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Veröffentlicht am 07.11.2020

Sehr unterhaltsam

Die Romanfabrik von Paris
2

Paris, 1851: Die mittellose Gräfin Anna von Dorn nimmt eine Stelle als Lehrerin an, um sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Dabei stolpert sie über die Werke Alexandre Dumas, die sie skandalös ...

Paris, 1851: Die mittellose Gräfin Anna von Dorn nimmt eine Stelle als Lehrerin an, um sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Dabei stolpert sie über die Werke Alexandre Dumas, die sie skandalös findet – sie will dem Schriftsteller das Handwerk legen, trifft dabei aber auf einen alten Feind.

Dumas hat derweil schon genug andere Probleme, nicht nur die Gläubiger rücken ihm auf den Pelz, und dann erscheint auch noch ein Artikel in seiner Zeitschrift, der ihn als Hochverräter darstehen lässt – den er aber gar nicht geschrieben hat.

Anna und Dumas stellen schließlich fest, dass sie gemeinsame Interessen haben, und machen sich auf die Jagd nach demjenigen, der beider Leben auf den Kopf gestellt hat.

Der Autor hat in Händchen für besondere Stoffe, was sich auch hier zeigt. Wahrscheinlich kennt jeder zumindest einen Roman Dumas‘, und ihn hier selbst als Protagonisten vorzufinden, macht Spaß, zumal es hier genauso spannend und actionreich zugeht wie in seinen Werken. Der Autor bedient sich sogar einer entsprechend altertümlich wirkenden Sprache mit vielen schönen altmodischen Wörtern – wobei ich das nie als anstrengend empfand sondern eher atmosphärisch. Und dann gibt es herrliche Sätze wie diesen: „Die Geschichten aus dem Unterleib der Literatur wurden ihrem gerechten Schicksal zugeführt“ (Pos. 920)

Atmosphäre gibt es hier sehr viel, und auch einiges zum Schmunzeln. Die Reise führt von Paris nach London und St. Petersburg, und überall fühlt man sich schnell im Land angekommen. Die Schauplätze haben mir jeweils gut gefallen, in London z. B. besucht man nicht nur die königliche Familie sondern auch ein Gefängnis, St. Petersburg lädt in die Eremitage und zu einer Wolfsjagd ein.

Dumas mochte ich von Anfang an, er ist ein frivoler Lebemann, hat aber ein gutes Herz, zeigt Empathie, und bringt einiges an Humor ins Spiel (wenn ich alleine daran denke, was er im Londoner Gefängnis anstellt, um seine Hinrichtung aufzuschieben …). Anders Anna, die ich wegen ihrer Sittenstrenge zunächst sehr anstrengend fand, die aber eine schöne Entwicklung durchmacht. Außerdem finde ich es sehr interessant mit Anna eine Protagonistin zu haben, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Die meisten anderen Charaktere spielen nur eine untergeordnete Rolle, sind aber doch gelungen charakterisiert. Und dann ist da natürlich noch der Antagonist, der zunächst schön teuflisch wirkt, mich aber am Ende doch ein bisschen enttäuscht hat, ebenso wie die „Auflösung“ um ihn.

Wie es sich für einen anständigen historischen Roman gehört, gibt es ein Nachwort des Autors, in dem er auf Wahrheit und Fiktion eingeht – und mir richtig Lust macht, eine Dumas-Biografie zu lesen.

Dirk Husemann entwickelt sich langsam zu einem meiner Lieblingsautoren, ich mag seine Romane, weil sie in meinen Augen besonders sind und nicht mit Humor sparen. Leider hat mich hier der Antagonist nicht komplett überzeugt, so dass ich zwar „nur“ 4 Sterne vergebe, aber auf jeden Fall eine Leseempfehlung ausspreche.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Prequel zur Reihe und zu Band 7

Moabit
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Haftanstalt Moabit, 1927: Christian Ritter ist einer der wenigen nicht korrupten Wärter. Eines Tages wird er Zeuge eines Kampfes zwischen Schränker Adolf Winkler vom Ringverein Berolina, der nur noch wenige ...

Haftanstalt Moabit, 1927: Christian Ritter ist einer der wenigen nicht korrupten Wärter. Eines Tages wird er Zeuge eines Kampfes zwischen Schränker Adolf Winkler vom Ringverein Berolina, der nur noch wenige Tage abzusitzen hat, und einem neuen Häftling, der Winkler offenbar gnadenlos töten möchte. Ritter geht dazwischen.

Die Kurzgeschichte ist nicht nur ein Prequel zur gesamten Gereon-Rath-Reihe, sondern insbesondere zum siebten Band, der den Vorfall noch einmal ans Licht holt. Erzählt wird aus drei Perspektiven, in der zweiten Person Singular die des Schränkers, in der ersten Person Singular die des Wärters und in der dritten Person Singular die der Tochter des Wärters, die keine andere ist als Charlotte Ritter, die jeder Leser der Reihe als Charly kennt, Gereon Raths große Liebe. Diese Erzählweise ist interessant, vor allem, weil die Geschichte mit jeder Perspektive wieder von vorne beginnt, so wie sie eben von diesem speziellen Charakter erlebt wurde.

Wer aufmerksam liest, kann sich schon einen gewissen Reim darauf machen, was passiert sein könnte, zumal wenn man die Reihe bereits kennt, und das empfehle ich dringend. Wirklich aufgelöst wird das Ganze hier aber noch nicht, das wird wohl in Band 7 erfolgen (den ich mittlerweile angefangen habe zu lesen).

Rath selbst spielt in dieser Kurzgeschichte keine Rolle, denn der ist noch gar nicht in Berlin gelandet, dafür aber Wilhelm Böhm. Über weitere bekannte Charaktere will ich hier noch nichts verraten.

Ganz so gut wie die Romane hat mir diese Geschichte nicht gefallen, ich mag einfach Kutschers längere Geschichten lieber, dennoch habe ich sie gerne gelesen. Sie wird zusätzlich aufgewertet durch die zur Zeit passenden Illustrationen von Kat Menschik. Leider sind die auf meinem Kindle nur in Schwarz-Weiß zu sehen, auf meinem Handy konnte ich sie mir aber auch in Farbe ansehen. Mir gefallen sie wirklich gut.

Diese Kurzgeschichte aus der Gereon-Rath-Reihe sollte man als Einleitung zum siebten Band der Reihe lesen, denn dieser nimmt Bezug auf die hier vorgefallenen Ereignisse. Durch ihre besondere Erzählweise und die Illustrationen fällt sie ein bisschen aus dem Rahmen, mir gefällt sie aber gut. Ich empfehle sie daher auf jeden Fall den Fans der Reihe, meiner Meinung nach sollte man die Reihe vor dem Lesen unbedingt kennen, und vergebe 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Beziehungsratgeber für Ärzte und Patienten

Wir müssen reden, Frau Doktor!
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Die Beziehung zwischen Patient und Arzt ist eine ganz besondere, und schnell kann dabei etwas schiefgehen und alles Vertrauen zueinander ist hin – falls überhaupt erst welches entsteht. Yael Adler ist ...

Die Beziehung zwischen Patient und Arzt ist eine ganz besondere, und schnell kann dabei etwas schiefgehen und alles Vertrauen zueinander ist hin – falls überhaupt erst welches entsteht. Yael Adler ist selbst Ärztin mit eigener Praxis und kann ein Lied davon singen – bzw. ein Buch davon schreiben.

Die Autorin stellt zunächst einmal die verschiedenen Arzt- bzw. Patiententypen vor, und mancher wird sich oder seine Ärzte wiedererkennen. Doch nicht nur an nicht kompatiblen Partnern kann eine Beziehung scheitern, sondern auch an der Art der Kommunikation untereinander, schnell redet man aneinander vorbei oder lässt den anderen nicht zu Wort kommen, weil man selbst so viel zu sagen hat. Auch Vertrauen zueinander ist wichtig, sowohl darauf, dass der andere (der Patient) ehrlich ist, als auch darauf, dass das Gegenüber (der Arzt) kompetent ist. Stimmt etwas nicht im Verhältnis, kann es zu gravierenden Schäden führen.

Ihre Ausführungen belegt Yael Adler mit vielen Fallbeispielen, die, leider, oft negativer Art sind. Dennoch hat sie auch eine ganze Reihe Anekdoten auf Lager, die den Leser schmunzeln lassen und das Lesen vergnüglich machen. Nett anzusehen sind auch die Illustrationen.

Natürlich gibt die Autorin auch, vor allem dem Patienten-Leser Tipps, wie er seine Arzt-Beziehungen besser gestalten kann bzw. was er tun kann, wenn einmal etwas nicht so läuft, wie es sollte oder wo er sich informieren kann, wenn ihm etwas fraglich erscheint (z. B. Stichwort IGeL). Aber auch Ärzte, so sie diesen Ratgeber überhaupt lesen, können einiges für ihre Arzt-Patienten-Beziehung mitnehmen.

Ich wollte mich eigentlich nach und nach mit dem Buch beschäftigen, aber einmal hineingelesen, entwickelte es schnell eine Sogwirkung, so dass ich es nach wenigen Tagen durchgelesen hatte. Wer aus gesundheitlichen Gründen gezwungenermaßen viel Zeit mit Ärzten verbringt, wird vieles schon aus Erfahrung wissen, dennoch kann dieser Ratgeber auch neue Erkenntnisse vermitteln, denn hier schreibt eine Ärztin, also jemand „von der anderen Seite“. Menschen mit weniger Erfahrung sollten sich nicht abschrecken lassen, zum Arzt zu gehen, bekommen hier aber Hinweise und Ratschläge an die Hand, die ihnen vielleicht schlechte Erfahrungen ersparen bzw. helfen, damit umzugehen.

Wahrscheinlich hätte ich mir so einen Ratgeber nicht selbst gekauft, ich hatte aber die Chance, ihn dennoch zu lesen. Hatte ich zunächst noch das Gefühl, nichts Neues zu erfahren, hat sich das später geändert. Der lockere Schreibstil der Autorin und der Verzicht auf Fachsprache macht das Ganze gut lesbar. Ich kann den Ratgeber empfehlen. Wer unsicher ist, kann einfach mal hineinlesen. Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Der Doctor geht immer ...

Doctor Who - Der zwölfte Doctor
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Der zwölfte Doctor ist mit Clara Oswald unterwegs, die beiden wollen eigentlich einen Eisplaneten besuchen, Clara ist voll auf Skilaufen eingestellt. Als sie die TARDIS verlassen, landen sie überraschenderweise ...


Der zwölfte Doctor ist mit Clara Oswald unterwegs, die beiden wollen eigentlich einen Eisplaneten besuchen, Clara ist voll auf Skilaufen eingestellt. Als sie die TARDIS verlassen, landen sie überraschenderweise in einem Dschungel.

Danach geht es weiter nach Indien, wo sich die beiden der Göttin Kali stellen müssen und der Doctor alte Bekannte wiedertrifft.

Der erste Band des zwölften Doctors hat zwei interessante und spannende Geschichten zu bieten, die ich sehr gerne gelesen habe. Leider kann ich die Zeichnungen nicht so positiv bewerten. Ich mag es, wenn ich die bekannten Charaktere auch erkennen kann. Wenn ich nicht wüsste, wer es sein soll, käme ich hier von alleine nicht darauf. Erkennt man den Doctor wenigstens noch ansatzweise, vor allem an seiner Kleidung, kann man das von Clara nicht behaupten, sie könnte jede x-beliebige Person sein und hat mit Clara optisch nahe zu nichts gemein. Das finde ich sehr schade, denn so fehlt es mir doch sehr an Clara-und-Doctor-Atmosphäre.

Die beiden Geschichten dieses Bandes sind interessant, leider finde ich in den Zeichnungen weder den Doctor noch seine Begleiterin Clara Oswald wieder. Dennoch vergebe ich eine Leseempfehlung für Whovians und knapp 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Süffiger historischer Roman

Der erste König
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Britannien, 8. Jahrhundert: Der junge Krieger Offa ist Gefolgsmann des Königs von Mercia, wird dessen Nachfolger und schließlich der erste König Britanniens.

Drida ist eine illegitime Cousine der fränkischen ...

Britannien, 8. Jahrhundert: Der junge Krieger Offa ist Gefolgsmann des Königs von Mercia, wird dessen Nachfolger und schließlich der erste König Britanniens.

Drida ist eine illegitime Cousine der fränkischen Königssöhne Karl und Karlmann und mit diesen aufgewachsen. Sie versucht zwischen den Brüdern zu vermitteln, auch noch, als beide selbst Könige sind.

Zwei eher weniger bekannten historischen Persönlichkeiten widmet sich die Autorin hier, was ich sehr spannend finde. Karl und Karlmann kennen natürlich viele, aber Drida? Auch von Offa hatte ich vorher bewusst noch nichts gehört, oder kann mich zumindest nicht erinnern. Im Nachwort erklärt die Autorin über Fiktion und Wahrheit auf. In mancher Hinsicht hatte sie die Möglichkeit, ihre künstlerische Freiheit zu nutzen, natürlich jeweils vor dem Hintergrund der tatsächlichen Ereignisse. Mir war es letztlich zu viel Persönliches und zu wenig politischer Hintergrund.

Die Geschichte wird aus Sicht der beiden Protagonisten erzählt, wobei Offas im Jahr 747, Dridas im Jahr 768 beginnt. So lernt man die beiden wirklich gut kennen, auch wenn man nicht immer alles nachvollziehen kann, was sie tun. Ich hatte z. B. meine Schwierigkeiten damit, wie lange Drida noch an der Vergangenheit hängt. Neben den beiden gibt es noch eine weitere Perspektive, die Hildas, die im selben Dorf wie Offa aufwächst und später einen unglücklichen Weg geht.

Die Charaktere gefallen mir gut, auch die Nebenfiguren sind gut gelungen und wirken authentisch. Leider nervt mich ausgerechnet Drida gegen Ende etwas zu viel, manchmal möchte ich sie schütteln. Ihre Ambitionen in Bezug auf ihr Herkunftsland (manchmal gar nicht so einfach, nicht zu spoilern) halte ich für übertrieben und deren Auflösung für eher unrealistisch. Aber Drida hat natürlich auch positive Eigenschaften, die ich sehr schätze. Offa dagegen mochte ich von Anfang sehr gerne.

Der Roman lässt sich sehr gut lesen, er packte mich von Anfang an. Am Ende ist Offas Herrscherzeit nur zum Teil erzählt, ich hoffe daher sehr auf eine Fortsetzung.

Wie ich es von historischen Romanen mag, hat auch dieser mich zum „Googeln“ angeregt, so habe ich insgesamt einiges Neue erfahren. Neben dem bereits erwähnten interessanten Nachwort gibt es ein Personenverzeichnis, Karten und eine knappe Übersicht der angelsächsischen und der fränkischen Herrscherlinie.

„Der erste König“ ist ein packender, süffiger historischer Roman, der sich eine weniger bekannte Zeit der britischen Geschichte vornimmt und dem Leser zwei interessante Protagonisten vorstellt. Meiner Meinung nach wird das Persönliche allerdings zu sehr in den Mittelpunkt gestellt, ich hätte gerne mehr über den historischen Hintergrund gelesen. Dennoch kann ich ihn allen Freunden historischer Romane empfehlen und vergebe 4 Sterne.

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