Geheimnisvolle Isle of Wight
Aufgrund einer Haushaltsauflösung – Großmutter Sally zieht in eine nette Altersresidenz – stößt Tessa auf ein zerschlissenes Fotoalbum aus dem 19. Jahrhundert. Auch wenn die Aufnahmen teils verschwommen ...
Aufgrund einer Haushaltsauflösung – Großmutter Sally zieht in eine nette Altersresidenz – stößt Tessa auf ein zerschlissenes Fotoalbum aus dem 19. Jahrhundert. Auch wenn die Aufnahmen teils verschwommen erscheinen, so ist doch Tessas Neugierde geweckt. Wer war diese fortschrittliche Frau auf der Isle of Wight, die sich als eine Pionierin dem Fotografieren verschrieben hat? Gibt es etwa noch andere Bilder, die irgendwo verborgen sind?
Flüssig und sehr angenehm zu lesen, verpackt Margot S. Baumann mit „Spiegelinsel“ wieder viel Lesenswertes in ihren Roman: vergilbte Fotos legen eine Spur auf die Isle of Wight, ein etwas rastloser und kauziger Kurator lehnt jegliche Unterstützung ab und schließlich kommen noch atemberaubend gefährliche Szenen hinzu, während aber auch die Romantik nicht zu kurz kommen darf. Ein Schuss von allem, gut mit historisch belegten Details und lokaler Geschichte verknüpft, serviert die Autorin ein wunderbar stimmiges Bild einer jungen Dame, die einen turbulenten Sommerurlaub verbringt.
Sowohl die Figuren als auch das besondere Flair dieser Insel sind sehr bildhaft und eindrücklich gezeichnet. Stets hat man als Leser das Gefühl, nicht nur von Ferne alles zu beobachten, sondern Teil zu sein dieser aufregenden Tage. Hautnah spürt man Tessas Eifer, mehr über Margaret Sophie Clarke (für die es ein reales Vorbild gibt) herauszufinden, ihr Glücksgefühl auf der zauberhaften Insel, auf der ihr nicht nur eine bunt blühende üppige Vegetation begegnet, sondern auch altehrwürdige Burgen und Schlösser, raue Felsen und eine aufgewühlte See, sowie vom Leben gezeichnete Einwohner. Ob ihr jemand von ihnen weiterhelfen kann, ja vielleicht sogar den Namen der Fotografin kennt?
Spannend und emotional bietet sich dem Leser eine wunderschöne Geschichte mit vielfältigen Facetten, die ohne Kitsch und Peinlichkeiten auskommt, manchmal vielleicht ein wenig überzeichnet, aber im Gesamten doch glaubwürdig und ob der historischen Tatsachen auch noch durchwegs interessant ist. Dazu verrät die Autorin übrigens auch sehr informative Anmerkungen im Anhang.
Kurzum: Ein Buch für unterhaltsame Stunden, das mir ebenso wie „Das Erbe der Bretagne“ ausgesprochen gut gefallen hat.