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Veröffentlicht am 21.09.2020

Vom Blitz getroffen

Herzblitze
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Was für eine tolle Geschichte! Tiefgründig, ernst, lustig - und noch ganz viel Adjektive mehr, die man dem neuen Roman von Kristina Valentin zuordnen kann.

Ihre Protagonistin Felicitas, Mitte Vierzig, ...

Was für eine tolle Geschichte! Tiefgründig, ernst, lustig - und noch ganz viel Adjektive mehr, die man dem neuen Roman von Kristina Valentin zuordnen kann.

Ihre Protagonistin Felicitas, Mitte Vierzig, wacht im Spital auf - sie wurde von einem Blitz getroffen und merkt schnell, dass sie unter einer Amnesie leidet. Ein ganzes Jahr fehlt in ihrer Erinnerung. Ein Jahr, das anscheinend sehr heftig gewesen sein muss, denn alle ihre Freunde eiern herum und rücken nur spärlich mit ihrem Wissen heraus. Felicitas weiss aber noch, dass davor ihre beste Freundin Melanie starb und ihr Mann sie kurz darauf verlassen hat. Zwei Schicksalsschläge kurz aufeinander - was das mit Felicitas gemacht hat, weiss sie nicht.

Nur dass sie es komisch findet, dass ihr Haus tiptop aufgeräumt ist und - Hilfe - kein Kaffee mehr im Haus zu finden ist. Stattdessen aber ein Hund. Dass sie Fridolin übernehmen wollte, weiss sie natürlich auch nicht mehr. Aber er tut ihr gut. Wie auch Sebastian, der neue Mitarbeiter, ein eigener ruhiger Kauz, der gleichzeitig mit ihr die Arbeit aufnimmt.

Auch die Arbeit tut ihr gut, obwohl sie keine Ahnung mehr hat, was sie genau abgesprochen hat, sofern sie sich keine Notizen gemacht hat. Felicitas arbeitet in einem Bestattungsunternehmen, wo die Wünsche der Verstorbenen und Hinterbliebenen wichtig zu nehmen sind. Wäre nicht ihr Ex-Mann, der sie ständig spontan überrascht, könnte es gut so weitergehen. Aber irgendwas Wichtiges war da noch vor dem Blitzschlag, bloss was?

Die Autorin "verarbeitet" gleich mehrere Themen: Menschen, die vom Blitz getroffen werden, überleben selten, und wenn, dann leiden sie oft unter einer Amnesie wie hier Felicitas. Dann geht es auch um Menschen, die in Bestattungsunternehmen arbeiten und ihren oft schwierigen Job sehr lieben. Tod, Trauer, Trennung, neue Chancen - sehr viel ist drin in "Herzblitze".

Kristina Valentin nähert sich feinfühlig an die grosse Thematik ran, bleibt ihrem Schreibstil treu und bringt die Geschichte auf eine nachdenkliche, sensible, aber dennoch konstant humorige Art rüber.

Felicitas Umfeld ist bis auf Mark sympathisch, alle Figuren haben ihre speziellen Eigenheiten, die gekonnt charakterisiert werden. Mein Liebling ist ganz klar Fridolin, der genau im rechten Moment zu Felicitas kommt, auch wenn es erst mal gar nicht so scheint.

Fazit: Inhaltlich erwartet die Leser ein mega schöner Roman. Es ist eine der seltenen Geschichten, bei der man beim Lesen der letzten Seite bereut bereits zu Ende gelesen zu haben, weil man das Vergnügen, den Roman zu beginnen schon hinter sich hat.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

So macht Chemie Spass

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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Die erste Frau, die den Nobelpreis verliehen bekommen hat, war Marie Curie. Ihre Geschichte erzählt Autorin Susanna Leonard in "Madame Curie und die Kraft zu träumen". Aus Sicht von Marie (als Maria getauft, ...

Die erste Frau, die den Nobelpreis verliehen bekommen hat, war Marie Curie. Ihre Geschichte erzählt Autorin Susanna Leonard in "Madame Curie und die Kraft zu träumen". Aus Sicht von Marie (als Maria getauft, doch immer nur Mania genannt, bis sie sich bei ihrem Studienbeginn selbst Marie nannte) rückblickend erzählt, beginnt der Roman bei Manias Kindheit in Polen, wo sie unter russischer Besatzung die Schulzeit durchlief.

Ihre Kinderjahre sind wichtig, um Manias späteren Lebensweg zu verstehen. Sie lebte mit ihren Schwestern und Pensionatsschülern bei ihrem Vater, der genau wie die Mutter Lehrer war. Doch die Mutter war krank und kurz nachdem Manias Schwester Sofia starb, mussten sie auch die Mutter zu Grabe tragen, sie starb an Tuberkulose.

Mania Sklodowski war neugierig wie diese Krankheiten entstehen und was sie auslösen. Sie wollte verstehen - ein wissbegieriges Kind, gewohnt zu lernen, immer Klassenbeste, obwohl jünger als ihre Klassengspänli. Somit wurde der Grundstein für ihre Zukunft gelegt.

Bildlich und sehr lebendig erzählt die Autorin von Kutschenfahrten im Schnee, sorglose Sommeraufenthalte auf dem Land, Szenen aus der Schulstube, die erste Liebe - und vieles mehr. Man kann sich alles perfekt vorstellen, auch die späteren Verbrennungen an Oberschenkel und den Fingern beim Erforschen der Radioaktivität und das Entdecken und Benennen der chemischen Elemente Polonium und Radium.

Susanne Leonard schildert eine faszinierende Persönlichkeit, die sozial, aber auch ehrgeizig war. Im Gegensatz zu ihrem Mann Pierre Curie, dem Preise und Statusgehabe, wie sie andere Wissenschaftler gerne an den Tag gelegt haben, nicht sehr wichtig waren und der gerne teilte.

Der Roman fesselte mich durch die lebhaften Beschreibungen, auch mochte ich die rückblickende Erzählweise, wenn Marie bei einigen Gelegenheiten Bekannten von früher erzählte und damit ihren Zuhörerinnen Mut machte, ihre Träume nicht aufzugeben.

Chemie und Physik fand ich zu meiner Schulzeit nie interessant, doch ich bin mir sicher: hätte ich diesen Roman damals schon lesen können oder hätten meine Lehrer ein paar Szenen, wie zum Beispiel die Namensgebung von Polonium uns so erzählt, wie es Susanna Leonard hier macht, wäre ich im Unterricht auf jeden Fall aufmerksamer gewesen und hätte womöglich noch Spass daran gehabt.

Fazit: Toll erzählte Romanbiografie über die erste Nobelpreisträgerin.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Realitätsnaher Einblick

Lehrerin einer neuen Zeit
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Laura Baldini alias Beate Maly lässt uns in "Lehrerin einer neuen Zeit" am Leben von Maria Montessori teilhaben.

Die Lernmethoden, die die berühmte Pädagogin damals anwandte, sind heute nichts Spezielles ...

Laura Baldini alias Beate Maly lässt uns in "Lehrerin einer neuen Zeit" am Leben von Maria Montessori teilhaben.

Die Lernmethoden, die die berühmte Pädagogin damals anwandte, sind heute nichts Spezielles und ganz normal. Wie z.B. der Test beim Kinderarzt, wenn Kleinkinder eine Form in die richtige Formbox stecken müssen. Doch um 1895 waren solche "Begreif"-Methoden nicht bekannt. Kinder mit Traumata, oder solche, die sich einfach langsamer entwickelten, wurden in eine psychiatrische Klinik gesteckt und vegetierten dort vor sich hin - ohne jegliche Beschäftigung.

An diesem Punkt griff Maria Montessori ein. Den Kindern zu helfen, wurde ihr, die kurz zuvor als eine der ersten Frauen als studierte und ausgebildete Ärztin die Universität verliess, immens wichtig. Man machte es ihr schwer, das Studium abzuschliessen, doch sie gab nicht auf und war erfinderisch, um gewisse Dinge auszuhalten.

Marias Streben beeindruckt zwar, doch sie stellte ihre Arbeit über alles andere und wird im vorliegenden Roman auch als sehr eitel und stur dargestellt. Auf der einen Seite versteht man sie, andererseits wirkt sie dadurch nicht so sympathisch. Auf jeden Fall war Maria eine Vorreiterin, tatsächlich eine "Lehrerin einer neuen Zeit" wie der Titel passend sagt und zog damit in die Geschichts- und Pädagogikbücher ein.

Der Roman gibt einen realitätsnahen Einblick, wie man mit angeblich hoffnungslosen Kindern umging. Obwohl das italienische Bildungssystem diesbezüglich auch heute noch Schwächen aufweist, wird es so wie beschrieben, damals wohl nicht nur in Italien gewesen sein. Als anschauliches Beispiel, wie ein Kinderleben vor und wie mit Montessoris Methoden (die sie von französischen Pädagogen übernahm und weiter entwickelte) war, zeigt uns die Autorin anhand Luigis Leben, welches in Zwischenkapitel erzählt wird und mir sehr gut gefiel.

Auch dieses Buch von Laura Baldini/Beate Maly habe ich sehr gerne gelesen. Ihr Schreibstil fesselt, so dass ich schnell weiterlesen und wissen wollte, wie es weitergeht, obwohl mir die Eckdaten aus Montessoris Leben bereits bekannt waren.

Fazit: Eindrückliche Romanbiografie über eine der bekanntesten Pädagoginnen weltweit.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Der Bücherbus fährt weiter mit Nanny Sieben am Steuer

Happy Ever After – Wo dich das Leben anlächelt
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Der Bücherbus fährt wieder! Allerdings sitzt nun nicht Nina, sondern Zoe am Steuer. Nicht nur das Fahren des Ungetüms, auch alles andere besitzt seine Tücken.

Da wäre das Huhn, das immer im Wege sitzt; ...

Der Bücherbus fährt wieder! Allerdings sitzt nun nicht Nina, sondern Zoe am Steuer. Nicht nur das Fahren des Ungetüms, auch alles andere besitzt seine Tücken.

Da wäre das Huhn, das immer im Wege sitzt; die schwierige Kundschaft, die sich nur von Nina bedienen lassen will; dann ihre andere neue Stelle als Au-Pair in einem Herrenhaus mit drei unerzogenen Kindern. Zudem ihr ständiges Ärgernis: der Vater ihres Sohnes, der sein Geld für sich selbst und eine mögliche DJ-Zukunft ausgibt, anstatt seinen Sohn zu unterstützen. Hari ist vier und spricht nicht. Doch im gleichaltrigen Patrick findet er in seinem neuen Zuhause einen Freund. Immerhin, denn Zoe fühlt sich fast noch einsamer als in London.

Aber ihr bleibt nichts anderes übrig und so dreht Zoe das Steuer um: sie gibt den Kindern Regeln vor und sucht sich mit dem Bücherbus eine andere Nische. Wird Zoe damit Erfolg haben oder ist "Nanny Sieben", wie sie von den Kindern genannt wird, auch bald Geschichte und muss zurück in die Grossstadt?

Dieser zweite Teil der Happy Ever After-Serie hat mir ausgesprochen gut gefallen. Viel besser als der erste Teil, der sehr märchenhaft und manchmal ein wenig abgehoben daher kam. Denn "Wo dich das Leben anlächelt" ist bodenständig und zeigt echte Probleme auf - und Lösungsansätze.

Gemeinsam haben die beiden Teile die Liebe zu Büchern, die hier - neben dem Bücherbus - in Form von Leseratte Zoe und Antiquar Ramsay auftreten.

Ramsay gewährt aber niemandem Zugang zu seiner Bibliothek. Diesbezüglich kommt Zoe auf tolle Ideen, mit der sie das Leben für alle einfacher und lebenswerter machen kann. Denn die Herrenhaus-Geschichte basiert auf traurigen Begebenheiten, die anstatt verarbeitet, aus Niedergeschlagenheit tot geschwiegen wurden, mit tragischen Folgen für die ganze Familie.

Das Setting ist toll, vor allem weil das Herrenhaus am Loch Ness liegt. Aber auch die Geschichte überzeugt total und spätestens nach dem Lesen dieses Romans möchte ich das Loch Ness mal mit eigenen Augen sehen.

Fazit: Viel zu schnell ausgelesen war die emotionale Geschichte mit Nanny Sieben am Steuer des Bücherbusses.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Fotos, Parfüms und eine Fürstin

Miss Kelly und der Zauber von Monaco
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Viele Leser*innen, ich eingeschlossen, waren von Sophie Benedicts "Grace Kelly und die Anmut der Liebe" enttäuscht, es las sich eher wie eine Abfolge von Lebensdaten. Zwar interessant, aber es fehlte an ...

Viele Leser*innen, ich eingeschlossen, waren von Sophie Benedicts "Grace Kelly und die Anmut der Liebe" enttäuscht, es las sich eher wie eine Abfolge von Lebensdaten. Zwar interessant, aber es fehlte an Emotionen.

Die bekommt man hier!

Zwar ein wenig anders als vielleicht erwartet. Aber sie sind drin, in diesem Roman aus der Feder von Heather Webb und Hazel Gaynor.

In Cannes versteckt Parfümeurin Sophie die amerikanische Schauspielerin Grace Kelly in ihrem Büro. Ein Fotograf ist ihr auf den Fersen. James hat aber nicht wirklich Lust auf Promi-Shooting, seine Leidenschaft sind Naturfotografien. Doch er muss seinem Arbeitgeber, einer englischen Zeitung, Fotos von Stars abliefern, und ist deshalb eines Nachmittags Grace auf den Fersen.

James durchschaut das Versteckspiel, ist aber von Sophie gefesselt. Und so entwickelt sich einerseits eine Freundschaft zwischen Sophie und Grace, zwischen Sophie und James, und sogar minim eine zwischen James und Grace.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht von Sophie und James erzählt. Zwischen ihnen beginnt eine feine Liebesgeschichte. Die Knotenpunkte sind die Eckdaten aus Graces Leben: als Grace Fürst Rainier öffentlich kennenlernt, später ihre Vermählung bekannt gegeben wird, die Schifffahrt der Brautfamilie von New York nach Monaco und natürlich die fürstliche Hochzeit selbst.

Grace bleibt zwar auch in "Miss Kelly und der Zauber von Monaco" eher leise im Hintergrund, aber man erlebt sie als Frau mit Gefühlen und einer grossen Portion Humor. In Webb/Gaynors Roman kommt Grace Kelly eher als Nebenfigur vor, die Dritte im Bunde sozusagen, aber man spürt sie hier viel mehr als in Benedicts Roman.

Ebenso sachte und leise wie Grace Kelly's Story hier eingewebt wird, wird diejenige von Sophie und James erzählt. Beide stehen an einem gewissen Punkt an ihrem Leben, der Veränderung herauf ruft. Sophie hat Schulden und spielt mit dem traurigen Gedanken entweder Land oder ihr Ladengeschäft zu verkaufen. James mag das Paparazzi-Fotografieren nicht und hofft, seine Leidenschaft anderweitig ausüben zu können. Manchmal hätte ich Sophie gerne zu anderen und rascheren Entscheidungen gedrängt, aber ihre waren trotzdem verständlich.

All das zusammen ergibt einen schnell zu lesenden und packenden Roman, der trotz historisch bedingter Vorhersehbarkeit mit überraschenden Szenen gespickt ist.

Fazit: Ein total schönes Eintauchen in die monegassische Geschichte der 50er Jahre.
5 Punkte.

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