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Veröffentlicht am 28.12.2020

Ein schweres Erbe für Marie

Auch die große Liebe fängt mal klein an
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Das modern gestaltete Cover erinnert an die anderen Romane von Sylvia Deloy und passt zu einem nicht zu kitschigen Liebesroman. Dass ein Restaurant, bzw. eine Köchin im Mittelpunkt steht, lässt sich aber ...

Das modern gestaltete Cover erinnert an die anderen Romane von Sylvia Deloy und passt zu einem nicht zu kitschigen Liebesroman. Dass ein Restaurant, bzw. eine Köchin im Mittelpunkt steht, lässt sich aber maximal erahnen. Marie hat das französische, auf Enten spezialisierte, Restaurant "Petite Pauline" nach dessen überraschendem Tod von ihrem Vater übernommen, zuvor wurde das Lokal von ihrem Großvater geführt, der mittlerweile an Demenz leidet und in einem Altenheim lebt, wo sie ihn regelmäßig besucht. Leider gibt es aber einen großen Renovierungsstau und auch das Konzept "Entenspezialitäten" lockt heutzutage nicht mehr so viele Kunden wie früher an. Deshalb hat Marie mit großen finaziellen Problemen zu kämpfen, obwohl kochen ihre große Leidenschaft ist und irgendwann bleibt ihr kein anderer Ausweg, als das Lokal zumindest vorübergehend zu schließen und ihr Geld stattdessen in einem Brauhaus zu verdienen, während sie nach einer Lösung sucht, um das Lokal zu retten und ihr lieb gewonnenes Personal weiter beschäftigen zu können. Und ausgerechnet dort, wo zudem viel mit Fertigprodukten und in großen Mengen gekocht wird, steht ihr plötzlich ihr Exfreund Anton als Kollege gegenüber, was für zusätzliche Komplikationen sorgt. Zum Glück hat sie aber noch gute Freunde, wie ihre Mitbewohnerin und ihren homosexuellen besten Freund, auf die sie sich bei allem Stress verlassen kann und auch auf ihre ehemaligen Mitarbeiter ist in Notsituationen Verlass

Mir hat der Roman grundsätzlich gut gefallen, auch wenn manche Punkte vielleicht einen Tick zu unrealistisch und einiges vorhersehbar war, wie es bei Liebesromanen nun mal oft der Fall ist. Marie und ihre Freunde und sogar auch Anton haben alle viele liebenswerte Eigenschaften, sodass man mit ihnen leiden oder sich für sie freuen kann. Dass häufiger auch Essen im Mittelpunkt stand, fand ich persönlich auch gut, da ich mich neben dem Lesen auch sehr für das Kochen interessiere. Und auch der Tiefgang fehlte dem Buch nicht, Marie tut sich alles andere als leicht damit, sich von dem Lokal, das alles ist, was ihr von ihrem verstorbenen Vater geblieben ist, zu verabschieden und auch die Demenzerkrankung ihres Opas erfordert einiges an Nervenstärke von ihr. Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr flüssig lesen, sie schreibt lebendig und anschaulich.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Liebe in Zeiten des Krieges

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Theresia Graw verarbeitet in dem Roman „So weit die Störche ziehen“ auch die Geschichte ihrer ostpreußischen Vorfahren, die sie mit einer fiktiven Handlung verwebt. Wie das Cover bereits vermuten lässt, ...

Theresia Graw verarbeitet in dem Roman „So weit die Störche ziehen“ auch die Geschichte ihrer ostpreußischen Vorfahren, die sie mit einer fiktiven Handlung verwebt. Wie das Cover bereits vermuten lässt, handelt es sich um einen historischen Roman. Die Handlung beginnt 1939, dem Jahr, in dem Adolf Hitler mit dem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg anzettelte. Dies spielt dann auch zu Beginn der Handlung eine gewisse Rolle.

Die 16-jährige Dora Twardy wächst aber zunächst trotz aller politischer Wirren und dem Beginn des Krieges recht behütet auf dem Gestüt ihrer Eltern auf, von den Grausamkeiten der Nationalsozialisten und auch vom Krieg bekommt sie zunächst nur am Rande etwas mit, auch wenn irgendwann ihr (heimlicher) Verlobter Wilhelm an die Westfront muss und ihr Bruder sich sogar freiwillig meldet. Sie kann gut mit Pferden umgehen und hat ihren eigenen Kopf, ungern lässt sie sich von etwas abbringen, das ihr wichtig ist. Dank ihres guten Aussehens hat sie einige Verehrer und auch als sie nach dem Notabitur gegen ihren Willen für einige Zeit nach Königsberg muss, um für die Kinder ihres frisch verwitweten Onkels zu sorgen, verdreht sie, eigentlich unbeabsichtigt, einem jungen Mann den Kopf, dem Fotografen Curt, der für das Propagandaministerium durch Europa reist. Dieser bringt Abwechslung in Doras bis dahin eher tristes Leben in Königsberg und so ist sie ihm trotz ihrer Verlobung nicht ganz abgeneigt. Irgendwann erreicht der Krieg in seiner vollen Brutalität aber dann doch Ostpreußen mit Dora und allen, die ihr lieb sind und sie hat plötzlich ganz andere Sorgen.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Dora ist mir trotz oder vielleicht auch wegen ihrer Sprunghaftigkeit und wegen ihres starken Willens sehr sympathisch. Es gelang mir gut, mich in sie hineinzuversetzen. Die Autorin schreibt zudem sehr anschaulich, sodass man sich die beschriebenen Orte und Situationen sehr gut vorstellen kann. Ich fand es interessant, mehr über die Situation in Ostpreußen während des Zweiten Weltkrieges zu erfahren, da der Geschichtsunterricht sich ja meist hauptsächlich auf Bombenangriffe im heutigen Deutschland oder Kämpfe an der Ost- oder Westfront beschränkt. Der Schreibstil von Theresia Graw ist gut lesbar und die Handlung fesselnd, sodass ich das Buch, trotz seiner recht hohen Seitenzahl, in relativ kurzer Zeit gelesen habe.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Orientalische Rezepte mit viel Gemüse und Geschmack

Sila's Orientküche
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Grundsätzlich bin ich ja eher skeptisch, wenn ich Kochbücher von Schauspielern oder Musikern sehe, weil ich vermute, dass die Rezepte dann nicht allzu viel "können müssen", bzw. Neues bieten. ...

Grundsätzlich bin ich ja eher skeptisch, wenn ich Kochbücher von Schauspielern oder Musikern sehe, weil ich vermute, dass die Rezepte dann nicht allzu viel "können müssen", bzw. Neues bieten. Der Orientküche von Sila Sahin habe ich aber eine Chance gegeben, da teilweise Rezepte ihrer türkischen Mutter enthalten sind, aber auch moderne Interpretationen und Einflüsse aus der Küche anderer Länder. Außerdem relativ viele fleischfreie Gerichte, da ihr Mann Vegetarier ist. Das klang für mich, die auch kein Fleisch esse, interessant.
Das Kochbuch enthält auf jeden Fall so einige interessante Rezepte, manchmal gespickt mit Erinnerungen oder Anekdoten, die die Schauspielerin damit verbindet, aber nicht zu viel davon, die Rezepte stehen auf jeden Fall im Mittelpunkt und sind zu jedem gibt es ansprechende und appetitanregende Fotos.
Die Zutaten wirken auf mich authentisch, es wird mit frischen Kräutern, aber auch typischen Gewürzen gekocht. Ist ein verwendetes Produkt in der deutschen Küche weniger gebräuchlich, gibt es einen Hinweis dazu, wo man es am besten erwerben kann. Die Zutaten sind aber alle nicht so ausgefallen, dass man dafür in einer Großstadt mit einem riesigen türkischen Supermarktangebot leben müsste, ein kleiner türkischer Lebensmittelladen führt die Sachen im Normalfall auch und manchmal sind auch griechische Alternativprodukte angegeben. Dem Ausprobieren sollte also nichts im Wege stehen.
Was die Kategorien, in die die Rezepte eingeordnet wurden, angeht, sind diese nicht ganz "klassisch" benannt. Das Buch beginnt mit "Rezepten meiner Mutter", türkische Gerichte, die Sila seit ihrer Kindheit kennt und liebt und oft mit der Mutter zusammen kocht. "Working Mum" enthält Speisen, die sich schnell zubereiten lassen, "Kochen für den Liebsten" vegetarische Speisen (davon findet man aber auch in anderen Kapiteln weitere), "Love Dinner" etwas aufwändigere Abendessen, "Healthy Week" gemüselastige Gerichte mit weniger Kalorien, "Süße Sünden" das genaue Gegenteil. "Für die große Tafel" stellt türkische Vorspeisen vor, die sich normalerweise der ganze Tisch teilt und schließlich gibt es noch einige Frühstücksideen.
Die Rezepte wirken auf mich recht authentisch, manches habe ich schon in Restaurants gegessen, und finde es schön, es nun auch einmal selbst nachkochen zu können, andere Gerichte sind mir neu und ich würde sie gerne bald ausprobieren.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Starke Frauen und ihre Wünsche und Träume in der Zeit der Wirtschaftswunderjahre

Die Wunderfrauen
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Das Cover dieses, fast 500 Seiten starken Romans, gefällt mir auf den ersten Blick recht gut, mit den vier jungen Frauen im Stil der Zeit gestylt und dem Laden und den Passanten dezent im Hintergrund. ...

Das Cover dieses, fast 500 Seiten starken Romans, gefällt mir auf den ersten Blick recht gut, mit den vier jungen Frauen im Stil der Zeit gestylt und dem Laden und den Passanten dezent im Hintergrund. Auch die Schrift ist passend gewählt. Wertiger und passender hätte ich es aber noch gefunden, wenn der Umschlag aus einem rauen, strukturierten Papier wäre.

Der Roman "Die Wunderfrauen" spielt, wie der Name schon etwas vermuten lässt, zur Zeit der Wirtschaftswunderjahre ab 1953 in Deutschland. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen vier junge Frauen, die nach den teils sehr schlimmen Erfahrungen in der Kriegs- und Nachkriegszeit und dem Kampf ums Überleben nun langsam auch wieder beginnen, an sich und die Verwirklichung ihrer Träume zu denken.

So träumt Luise Dahlmann nach dem Tod ihrer strengen und oft missgelaunten Schwiegermutter, die sie lange pflegen musste, von einem eigenen kleinen Lebensmittelladen in deren ehemaliger Puppenwerkstatt. Marie Wagner möchte nach der Flucht aus Schlesien auch in Deutschland als Bereiterin arbeiten, was man ihr als Frau aber zunächst nicht zutraut, Helge Knaup will nicht mehr nur reiche Fabrikantentochter sein, sondern eine Ausbildung zur Krankenschwester machen und auch Annabel Thaler ist nicht damit zufrieden, ausschließlich Chefarztgattin und Mutter zu sein. So unterschiedlich die Herkunft der vier Frauen doch ist, kreuzen sich dennoch bald ihre Wege und sie merken, dass sie nicht nur der Traum vom Glücklichsein verbindet.

Mir hat es Freude bereitet, die einzelnen Protagonistinnen beim Lesen besser kennenzulernen und mit ihnen in die Welt der 50er Jahre einzutauchen, als vieles, was für uns heute selbstverständlich ist, für Frauen noch fast unmöglich war. Jede der Vier ist auf ihre Art sympathisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen, da es Stephanie Schuster gut gelungen ist, ihre Charaktere anschaulich auszugestalten. Der Schreibstil der Autorin ist zudem lebendig und lässt sich flüssig und angenehm lesen. Ich bin schon auf den nächsten Band der Trilogie gespannt, da ich gerne erfahren möchte, wie das Leben der Protagonistinnen weiter verläuft und ob es ihnen gelingt, auf Dauer glücklich zu werden.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Der Sommer der Entscheidungen

Wo die Sterne tanzen
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Bei "Wo die Sterne tanzen" hätte schon allein die Gestaltung des Covers mein Interesse geweckt. Ich mag diese Mischung aus einem moderen Layout mit ein bisschen Kitsch und maritimen Elementen ...

Bei "Wo die Sterne tanzen" hätte schon allein die Gestaltung des Covers mein Interesse geweckt. Ich mag diese Mischung aus einem moderen Layout mit ein bisschen Kitsch und maritimen Elementen durch die Möwen. Auch die Haptik ist toll, da der Umschlag aus einem eher rauen Papier besteht, auf das die Schrift und die Sterne erhaben und glänzend aufgesetzt wurden. So hebt sich das Buch von anderen Taschenbüchern positiv ab. Aber auch die Autorin, Katharina Herzog, hatte Einfluss darauf, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte, da ich auch ihre anderen Romane kenne und sehr mochte. Und nichtzuletzt gefällt mir auch der Schauplatz, die Nordseeinsel Juist.

Die 35-jährige Musicaldarstellerin Nele kommt zusammen mit ihrer achtjährigen Tochter Annika von New York nach Juist, um sich zusammen mit ihrer Mutter, zu der sie ein eher angespanntes Verhältnis hat, um den Verkauf des Hauses ihrer verstorbenen Großmutter zu kümmern. Bei ihr auf der Insel hat sie in ihrer Kindheit und Jugend jeden Sommer verbracht und dort sowohl den Nachbarsjungen Henry als auch den Urlauber Ben kennengelernt, die auch im weiteren Verlauf ihres Lebens immer wieder eine Rolle spielen. So wirklich leicht fällt ihr der Abschied vom "Deichschlösschen" ihrer Oma dann aber nicht und auch darüber, wie es in ihrem Leben nun weiter gehen soll, ist sie sich, konfrontiert mit vielen Erinnerungen, plötzlich nicht mehr so recht im Klaren.

Die Handlung wird abwechselnd auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. 2019, nach dem Tod der Großmutter und davor, beginnend mit Katharinas Teenagerjahren. Dadurch erfährt man als Leser erst nach und nach, wie alles miteinander zusammenhängt und die Handlung ist (für einen Frauenroman) nicht allzu vorhersehbar. Der Schreibstil von Katharina Herzog lässt sich sehr gut lesen, sie schreibt lebendig und anschaulich. Nele als Hauptperson ist mir sehr sympathisch und ich kann mich gut in sie hineinversetzen, aber auch alle anderen im Buch vorkommenden Personen haben trotz mancher Macke ihren Charme. Ich empfehle das Buch gerne weiter. Beim Lesen kann man so wenigstens in Gedanken mal wieder ans Meer reisen.

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