Die Autorinnen können es besser
Juni und ich - Flunkern wie gedrucktIch habe bereits viele Bücher von Anne Hertz gelesen und wurde dabei meistens unterhalten. Als ich erfahren habe, dass es fortan auch Kinderbücher gibt, war ich direkt neugierig und wollte „Flunkern wie ...
Ich habe bereits viele Bücher von Anne Hertz gelesen und wurde dabei meistens unterhalten. Als ich erfahren habe, dass es fortan auch Kinderbücher gibt, war ich direkt neugierig und wollte „Flunkern wie gedruckt“, dem ersten Band der „Juni und ich“-Reihe unbedingt eine Chance geben. Bereut habe ich dies nicht, jedoch wurde ich auch nicht so unterhalten, wie ich es zuvor erhofft habe.
Die Geschichte liest sich flüssig und leicht, die Figuren sind zum Teil gut ausgearbeitet und auch manche Dialoge konnten mich gut unterhalten. Allerdings empfinde ich Anne Hertz‘ Einstieg in die Kinderbuchszene nicht so ganz gelungen, da schon deutlich wird, dass die Autorinnen fast hauptsächlich für Erwachsene schreiben. Ich finde die Geschichte an sich niedlich, mein Problem ist jedoch, dass die Figuren, die meistens zwischen 11 und 14 Jahre alt sind, Dinge sagen, die man einfach in der heutigen Zeit entweder noch nicht oder nicht mehr sagt. So sagt Carla u.a. scherzhaft zu ihrer Freundin, dass sie gewonnen hätte. Anstatt zu fragen, was sie damit meint, kommt lediglich der Satz: „Ich habe doch bei gar keinem Preisausschreiben mitgemacht.“ – Nein, tut mir leid. Solche Sätze kaufe ich den Kindern in der heutigen Zeit einfach nicht mehr ab, sodass das Verhalten mit dem Alter für mich nicht funktionieren wollte.
Auch sonst konnte ich mich mit den Figuren nicht so ganz anfreunden. Dies liegt aber nicht daran, dass die Autorin sie nicht vernünftig ausgearbeitet hätte, sondern eher daran, dass ich anscheinend einfach zu alt für sie bin und so manche Gedanken und Lügengeschichten einfach nicht (mehr) nachvollziehen konnte. Carla ist zwar an sich ein nettes Mädchen und hat ihre Ziele im Leben, die sie unbedingt verfolgen möchte, aber dennoch war sie für mich nicht greifbar. Sie möchte nach der Schule Journalistin werden und strebt ihre Karriere bereits jetzt schon an, indem sie unbedingt an der Schülerzeitung mitarbeiten möchte. Bei der Reaktion gibt es jedoch eine Rangordnung und so darf sie aufgrund ihres Alters erst einmal nur für Getränkenachschub sorgen und Unterlagen kopieren, womit sie jedoch nicht einverstanden ist, da sie direkt losschreiben möchte. Dies ist alles sehr löblich, jedoch sind ihre ganzen Lügen, um an ihr Ziel zu kommen, nicht gerade das Gelbe vom Ei, ganz besonders, weil sie damit auch noch durchkommt.
Ich hätte es besser gefunden, wenn man hier eher das Bild vermittelt hätte, dass man auch ohne Lügen zum Ziel kommt, doch leider wird die Protagonistin mit ihrer nicht immer ganz korrekten Art auch noch belohnt. Die anderen Figuren, wie z.B. Carlas Freundinnen, die Leute von der Schülerzeitung oder auch ihre Familie, besonders ihre Tante, sind recht interessant, aber stellenweise auch farblos. Carlas Vater ist ein erfolgreicher Autor, ihre Tante ist Journalistin und eine gefeierte Bloggerin und somit war für Carla schnell klar, dass auch sie unbedingt ihr Geld später mit dem Schreiben verdienen möchte. Dies ist wirklich gut, vor allem, weil es auch endlich mal um einen anderen Berufswunsch als Lehrerin oder Tierärztin geht, aber dennoch wurde ich mit der Thematik einfach nicht warm, was ich sehr bedauerlich finde.
Die Geschichte hätte mir mit Sicherheit besser gefallen, wenn man sie etwas mehr mit dem „erhobenen Zeigefinger“ geschrieben hätte. Ich möchte nun sicherlich nicht, dass man ständig betont hätte, wie schlimm Lügen doch sind, jedoch hätte ich es deutlich besser gefunden, wenn Carla nicht ständig für ihre Lügenmärchen belohnt worden wäre. Gleichzeitig finde ich es unlogisch, dass ihre Aktionen viel zu selten hinterfragt wurden. Zwar gibt es auch hier jemanden, der ihr nicht traut, allerdings wurde mir diese Skepsis viel zu schnell aus der Welt geräumt.
Das Cover ist ganz süß, passt perfekt zur Geschichte und spricht somit direkt die Zielgruppe an. Auch die jeweiligen Kapitel werden mit einer Art Protokoll immer gut gestartet, was ich eine nette Idee finde. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen, sodass man sich hier nicht beklagen kann.
„Flunkern wie gedruckt“ ist für Kinder sicherlich eine nette Geschichte, für mich waren jedoch zu viele Logikfehler vorhanden, um wirklich Spaß an der Geschichte zu haben. Anne Hertz bleiben für mich weiterhin großartige Autorinnen, ihren Ausflug in das Kinderbuch-Genre finde ich jedoch nur mäßig gelungen. Dennoch werde ich auch den zweiten Band lesen, da ich hoffe, dass sich die Figuren und die Handlung noch steigern werden.