Mit "Blutmain" hat die Autorin Franziska Franz einen raffiniert aufgebauten Kriminalroman geschrieben. Sie erzählt die Geschichte in einem lebendigen und gut zu lesenden Schreibstil. Der Spannungsbogen wird mit der mysteriösen Situation um Melinda zu Beginn des Buches aufgebaut und über die unkonventionellen Ermittlungen von Karla Senkrecht auf einem guten Niveau gehalten. Dabei entwickelt sich eine clever ausgeklügelte Geschichte, die zwar relativ schnell den Täter enttarnt, aber von der schwierigen Überführung desselben lebt. Die Privatermittlerin Karla Senkrecht trägt mit ihrer speziellen und sehr geradlinigen Art zum Gelingen des Kriminalromans bei und verleiht ihm in Verbindung mit ihrer Lebensgefährtin einen besonderen Charme. Als sehr gelungen empfunden habe ich auch einen gesunden Lokalkolorit in dem Buch.

Insgesamt hat mir "Blutmain" als Kriminalroman gut gefallen, es würde mich freuen, noch von weiteren Fällen der charmanten Hauptprotagonistin zu lesen und empfehle das Buch daher sehr gerne weiter. Meine Bewertung fällt mit guten vier von fünf Punkten positiv aus.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Eine Frage von Wertschätzung

Fleisch ist mir nicht Wurst
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Es ist schön bequem, das perfekt portionierte Stück Fleisch gut verpackt aus der Kühltheke zu nehmen, um es zu Hause für das perfekte Gericht zu verarbeiten. Was dem Konsumenten damit erleichtert wird, ...

Es ist schön bequem, das perfekt portionierte Stück Fleisch gut verpackt aus der Kühltheke zu nehmen, um es zu Hause für das perfekte Gericht zu verarbeiten. Was dem Konsumenten damit erleichtert wird, ist der eigentlich unvermeidbare Blick hinter die Kulissen. Die Frage, wie kann es möglich sein, dass ich ein Stück Fleisch für so wenig Geld einkaufen und verzehren kann? Sicherlich eine unbequeme Frage, der der Konsument gerne ausweicht, aber es steht nun einmal fest, dass für ein Stück Fleisch auf alle Fälle ein Tier getötet werden musste. Jeder kann dieses Dilemma für sich auf seine Art und Weise lösen, und dass es alternative Lösungen gibt ist sicherlich auch in der steigenden Anzahl der Vegetarier und Veganer abzulesen. Aus meiner Sicht ist es nicht verwerflich, nicht auf den Genuss eines guten Stück Fleisch zu verzichten, was aber auch mit einem Respekt dem Tier gegenüber einher gehen sollte. Man sollte daher auch bereit sein, mehr Geld für den Genuss zu investieren, um dem Tier eine Chance einer artgerechten Haltung zu geben.

Genau diesem Thema widmet sich der Autor Klaus Reichert in seinem Buch mit dem provokanten Titel "Fleisch ist mir nicht Wurst". Er wurde in eine Metzgerfamilie geboren und wuchs quasi mit dem Thema Fleisch auf. Aber der Handwerksberuf eines Metzgers hat in den letzten Jahrzehnten deutlich an Anspruch verloren und dem Preisdruck, den die Supermärkte und in erster Linie auch die Konsumenten mit ihrer Forderung nach möglichst günstigem Fleisch aufbauen, können sie in ihrer Struktur kaum noch gerecht werden. Klaus Reichert plädiert daher für mehr Achtsamkeit beim Fleisch-einkauf, frei nach dem Motto "Weniger ist manchmal mehr". Es wäre allen damit gedient, das Fleisch seltener, dafür aber in einer anderen Qualität, auf dem Essenstisch erscheinen zu lassen. Auch sieht er die Notwendigkeit, den Konsumenten mit dem Töten des Tieres zu konfrontieren, um den bei ihm erforderlichen Respekt aufzubauen. Der Autor erzählt dies in seinem Buch mit einer gelungenen Kombination aus der Biografie von drei Generationen seiner Fleischerfamilie und einer Ansammlung von belegbaren Fakten aus der Fleischindustrie. Er gibt dem Thema damit neben dem sachlichen Bezug eine persönliche Note, die sehr authentisch wirkt.

Insgesamt ist "Fleisch ist mir nicht Wurst" ein aus meiner Sicht wichtiges Buch, um den aktuellen Fleischkonsum unserer Gesellschaft in Frage zu stellen und neben dem kompletten Verzicht vernünftige Alternativen aufzuzeigen. Ich empfehle es daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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